| Jugend-DM 2015

Jena am Samstag - Entscheidungen männliche Jugend

Das Wochenende (31. Juli bis 2. August) steht ganz im Zeichen der Deutschen Jugendmeisterschaften der Altersklassen U20 und U18 in Jena. In 76 Finals geht es für Deutschlands Nachwuchshoffnungen um Gold, Silber und Bronze sowie persönliche Erfolge. Wir fassen für Sie alle Entscheidungen der drei Wettkampf-Tage zusammen.
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MÄNNLICHE JUGEND U20

200 Meter

Roger Gurski nicht zu bremsen

Knapp 24 Stunden nach seinem Silber über 100 Meter zog Roger Gurski (LG Rhein-Wied) auf der doppelten Distanz voll vom Leder. Mit 21,80 Sekunden angereist, trommelte er im Vorlauf 21,38 Sekunden auf die blaue Kunststoffpiste. Im Finale blieben die Uhren dann bei 21,27 Sekunden stehen - der sensationelle Aufstieg des in Podolskoje (Kasachstan) geborenen Rheinländers darf durchaus als kometenhaft bezeichnet werden. "Ich bin erst seit einem Jahr dabei. Mein Mathelehrer hat mich in den Verein geschickt. Ich hab´ ihn aber erst einmal zwei Jahre hängen lassen und abgewartet", so der 18-Jährige, der bei seinem Stammverein DJK Andernach von Martin Schmitz trainiert wird und eigentlich aus einer Ringer-Familie kommt. Jedenfalls haben Vater und Onkel in der Kampfsportart Meriten erworben. "Keine Ahnung wie es nun weitergehen könnte. Ich nehm´ es so, wie es kommt. Es macht einen Riesenspaß. Echt der Wahnsinn", so der Staffel-Fünfte der U20-EM.

Sein Staffelkollege Kai Köllmann (TV Wattenscheid 01), U20-Hallen-Meister und U23-Vize, konnte nicht so, wie er wollte. Den Achten der U20-EM plagten Ischias-Probleme und Schmerzen im Beuger. Dennoch biss er sich in 21,54 Sekunden zu Silber durch. 100-Meter-Meister Fabian Netzlaff (SV Werder Bremen) rannte auf der doppelten Distanz in 21,62 Sekunden zu Bronze. hk

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110 Meter Hürden

Florian Lickteig: „Saison hätte nicht besser laufen können“

Deutscher Meister, persönliche Bestleistung, eine richtig gute noch dazu, 13,50 Sekunden. Was sagt man dazu, Florian Lickteig? „Ja, was sagt man dazu?“, wiederholte Florian Lickteig (TV Dudenhofen). „Ich bin ziemlich froh, dass das so ausgegangen ist“.

Lickteig riss die Arme ganz schön weit auseinander, nachdem er die Ziellinie überquert hatte. Erstens war niemand vor ihm über den Strich gelaufen, zweitens leuchtete da links im Blickfeld eine Zeit auf, die „absolut top“ (Lickteig) ist. Und die übrigens auch bei den U20-Europameisterschaften in Eskilstuna ziemlich locker für Gold gereicht hätte. Da war Florian Lickteig in 13,64 Sekunden Zweiter geworden, hinter dem Russen Kamil Salimullin (13,60 sec), vor seinem Nationalmannschaftskollegen Henrik Hannemann (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg). Eine überraschende Silbermedaille, „ich war nicht einmal sicher gewesen, ob ich überhaupt dabei sein würde“, sagt Lickteig.

