| Espoo 2023

U23-EM Tag 2 | Die DLV-Athlet:innen in den Finals

Sieben Finalentscheidungen mit deutscher Beteiligung finden am Freitag bei den U23-Europameisterschaften in Espoo statt. Hier erfahren Sie, wer sich die Medaillen geholt hat und wie die DLV-Athletinnen und -Athleten abgeschnitten haben.
Silke Bernhart

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WEIBLICHE U23


800 Meter


Zu viele Meter fürs Podium

Zweites Rennen, zweiter internationaler Start, zweiter guter Auftritt von Lucia Sturm: Mit dem vierten Platz bei den U23-Europameisterschaften konnte die 21-Jährige eine gelungene Premiere bei einer internationalen Meisterschaft feiern. Doch es wäre sogar noch mehr drin gewesen für die Läuferin vom TSV Mosel Lehmenfeuer, die in diesem Jahr Deutsche U23-Meisterin wurde und in 2:02,86 Minuten auch die deutsche Bestenliste ihrer Altersklasse anführt. „Ich haben zwischendurch zu viele Meter gemacht, weil ich außen gelaufen bin“, benannte sie selbst den Fehler, der möglicherweise am Ende dazu geführt hat, dass sie in 2:04,58 Minuten noch auf der Zielgeraden eine Läuferin vorbeilassen musste.

Bis dahin hatte Lucia Sturm sich an den Fersen der führenden Spanierin Daniela Garcia (2:02,96 min) zumeist an aussichtsreicher Position gehalten – aber eben eher auf Bahn zwei als auf Bahn eins, sodass die Wege länger wurden. „Die anderen waren am Ende stärker, das muss ich anerkennen“, stellte sie fest und gestand: „Ich bin schon enttäuscht, dass es nicht zum Podium gereicht hat.“ Dieses erklommen hinter der dominanten Siegerin aus Spanien Veera Mattila (Finnland; 2:03,14 min) und Georgia-Maria Despollari (Griechenland; 2:04,14 min).
 


Dreisprung


Platz acht, neun und zehn

Die Dreispringerinnen hatten schon ihre ersten Probesprünge absolviert, als der Himmel von Espoo seine Schleusen öffnete. Dann ging im Stadion gar nichts mehr – und die Athletinnen wurden wieder ins Trockne geführt, wo sie eine Stunde bis zum Neustart ausharren mussten. Dann ging’s für die meisten erstmal verhalten los – mit Ausnahme der großen Favoritin Maria Vicence aus Spanien, die gleich in Runde zwei den Siegsprung auf 14,21 Meter auspackte.

Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) erkämpfte sich im dritten Versuch mit 13,24 Metern ihren Finalplatz und konnte dort noch einmal zwei ähnlich weite Sprünge zeigen – Platz acht. Fürs Podium hätten Sprünge in den Bereich ihrer Bestleistung von 13,77 Meter hergemusst: Silber ging an Maja Askag (Schweden; 13,76 m), Bronze an Jessica Kähärä (Finnland; 13,59 m). „Ich ärgere mich, weil ich weiß, dass heute eine Medaille drin gewesen wäre“, stellte die Berlinerin fest, „aber mir fehlt einfach viel Routine vor allem im Anlauf. Ich habe immer getippelt. Da ist es auch für meinen Trainer schwer, mich zu coachen. Es ist eben einfach erst mein vierter Dreisprung-Wettkampf in dieser Saison, ich darf nicht zu streng mit mir sein.“

Aliena Juliette Heinzmann mit Fußschmerzen

13,14 Meter für Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen) in Runde eins, 13,12 Meter für Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) – für sie sollten diese ersten Sprünge die besten bleiben, mit denen sie schließlich Platz neun und zehn belegten. Bitter für Heinzmann nach einer Saison voller persönlicher Rekorde: Schon im ersten Versuch schmerzte der Fuß, im dritten musste sie humpelnd die Grube verlassen.

Anna Gräfin Keyserlingk dagegen konnte nach ihrer Enttäuschung nach der Qualifikation mit dem Wettkampf ihren Frieden schließen: „Ich bin viel lockerer in den Wettkampf gegangen“, verriet sie, und: „Ich habe ich nach der Regenpause viel besser gefühlt. Die Anläufe waren besser, die zwei Sprünge waren besser. Ich habe in zwei Jahren noch mal die Chance, ich bin zufrieden.“
 


Hammerwurf


Aileen Kuhn wirft den Hammer zu Bronze
 


Siebenkampf Tag 2


Platz neun und elf

Auf einen „soliden ersten Tag“ noch einen draufpacken: Das gelang am Freitag besonders Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau). In einer Windlotterie im Weitsprung, in der mal 2,4 Meter pro Sekunde Rückenwind, mal 2,4 Meter pro Sekunde Gegenwind herrschte, musste sie zwar zunächst mit nur 5,69 Metern vorlieb nehmen. Das Highlight folgte am Abend – noch bevor der Himmel seine Schleusen öffnete: Mit 42,59 Meter – Bestleistung! Und satte sechs Meter weiter als bei ihrer Siebenkampf-Bestleistung von 5.752 Punkten.

