| Rückblick

Das Leichtathletikjahr 2023 in Schlagzeilen (II)

© Gladys Chai von der Laage
Das Jahr 2023 war in vielerlei Hinsicht kein einfaches. Auch in der Leichtathletik gab es eine WM ohne Medaille für den DLV und viele verletzungsbedingte Rückschläge, aber auch Erfolge wie einen Medaillenregen bei der U20-EM und Aufstiege. Wir blicken in drei Teilen auf das Jahr zurück.
Jan-Henner Reitze

Mai

Die 100-Meter-Weltmeisterin von 2017, Tori Bowie (USA), wird tot in ihrem Haus aufgefunden. Später werden Komplikationen bei der Geburt als Todesursache der schwangeren 32-Jährigen bekanntgegeben.

Langstrecken- und Trailläuferin Anna Hahner (SCC Berlin) ist Mutter eines Sohnes geworden.

Bei der Langstrecken-DM in Mittweida sichern sich Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 32:14,34 min) und Nils Voigt (TV Wattenscheid 01; 28:03,15 min) die Titel über 10.000 Meter.

100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) legt den besten Saisonbeginn ihrer Karriere hin, mit reihenweise Rennen um 11,00 Sekunden. Bei der WM in Budapest (Ungarn) wird es leider nicht gelingen, noch einen draufzusetzen.

Mit eindrucksvollen 3:32,10 Minuten meldet sich Robert Farken (SC DHfK Leipzig) in Rehlingen über 1.500 Meter zurück. Danach kämpft der 26-Jährige wieder mit Verletzungsproblemen und kann sein Potential nicht mehr im Wettkampf unter Beweis stellen. Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) übertrifft erstmals die 19-Meter-Marke (19,31 m). Sie zählt zu den DLV-Aufsteigerinnen des Jahres und wird noch das WM-Finale erreichen.

In Weinheim steigert sich Weitspringerin Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) auf 6,91 Meter.

Einen starken Saisoneinstieg über 400 Meter (45,47 sec) legt Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) im belgischen Oordegem hin. Eine Reihe von Bestzeiten bis auf 45,05 Sekunden wird noch folgen.

Juni

Die EM-Vierte im Dreisprung Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) muss mit Kreuzbandriss den Rest der Saison abschreiben. Ein Beispiel für zahlreiche Leistungsträgerinnen und Leistungsträger, die 2023 ausfallen.

Alina Reh (SCC Berlin; 32:15,47 min) gewinnt den 10.000-Meter-Europacup im französischen Pacé. Gemeinsam mit der drittplatzierten Domenika Mayer (32:35,95 min) und der achtplatzierten Eva Dieterich (LG Stadtwerke Tübingen; 32:49,27 min) gelingt außerdem die Titelverteidigung im Team.

Nächster Kreuzbandriss, nächster Ausfall eines Leistungsträgers: Erwischt hat es Speerwerfer Andreas Hofmann (MTG Mannheim).

Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt; 6.369 Punkte) und Niklas Kaul (USC Mainz; 8.484 Punkte) räumen die Siege beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen ab.

Bei der Team-EM im polnischen Chorzów belegt die DLV-Mannschaft hinter Polen und Italien Rang drei. Einzelsiege landen Langhürdlerin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 54,47 sec), Diskuswerferin Kristin Pudenz (SC Potsdam; 66,84 m), Speerwurf-Europameister Julian Weber (USC Mainz; 86,26 m) und die 4x100 Meter-Staffel der Männer (38,34 sec).

Endlich war Sprinterin Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) wieder in Schwung gekommen – da ereilt sie wieder ein schmerzhafter Rückschlag: Saison-Aus wegen einer Oberschenkel-Verletzung.