Wie in Schweden ließ er den ein Jahr jüngeren Henrik Hannemann, der in Jena eine 13,67 lief, hinter sich. Bronze gewann Michel Meißner (SC Kirchweyhe und Westerweyhe, 13,77). Der Jahresbeste und Vorjahressieger, Patrick Elger vom LAC Erdgas Chemnitz, hatte erkrankt auf einen Start verzichten müssen. Dagegen gab Zehnkämpfer Manuel Eitel (SSV Ulm), der bei der EM verletzt ausgefallen war, sein Comeback. Er wurde in 13,90 Sekunden Fünfter. „Wenn ich gegen Henrik laufe, gibt es immer ein schönes Rennen“, sagte Florian Lickteig. Der Vorlauf sei noch unrhythmisch gewesen. Doch im Finale steigerte er sich dann von 13,82 auf 13,50 Sekunden. „Ich habe den Flow aus Schweden mitgenommen“, sagte Lickteig. „Diese Saison hätte nicht besser laufen können“. wd

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2.000 Meter Hindernis

Patrick Karl knapp, aber sicher vorn

Sich wie im Vorjahr den Titel auf der Ziellinie wegschnappen lassen, das wollte U20-Vize-Europameister Patrick Karl (TV Ochsenfurt) nicht."Ich hatte alles unter Kontrolle", kommentierte der 19-Jährige, nachdem er mit neuem Hausrekord von 5:40,23 Minuten freudestrahlend die Ziellinie überquert hatte. "Ich bin zufrieden damit, dass ich mir den Titel zurückgeholt habe. Allerdings hatte ich auch den bayerischen Jugendrekord im Visier, aber der steht bei 5:38 Minuten", fand der 1,90 Meter große Schlacks dann doch noch einen Wermutstropfen.

Nach 800 Metern - Zwischenzeit 2:15 Minuten - setzte er sich an die Spitze, um fortan den Rennverlauf zu diktieren. Dass eingangs der Schlussrunde noch eine Dreiergruppe in seinem Schlepptau hing, war Patrick Karl vollkommen bewusst. "Ich habe quasi die Schatten neben mir gesehen, aber ich war sicher, dass ich hätte kontern können, wenn jemand vorbei gegangen wäre", so der Schützling von Klaus Karl.

Vorjahres-Überraschungssieger Karl Bebendorf (Dresdner SC), der sich in der Vorwoche in Nürnberg über 3.000 Hindernis als Elfter auf 9:10,71 Minuten steigern konnte, hatte bis ins Ziel Tuchfühlung und freute sich sehr über seine abermalige Steigerung. Auf der einen Kilometer kürzeren Hindernisstrecke steht sein Hausrekord nun bei 5:40,98 Minuten. Dem Gold von 2014 folgte diesmal Silber. Lennart Mesecke (SG Bredenbeck), der Siebte der U20-EM, verbesserte sich um sechs Sekunden auf 5:43,37 Minuten. hk

Stabhochsprung

Überraschung bei den Höhenfliegern: Nicolas Dietz holt Titel

Aufgrund seiner Vorleistungen konnte man Nicolas Dietz schon mit zu den Favoriten auf eine Medaille zählen. Dass der Stabhochspringer des LAZ Zweibrücken am Ende über den Titelgewinn jubelte, war für ihn sicherlich mit die größte Überraschung. Der 19-Jährige stieg bei 4,70 Meter ein und meisterte bis 4,90 Meter die Höhen problemlos im ersten Versuch. Keiner der neun Konkurrenten schraubte sich in jene Höhen vor. Selbst nicht der bisherige Jahresbeste, Tim Jäger, der bei seiner Einstiegshöhe von 4,80 Meter mit einem Salto nullo seine Ambitionen auf einen möglichen Titelgewinn früh beenden musste.

Gefährlich werden konnten Nicolas Dietz lediglich Michael Enns (LG Wipperfürth) und Maximilian Knief (SV Werder Bremen), die bis 4,80 Meter noch gut mithielten, aber die Höhe von 4,90 Meter in allen drei Durchgängen nicht fehlerfrei überquerten. Aufgrund der geringeren Fehlversuche sicherte sich Michael Enns mit 4,80 Meter die Silbermedaille und mit der gleichen Höhe wurde Maximilian Knief Dritter. sam

Dreisprung

Max Heß wieder fit und vorn

U20-Vize-Weltmeister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz), im Vorfeld der U20-EM durch Verletzungen und Krankheit ausgebremst, konnte endlich wieder sein Potenzial unter Beweis stellen. Nach leicht mit zwei ungültigen Versuchen und einem Sicherheitssprung wackeligen Auftakt, flog er im vierten Versuch auf 15,43 Meter, um dann einen Durchgang danach auf 15,84 Meter zu erhöhen und den Titel einzutüten. "Die zwei ungültigen Sprünge zu Beginn waren ein Schock, doch dann lief es von Sprung zu Sprung besser", so der Schützling von Harry Marusch.