Marie Dehning blies auch zum Start in den zweiten Tag der Wind entgegen – symbolisch wie tatsächlich, denn bei ihrem Weitsprung-Satz auf 5,63 Meter hatte die Sechs-Meter-Springerin 1,7 Meter pro Sekunden Gegenwind. Zwar konnte die starke Speerwerferin mit 45,84 Metern nach der Regenunterbrechung noch einmal Boden gut machen. Der Durchbruch war aber auch das leider nicht, hatte sie doch in ihrem besten Siebenkampf (5.952 pt) 49,65 Meter geworfen.

Sechs Disziplinen, zwei DLV-Athletinnen – und vor den 800 Metern ein Kuriosum: Jenna Fee Feyerabend und Marie Dehning hatten mit 4.860 Zählern exakt dieselbe Anzahl an Punkten gesammelt. Auf dem geteilten siebten Platz starteten sie damit im Rennen der Top Acht in die letzte Disziplin. Dort gaben beide noch einmal alles, erst schien Feyerabend schon enteilt, dann startete Dehning ihre Aufholjagd, am Ende trennten sie im Ziel nur wenige Zehntel: Saison-Bestzeit von 2:18,67 Minuten und Platz neun für Marie Dehning (5.702 pt), Bestzeit von 2:19,42 Minuten für Jenna Fee Feyerabend und Platz elf (5.691 pt).

Den Titel machten an der Spitze die beiden großen Favoritinnen unter sich aus: Saga Vanninen (Finnland; 6.317 pt) hatte mit 6,02 im Weitsprung und 46,55 Metern den Weg zum Heimsieg eingeschlagen, den ihr Sofie Dokter (Niederlande; 6.256 pt) schließlich auch mit der besseren 800-Meter-Zeit (2:15,84 min) nicht mehr streitig machen konnte. Bronze ging an Pippi Lotta Enok aus Estland (6.002 pt).

Stimmen zum Wettbewerb:

Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich bin nicht super zufrieden, aber mit 5.700 Punkten am Ende doch ganz happy. Ich habe viele Punkte liegengelassen über die Hürden, auch im Hochsprung und Kugelstoßen, der erste Tag war nicht zufriedenstellend. Und auch in meiner Paradedisziplin, dem Speerwurf, konnte ich nicht alles zeigen. Meine Bestleistung liegt bei fast 52 Metern. Aber die Saison ist noch nicht vorbei, ich will noch mal angreifen.

Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau):
Mit den Würfen bin ich sehr zufrieden, in den anderen Disziplinen hatte ich leider Pech mit dem Wind. Am meisten ärgert mich zu 100 Prozent der Weitsprung, da bin ich schon fast sechs Meter gesprungen. Da hat der Wind auch nicht mitgespielt, das war schade. Aber so ist das im Mehrkampf: Abhaken und weitermachen!
 


Siebenkampf Tag 1


Auftakt mit Luft nach oben

Mit ordentlich Gegenwind starteten die Siebenkämpferinnen am Donnerstagmorgen in ihren Wettbewerb. Bestzeiten waren da auch bei den DLV-Athletinnen Fehlanzeige: In 14,78 Sekunden (-1,3 m/sec) fehlten Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) drei Zehntel zu ihrer Leistung von Bernhausen, wo sie mit 5.952 Punkten ihre Siebenkampf-Bestmarke aufgestellt hatte. Jenna Fee Feyerabend (TV Groß Gerau) war nach 14,24 Sekunden (-1,2 m/sec) im Ziel, zuletzt war sie dreimal in dieser Saison nahe an die 14-Sekunden-Marke gesprintet.

Im Hochsprung meisterte Feyerabend 1,71 Meter, Dehning 1,68 Meter – eine Höhe, die für Dehning auch in Bernhausen zu Buche stand, während Feyerabend bei ihrer Siebenkampf-Bestleistung (5.752 pt) 1,73 Meter überquert hatte. Etwas unterhalb ihrer besten Mehrkämpfe verabschiedeten sich Jenna Fee Feyerabend (1.812 pt) und Marie Dehning (1.701 pt) also auf Platz elf und 18 in die Mittagspause. In einem starken Feld mit fünf 6.000-Punkte-Athletinnen in Führung: die Favoritinnen Sofie Dokter (Niederlande; 2.078 pt) und U20-Weltmeisterin Saga Vanninen (Finnland; 1.991 pt) vor der Schweizerin Katelyn Adel (1.920 pt).

