DLV-Akademie, Wolfgang Killing, Videos H. Hommel, unter Mitarbeit von Werner Goldmann
Das Techniktraining dient zur Vorbereitung und Optimierung der Wettkampftechnik. Es kann unterschieden werden in
Im Kugelstoßen gibt es derzeit drei Wettkampftechniken, mit denen bis in die absolute Weltklasse hinein gearbeitet wird:
Junge Sportler, die bzw. deren Trainer über eine Spezialisierung auf das Kugelstoßen nachdenken, sollten alle drei Techniken kennen- und zu einem gewissen Grad beherrschen lernen, bevor sie sich für eine Technik entscheiden. Selbst wenn diese Entscheidung gefallen ist, werden Elemente der anderen Techniken immer wieder im Training vorkommen.
In der Regel bauen die Übungen aufeinander auf; am Anfang werden allgemeine, für alle Techniken passende Vor- bzw. Gewöhnungsübungen absolviert, dann nähert man sich der jeweiligen Zieltechnik an, indem man den Schwierigkeitsgrad bzw. die Komplexität erhöht, bis schließlich die Zielbewegung erreicht ist. Die Übungsfolgen können auch als methodische Reihen verstanden werden.
Hinweis: Wechseltechnikvarianten können als Rhythmusschulung für die Zieltechniken Angleiten und Drehstoßen genutzt werden, eignen sich aber auch als Zieltechnik für Sportler mit Problemen in diesen Techniken.
Bis zum Einsatz der Wechseltechnik als Trainingsmittel sind die methodischen Schritte zum Erlernen der Zieltechnik sehr ähnlich und über weite Strecken gleich.
Bei entsprechender Eignung ist aber darauf zu achten, dass ein künftiger Drehstoßer die Übungen mehr auf einer Rotationsebene realisiert!
Nach gründlichem Aufwärmen werden die Übungen zunächst in einer aufeinander aufbauenden Folge absolviert. Dabei wird sowohl mit unterschiedlichen Geräten sowohl rechts als auch links mit und ohne variable Geräte geübt. In einem Training werden etwa 3 bis 5 Gewöhnungsübungen jeweils zehn- bis zwanzigmal durchgeführt, anschließend methodische Schritte zur jeweiligen Zieltechnik absolviert.
Sollten sich besondere Probleme mit einzelnen Bewegungselementen ergeben, bleibt man länger bei einer Übung, gibt Hilfestellungen, arbeitet mit Pausen, um einzelne Bewegungsphasen bewusst zu machen bzw. baut man sogar Hilfsübungen ein, die der Trainer ohnehin "auf Lager" hat oder die sich aus der Situation ergeben. Erst wenn ein befriedigendes Niveau erreicht ist, darf zur nächsten Übung gewechselt werden.
Da in einer Trainingseinheit nicht alle Stufen vom Anfänger bis zum Könner durchlaufen werden können (und auch nicht sollten), wird zu Anfang jeweils nach einer ausreichenden Zahl von Wiederholungen da abgebrochen, wo der Sportler gerade im Technikerwerb steht. Somit können später – wenn ein bestimmter Könnensstand erreicht ist –, bereits beherrschte Übungen verkürzt oder gar weggelassen werden. Dadurch kann schneller der aktuelle Technikstand abgerufen werden und der Sportler kann sich schneller mit weitergehenden Übungen ein höheres Niveau erarbeiten. Dies mündet nach einiger Zeit in der Ziel- bzw. Wettkampftechnik. Je näher es an die Wettkampfphase herangeht, nimmt der Anteil der Zieltechnik-Stöße zulasten der Gewöhnungsübungen und methodischen Schritte zu.
Neben der Technik bildenden Funktion haben die Wurfübungen häufig einen konditionierenden Aspekt, da sie nämlich - bei entsprechenden Wiederholungszahlen - die spezielle Kraft, Schnellkraft und Schnelligkeit trainieren und entwickeln helfen. Dies kann über die Wiederholungszahlen, aber auch über die Pausengestaltung gesteuert werden.