Juli

Bei der U23-DM setzt sich in einer spannenden Dreisprung-Konkurrenz Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen; 13,76 m) vor Caroline Joyeux (LG Nord Berlin; 13,60 m) und Anna Gräfin Keyserlingk (TSV Bayer Uerdingen/Dormagen; 13,44 m) durch, im Weitsprung der männlichen U23 triumphiert Oliver Koletzko (VfB Stuttgart; 7,60 m).

Im Vorfeld der DM in Kassel müssen Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Johannes Vetter (LG Offenburg) ihre Starts absagen, auch zur WM werden die Bronzemedaillen-Gewinnerin von 2019 über 5.000 Meter und der Speerwurf-Weltmeister von 2017 nicht fahren.

Die Deutschen Meisterschaften in Kassel sind eine Hitzeschlacht mit vielen Highlights: Zum Beispiel werfen sich Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) und Constantin Preis (VfL Sindelfingen) nach 48,45 Sekunden Schulter an Schulter ins Ziel des 400-Meter-Hürden-Finals, mit zwei Tausendstel Vorsprung wird der Frankfurter zum Sieger erklärt. Joshua Hartmann (ASV Köln; 20,02 sec) knackt den deutschen Rekord über 200 Meter.

Aber auch die Serie von Verletzungen setzt sich in Kassel fort: Nachdem Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) ihre Saisonbestleistung auf 6,93 Meter gesteigert hatte, zieht sich die Weitsprung-Olympiasiegerin eine Oberschenkel-Verletzung zu. Vorsichtshalber beendet sie deshalb die Saison. 400-Meter-Sprinterin Laura Müller (SV GO! Saar 05) erleidet im Vorlauf einen Achillessehnenriss.

Tobias Potye (LG Stadtwerke München) gelingt beim Diamond League-Meeting im polnischen Chorzów ein Höhenflug. Der Hochspringer steigert sich auf 2,34 Meter und belegt Rang drei.

Ihr Goldrennen mit Bestzeit (9:26,98 min) bei der U23-EM im finnischen Espoo gehört zum Aufstieg, den Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) in diesem Sommer hinlegt und der sie noch ins WM-Finale und zur Olympia-Norm führen wird. Für das zweite Gold bei der U23-EM sorgt Kugelstoßer Tizian Lauria (VfL Sindelfingen; 19,80 m).

Bei der Jugend-DM in Rostock schleudert Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) seinen Speer in der U20 auf 75,46 Meter. Lasse Schmitt (Königsteiner LV) holt sich in 50,23 Sekunden den Titel über 400 Meter Hürden. Chelsea Kadiri (SC Magdeburg) gewinnt über 100 Meter (11,54 sec) der weiblichen Jugend U20.

Vom European Youth Olympic Festival (EYOF) in Maribor (Slowenien) bringt Hochspringerin Ella Obeta (LG Eckental; 1,83 m) die Gold-Medaille mit nach Hause.

August

Bei den vielen Verletzungsmeldungen dieses Jahres endlich mal eine gute Nachricht: Nachdem Corona-Folgen es schwer gemacht hatten, überhaupt den Alltag zu bewältigen, meldet sich Kugelstoßerin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) mit 18,05 Metern zurück.

Jens Mergenthaler (LG farbtex Nordschwarzwald; 8:38,42 min) und Nick Jäger (LSC Höchstadt/Aisch; 8:40,53 min) landen bei den World University Games in Chengdu (China) einen deutschen Doppelsieg über 3.000 Meter Hindernis. Antonia Kinzel (MTG Mannheim; 59,18 m) gewinnt Gold im Diskuswurf.

Kurz vor dem Start der WM gibt es weitere Absagen aus dem DLV-Lager: Unter anderem Hindernis-Läuferin Lea Meyer und Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) müssen passen. Beide hatten bei der EM in München im vergangenen Jahr jeweils Silber gewonnen.

