Der große Disziplin-Check 2017 – Speerwurf Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie vier internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: der Speerwurf der Männer.

Jan-Henner Reitze

Fazit des Bundestrainers

Boris Obergföll, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?

Boris Obergföll:

Besser hätte es kaum laufen können. Vielleicht hat noch eine WM-Medaille gefehlt. Thomas Röhler haben in London sechs Zentimeter gefehlt. Hätte er auch noch sein verdientes Edelmetall gewonnen, wäre es ein perfektes Jahr gewesen. Wir haben zwei deutsche Rekorde gesehen, durch Thomas in Doha und Johannes Vetter in Luzern, das ganze Jahr über gigantische Weiten über 90 Meter, auch von Andreas Hofmann zum Ende der Saison. Dazu der Weltmeistertitel für Johannes. Diese Entwicklung im Team wünscht man sich als Bundestrainer.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Boris Obergföll:

Die Serie in Luzern von Johannes Vetter war für mich das Highlight. In Doha war ich leider nicht dabei, als Thomas die 93,90 Meter geworfen hat. In Luzern hat Johannes mit 90 Metern angefangen, dann folgten 91 Meter, 93 Meter und dann die 94,44 Meter. Außer beim Weltrekord-Wettkampf von Jan Zelezny, in dem ich selbst mitgeworfen habe, ist mir während eines Wettkampfes noch nie so eine Gänsehaut durch den Körper gejagt.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?

Boris Obergföll:

Die Messlatte ist extrem hoch gelegt. Alle erwarten, dass wir den Europameister stellen und möglichst viele Medaillen machen. Das ist natürlich unser Ziel, aber auch das der Tschechen. Dazu gibt es weitere starke Nationen in Europa. Es wird wieder ein neues Jahr und eine neue Herausforderung. Mein Ziel ist es vor allem, dass unsere Athleten gesund bleiben. Wir wollen alle gesund und fit durch die Trainingslager bringen. Dann sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es ein ähnlich gutes Jahr wird wie 2017. In Berlin beim Heimspiel ist es natürlich noch einmal ein besonderer Anreiz, dass wieder einer unserer Athleten auf dem Podest steht, vielleicht sogar mehr. Schon in diesem Jahr ist von einem möglichen Sweep bei der WM die Rede gewesen. Aber natürlich haben die Großereignisse immer ihre eigenen Gesetze.

Internationale Erfolge 2017

	Medaillen	(Weitere) Final-Platzierungen
WM	Gold: Johannes Vetter	4. Thomas Röhler 8. Andreas Hofmann
U23-EM	–	10. Joans Bonewit
U20-EM	–	5. Norman Plischke
U18-WM	–	–
EYOF	–	–

Die deutschen Top Ten 2017

Speerwurf Männer

Zeit	Name	Jahrgang	Verein
94,44 m	Johannes Vetter	1993	LG Offenburg
93,90 m	Thomas Röhler	1991	LC Jena
91,07 m	Andreas Hofmann	1991	MTG Mannheim
86,71 m	Lars Hamann	1989	Dresdner SC 1898
85,85 m	Julian Weber	1994	USC Mainz
84,62 m	Bernhard Seifert	1993	SC Potsdam
78,13 m	Jonas Bonewit	1995	LG Stadtwerke München
75,77 m	Nico Rensmann	1996	TSV Bayer 04 Leverkusen
75,05 m	Nils Fischer	1997	TSV Bayer 04 Leverkusen
74,32 m	Roman Klem	1996	SC DHfK Leipzig

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Speerwurf Männer

Jahr	< 83,00 (WM-Norm)	Schnitt Top 3	Schnitt Top 5	Schnitt Top 10
2005	3	83,72	82,73	79,71
2006	3	84,32	82,81	79,48
2007	-	82,49	81,61	80,05
2008	2	83,16	82,54	79,90
2009	2	82,87	81,58	79,67
2010	1	83,60	81,60	79,02
2011	2	85,09	82,82	79,94
2012	2	81,74	81,36	79,75
2013	2	83,52	82,55	80,45
2014	2	84,83	82,91	78,89
2015	4	86,94	85,24	81,56
2016	4	89,71	88,07	82,22
2017	6	93,14	90,39	83,99

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Jahr	Deutschland	Europa	Diff.	Welt	Diff.
2005	84,88 (M. Frank)	91,53 (Pitkämäki/FIN)	6,65	91,53 (Pitkämäki/FIN)	6,65
2006	85,30 (P. Esenwein)	91,59 (Thorkildsen/NOR)	6,29	91,59 (Thorkildsen/NOR)	6,29
2007	82,78 (P. Esenwein)	91,23 (Pitkämäki/FIN)	8,45	91,29 (Greer/ USA)	8,45
2008	83,50 (S. Steding)	90,57 (Thorkildsen/NOR)	7,07	90,57 (Thorkildsen/NOR)	7,07
2009	83,86 (M. Frank)	91,28 (Thorkildsen/NOR)	7,42	91,28 (Thorkildsen/NOR)	7,42
2010	87,81 (M. de Zordo)	90,37 (Thorkildsen/NOR)	2,56	90,37 (Thorkildsen/NOR)	2,56
2011	88,36 (M. de Zordo)	90,61 (Thorkildsen/NOR)	2,25	90,61 (Thorkildsen/NOR)	2,25
2012	82,10 (T. Häber)	88,34 (Vesely/CZE)	6,24	88,34 (Vesely/CZE)	6,24
2013	84,20 (L. Hamann)	89,03 (Pitkämäki/FIN)	4,83	89,03 (Pitkämäki/FIN)	4,83
2014	87,63 (T. Röhler)	88,01 (Ruuskanen/FIN)	0,38	89,21 (El Sayed/EGY)	1,58
2015	89,27 (T. Röhler)	89,27 (Röhler/GER)	0,00	92,72 (Yego/KEN)	3,45
2016	91,28 (T. Röhler)	91,28 (Röhler/GER)	0,00	91,28 (Röhler/GER)	0,00
2017	94,44 (J. Vetter)	94,44 (Vetter/GER)	0,00	94,44 (Vetter/GER)	0,00

Das fällt auf:

Es war ein Jahr der Superlative: Drei DLV-Athleten übertreffen die 90 Meter, zwei von ihnen stoßen in die Top Drei der Geschichte vor, dazu WM-Gold
Von den 20 besten Wettkampf-Ergebnissen des Jahres wurden 16 von DLV-Athleten erzielt, neun davon von Johannes Vetter und fünf von Thomas Röhler
Unter den Top 15 in der Welt sind fünf Deutsche