"Ich bin mit einer gewissen Angst gesprungen, die Verletzung könnte wieder aufreißen und deshalb auch mit angezogener Handbremse. Aber ich bin schmerzfrei", erklärte der Hallen-EM-Teilnehmer im Weitsprung. "Die Saison ist für mich nun beendet, aber ich wollte einen runden Abschluss", meinte der 1,86 Meter große Modellathlet, dessen großes Vorbild der britische Dreisprung-Weltrekordler und Olympiasieger Jonathan Edwards ist.

Christoph Garritsen (SC Preußen Münster), der bei der U20-EM trotz starker Fersenschmerzen Platz sechs ersprang, deckte erst ganz zum Schluss die Karten richtig auf. Da kam der passionierte Pokerspieler mit 15,66 Metern dicht an seine persönliche Bestleistung heran. Benjamin Bauer (LAC Erdgas Chemnitz), nach den Durchgängen zwei und drei mit dem Hausrekord von 15,18 Metern in Führung, ließ sich dadurch noch auf den Bronzerang verdrängen. hk

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Diskuswurf

Tony Zeuke überzeugt mit Bestleistung am Saisonende

Diskuswerfer Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge) hat sich aus dem Mittelfeld im letzten Durchgang auf den ersten Platz katapultiert! Mit 61,21 Meter steigerte der U20-EM-Achte von Eskilstuna (Schweden) seine Bestmarke um einen halben Meter. „No risk, no fun“, dachte sich der 17-Jährige, bevor er den Ring betrat. „Es hat sich im Training schon angedeutet, dass ich weiter werfen kann, nun hat es auch im Wettkampf geklappt.“ Und Tony Zeuke hat noch Kräfte für zwei weitere Wettkämpfe, unter anderem in Thum. So ganz hatte er mit dem Ausgang nicht gerechnet, einen starken Wurf von U20-Vize-Weltmeister Henning Prüfer hatte er schon erwartet.

Aber es waren andere, die hinter Tony Zeuke, die Podestplätze belegten. Vize-Meister wurde der Wasserburger Lukas Koller, der in den Runden fünf und sechs stark aufkam und sich mit 59,86 Meter der 60-Meter-Marke annäherte, die aber an diesem Tag dem Sieger vorbehalten blieb. Auch Clemens Prüfer, Vize-Jugend-Olympiasieger 2014, fehlte bis zu dieser Linie nicht viel, er belegte mit 59,44 Meter den Bronzerang. Zufrieden war der Potsdamer aber, genauso wie sein Bruder Henning, der mit 57,27 Meter auf Rang fünf landete, ganz und gar nicht. „Das war technisch nicht gut“, fiel das Fazit des 63-Meter-Werfers eindeutig aus. „Es gibt einige Stellen, an denen wir arbeiten wollen.“ Die Saison sei nun zum Glück vorbei.

Nun kann auch Henning Prüfer, der als Titelverteidiger und Bronzemedaillengewinner der U20-EM angetreten war, seinen Rücken auskurieren lassen und nächstes Jahr wieder neu angreifen. „Meine Saison hat so angefangen, wie sie begonnen hat. Es lief nicht so, wie ich das wollte. Aber aus solchen Sachen lernt man“, sagte der 19 Jahre alte Jahresbeste mit 65,03 Metern. Die Brüder galten eigentlich als Favoriten. pr

