| Interview

Christina Schwanitz: „Leistungssport auch als Elternteil“

Sie ist zurück nach ihrer Babypause und führt mit ihrer Saisonbestleistung von 19,78 Metern schon wieder die europäische Bestenliste an. Am Freitag (20. Juli) bei der DM auf dem Nürnberger Hauptmarkt will Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) ihren sechsten nationalen Freiluft-Titel gewinnen und als Titelverteidigerin später aufs Treppchen der Heim-EM in Berlin. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht die 32-Jährige über ihre neue Rolle als Leistungssportlerin und Mutter sowie ihre Ziele.
SID / ihr

Christina Schwanitz, Sie haben nach ihrer Pause inzwischen wieder an die 20-Meter-Marke herangestoßen, haben wieder in der Diamond-League gesiegt. Hätten Sie gedacht, dass es gleich wieder so los geht?

Christina Schwanitz:

Dass es so gut und konstant läuft, hätte ich nicht gedacht. Die 19 Meter hatte ich mir schon als Marke gesetzt. Dass ich sie jetzt aber so oft hintereinander übertreffe, ist auch für mich ein bisschen überraschend. Mir war schon klar, dass es wieder in die Richtung meiner alten Leistungen gehen kann. Wenn man mal Leistungssport gemacht hat, dann kann man nach einer Pause häufig ganz gut daran wieder anknüpfen.

Wie umfassend war ihre Pause denn?

Christina Schwanitz:

Ich habe während der Schwangerschaft bewusst gar nichts gemacht, was mit Leistungssport zu tun hatte. Ich wollte ein bisschen weg vom Leistungssport. Einfach mal genießen, 'normal' zu sein. Ich habe zwar schon etwas Sport gemacht, aber weil ich Sport generell mag. Dabei ging es vor allem darum, miteinander Sport zu treiben.

Was hat denn den Ausschlag gegeben, wieder in den Ring zurückzukehren?

Christina Schwanitz:

Ich hatte ja offen gelassen, ob ich wieder mit dem Leistungssport anfange. Aber ich möchte mir auch etwas beweisen. Beweisen, dass man auch als Elternteil Leistungssport machen kann. Das ist eine Charakterfrage. Es gibt natürlich auch mal harte Tage. Aber es wäre ja langweilig, wenn wir alles wie Maschinen machen könnten. Aber wenn es dann trotz allem gut klappt, wenn alles so funktioniert, wie man es sich vorstellt - dann ist es umso schöner.

Stört es Sie denn, wenn Ihre Babypause so häufig thematisiert wird?

Christina Schwanitz:

Es war absehbar, dass meine jetzigen Leistungen mit meiner Mutterrolle in Verbindung gebracht werden. Es war aber nicht absehbar, dass es Zwillinge werden. Aber alles andere wäre auch komisch gewesen, denn das wäre dann nicht ich (lacht). Es ist manchmal schon etwas komisch, wenn ich bei einem Wettkampf als 'Zwillingsmama' angekündigt werde. Dabei stehe ich ja nicht im Stadion, weil ich zwei Kinder geboren habe, sondern weil ich gute Leistungen bringe.

Haben Sie das Gefühl, dass bei Sportlern, die Väter sind, dies weniger thematisiert wird?

Christina Schwanitz:

Väter in der heutigen Zeit wollen ja auch Väter sein. Sie wollen die Entwicklung ihrer Kinder miterleben, sie sind bei der Entbindung dabei und stehen nicht vor dem Kreißsaal herum. Für Väter ist es natürlich einfacher, mal zwei Wochen ins Trainingslager zu fahren als für mich. Denn im Gegensatz zu den Männern habe ich ja die Nahrung der Kinder dabei. Zumindest am Anfang. Mein Mann steht beispielsweise genauso wie ich nachts auf. Er spielt mit den Kindern, passt auf sie auf. Mit Zwillingen geht das auch nicht anders, sonst fällt die Mutter irgendwann um. Wenn ich bei uns alles alleine machen müsste, wäre ich schon verrückt geworden.

Welche Veränderungen gibt es denn in Ihrem Trainingsalltag?

Christina Schwanitz:

Natürlich ist der Tagesablauf organisierter geworden, ist mehr durchgetaktet. Früher konnte ich auch mal eine Stunde länger beim Training bleiben. Inzwischen ist das schwierig, weil ich dann die Kinder aus dem Kindergarten abholen muss. Da kann ich auch nicht immer zu spät kommen. Aber insgesamt ist das nicht so das Problem, unsere Leben waren auch vorher schon strukturiert.

Wie weit sind Sie denn schon auf dem Weg zurück?

Christina Schwanitz:

Meine Trainingswerte sind fast 1:1 so wie früher. Ich habe im Januar wieder angefangen zu trainieren, meine Konkurrentinnen natürlich früher. Da fehlen mir einige Wochen Grundlagentraining, aber es wird immer besser. Mein Körper braucht noch ein bisschen Zeit, bis die Bänder, Gelenke, das Gewebe wieder so fest sind wie vorher.

Anfang August steht mit der Heim-EM in Berlin der Saisonhöhepunkt an. Was haben Sie sich vorgenommen?

Christina Schwanitz:

Mein Ziel bei der EM ist eine Medaille. Das Allergrößte wäre es natürlich, wenn ich ganz oben auf dem Podest stehen könnte. Das wird aber natürlich nicht ganz so einfach.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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