| Sparkassen-Gala Regensburg

Rebekka Haase in Top-Form, Alina Reh läuft an Europas Spitze

Sprinterin Rebekka Haase hat sich nach ihren Verletzungssorgen am Sonntag in Regensburg endgültig in Top-Form zurückgemeldet. Die 27-Jährige lief mit 11,11 Sekunden die zweitschnellste 100 Meter-Zeit ihrer Karriere. Pech hatte Fabian Olbert, der sich bei seinem bayerischen U20-Rekord im Zieleinlauf verletzte. Alina Reh lief europäische Jahresbestzeit über die 5.000 Meter.
Pamela Lechner

Die Laufrichtung wurde extra gedreht, sodass die Sprinter bei der Sparkassen-Gala am Sonntag im Regensburger Stadion am Weinweg Rückenwind hatten. Die guten Bedingungen bei etwas Sonnenschein nutzte Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) im 100 Meter-Vorlauf (+1,5 m/sec) zunächst für ihre beste Zeit seit drei Jahren. Mit 11,21 Sekunden stellte die 27-Jährige die deutsche Jahresbestzeit von Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; VL: 11,27 sec) ein. Aber es sollte noch schneller werden.

Das Duell der beiden Athletinnen pushte im Finale zu noch besseren Zeiten. Rebekka Haase stürmte als Siegerin in 11,11 Sekunden ins Ziel (+1,3 m/sec) – die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere. Nur 2017 in Zeulenroda war die Olympia-Vierte mit der Staffel von Rio mit 11,06 Sekunden schon einmal flotter gewesen. Lisa-Marie Kwayie lief dahinter als Zweite zu einer neuen persönlichen Bestmarke von 11,19 Sekunden. 

Bestzeit für Lisa-Marie Kwayie

„Ich platze gerade vor Glück“, beschrieb Rebekka Haase ihre Gefühlslage nach den überwundenen Verletzungssorgen. „Wir haben wirklich hart gearbeitet. Die ganze Corona-Zeit konnten wir gut nutzen. Ich bin zum ersten Mal nach fünf Jahren schmerzfrei und kann jetzt zeigen, dass ich wieder da bin.“ Als neue DLV-Jahresschnellste ist die Psychologie-Studentin eine Kandidatin für den DM-Titel in Braunschweig (8./9. August). 

Um den Meistertitel will dort auch Lisa-Marie Kwayie kämpfen. „Ich bin sehr zufrieden, die Bedingungen waren gut, ich bin froh, dass wir Wettkämpfe machen können und ich gegen gute Konkurrenz laufen kann“, sagt die Berlinerin. Als Dritte schrammte Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth; 11,29 sec) nur um eine Hundertstel an ihrer Bestzeit vorbei. Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) verzichtete aus Vorsicht kurzfristig auf einen Start, nachdem sie beim Einlaufen ein Zwicken verspürt hatte. In Weinheim und Braunschweig will sie wieder an der Startlinie stehen.

Fabian Olbert verletzt sich bei bayerischem U20-Rekord 

Bei den Männern war eines der stärksten Vorlauf-Resultate auf das Konto von Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) gegangen. Der U20-Staffel-Europameister steigerte seine 100-Meter-Bestmarke auf 10,38 Sekunden (+1,4 m/sec) und brach damit den bayerischen U20-Rekord von Christian Blum, der vor 14 Jahren 10,39 Sekunden gelaufen war. 

Allerdings hatte Fabian Olbert großes Pech beim Zieleinlauf. In einem engen Finish, bei dem er noch den Deutschen Meister Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar; VL: 10,40 sec) hinter sich ließ, kam der 19-Jährige ins Straucheln und stürzte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und Schürfwunden am rechten Arm verließ er die Bahn. Später kam die bittere Diagnose: Schlüsselbeinbruch und damit das Saisonende.

Das 100-Meter-Finale dominierten wie erwartet mit 10,19 Sekunden Europas Jahresschnellster aus der Schweiz Silvan Wicki und der deutsche Rekordler Julian Reus (LAC Erfurt; 10,25 sec). Auf Platz drei kam Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) mit Saisonbestzeit von 10,33 Sekunden. „Mein Motto ist diese Saison: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Es geht immer nur ein paar Hundertstel nach oben, aber wenigstens geht es nach oben“, sagt der Hessenrekordler, der hofft Richtung Braunschweig noch zulegen zu können. Immer besser in Schwung kommt nach seiner Verletzungspause Luis Brandner (LAC Erfurt Top-Team). Der U18-WM-Dritte über 200 Meter von 2017 steigerte seine Bestmarke als Vierter um fünf Hundertstel auf 10,36 Sekunden. 