Hammerwurf

Kein 80er, aber ein weiterer Titel für Alexej Mikhailov

Der erste wichtige Fakt: Spannend war´s nicht. Das war allerdings schon davor zu ahnen gewesen. Der zweite wichtige Fakt: Deutscher Meister wurde Alexej Mikhailov (Hannover 96). Das hatte man sich, ehrlich gesagt, auch schon denken können. Der dritte wichtige Fakt, zumindest für Alexej Mikhailov: keine 80 Meter. Und das wiederum, diese neue Bestleistung für den deutschen Jugendrekordhalter, wäre durchaus denkbar gewesen. Dieser Alexej Mikhailov, schon im vergangenen Jahr Deutscher Meister im Hammerwurf der U20, ist ein Ausnahmetalent; und ein guter Typ noch dazu. Als der 19-jährige seinen letzten Versuch beendet hatte und somit auch der Wettkampf vorbei war, drückte Mikhailov jedem einzelnen der umstehenden Kampfrichter herzlich die Hand.

„Ich wollte heute noch einen 80er raushauen“, haderte der Hannoveraner ein bisschen mit seiner Leistung. Mehr als 77,86 Meter wollten es nicht werden. Silber gewann Michael Noe (LC Rehlingen) mit 63,87 Metern, Bronze ging an Dominik Maaß (LAV Neustadt) mit 62,89 Metern. Davor trug Mikhailov seine eigene Meisterschaft aus. „Ich kämpfe gegen die Weltjahresbestenliste“. Dort liegt Joaquin Gomez aus Argentinien mit 80,59 Metern vorne. Alexej Mikhailov lauert mit seiner hervorragenden Bestleistung von 79,96 Metern auf Platz zwei. Viel fehlt nicht zur 80 – in Jena gelang der große Wurf noch nicht. Trotzdem ein guter Tag, „ein besonderer Tag in meinem Leben. Ich hätte auch drei ungültige werfen und nicht Deutscher Meister werden können“, so Mikhailov. wd

MÄNNLICHE JUGEND U18

100 Meter

Milo Skupin-Alpha - Passende Anspannung für ersten U18-Titel

Ein enges Finale bahnte sich an. „Es war von Anfang an spannend, meine Konkurrenten haben in den Vorläufen einen draufgepackt. Das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht“, sagte der Jahresschnellste Milo Skupin-Alfa. Vor allem Titelverteidiger Thomas Barthel (SC Magdeburg; 10,76 sec) hätte ihn an einem besseren Tag schon schlagen können und auch der Sieger im Hürdensprint Jonathan Petzke (Dresdener SC  1898) war im Zwischenlauf ebenso wie Emanuel Stubican (TB Bad Cannstatt) gut drauf.

Im Finale zählte es also für Milo Skupin-Alfa, den U18-WM-Sechsten von Cali, der dort seine Bestzeit auf 10,59 Sekunden steigerte: „Die Luft war noch nicht raus, ich war auch nicht weniger angespannt als in Cali, es war eine andere Art von Anspannung.“ Mit dieser mentalen Einstellung kämpfte sich Milo Skupin-Alfa aber zum Titel und konnte die starken Gegner um ein paar Hundertstel abhängen. Seine Zeit: 10,70 Sekunden. „Ich bin komplett zufrieden. Ein Zehntel über Bestzeit“, sagte der Offenburger, der eine erfolgreiche Saison mit dem Meistertitel gleich in seinem ersten U18-Jahr krönt, 2014 war er in Köln U16-Meister. Für ihn wird es Zeit, dass die Saison vorbei ist, langsam machen sich die Belastungen im Körper spürbar.

Die Sprinter hinter Milo Skupin-Alfa, der in Kolumbien ausnahmsweise „das Hinterherlaufen lernte“, schenkten sich nichts. Thomas Barthel sicherte sich mit drei Hundertstel Vorsprung knapp die Silbermedaille vor Emanuel Stubican (10,76 sec), der wiederum Jonathan Petzke um nur ein Hundertstel auf den vierten Platz verwies. pr

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400 Meter

Marvin Schlegel stürmt vorweg

Es war ein Doppelsieg par excellence: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), der bei der U18-WM als Zweiter seines Vorlaufes sicher ins Halbfinale lief und außerdem als Schlussläufer der deutschen Mixed-Staffel mit einem couragierten Auftritt zwei Plätze aufholte und den vierten Platz erkämpfte, verteidigte seinen Vorjahrestitel souverän. Schon in der Vorrunde hatte der Sachse mit 48,77 Sekunden die klar beste Zeit abgeliefert.

