| London 2017

Carolin Schäfer krönt ihr Mehrkampf-Jahr mit WM-Silber

Bei der WM in London hat Siebenkämpferin Carolin Schäfer am Sonntag die erste Medaille für das DLV-Team geholt. Mit 6.696 Punkten gewann die 25-Jährige Silber. WM-Gold holte sich Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (6.784 Punkte).
Jan-Henner Reitze

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TAG 2

800 Meter

Es ist geschafft. Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) hat sich für einen tollen Siebenkampf am Sonntag in London mit Silber belohnt. In der abschließenden Disziplin hielt sie sich vor ihrer direkten Konkurrentin um Rang zwei Anouk Vetter auf, die Niederländerin startete über die 800 Meter aber gar keinen Angriff mehr auf die Deutsche. So konnte die Frankfurterin nach 2:15,34 Minuten sicher sein, dass sie Zweite geblieben ist. Mit 6.696 Punkten darf sie sich absofort Vize-Weltmeisterin nennen. Anouk Vetter lief in 2:19,43 Minuten Bronze (6.636 Punkte) nach Hause.

Carolin Schäfer setzt damit eine deutsche Medaillentradition im Siebenkampf fort, es ist die neunte in der WM-Geschichte für den DLV. Zuletzt hatte Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) 2011 ebenfalls Silber gewonnen. Auf diese Position war sie erst nach der Disqualifikation der Russin Tatyana Chernova vorgerückt, die in Daegu (Südkorea) noch Gold gefeiert hatte. Ihre "neue" Medaille bekam die Leverkusenerin an diesem WM-Abend in London nachträglich überreicht, kurz bevor Carolin Schäfer in Aktion trat.

Nafissatou Thiam holt erstes Mehrkampf-Gold für Belgien

Ganz vorne gab es dagegen eine Premiere. Noch nie hat eine Belgierin in einem WM-Siebenkampf die Top acht erreicht. Nafissatou Thiam startete gleich auf die Gold-Position durch. 2:21,42 Minuten über 800 Meter genügten, um mit 6.784 Punkten nach dem Olympiasieg auf den WM-Thron zu besteigen. Bei der WM 2015 war sie noch Elfte gewesen.

Dank 2:07,37 Minuten zum Abschluss verbesserte sich Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) noch um zwei Positionen im Gesamtergebnis. Mit 6.362 Punkten belegte sie Rang acht.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt):
Unbeschreiblich schön. Es ist ein absoluter Moment zum Genießen. Ich kann kaum in Worte fassen, was mir diese Medaille bedeutet. Es ist ein unbeschreiblicher Moment. Ein Traum geht in Erfüllung. Dafür habe ich lange gearbeitet, um endlich bei den Aktiven auch vorne dabei zu sein.

Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt):
Ich habe nicht erwartet, dass ich an meine Vorleistung aus Götzis herankomme. 100 Punkte mehr hätte ich gerne gewollt. Gerade in den Wurfdisziplinen bin ich super enttäuscht. Ich habe mit meinem neuen Trainer so gut gearbeitet. Im Training lief es auch schon besser. Hier habe ich nicht die Nerven bewahrt. Das tut mir leid. Im Hochsprung hatte ich wegen meines Knies nicht die Sicherheit. Ich habe den achten Platz gerettet und gezeigt, dass ich laufen kann. Den Weitsprung nehme ich in Angriff. Ich möchte den Mehrkampf ein bisschen wieder gut machen. Jetzt wird drei Tage gepflegt und ausgeruht. Das Ziel ist am Mittwoch anzutreten, um am Freitag nochmal antreten zu dürfen.

Speerwurf

Anouk Vetter fordert Carolin Schäfer um Silber

Dieser Wurf hat sie zur Herausforderin von Carolin Schäfer um die Silbermedaille gemacht. Anouk Vetter steigerte ihre Bestleistung im dritten Versuch um knapp drei Meter auf 58,41 Meter. Diese Vorstellung brachte die Niederländerin im Gesamtklassement auf Rang drei nach vorne. Mit 5.805 Punkten hat die Europameisterin gerade einmal drei Zähler Rückstand auf die DLV-Athletin, die im Speerwurf auf 49,99 Meter kam. Die Vorleistungen sprechen dafür, dass Carolin Schäfer ihren Vorsprung über 800 Meter eher wieder ausbauen wird. Auf jeden Fall hat sie eine Gegnerin, an der sie sich orientieren kann. Die Gesamtpunktzahl wird wohl in der Gegend des Resultats von Ratingen (6.667 Punkte) liegen.

Ein beruhigendes Polster von knapp 200 Punkten nimmt Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (5.980 Punkte) mit in die abschließende Disziplin. 53,93 Meter mit dem Speer dürften endgültig den Weg zum ersten WM-Gold bereitet haben. Um noch in den Kampf um Edelmetall eingreifen zu können, liegen die Kubanerin Yorgelis Rodríguez (5.636 Punkte) und die Britin Katarina Johnson-Thompson (5.565 Punkte) als Vierte und Fünfte schon zu weit zurück.

