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Die Marathon-Bilanz 2018 der Männer: Eliud Kipchoges Fabelzeit krönt Rekordjahr

2018 war ein Marathon-Rekordjahr. Nie zuvor gab es in der internationalen Spitze derart viele absolute Weltklassezeiten. Und das sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. In einem zweiteiligen Rückblick analysieren wir das Jahr. Heute: die Männer.
Jörg Wenig

Für den Höhepunkt des Jahres über die 42,195 Kilometer sorgte Eliud Kipchoge. Der Kenianer brach in Berlin den Weltrekord und erreichte mit seiner Zeit von 2:01:39 Stunden eine neue Dimension. Doch es war nicht nur Kipchoge, der für Furore sorgte. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 17 Zeiten von unter 2:05 Stunden – eine solche Breite in diesem Leistungsbereich ist einmalig in der Geschichte des Marathonlaufes.

Weniger erfolgreich war das Jahr 2018 für die deutschen Marathonläufer. Im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor gab es insgesamt mehr Rück- als Fortschritte. Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) war der einzige deutsche Läufer, der wenigstens eine Zeit von unter 2:12 Stunden erreichte.

Mit Berlin, Frankfurt und Hamburg ist Deutschland nach wie vor eines der ganz wenigen Länder, die drei internationale Top-Marathonrennen vorweisen können. Berlin hat mit dem Kipchoge-Weltrekord seine Position als schnellster Lauf über die 42,195 Kilometer weltweit weiter ausgebaut. In der Liste der schnellsten City-Marathons der Welt ist bei den Männern auch der Mainova Frankfurt-Marathon auf Rang acht unter den Top Ten vertreten. Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) hat London (Großbritannien) überholt und ist hinter Berlin jetzt die neue Nummer zwei. Erstmals unter den Top Ten ist das aufstrebende Rennen von Valencia (Spanien).

Rekord in Dubai: Sieben Läufer unter 2:05 Stunden

Nur noch 100 Sekunden fehlen zur absoluten Marathon-Traumzeit und zum Durchbrechen der größten Zeitbarriere im Langstreckenlauf. Mit seinem famosen Tempolauf hat Eliud Kipchoge in Berlin den Weltrekord in einen Bereich gebracht, der die erste Zeit unter zwei Stunden ein gutes Stück realistischer macht. Mittelfristig dürfte diese Barriere tatsächlich fallen. Vielleicht kann der kenianische Ausnahmeläufer – der Olympiasieger ist inzwischen bereits seit fünf Jahren im Marathon ungeschlagen – seine eigene Weltrekordzeit von 2:01:39 Stunden selbst noch unterbieten und den zwei Stunden zumindest noch ein Stück näher kommen. Denkbar wäre dies auf einer extrem flachen Strecke wie in Dubai.

In dem Wüsten-Emirat hatte das Marathonjahr 2018 im Januar mit einem Paukenschlag begonnen: Der Äthiopier Mosinet Geremew gewann mit einem Streckenrekord von 2:04:00 Stunden, der am Ende zweitschnellsten Zeit des Jahres. Gleich sieben Äthiopier rannten absolute Weltklassezeiten von unter 2:05 Stunden – die ersten sechs liefen zwischen 2:04:00 und 2:04:15 Stunden. Ein solches Ergebnis ist einmalig in der Geschichte des Marathonlaufes. Bei keinem anderen Rennen gab es bisher mehr als drei Athleten, die im gleichen Lauf in unter 2:05 Stunden im Ziel waren.

Starke Rennen in Amsterdam und Valencia

Eine sehr starke Breite in der Spitze hatten im Herbst die Rennen in Amsterdam (Niederlande) und Valencia. Der Kenianer Lawrence Cherono machte mit seinem Streckenrekord von 2:04:06 Stunden das Rennen in Holland zum schnellsten des Landes und löste damit nach Jahrzehnten den Rotterdam-Marathon ab. Zwei weitere Läufer blieben unter 2:05 Stunden und insgesamt acht unter 2:07 Stunden. Genau diese Breite wies überraschend im Dezember auch der Valencia-Marathon auf, bei dem Leule Gebrselassie (Äthiopien) den Streckenrekord auf 2:04:31 Stunden schraubte.

Noch kommt kein Läufer in die Leistungsbereiche von Eliud Kipchoge, der im April bei hohen Temperaturen auch den London-Marathon in 2:04:17 Stunden gewonnen hatte. Doch es gibt einige junge Athleten, die das Potenzial haben, das zu schaffen. Auf europäischer Ebene hat sich Mo Farah 2018 als klare Nummer eins etabliert. Im Oktober gewann der Brite den Chicago-Marathon (USA) mit der Europa-Rekordzeit von 2:05:11 Stunden.

Deutsche Situation: Hoffen auf die Zukunft

Arne Gabius ist weiterhin das Maß der Dinge im deutschen Marathonlauf. Nachdem er im Frühjahr einmal mehr Probleme hatte und in Boston frühzeitig aus dem Rennen ging, meldete sich der 37-Jährige in Frankfurt zurück. Angesichts einer nicht optimalen Vorbereitung war seine Zeit von 2:11:45 Stunden ordentlich. Arne Gabius wird sicherlich auch in diesem Jahr der einzige deutsche Läufer bleiben, dem man ein Ergebnis von unter 2:10 Stunden zutrauen kann. Anders wäre das gewesen, wenn Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) sich für den Marathon entschieden hätte.