Wenngleich sein Hausrekord von 46,92 Sekunden unangetastet blieb, lief er im Finale in 47,66 Sekunden den Titel nach Hause. "Ich wollte nach 300 Metern das Feld anführen, habe mich aber so gut gefühlt, dass ich sofort losgerannt bin und vom ersten Meter an vorn lag", erklärte der Sachse. "Die beiden Staffelläufe in der vergangenen Woche in Nürnberg habe ich ganz schön gespürt. Ich bin froh, dass es das für diese Saison war", so Marvin Schlegel, der auch im nächsten Jahr schwerpunktmäßig die 400 Meter bestreiten möchte.

Sein Klubkollege Johann Rosin stürmte nach 48,73 Sekunden als Zweiter ins Ziel.  Marti Florian Colon (TV Wattenscheid 01), in Cali wie der Sieger Halbfinalist und Mitglied der Mixed-Staffel, holte in 48,82 Sekunden wie im Vorjahr Bronze. hk

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<link video:12960>Video-Interview

800 Meter

Pascal Kleyer haut drauf und läuft erstmals unter 1:50 Minuten

In der Mixedzone war ordentlich was los. Da standen Freunde, Freundinnen, Trainer und Betreuer, die gratulieren wollten. Die Dopingkontrolle, die Presse. Und da standen, klar, die Läufer der U18, die gerade das Finale über 800 Meter bestritten hatten. Einer von ihnen hatte gerade erst die Siegerzeit bemerkt, die da in roten Zahlen auf der schwarzen Anzeigetafel leuchtete. Er rief: „1,49? What???“. Da war schon etwas Ungläubigkeit in der Stimme, Staunen über diese ersten drei Ziffern, Respekt, vielleicht sogar ein bisschen Bewunderung. Und die galt Pascal Kleyer (LG Region Karlsruhe). Dem Achten der U18-Weltmeisterschaft von Cali, dem neuen Deutschen Meister; der nicht nur Deutscher Meister wurde, sondern eine neue, eine besondere Bestleistung lief: 1:49,58 Minuten. „Ich bin total überwältigt“, sagte Pascal Kleyer ein paar Minuten später.

Direkt zu Beginn, als die Bahnen freigegeben wurden, hatte sich Kleyer an die Spitze des Feldes gesetzt. „Nach der ersten Runde, in 53 Sekunden oder so, dachte ich: viel zu schnell“, berichtete der 17-jährige. „Aber dann hab´ ich einfach draufgehauen“. Er habe sich vor dem Start nicht gut gefühlt, mit so vielen Rennen in der letzten Zeit in den Knochen. Ging aber dann doch ganz gut. So gut, dass sich Pascal Kleyer, als er schließlich nach weniger als 110 Sekunden im Ziel angekommen war, vor Freude, vor Erschöpfung, das ließ sich zunächst schwer auseinanderhalten, auf den Boden fallen ließ. Hinter ihm kamen Constantin Schulz (LC Cottbus, 1:51,09 min) und Niklas Harsy (LAZ Gießen, 1:52,42) ins Ziel. Und dann begann der große Jubel. wd

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1.500 Meter

Sieger unter den Schnaufern: Nicolai Christ

Es war ein taktisches Rennen, „weil Meisterschaftsrennen meistens taktisch sind“. Sagte ein schnaufender Nicolai Christ (SG Schorndorf 1846) im Zielbereich. Um ihn, den Sieger, herum: andere, ebenfalls schwer schnaufende Athleten. Manuel Walicki (SCB Berlin) etwa, der Zweite. Oder Robert Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen), der Dritte. Hinter allen, den Medaillengewinnern wie den restlichen neun Läufern, lag ein anstrengendes Rennen über 1.500 Meter, mit ständigen, kraftzehrenden Positionskämpfen, weil niemand gewillt war, für schnelles Tempo zu sorgen. Erst als die Glocke die letzte Runde einläutete, wurde es schnell. Dann aber auch gleich richtig. Und im Schlussspurt war Nicolai Christ in 4:12,57 Minuten der Schnellste, schneller als Walicki (4:12,90 min), schneller als Baumann (4:13,19 min). „Ich freu´ mich riesig darüber“, strahlte der Württemberger.