Bühler zurück im Hürden-Geschäft, M40-Europarekord für Schindzielorz

Ereignisreich war der erste Vorlauf über 110 Meter Hürden: Es siegte Matthias Bühler (TV Haslach) in deutscher Jahresbestzeit von 13,60 Sekunden. Der 33-Jährige hatte seine Karriere eigentlich 2018 beendet, strebt aber jetzt erneut den Start im Nationaltrikot an. Olympische Spiele in Tokio oder die Heim-EM 2022 in München sind seine Ambitionen, erzählt Bundestrainer Alexander John. 

Hinter dem zweitplatzierten Ex-Langhürdler Georg Fleischhauer (LG Eintracht Frankfurt; 13,93 sec), der mittlerweile Bob-Sportler ist, rannte Jan Schindzielorz (LG Forchheim) in 14,05 Sekunden über die etwas flacheren Hürden zu einem neuen Europarekord der Klasse M40. Im zweiten Vorlauf steigerte sich Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01) auf 13,70 Sekunden. 

Aufgrund einer längeren Regenunterbrechung traten die stärksten Hürdensprinter zum Finale nicht mehr an. Bei den Frauen gewann den Endlauf über die 100 Meter Hürden die Österreicherin Beate Schrott in 13,37 Sekunden (VL: 13,21 sec). Auf der Tribüne gab’s Unterstützung von ihrem Verlobten, Dreisprung-Olympiasieger Christian Taylor (USA).

Jackie Baumann mit Staffel-Ambitionen

Die 200-Meter-Zeitläufe entschieden Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg; 21,38 sec) und Lisa-Marie Kwayie (23,24 sec) für sich. Auf den 400 Metern der Männer behauptete Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,44 sec) einmal mehr seine aktuelle Poleposition gegen die nationale Konkurrenz. Und setzte sich gegen Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth; 46,58 sec) und den Deutschen Meister Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund; 46,59 sec) durch. 

Bei den Frauen blieben drei Läuferinnen unter 53 Sekunden. Den Sieg holte sich mit Heimvorteil souverän die Deutsche Hallenmeisterin Corinna Schwab, die für die LG Telis Finanz Regensburg startet und in Chemnitz trainiert. Nach ihren starken 51,97 Sekunden von Berlin wurden diesmal 52,46 Sekunden gestoppt. „Ich möchte immer auf Angriff gehen“, sagt die 21-Jährige, die damit experimentiert, Rennen mal schneller, mal langsamer anzugehen. „Wir probieren viel, um den Körper an spezielle Reize zu gewöhnen.“ 

Über ihre erste 52er-Zeit freute sich Langhürden-Spezialistin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 52,83 sec). „Für mich war es auch wichtig, mich für die 4x400 Meter anzubieten, ich fände es schön einmal in der Nationalstaffel zu laufen“, erklärt die 24-Jährige. Die dreimalige Deutsche Meisterin Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg; 52,91 sec) zeigte sich nach ihrer Verletzungspause als Dritte mit ihrem Niveau weiter zufrieden: „Ich freue mich, dass ich wieder konstant 52er-Zeiten laufen kann - das war letztes Jahr nicht so - und ich wieder Spaß habe, an der Startlinie zu stehen.“

Alina Reh läuft europäische Bestzeit im zweiten Anlauf

Das beste Resultat über die 400 Meter Hürden-Strecke brachte mit 50,19 Sekunden Constantin Preis (VfL Sindelfingen) auf die Bahn. Die 800-Meter-Siege schnappten sich der Frankfurter Denis Biederbick (1:50,20 min) und WM-Halbfinalistin Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 2:05,40 min). „Ich wollte heute das Kicken hinten raus üben, das fehlt mir noch, gerade für Meisterschaftsrennen“, sagt die 25-Jährige mit Blick auf die DM-Entscheidung. Davor nimmt sie kommenden Samstag noch an einem schnellen Rennen in Pfungstadt teil.

Zum Abschluss ging Alina Reh (SSV Ulm) erneut die 5.000 Meter an, am Vortag hatte sie noch ein Wespenstich ausgebremst. Diesmal konnte die 23-Jährige das Rennen in einem gemischten Feld komplett durchlaufen und löste Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) an der Spitze der europäischen Bestenliste ab. Ihre Zeit: 15:27,46 Minuten. "Ich wollte schon etwas schneller rennen, aber es war einfach wichtig, das Ding hier zu Ende zu bringen und mit einem guten Gefühl rauszugehen", sagt die U23-Vize-Europameisterin über die Strecke. Sie hofft bei den Deutschen Meisterschaften dann auf eine Steigerung.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024