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) war 2018 die deutsche Nummer zwei mit 2:13:39 Stunden, konnte aber einmal mehr nicht seine Bestzeit von 2:12:50 Stunden erreichen. Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) musste wiederum einen verletzungsbedingten Rückschlag hinnehmen und konnte 2018 keinen Marathon laufen. Immerhin bildete sich beim Düsseldorf-Marathon eine gute zweite Reihe mit vier Athleten in einem Zeitbereich von 2:15 bis rund 2:16 Stunden. Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) gewann am Rhein den deutschen Meistertitel bei seinem Debüt in 2:15:20 Stunden und überzeugte dann auch bei einem heißen EM-Marathon in Berlin mit Rang elf. Er könnte 2019 für eine deutliche Steigerung sorgen. Wenn es für alle 2019 gut laufen sollte, könnte die Bilanz in einem Jahr schon wieder deutlich besser aussehen.

Marathon-Statistik der Männer

Die schnellsten Zeiten 2018
2:01:39Eliud KipchogeKENBerlin
2:04:00Mosinet GeremewETHDubai
2:04:02 Leule GebrselassieETHDubai
2:04:06Tamirat TolaETHDubai
2:04:06 Asefa Mengstu ETHDubai
2:04:06 Lawrence CheronoKENAmsterdam
2:04:08Sisay Lemma ETHDubai
2:04:15 Birhanu Legese ETHDubai
2:04:17 Eliud Kipchoge KENLondon
2:04:31Leule GebrselassieETHValencia
2:04:37 Mule WasihunETHAmsterdam
2:04:40Soloman DeksisaETHAmsterdam
2:04:43 El Hassan El AbbassiBRNValencia
2:04:44Seifu TuraETHDubai
2:04:49Tola Shura KitataETHLondon
2:04:53 Matthew KisorioKENValencia
2:04:58Sisay LemmaETHLjubljana
2:05:11Mo FarahGBRChicago
2:05:21 Emmanuel SainaKENBuenos Aires
2:05:21 Tsegaye KebedeETHValencia
Die besten Deutschen 2018
2:11:45Arne GabiusTherapie Reha BottwartalFrankfurt
2:13:39Philipp PfliegerLG Telis Finanz RegensburgHamburg
2:15:20Tom GröschelTC Fiko RostockDüsseldorf
2:15:27Sebastian Reinwand ART DüsseldorfDüsseldorf
2:15:58Marcus Schöfisch lauftraining.comDüsseldorf
2:16:17Philipp BaarART DüssedorfDüsseldorf
Die besten Zeiten aller Zeiten
2:01:39Eliud KipchogeKENBerlin16.9.2018
2:02:57Dennis KimettoKENBerlin28.9.2014
2:03:03Kenenisa BekeleETHBerlin26.9.2016
2:03:05Eliud KipchogeKENLondon24.4.2016
2:03:13Emmanuel MutaiKENBerlin28.9.2014
2:03:13Wilson KipsangKENBerlin26.9.2016
2:03:23Wilson KipsangKENBerlin29.9.2013
2:03:32Eliud KipchogeKENBerlin24.9.2017
2:03:38Patrick MakauKENBerlin25.9.2011
2:03:42Wilson KipsangKENFrankfurt30.10.2011
2:03:45Dennis KimettoKENChicago13.10.2013
2:03:46Guye Adola ETHBerlin24.9.2017
2:03:51Stanley BiwottKENLondon24.4.2016
2:03:52Emmanuel MutaiKENChicago13.10.2013
2:03:58Wilson KipsangKENTokio26.2.2017
2:03:59 Haile GebrselassieETHBerlin28.9.2008
2:04:00Eliud KipchogeKENBerlin27.9.2015
2:04:00Mosinet GeremewETHDubai26.1.2018
2:04:02Leule GebrselassieETHDubai26.1.2018
2:04:05 Eliud KipchogeKENBerlin29.9.2013

(Auf der nicht rekord-konformen Strecke des Boston-Marathons (Punkt-zu-Punkt-Kurs) lief am 18.4.2011 Geoffrey Mutai (KEN) 2:03:02 Stunden, sein Landsmann Moses Mosop war Zweiter mit 2:03:06)

Die besten Deutschen aller Zeiten
2:08:33 Arne GabiusGERFrankfurt25.10.2015
2:08:47Jörg PeterGERTokio14.02.1988
2:09:03Michael HeilmannGERHiroshima14.04.1985
2:09:23 Christoph HerleGERLondon21.04.1985
2:09:45Stephan FreigangGERBerlin30.09.1990
2:09:55Waldemar CierpinskiGERMontreal31.07.1976

Die schnellsten City-Marathonläufe

1. BERLIN (2:03:14,3 h)*
2. DUBAI (2:04:12,7 h)
3. LONDON (2:04:25,9 h)
4. CHICAGO (2:04:37,0 h)
5. ROTTERDAM (2:04:51,5 h)
6. AMSTERDAM (2:05:08,8 h)
7. VALENCIA (2:05:20,5 h)
8. FRANKFURT (2:05:37,0 h)
9. BOSTON (2:05:38,6 h)
10. TOKIO (2:05:51,7 h)

*Gewertet wird der Durchschnitt der jeweils zehn schnellsten je erzielten Zeiten des Rennens

Am Dienstag folgt die Marathon-Bilanz 2018 der Frauen!

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