Der DLV-Nachwuchs sorgt bei der U20-EM in Jerusalem (Israel) für einen Medaillenregen. Allein acht Titel räumt die Mannschaft ab, unter anderem stehen Hürdensprinterin Rosina Schneider (TV Sulz: 13,06 sec), Kugelstoßerin Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846; 17,97 m), Zehnkämpfer Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen; 8.209 Punkte) oder Geher Frederick Weigel (SC Potsdam; 41:53,58 min) ganz oben auf dem Treppchen.

Mit seinem deutschen Rekord (1:18:12 h) und Rang fünf im 20 Kilometer Gehen eröffnet Christopher Linke (SC Potsdam) die WM in Budapest (Ungarn) mit einem Top-Resultat für den DLV, das er ebenfalls mit deutschem Rekord (2:25:35 h) über 35 Kilometer wiederholen wird. Im Finale Rang sieben belegt die Mixed-Staffel über 4x400 Meter (3:14,27 min). Die in Führung liegenden Niederländerinnen gehen leer aus, weil Schlussläuferin Femke Bol kurz vor dem Ziel stürzt.

Mit Siebenkampf-Bestleistung (6.438 pt) wird Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) WM-Siebte, beim Sieg von Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 6.740 pt). Noah Lyles (USA) sprintet auf den 100-Meter-Thron (9,83 sec). Er wird auch noch über 200 Meter (19,52 sec) und in der Staffel (37,38 sec) triumphieren.

Diskuswerfer Henrik Janssen (SC Magdeburg; 63,80 m) erreicht als Achter erstmals einen WM-Endkampf. Über 100 Meter der Frauen stürmt Sha’Carri Richardson (USA; 10,65 sec) auf der Außenbahn ganz nach vorn.

Ein Flug über die Spitzenhöhe von 2,33 Meter bringt Hochspringer Tobias Potye auf WM-Rang fünf. In einem hochklassigen Diskus-Finale der Frauen erfüllen sich die Medaillen-Träume aus DLV-Sicht nicht: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 65,98 m) und Shanice Craft (SV Halle; 65,47 m) belegen die Plätze sechs und sieben. Faith Kipyegon krönt ihre weltrekordreiche Saison mit WM-Gold über 1.500 Meter (3:54,87 min) und später auch noch über 5.000 Meter (14:53,88 min).

Karsten Warholm (Norwegen; 46,89 sec) holt sich seinen WM-Titel über 400 Meter Hürden zurück. Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 48,53 sec) läuft in seinem ersten WM-Finale auf Rang acht.

Femke Bol hat den Sturz-Rückschlag vom WM-Auftakt weggesteckt und gewinnt Gold über 400 Meter Hürden (51,70 sec) der Frauen, in Abwesenheit von Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA). Shericka Jackson (Jamaika; 21,41 sec) läuft bei der erfolgreichen Titelverteidigung über 200 Meter die zweitschnellste Zeit der Geschichte.

Am ersten Zehnkampf-Tag lief es bei Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen) noch wie von allein, am zweiten Tag geht die Leichtigkeit etwas verloren. Dennoch steht am Ende eine starke Punktzahl (8.645 pt), die Rang fünf bedeutet. Platz sechs erreichen die DLV-Sprinterinnen über 4x100 Meter (42,98 sec). Armand Duplantis (Schweden) fliegt als alter und neuer Stabhochsprung-Weltmeister über 6,10 Meter.

Am Abschlusstag der WM gibt es wieder Rang vier für Speerwurf-Europameister Julian Weber (USC Mainz; 85,79 m). Er sorgt damit für die beste DLV-Platzierung, verpasst aber das WM-Podest. Damit ist klar: Das DLV-Team bleibt in Budapest ohne Medaille. Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; 1,94 m) ist als Achte im Hochsprung-Finale die Überraschung im DLV-Team. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 13:11,33 min) holt wie im Vorjahr nach einer schmerzlichen Niederlage über 1.500 Meter doch noch Gold über 5.000 Meter.

Das Leichtathletikjahr 2023 in Schlagzeilen (I)

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