Zeitweise hatte es für ihn gar nicht gut ausgesehen. „Ich hatte ein bisschen Angst, weil ich so weit hinten war.“ Christ, nach hinten seitlich abgedrängt, kämpfte zeitweise nicht um eine Führungsposition, sondern eher darum, nicht plötzlich ganz aus dem Rennen zu sein. „Hier sind so viele starke Leute, hier kann jeder im Finale gewinnen“, sagte Christ, der mit der besten Zeit nach Jena gefahren war, mit einer Zeit (3:56,09 min), in der bei der DM vielleicht gerade mal die letzte Kurve durchlaufen wurde.

Dann, 100 Meter vor Schluss, griff Nicolai Christ an. „Ich wollte unbedingt den Titel. Ich hatte hinten raus einen richtigen Kick.“ Christ setzte sich an die Spitze, dahinter kämpfen Robert Baumann und Manuel Walicki um den Anschluss. Sie waren dran, beide. Aber eben letztlich hintendran. Ein bisschen weiter vorne schnaufte schon ein anderer: Nicolai Christ. wd

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400 Meter Hürden

Frieder Scheuschner wie im Vorjahr in der U16

Im Vorjahr war er über 300 Meter Hürden Deutscher Meister der U16 - und im Dreisprung Dritter. Mittlerweile hat Frieder Scheuschner (HSG Universität Greifswald) das Dreispringen drangegeben. "Auch um den Rücken zu schonen", verriet der Mecklenburger, der sich nunmehr aufs Sprinten konzentriert. Die Spezialisierung trägt Früchte. In Jena war der hochaufgeschossene Schlacks jedenfalls nicht zu halten und donnerte vom Start weg davon. Zwar stockte er bei einem Rhythmus- und Beinwechsel ausgangs der Zielkurve kurz, war in 52,89 Sekunden letztendlich aber ungefährdet.

"Erst war der Endlauf das Ziel, dann eine Medaille und jetzt bin ich ganz vorn", strahlte Frieder Scheuschner kurz nach dem Zieleinlauf, umgeben von einer kleinen Hundertschaft begeistert jubelnder Klubkolleginnen. Darunter Vanessa Hammerschmidt, tags zuvor U18-Vize-Meisterin im Hürdensprint. Da ihm ein Wettbewerb immer noch zu wenig ist, tritt der neue Langhürden-Champion am Sonntag auch über 200 Meter an. "Ich stehe da an fünfter Stelle der Meldeliste, mal sehen was geht", umschreibt er seine Zielsetzung eher vage.

Emil Agyekum (SV Preußen Berlin), auch im Vorjahr in der U16 Langhürden-Vize, erkämpfte in 53,27 Sekunden Silber. Tom Schröder (SG Osterholzer LA; 54,28 sec) wollte da nicht aus der Reihe tanzen und wurde wie 2014 bei der U16-DM nun auch in der U18 Dritter. hk

2.000 Meter Hindernis

Niklas Buchholz: „Ich musste da leider vorbeilaufen“

Dieses letzte Hindernis, nach fast 2.000 Metern. Da passierte es: Yannik Dudda (LG Kurpfalz), lange Zeit klar in Führung, stürzte. Und während Dudda auf den Boden fiel, stürmte Niklas Buchholz (TSV Hemhofen) vorbei und zum U18-Gold (6:05,31 min). Dudda, über den zwischenzeitlich noch ein anderer Läufer gestolpert war, nämlich Malte Stockhausen (LAZ Rhede), rappelte sich auf und rettete Platz zwei ins Ziel (6:08,86). Vom Sturz von Malte Stockhausen wiederum profierte Lukas Lembcke (SV Kali Wolmirstedt e.V.) – er holte in 6:09,62 Minuten Bronze, Stockhausen wurde Vierter (6:11,30). „Ich kann es noch nicht richtig glauben“, sagte der Sieger Niklas Buchholz.