Platz elf und 14 – so lautete etwa sechs Stunden später das Resultat von Jenna Fee Feyerabend (3.387 pt) und Marie Dehning (3.342 pt), mit dem sie den ersten Tag beendeten. Während die Hessin mit einem guten Kugelstoß (13,58 m) punkten konnte, gelang der Leverkusenerin über 200 Meter in 24,52 Sekunden ein versöhnlicher Abschluss der ersten vier Wettbewerbe, die für beide durchwachsen verliefen. Nunmehr einsame Spitze sind Sofie Dokter (3.839 pt) und Saga Vanninen (3.826 pt), die sich unter anderem 23,92 sec (Dokter) und 15,36 Metern (Vanninen) ein Polster von fast 300 Punkten auf die Estin Pippi Lotta Enok (3.549 pt) erarbeitet haben.

Stimmen zum Wettbewerb:

Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau):
Es war ein solider Tag, ich hatte Spaß. Der Wind hat heute für die Hürden und die 200 Meter nicht so mitgespielt, allgemein bin ich zufrieden damit, dass ich die vielen Pausen gut gemanagt habe. Ich bin dankbar, dass ich hier sein darf, und freue mich am Freitag am meisten auf den Weitsprung.

Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Irgendwie bin ich heute nicht so richtig reingekommen, ich weiß nicht, woran es liegt. Es fing bei den Hürden an, da habe ich mich viel besser gefühlt und war mit der Zeit nicht zufrieden. Der Hochsprung war okay, mit der Kugel hat dann wieder was gefehlt. Morgen will ich im Speerwurf wieder so weit werfen wie in Bernhausen, da waren es 49 Meter, vielleicht sogar ein bisschen darüber.

 

MÄNNLICHE U23


100 Meter


Robin Ganter sprintet auf Platz vier

"Als Vierter der Meldeliste angereist. Als Vierter ins Ziel gekommen." Die Bilanz von Robin Ganter nach seinem 100-Meter-Finale fiel am Freitag durchweg positiv aus. Wenngleich die Ausgangslage für ihn nicht optimal war, da er auf Bahn eins gestartet keinen direkten Kontakt zu seinen stärksten Kontrahenten hatte. Auf Bahn sechs rannte Jeremiah Azu (Großbritannien) in 10,05 Sekunden auf und davon, auf Bahn fünf holte sich Raphael Bouju (Niederlande; 10,17 sec) Silber, auf Bahn vier ging Bronze an Pablo Mateo (Frankreich; 10,18 sec), alle mit etwas zu viel Wind von 2,1 Metern pro Sekunde.

"Der Start hätte besser sein können", analysierte der Mannheimer das Rennen, "dann bin ich aber gut ins Fliegen gekommen." Beste Voraussetzungen für den kommenden Tag, denn er ist längst noch nicht am Ende seines Einsatzes bei der U23-EM: Es sollen noch Starts über 200 Meter und mit der Staffel folgen. "Das habe ich schonmehr als einmal gemacht - warum nicht auch hier?!" sagte er.
 


5.000 Meter


Sven Wagner sortiert sich bei Tempohatz hinten ein

Es war das zweite ernsthafte 5.000-Meter-Rennen für Sven Wagner (Königsteiner LV). Und es wurde hart: An der Spitze nahm der Brite Charles Hicks direkt das Heft in die Hand und sorgte für eine hohes Tempo, das das Feld auseinanderzog. Am Ende hatte er sogar noch ausreichend Körner, um eine weitere Schippe draufzupacken und auch seinem letzten Verfolger zu enteilen: Gold in 13:35,07 Minuten. Silber erkämpfte sich hinter ihm Eemil Helander (Finnland; 13:40,15 min PB), als Dritter sammelte Will Barnicoat (Großbritannien; 13:45,24 min PB) noch einige Athleten vor ihm ein, die sich mit dem schnellen Anfangstempo übernommen hatten.

Sven Wagner hatte sich direkt im hinteren Drittel des Feldes einsortiert, und dort verblieb er. Im Positionskampf mit zwei, drei weiteren Athleten und in dem Versuch, noch Lücken zuzulaufen, investierte er seine Kräfte, für den entscheidenden Vorstoß nach vorne reichte es nicht: Platz 16 in 14:23,89 Minuten, etwa eine halbe Minute über der Zeit, die ihm im Mai in Karlsruhe die U23-EM-Norm eingebracht hatte.

„Ich wusste nicht genau, wie die Form für die 5.000 Meter ist, ich habe zuletzt viele 1.500er gemacht“, erklärte der eigentliche Mittelstreckler. „Ich wusste, es wird ein schweres Rennen, aber ich hatte darauf gehofft, dass es langsamer wird und ich am Ende meine Spurtstärke ausspielen kann.“ Doch schon nach dem ersten Kilometer habe er gemerkt: „Das ist heute nicht mein Tag.“ Der Fokus will er nach diesem Abstecher nun wieder auf die Mittelstrecke richten. „Wir haben das Training ein bisschen umgestellt, in den letzten Wochen lief es dann wieder sehr gut. Jetzt muss es die ‚Late Season‘ richten.“
 


Weitsprung


Simon Batz hebt wieder ab: Silber!
 


Live-Ergebnisse  Livestreams  Das DLV-Team

* Uhrzeit-Angaben deutscher Zeit (Finnland: +1 h)

 

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