| Nachruf

Gründungsvater der Lauftreffs Enzio Busche gestorben

Gründungsvater der Lauftreffs Enzio Busche gestorben
Im Alter von 90 Jahren ist Enzio Busche Ende Mai in Bountiful im US-Bundesstaat Utah verstorben. Der gebürtige Dortmunder gilt als Gründungsvater der Lauftreffs, denn er erkannte den Gesundheitswert des langsamen Dauerlaufs. Ein Nachruf.
Peter Middel

Der frühere Druckerei-Besitzer Enzio Busche beobachtete in den 1970er-Jahren, dass einige seiner Mitarbeiter nach der Mittagspause in ihrem Elan kaum zu bremsen waren, während die anderen ihre Müdigkeit kaum verbergen konnten. Aus persönlichen Gesprächen erfuhr Busche, dass die fitten Mitarbeiter zwischen 12.00 und 13.00 Uhr nicht in die Kantine gingen, sondern auf dem benachbarten Ostfriedhof einige Lauf-Runden drehten.

Enzio Busche, der nach einer schweren Erkrankung besonders sensibel für alle Fragen der Gesundheitsprävention war, trug seine Idee, möglichst viele Menschen zum Laufen zu bringen, dem damaligen Deutschen Sportbund (DSB) vor und rannte dort bei den Mitarbeitern Jürgen Palm und Karl-Heinz Marchlowitz offene Türen ein. Enzio Busche ging selbst mit gutem Beispiel voran, lief regelmäßig und absolvierte mehrfach die Marathon-Distanz.

Der zweifache Marathon-Olympia-Teilnehmer und heutige Chefredakteur der Läuferzeitschrift Spiridon Manfred Steffny schrieb damals unter dem Titel „Manager tauscht Chefsessel mit Laufschuhen“ einen viel beachteten Artikel über den ersten Marathonlauf von Enzio Busche auf der Strecke von Detmold nach Paderborn. Darin wurde der damalige Marathon-Novize zitiert: „Ich habe irgendwann zwischendurch meine Startnummer abgenommen und wollte aufhören, doch nach kurzer Zeit habe ich mich gefragt: Dafür hast Du so lange trainiert? Nummer wieder angeheftet und weitergelaufen.“ Aufgeben war nie die Sache des in vielen Bereichen engagierten Dortmunders.

Mit Gründung des Lauftreffs begann Laufboom in Deutschland

Am 16. März 1974 fiel im Dortmunder Rombergpark der Startschuss zu Deutschlands erstem Lauftreff, der zwei Jahre später zur Gründung der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft führte. Der Aufruf des Deutschen Sportbundes, mithilfe des langsamen Dauerlaufs Zivilisationskrankheiten vorzubeugen, verhallte 1974 nicht ungehört. Bereits im selben Jahr zählte man in Deutschland 87 Treffpunkte.

Die Erfinder des Lauftreffs konnten damals nicht erahnen, welch eine große Laufbegeisterung ihre damalige Idee auslösen würde. Inzwischen gibt es in Deutschland 3863 Treffpunkte (Stand Januar 2020), die neben Laufen auch Walking und Nordic Walking anbieten. DLV-Vize-Präsident Breitensport Dr. Matthias Reick bezeichnete vor sechs Jahren anlässlich der Feierstunde „40 Jahre Lauftreff“ im SportCentrum Kaiserau die Geschichte der weltweit einzigartigen Breitensport-Bewegung als große Erfolgsstory. „Für das Konzept spricht auch, dass die Lauftreff-Idee direkt nach der Wende auch in den östlichen Bundesländern sofort umgesetzt wurde.“

"Er war immer ein fröhlicher Mensch, der Herzenswärme ausstrahlte“

In der Festschrift, die die Dortmunder Laufgemeinschaft anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens herausbrachte, schrieb Enzio Busches früherer Prokurist und Trainingskollege Karl-Heinz Meiselbach: „Ich habe nie wieder einen Menschen kennengelernt, der seinen Glauben so konsequent in den Alltag umgesetzt hat. Trotz beruflichem Stress und sonstiger Sorgen war er ein immer fröhlicher Mensch, der Herzenswärme ausstrahlte.“

Der  Vorsitzende der Dortmunder Viermärker Waldlauf Gemeinschaft Dr. Alexander Puplick erklärte in  einem Nachruf: „Wir Viermärker trauern um Enzio Busche, unseren Gründungsvater, der sich um die Entwicklung des Laufsports als Breitensport weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus große Verdienste erworben hat. Seiner Initiative verdanken unzählige Menschen eine gesteigerte Gesundheit, mehr Lebensfreude und Wohlbefinden. Unsere besondere Anteilnahme gilt seiner Ehefrau Jutta und seiner Familie“, erklärte er.

Enzio Busche verließ 1977 Dortmund und engagierte sich als Generalautorität der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Er hinterlässt nach seinem Tod seine Frau Jutta, vier Kinder und 17 Enkelkinder.

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