Dabei schien wirklich alles auf einen Sieg des mit der deutlich besten Vorleistung gemeldeten Yannik Dudda (6:02,64) hinzulaufen. Etwa die Hälfte der Strecke war passiert, da setzte sich Dudda vorne ab, etwa auf Höhe des vorletzten Wassergrabens. Schnell waren einige Meter zwischen ihn und den Rest gebracht, und erst ab der letzten Kurve schob sich Niklas Buchholz wieder heran. Zehn Meter Vorsprung noch. Dann fünf Meter, Tendenz weiter schmelzend. „Ich habe das schon gemerkt, vielleicht kam daher die Unaufmerksamkeit beim letzten Hindernis“, analysierte Dudda. „Mein Knie war zu tief. Das ist schon ein bisschen ärgerlich“. Und Buchholz? „Ich musste da leider vorbeilaufen“. Die letzte Runde, das war seine Runde – „irgendwo holt man noch Reserven her“. wd

Dreisprung

Hong Xu segelt mit 14,43 Metern zum Meistertitel

Die erste Entscheidung am zweiten Wettkampftag ist gefallen: Dafür sorgten die Dreispringer der U18. Der neue Deutsche Jugendmeister heißt Hong Xu (Neuköllner SF), der im zweiten Durchgang auf seine Siegesweite von 14,43 Meter segelte. Ein Lächeln wollte ihm trotz der guten Weite nicht über die Lippen huschen. „Ich bin mit meiner Leistung nicht so richtig zufrieden. Ich wäre schon gern ein bisschen weiter gesprungen“, resümierte der Titelträger nach seinem eher durchwachsenen Wettkampf. Seine Saisonbestleistung steht bei 14,56 Meter – und die hätte er gern noch mal angegriffen. Doch die schwierigen Bedingungen an der Anlage ließen keine bessere Weite zu.

Hong Xu verdrängte mit seiner Topweite den bis dato Führenden Valentin Schneider (TSV Rottweil) auf Rang zwei. Letzterer hatte im ersten Versuch mit einem Satz auf 14,18 Meter vorgelegt. Zudem knackte er erstmals in seiner Karriere die 14-Meter-Marke. Seine alte Bestmarke stand bei 13,56 Meter. An die starke Leistung konnte Valentin Schneider in den nachfolgenden Versuchen nicht mehr anknüpfen. Somit standen für ihn nicht nur eine neue persönliche Bestleistung in der Ergebnisliste, sondern auch der Silberplatz. Die Bronzemedaille sicherte sich Daniel Kraft (LG Wettenberg) mit 13,88 Metern. sam

Kugelstoßen

Tobias Köhler dreimal über 20 Meter

Tobias Köhler (SC DHfK Leipzig), der bei der U18-WM mit 18,74 Metern in der Qualifikation hängen blieb, wuchtete sich augenscheinlich den Frust vom Leib. Im dritten Durchgang knallte er mit 20,15 Metern den ersten 20-Meter-Stoß seiner Karriere raus, um dann sogar auf 20,21 Meter zu erhöhen und den Wettkampf mit 20,05 Metern abzurunden. "Natürlich war jede Menge Frust dabei. Ich wollte unbedingt zeigen, dass ich es kann und hatte mir vorgenommen, die 20 Meter in Angriff zu nehmen. Dass es aber gleich dreimal klappt, hat schon eine besondere Note", sagte der Schützling von Katja Schreiber, dessen Hausrekord zuvor bei 19,81 Metern stand.

"Dass es von der Technik her möglich ist, hatte ich schon länger im Hinterkopf", so der 1,91 Meter große und 107 Kilo schwere Hüne, der die Saison nun beendet hat. Martin Knauer (LG Stadtwerke München) katapultierte den Fünf-Kilo-Eisenball im dritten Durchgang auf 18,79 Meter und bekam dafür Silber. Pascal Eichler (LAC Erdgas Chemnitz) ließ einen Versuch später 18,40 Meter folgen. Das langte zu Platz drei. hk


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