| Interview

Skadi Schier: „Eine 52er-Zeit war das große Ziel“

Sie ist die Aufsteigerin des Winters über 400 Meter: Skadi Schier. Die Langsprinterin des SCC Berlin errang am Sonntag bei der Hallen-DM in Dortmund ihren ersten nationalen Titel und rannte in 52,93 Sekunden eine neue Bestzeit. Im Interview verrät sie, welchen Rennplan sie im Vorfeld ausgearbeitet hatte, und berichtet von ihrer neuen Trainingsgruppe in Berlin mit Alica Schmidt und Christina Hering.
Svenja Sapper

Skadi Schier, herzlichen Glückwunsch zum deutschen Meistertitel. Wie geht es Ihnen nach 400 Metern Vollgas und Ihrem Sturz über die Ziellinie?

Skadi Schier:
Danke, mir geht es gut! Ich kann, glaube ich, mit Laktat ganz gut umgehen. Die Zielgerade fällt mir immer noch schwer. Dafür habe ich noch zu wenig Langsprinttraining in den Beinen und zu wenig Erfahrung auf dieser Strecke. Wenn man das über Jahre aufbaut, ist es natürlich wesentlich angenehmer. Aber ich muss sagen: Ich kenne Leute, denen geht es wesentlich schlechter nach dem Rennen. Das Adrenalin und die Freude spielen eine große Rolle dabei, wie es mir jetzt geht!

Auf den letzten Metern Ihres Rennens wurde es richtig eng und Sie haben sich ins Ziel geworfen …

Skadi Schier:
Man fühlt sich immer gejagt. Ich habe auf der Zielgeraden damit gerechnet, dass noch eine kommt. Gesehen habe ich es zwar nicht, weil ich mich im Rennen komplett auf mich selbst konzentriert habe. Aber ich wollte den Titel unbedingt ins Ziel retten.

Haben Sie vor der Hallen-DM damit gerechnet, dass Sie jetzt als Deutsche Meisterin hier stehen? Sie waren die deutsche Jahresbeste, aber vor der aktuellen Hallensaison noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Ihre Freiluftbestleistung ist mit 54,13 Sekunden mehr als eine Sekunde langsamer als die Hallen-Bestzeit …

Skadi Schier:
„Unbeschriebenes Blatt“ trifft es ganz gut. Ich bin erst seit einem Jahr auf der 400-Meter-Strecke unterwegs, zuvor bin ich vornehmlich die Kurzsprint-Strecken gelaufen. Deshalb sind die 400 Meter noch ein bisschen Neuland für mich. Mit dem Sieg kann man, glaube ich, nie rechnen, egal mit was für einer Vorleistung man antritt. Aber es hat ja geklappt.

Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie angereist?

Skadi Schier:
Ich wollte unbedingt um die Medaille kämpfen. Wenn man Jahresschnellste ist und im Halbfinale als Bestplatzierte ins Finale einzieht, kann man auch mal mit der goldenen Farbe liebäugeln. Spätestens nach dem Vorlauf mit 53,01 Sekunden war definitiv eine 52er-Zeit das große Ziel.

Können Sie Ihren Rennplan, den Sie vorhin am Stadionmikrofon bereits angesprochen haben, kurz erläutern?

Skadi Schier:
Wir haben jeder einen eigenen Rennplan mit dem Trainer abgesprochen, je nach Stärken. Meine Stärke sind mit Sicherheit die ersten 200 bis 300 Meter, deshalb bin ich direkt nach vorne gegangen. Ich komme eigentlich von den 300 Metern, die ich zu frühen Jugendzeiten oft gelaufen bin. In den Jahren danach wollte ich es eher entspannt angehen und mich mehr auf die Unterdistanzen konzentrieren. Das lief auch ganz gut und macht auch nach wie vor Spaß. Man wird mich sicherlich auch auf den 200 Metern das ein oder andere Mal sehen. Aber es war immer geplant, irgendwann die 400 Meter anzugehen.

Sie trainieren seit kurzer Zeit in einer neuen Trainingsgruppe in Berlin. Was hat sich dadurch verändert?

Skadi Schier:
Die letzten drei Monate haben viele Veränderungen mit sich gebracht. Vier Jahre lang war ich nur verletzt und krank. Jetzt trainiere ich bei einem sehr, sehr, sehr guten Trainer, Sven Buggel. Wir haben viel umgestellt und das hat sich jetzt positiv ausgewirkt, gerade im letzten Monat. Anfangs war das noch nicht so absehbar, ich hatte zunächst Anpassungsschwierigkeiten, weil das Training komplett anders aufgebaut ist als zuvor, viel sprintspezifischer.

Zur Trainingsgruppe gehören unter anderem EM-Teilnehmerin Alica Schmidt und seit kurzem auch die vielfache Deutsche 800-Meter-Meisterin Christina Hering. Wie können Sie voneinander profitieren und was sind Ihre nächsten Ziele?

Skadi Schier:
Wir ergänzen uns ziemlich gut. Ich bin besonders gut über die kurzen Strecken, Alica ist hingegen total ausdauerstark. Jetzt haben wir auch noch Christina Hering als 800-Meter-Spezialistin in der Gruppe. Gerade in den längeren Einheiten können wir extrem von ihr und ihrer Erfahrung profitieren. Jetzt sind die Augen auf die Sommersaison gerichtet. Eine genaue Planung gibt es noch nicht. Aber ich setze mir keine Limits mehr.

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