Beim Kugelstoßen ist das Verhältnis von Übungsdauer (ca. eine Sekunde) und Pause bis zum nächsten Stoß (ca. eine Minute) so gestaltet, dass der ATP-Speicher wieder komplett aufgefüllt ist: Energetisch gesehen wird so keine Ermüdung aufsummiert und so in keinen Übersäuerungsbereich hinein trainiert. Insofern ist die konditionelle Funktion des Techniktrainings auf die Kraft- und Schnellkraftentwicklung beschränkt. Aufgrund des geringen Stoßumfangs im Techniktraining ist auch dieser Effekt begrenzt, sodass über beispielsweise Serienstöße (mit dem Medizinball gegen die Wand bzw. mit Partner) und andere Trainingsformen (Krafttraining für Arm-, Bein und Rumpfmuskulatur, Sprint/Sprung) die Schnellkraftentwicklung unterstützt werden muss.
Zur Gesunderhaltung und Konditionierung müssen auch künftige Kugelstoßer über ein ausreichendes Maß an Grundlagenausdauer verfügen, um steigende Belastungsumfänge auch mit der notwendigen Qualität realisieren zu können.
Spezielle Wurfübungen erfordern ein erhebliches Maß an Körperbeherrschung bzw. koordinative und zum Teil auch konditionelle Kompetenzen, die sie eher für technisch fortgeschrittene Sportler, die deutlich über die Grobform der Technik hinaus sind und sich um die Fein- und Feinstform der Technik bemühen, geeignet erscheinen lassen. Dass sich einzelne Elemente der hier gezeigten Übungen durchaus auch im Übungsgut zum Technikerwerb wiederfinden, ist dazu kein Widerspruch, sie haben dann aber eine andere Verwendung.
Wie auch das Training der Wettkampfbewegung erfordern die speziellen Wurfübungen eine intensive Anleitung durch den Trainer, die sich in sorgfältigen Anweisungen, Demonstrationen, Beobachtungen und Korrekturen niederschlagen muss. Entsprechend darf die Trainingsgruppe nicht zu groß sein, soll die Wirkung optimal sein.
Idealerweise ist die Gruppe so groß, dass für jeden Teilnehmer durch die Versuche der anderen optimale Pausen zwischen seinen Versuchen entstehen. Dies ist bei zwei bis sechs Sportlern gegeben. Beachten muss der Trainer dabei, dass nicht nur die reine Übungszeit, sondern auch die jeweilige Korrektur bei der "Taktdauer" berücksichtigt werden muss. Dabei gilt, je mehr Korrektur bzw. Zwiegespräch, umso länger die Taktzeit und umso weniger Athleten können in einer Gruppe trainieren.
Wie jedes Techniktraining benötigen auch die hinführenden Übungen zur Wettkampftechnik einen hervorragenden, vorderen Platz in der Trainingseinheit - in der Regel direkt nach dem allgemeinen und speziellen Aufwärmen. Damit das Training im Sinne einer Technikverbesserung optimal aufgenommen wird, sollte auch in den Trainingseinheiten zuvor kein erschöpfendes bzw. maximales Training ausgeführt worden sein.
An das Techniktraining anschließen können allgemein konditionsfördernde Inhalte wie Lauf-, Sprungkraft- oder allgemeines Wurftraining mit Medizinbällen. Ein kurzes Spiel, in jedem Fall Auslaufen und Dehnen beenden die Trainingseinheit.
Spezielle Wurfübungen werden ein- bis maximal dreimal pro Woche absolviert, wobei mit zunehmendem Fertigkeits- und Fähigkeitsniveau eher häufiger pro Woche spezielle Wurfübungen trainiert werden. Dabei hängt der Umfang bzw. die Wiederholungszahl von der jeweiligen Trainingsetappe, vom Trainingszustand und vom Könnensstand der Sportler ab. Zwischen zwei spezielle Wurfeinheiten legt man zur Regeneration der beteiligten Gelenke jeweils Pausen von 48 Stunden ein, wobei es individuelle Unterschiede gibt.
