| TCS London-Marathon

Kelvin Kiptum kratzt am Weltrekord, Debüt-Sieg für Sifan Hassan

Eine Halbmarathonzeit unter 60 Minuten ist verdammt schnell. Kelvin Kiptum gelang das im Rahmen eines Marathons! In London lief der Kenianer die zweite Streckenhälfte in 59:44 Minuten. Im Ziel fehlten ihm mit 2:01:25 Stunden nur 16 Sekunden zum Weltrekord. Bei den Frauen lief Sifan Hassan sensationell zum Sieg. Auch zwei kurze Pausen konnten die Niederländerin bei ihrem Debüt nicht stoppen.
Martin Neumann

Kelvin Kiptum ist auf dem Weg, der dominierende Marathonläufer der kommenden Jahre zu werden. Der Kenianer lief am Sonntag in London in seinem zweiten Marathon zu seinem zweiten Sieg nach seinem „Debüt-Weltrekord“ von 2:01:53 Stunden im Dezember 2022 in Valencia. In der britischen Metropole war der 23-Jährige noch einmal 28 Sekunden schneller.

Mit 2:01:25 Stunden lief Kelvin Kiptum die zweitschnellste Zeit der Geschichte. Nur der zweimalige Olympiasieger Eliud Kiochoge war bei seinem Triumph im September in Berlin 16 Sekunden schneller. Der Weltrekordler gab in London übrigens den Startschuss und erlebte hautnah, wie sein Landsmann seinen Streckenrekord um 70 Sekunden verbesserte. „Mein Ziel war, eine Zeit zwischen 2:02 und 2:03 Stunden zu erreichen, aber an den Weltrekord habe ich nicht gedacht. Ich bin selbst überrascht und weiß nicht, was ich sagen soll. Vielleicht versuche ich, in meinem nächsten Marathon den Weltrekord zu brechen“, sagte Kelvin Kiptum nach seiner Gala-Vorstellung.

Tom Gröschel läuft auf Platz zwölf

Kelvin Kiptum riss mit einer fulminanten Tempoverschärfung die achtköpfige Spitzengruppe nach der 30-Kilometer-Marke auseinander. Die zweite Streckenhälfte absolvierte der Kenianer in unter einer Stunde. Nur 59:44 Minuten benötigte der Sieger für die finalen 21,1 Kilometer. Bei diesem enormen Tempo konnte die Konkurrenz nicht mithalten. Der zweimalige New-York-Sieger Geoffrey Kamworor (Kenia) wurde mit drei Minuten Rückstand in 2:04:23 Stunden und damit neuer Bestzeit Zweiter, auch Weltmeister Tamirat Tola (Äthiopien) blieb mit 2:04:59 Stunden als Dritter noch unter der Marke von 2:05 Stunden.

Als Zwölfter schlug sich Tom Gröschel mit 2:13:29 Stunden bei seinem London-Debüt achtbar. Der Rostocker machte auf der zweiten Streckenhälfte noch einige Plätze gut. Allerdings konnte er das Tempo der ersten Streckenhälfte (65:21 min) nicht ganz halten. Aufgrund der Streiks in Deutschland hatte er vor dem Lauf-Marathon einen 22-stündigen Anreise-Marathon hinter sich. „Ich bekam wegen des Regens Seitenstechen und fiel dann kurz vor dem Halbmarathon aus der Gruppe heraus“, erzählte Tom Gröschel.

Mo Farah sagt Goodbye

In London ging am Sonntag eine ganz große Langstreckenkarriere zu Ende. Sir Mo Farah absolvierte seinen letzten Marathon. Dabei zeigte der 40-Jährige auf den 42,195 Kilometern noch einmal seine Klasse und lief in 2:10:28 Stunden auf Rang neun. In London hatte Mo Farah 2012 mit seinen Olympiasiegen über 5.000 und 10.000 Meter britische Sport-Geschichte geschrieben. Der Jubel der Fans ließ dabei die Stützen des Olympiastadions erzittern. Die Karriere von Mo Farah hatte vor mehr als 30 Jahren einst beim Mini-Marathon in London begonnen. Schnellster Europäer war in London der Brite Emile Cairess als Sechster mit 2:08:07 Stunden. Kenenisa Bekele kam nicht ins Ziel. Der 40-jährige äthiopische Superstar gab vor der 30-Kilometer-Marke auf.

Bei den Frauen fügte Sifan Hassan in London ihrer läuferischen Erfolgsstory ein weiteres Kapitel hinzu. Bei ihrem Debüt spurtete die Niederländerin vor dem Buckingham Palace aus einer Dreiergruppe heraus in 2:18:34 Stunden im wohl am stärksten besetzten Frauen-Rennen der Marathon-Geschichte sensationell zum Sieg.

Die zweimalige Bahn-Olympiasiegerin von Tokio musste im Verlauf der 42,195 Kilometer sogar zweimal stehenbleiben, um sich zu dehnen. Doch auch diese muskulären Probleme konnten Sifan Hassan nicht stoppen. Genauso wenig wie der Londoner Regen und der Rückstand von 14 Sekunden zur Spitzengruppe bei Kilometer 35.

Fünf Läuferinnen unter 2:19 Stunden

Mit 2:18:34 Stunden hatte Sifan Hassan im Ziel einen knappen Vorsprung auf Alemu Megertu (Äthiopien; 2:18:37 h), Olympiasiegerin Peres Jepchirchir (Kenia) wurde mit 2:18:38 Stunden Dritte. Dahinter blieben auch Shelia Chepkirui (Kenia; 2:18:51 h) und die mit Magenproblemen kämpfende Titelverteidigerin Yalemzerf Yehualaw (Äthiopien; 2:18:53 min) unter 2:19 Stunden. Der 20 Jahre alte Streckenrekord von Paula Radcliffe (2:15:25 h) bleibt damit mindestens für ein weiteres Jahr bestehen. Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia) musst das Rennen schon nach wenigen Kilometern aufgeben.

Sifan Hassan bewies mit ihrem Triumph in London, dass sie die wohl vielseitigste Läuferin der Leichtathletik-Geschichte ist. Die 30-Jährige hat globale Titel über 1.500, 5.000 und 10.000 Meter gewonnen. Auch ihre Bandbreite zwischen der Mittelstrecke mit einer 800-Meter-Bestzeit von 1:56,81 Minuten bis zu einer 10.000-Meter-Zeit von 29:06,82 Minuten ist einmalig. In London zeigte Sifan Hassan nun eindrucksvoll, dass auch die Marathon-Distanz ihr „Lauf-Revier“ ist.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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