Wenn bei der Claudia Salman-Rath im Speerwurf eine 40 vor dem Komma steht, war es ein ordentlicher Wettkampf. Mit 40,70 Metern kann die Frankfurterin gut leben. Mit einem engagierten 800-Meter-Rennen bleibt ein Endergebnis von gut 6.300 Punkten in Reichweite. Auch vom aktuell zehnten Platz (5.359 Punkte) könnte es noch etwas nach vorne gehen.

Weitsprung

Nafissatou Thiam schlägt Goldkurs ein

Das Weiten-Festival blieb zum Start in den zweiten Tag aus. Am besten arbeitete sich Nafissatou Thiam (Belgien) in den Wettbewerb. Sie steigerte sich von Versuch zu Versuch, um dann bei 6,57 Metern und damit nur einen Zentimeter hinter ihrer Bestleistung zu landen. Damit holte sie sich nicht nur die Führung (5.044 Punkte) zurück, sondern legte sich auch ein knapp 100-Punkte-Polster gegenüber Caroline Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) zu. Die 25-Jährige erwischte mit 6,20 Metern keinen optimalen Sprung, bleibt im Kampf um Silber aber absolut im Geschäft (4.948 Punkte).

Dank 6,56 Metern darf Katarina Johnson-Thompson wieder von Bronze träumen. Die Britin liegt mit 4.865 Punkte nach fünf Disziplinen auf Rang drei, muss als nächstes aber mit dem Speerwurf durch eine Zitterdisziplin. Da könnte die Kubanerin Yorgelis Rodríguez wieder vorbeiziehen, die nach 6,23 Metern als Vierte (4.826 Punkte) weiterhin auf Kurs Landesrekord liegt.

Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) machte mit 6,55 Metern Boden gut und hat bisher 4.678 Punkte auf dem Konto, zwischenzeitlich Rang acht. Sie liegt auf einem Kurs Richtung 6.300 Punkte.

 

TAG 1

100 Meter Hürden

Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath starten wie in Götzis

Es war fast eine Doubletten ihrer Leistungen von Götzis (Österreich), mit denen Caroline Schäfer und Claudia Salman-Rath (beide LG Eintracht Frankfurt) am Samstag in den WM-Siebenkampf von London (Großbritannien) starteten. Ein gutes Omen, immerhin kam für beide im Mehrkampf-Mekka am Ende eine Bestleistung raus. Carolin Schäfer war in 13,09 Sekunden auf die Hundertstel so schnell unterwegs wie beim Start in ihren 6.836-Punkte-Wettkampf von Ende Mai. Claudia Salman-Rath lag in 13,52 Sekunden nur eine Hundertstel hinter ihrem Start in Götzis.

Mit diesem gelungenen Auftakt ordneten sich die beiden erst einmal auf den Rängen drei und zehn im Gesamtklassement ein. Die Niederländerin Nadine Visser (12,85 sec) war erwartungsgemäß die schnellste Hürdensprinterin vor Kendell Williams (USA; 13,02 sec). Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien; 13,54 sec) ließ im Vergleich zu ihrem 7.000-Punkte-Siebenkampf von Götzis zwei Zehntel liegen, bleibt aber trotzdem die Goldfavoritin. Keinen guten Beginn erwischte Laura Ikauniece-Admidina (Lettland; 13,71 sec), die in Götzis noch 6.815 Punkte gesammelt hatte und dabei mit 13,10 Sekunden gestartet war.

Hochsprung

Nafissatou Thiam übernimmt Führung, Carolin Schäfer weiter auf Kurs

Ein breites Lächeln und zwei in die Höhe gereckte Daumen sowie ein weniger begeistertes Schulter zucken. So reagierten Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath auf ihre Vorstellungen in der zweiten Disziplin des WM-Siebenkampfes, in der sie ihren Leistungen aus Götzis weiter treu blieben. Carolin Schäfer stellte mit 1,86 Metern ihre Bestleistung ein und bewahrte damit ihre Medaillenträume. Claudia Salman-Rath verpasste die Chance, Boden gut zu machen. Höher als die 1,74 Meter ist sie in diesem Sommer zwar noch nicht gesprungen, ihre Bestleistung (1,83 m) ist aber ein Stück höher. Der Knoten platzte in dieser Disziplin auch in London nicht.

Nach zwei Disziplinen bleibt Carolin Schäfer (2.165 Punkte) Dritte. Die Führung übernahm erwartungsgemäß Nafissatou Thiam (2.215 Punkte), die mit 1,95 Metern ihre Stärke im Hochsprung ausspielte. Gleich um acht Zentimeter steigerte sich die Kubanerin Yorgelis Rodríguez. Durch ihre 1,95 Meter schob sie sich im Zwischenklassement auf Rang zwei (2.207 Punkte). Die Vorstellung ermöglicht ihr auch die Chance, unterm Strich ihren Landesrekord (6.481 Punkte) anzugreifen. Claudia Salman-Rath (1.950 Punkte) ordnete sich erst einmal auf Rang 16 ein.

