Amanal Petros hat am Sonntag mit einem beeindruckenden Rennen in Valencia den deutschen Marathon-Rekord auf 2:04:03 Stunden verbessert. Damit belegte der 30-jährige Athlet von Hannover 96 Rang zwei und wurde zum drittschnellsten europäischen Läufer aller Zeiten. Es war bereits sein vierter deutscher Marathon-Rekord und damit stellte er eine weitere Bestmarke auf, denn kein anderer deutscher Läufer brach jemals öfter als dreimal diese nationale Bestzeit. Im Interview der Woche spricht der WM-Zweite über seine Aufholjagd in Valencia, die knappe Vorbereitungszeit und seine weiteren Ziele.
Amanal Petros, wie ist Ihre Gefühlswelt kurz nach dem Rekordrennen in Valencia?
Amanal Petros:
Ich bin froh und erleichtert, dass ich es geschafft habe, mein Ziel zu erreichen: den deutschen Rekord zurückzuholen, das hatte ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen. Es war aber nicht so einfach, nach der WM in kurzer Zeit wieder eine so starke Form aufzubauen, die es möglich machte, eine richtig schnelle Zeit zu laufen.
Waren Sie nach dem WM-Marathon am 15. September immer sicher, dass es klappen würde?
Amanal Petros:
Die ersten zwei Trainingswochen in Kenia liefen wie erwartet, aber dann bin ich plötzlich in ein Loch gefallen. Das ist sicher ein Stück weit normal, aber die Zeit war knapp und ich hatte tatsächlich überlegt, meinen Start in Valencia wieder abzusagen. Ich wollte aber dann doch nicht aufgeben und hatte ja nichts zu verlieren. Ich habe mit meinem Manager Philipp Kopp gesprochen und in Kenia mit meinem Coach Renato Canova. Wir legten fest, dass ich schaue wie die nächsten zehn Tage laufen – und dann ging es wieder sehr gut.
Wieviel Training war noch möglich in der eigentlich ja zu knappen Vorbereitungszeit?
Amanal Petros:
Ich hatte in Iten im Höhentraining drei Wochen mit jeweils 225 Kilometern, zwei Wochen mit 180 und am Ende noch mal eine mit 130 Kilometern. Das war schon eine große Herausforderung, den nötigen Aufbau in die vorhandene Zeit zu quetschen. Aber ich habe natürlich über die Jahre eine sehr starke Grundlage aufgebaut und viel an Erfahrung gewonnen.
Folgt jetzt eine längere Erholungsphase?
Amanal Petros:
Es gibt keine lange Pause, vielleicht rund zehn Tage. Dann bereite ich mich auf den Silvesterlauf in Trier vor. Aber da steht natürlich der Spaß im Vordergrund. Es war schon eine extrem lange Saison. Vor ziemlich genau einem Jahr, Anfang Dezember 2024, hatte ich mit der Vorbereitung auf den Halbmarathon in Barcelona im Februar begonnen. Ich bin froh, dass ich das Jahr nun so stark abschließen konnte. Das ist natürlich auch eine große Motivation für die nächsten Ziele.
Können Sie schon etwas sagen zu den geplanten Höhepunkten im kommenden Jahr? Ist ein Start bei den Europameisterschaften im Marathon denkbar?
Amanal Petros:
Ich weiß noch nicht, ob ich bei der EM den Marathon laufen werde - wir haben das Jahr noch nicht geplant.
Ist es weiterhin ein Ziel, den Marathon-Europarekord, der zurzeit bei 2:03:36 Stunden steht, zu brechen?
Amanal Petros:
Ja, auf jeden Fall bleibt der Europarekord ein großes Ziel. Ich hatte gehofft, dass ich vielleicht schon in Valencia eine Chance haben würde, diese Zeit zu erreichen. Aber die Tempomacher waren dieses Mal hier nicht ganz so gut. Wir waren etwas zu langsam und der letzte Pacer war bereits bei Kilometer 27 weg, sodass ich länger allein laufen musste als erwartet.
Ihr konstanter Aufstieg aus der nationalen Spitze bis in die Weltklasse über viele Jahre hinweg ist außergewöhnlich. Seit vielen Jahren trainieren Sie praktisch ausschließlich in Kenia. Welche Bedeutung hat das Höhentraining in Iten und die Gruppe von Renato Canova für Ihre gesamte Entwicklung?
Amanal Petros:
Ohne die Basis in Kenia und die Gruppe von Renato Canova wäre diese Entwicklung gar nicht möglich gewesen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch der volle Fokus auf meinen Job – das Laufen. Iten ist ein Dorf, da passiert nichts, es gibt keine Ablenkungen. Man kann also nicht so viele Fehler machen, ich kann mich dort vollkommen auf den Sport konzentrieren. Und derartig starke Trainingspartner findet man natürlich auch nicht überall. Renato Canova ist der wichtigste Mann, er macht die Trainingsplanung – ihm bin ich sehr dankbar.
Die Marathon-Karriere von Amanal Petros
2:10:29 | Valencia-Marathon 2019, Platz 19
2:07:18 | Valencia-Marathon 2020, Platz 16
2:16:33 | Olympische Spiele Sapporo 2021, Platz 29
2:06:27 | Valencia-Marathon 2021, Platz 11
2:10:39 | EM München 2022, Platz 4
2:07:02 | Hannover-Marathon 2023, Platz 1
2:04:58 | Berlin-Marathon 2023, Platz 9
2:06:05 | Hannover-Marathon 2024, Platz 1
DNF | Olympische Spiele Paris 2024
2:06:30 | London-Marathon 2025, Platz 8
2:09:48 | WM Tokio 2025, Platz 2
2:04:03 | Valencia-Marathon 2025, Platz 2*
Anm.: Die in fetter Schrift dargestellten Zeiten sind deutsche Rekorde. * = vorbehaltlich Ratifizierung
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