Geht man von einer normalen Technikentwicklung aus, werden zu Beginn des Trainings- und Wettkampfjahres eher allgemeine Trainingsinhalte und eben keine speziellen Wurfübungen realisiert. Diese kommen erst im zweiten Teil der allgemeinen Vorbereitungsperiode zum Tragen, werden von da an bis zum Beginn des Technikzyklus intensiviert und dann zugunsten des Trainings der komplexen Wettkampfübung zurückgefahren.
Im Nachwuchstraining und besonders beim Training mit Anfängern sollten aber die guten Trainingsbedingungen im Herbst genutzt werden, um technische Fortschritte erzielen zu können. Bekanntlich ist eine Wurf- und Stoßtechnik nur durch eine Vielzahl von Wurf- und Stoßübungen erlernbar.
Nachfolgend werden typische Wochen-Trainingspläne aus der allgemeinen, der speziellen Vorbereitungsperiode und der Wettkampfperiode gezeigt.
Wochentrainingsplan in der allgemeinen VP | ||||||
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
Aufwärm- Technik: Gewöhnungs- Tempoläufe, Sprünge Allg. Würfe (Medball) Auslaufen, Gymnastik, Spiel | Aufwärm- Kraft-Zirkel mit 8-10 Stationen ausgewählte Technik- Becken- und Bauch-Stabi Dauerlauf Gymnastik | Aufwärm- andere Wurftechnik (z.B. Diskus) Tempoläufe, Sprünge Allg. Würfe Auslaufen, Gymnastik, Spiel | Aufwärm- Athletik-Programm Dauerlauf Auslaufen, Gymnastik, Spiel | Aufwärm- Technik: Gewöhnungs- Tempoläufe, Sprünge Allg. Würfe (Medball) Auslaufen, Gymnastik, Spiel | Aufwärm- Kraft-Zirkel mit 8-10 Stationen ausgewählte Technik- Becken- und Bauch-Stabi Dauerlauf Auslaufen, Gymnastik | frei |
Wochentrainingsplan in der speziellen VP | ||||||
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
Aufwärm- Technik: Methodische Schritte zur WK-Technik (30 Stöße) Sprint: 30-60 m, Sprungtr. Allg. Würfe (Medball) Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- Krafttraining (Bank-drücken, Reißen, Tief-Knie-beuge) Imitationen Spiel, Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- andere Wurftechnik (z.B. Diskus) Tempoläufe, Sprünge Allg. Würfe Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- Krafttraining (Umsetzen, Schrägbank, halbe Kniebeuge oder Beinpresse, Becken- und Bauch-Stabi) Imitationen Auslaufen | Aufwärm- Technik: Methodische Schritte zur WK-Technik (30 Stöße) Sprint: 30-60 m, Sprungtr. Allg. Würfe (Medball) Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- Krafttraining (Bankdrücken, Reißen, Tief-Knie-beuge) Imitationen Becken- und Bauch-Stabi Spiel, Auslaufen, Gymnastik | frei |
Wochentrainingsplan in der Wettkampfperiode | ||||||
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
Aufwärm- Technik: Methodische Schritte zur WK-Technik (30 Stöße) Sprint: 15-30 m, Sprünge Allg. Würfe (Medball) Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- Krafttraining (Bankdrücken, Reißen, Tief-Knie-beuge), Imitationen Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- Wettkampf-Technik-Training (20 Stöße) Auslaufen, Gymnastik | Aufwärm- leichtes Krafttraining Imitationen 20 reaktive Sprünge Auslaufen, Gymnastik | frei | Aufwärm- Wettkampf | frei |
Im mehrjährigen Training wird man bei prinzipiell gleichem Aufbau die Übungen sowohl in der Gewöhnung wie der technischen Hinführung leicht variieren, einerseits um eine gewisse Abwechslung und darüber das Interesse der Sportler zu erhalten, andererseits um dem wachsenden technischen Vermögen des Sportlers, aber auch seinen individuellen Defiziten und Stärken gerecht zu werden.