Aus dem Medaillenrennen verabschiedete sich die Lettin Laura Ikauniece-Admidina, die zum Hochsprung nicht mehr antrat. Einen herben Rückschlag musste auch Lokalmatadorin Katarina Johnson-Thompson hinnehmen, die nur über 1,80 Meter kam und damit rund 200 Punkte gegenüber ihren Möglichkeiten verlor.

Kugelstoßen

Bestleistung für Carolin Schäfer

Carolin Schäfer bringt ihre Form auch im Kugelstoßen. Die 25-Jährige beförderte die Kugel auf Anhieb auf 14,84 Meter und damit fünf Zentimeter weiter als jemals zuvor. Damit übernahm sie den zweiten Platz in der Gesamtwertung (3.015 Punkte) und liegt weiterhin parallel zu ihrem Kurs von Götzis. Nafissatou Thiam hatte in den ersten beiden Disziplinen im Vergleich zu ihrem Sieg im österreichischen Mehrkampf-Mekka ein paar Punkte liegen lassen. Im Kugelstoßen kehrte sie diesen Trend mit der Tagesbestweite von 15,17 Metern um und legte einen halben Meter drauf. Die beiden Athletinnen mit den besten Vorleistungen liegen damit nach drei Disziplinen an der Spitze.

Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) erwischte nicht wieder einen so guten Versuch wie in Götzis, als die Bestleistung von 14,00 Metern rauskam. Mit 12,84 Metern ist sie im Alltag ihrer Kugelstoß-Leistungen zurück. Im Zwischenklassement liegt sie auf Rang 19 und hat bisher 2.667 Punkte auf dem Konto.

200 Meter

Carolin Schäfer übernachtet als Führende

Eine hochkonzentrierte Leistung lieferte Carolin Schäfer auch in der abschließenden Disziplin des ersten Tages ab. Bei leichtem Gegenwind blieb sie in 23,58 Sekunden zwei Zehntel über ihrer Bestleistung. Unterm Strich bedeutet das sogar die zwischenzeitliche Führung (4.036 Punkte). Der Weg in Richtung der ersten internationalen Medaille ist eingeschlagen. 

Nafissatou Thiam blieb in 24,57 Sekunden ebenfalls etwas hinter ihrer Bestleistung zurück, lag aber auch absolut im Rahmen. Diese Zeit genügte, um an Tag eins wie die DLV-Athletin mehr als 4.000 Punkte zu sammeln (4.014). Im Vergleich zum Ergebnis nach den ersten vier Disziplinen in Götzis sind das rund 50 Punkte weniger. Die Belgierin liegt damit auf Goldkurs, auch wenn sie die Führung erst einmal aus der Hand geben musste. Schlüssel zu den 7.000 Punkten war in Götzis der Speerwurf. In London soll diese Disziplin den goldenen Ausschlag geben.

Versöhnlich endete der Wettkampftag auch für Claudia Salman-Rath, die in 23,92 Sekunden unter 24 Sekunden blieb und mit 3.655 Punkten auf Rang 13 übernachtet. Ihr Leistungsvermögen im Weitsprung und über 800 Meter verspricht, dass es am Sonntag (6. August) noch ein paar Positionen nach vorne gehen könnte. Auf Platz drei liegt Yorgelis Rodríguez (3.905 Punkte) vor Katarina Johnson-Thompson (3.838 Punkte), die in 22,86 Sekunden die schnellste 200-Meter-Zeit hinlegte.   

STIMMEN ZUM ERSTEN WETTKAMPF-TAG:

Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt):
Götzis war ein Mehrkampf im Flow. Schon in Ratingen hatte ich viel Selbstvertrauen und konnte zusätzliches tanken. Umso schöner, dass ich hier an mein Niveau von Götzis anknüpfen konnte. Ich bin im Vorfeld davon ausgegangen, dass man im Bereich von 6.800 Punkten für eine Medaille sein muss. Ich habe eine super gute Basis gelegt. Morgen dann mit der als Führende markierten Startnummer in den zweiten Tag zu gehen, gibt mir unglaublich viel Motivation. Außerdem ist es eine neue Erfahrung. Ich freue mich drauf. Ich schaue auf mich und schaue dann vor den 800 Metern, wen ich im Auge behalten muss. Ich möchte meine Bestleistungen angreifen und beim Saisonhöhepunkt meine beste Leistung abliefern. Ich möchte den ersten Versuch im Weitsprung möglichst gültig und weit in die Grube setzten. Alles andere wird sich über den Tag ergeben.

Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt):

Noch vor zwei Wochen hatte ich Knieprobleme und schon befürchtet, alles absagen zu müssen. Danach habe ich noch eine Hochsprung-Einheit gemacht, die lief ganz gut. Aber die Sicherheit fehlt. Bei Kugel klappt es manchmal, manchmal noch nicht. Ich wollte heute zu viel. Der Rest war gut. Laufen kann ich. Ich werde morgen entspannter rangehen. Ich werde jetzt noch ausmassiert, dann duschen, schlafen gehen und morgen wird angegriffen. Ich gebe immer alles, das sieht man bei mir besonders bei den 800 Metern.

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