| EM-Normen im Doppelpack

Hanna Klein und Marcel Fehr: Ein Läuferpaar auf dem Weg nach Berlin

Gemeinsames Training, gemeinsame Wettkämpfe, gemeinsam leben: Hanna Klein und Marcel Fehr leben eine erfolgreiche Läuferbeziehung. Beide haben die Normen für die EM in Berlin erfüllt und sehen spannenden Nominierungsentscheidungen entgegen.
Ewald Walker

„Wie oft hat man denn die Chance auf eine Heim-EM?“ fragt Marcel Fehr und untermauert damit die hohe Motivation, sich für die EM qualifizieren zu wollen. Die Mittel- und Langstrecken sind im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) so gut wie seit Jahren nicht bestückt und die Plätze für die EM dürften voll besetzt werden. Für Hanna Klein und Marcel Fehr (beide SG Schorndorf 1846) erfüllte sich am vergangenen Samstag in Tübingen innerhalb von zwei Stunden die Hoffnung auf die Normen.

Mit einem beherzten Rennen näherte sich Hanna Klein, die das Rennen beherzt angegangen war, ihrer persönlichen Bestleistung (4:04,15 min). Damit ist sie in der komfortablen Situation, sowohl über 5.000 als auch 1.500 Meter die EM-Norm in der Tasche zu haben. „Es wird wohl in Richtung 1.500 Meter gehen“, sagt die 25-Jährige, „ich fühle mich doch eher als Mittelstrecklerin." Mit Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt) und Caterina Cranz (LG Nord Berlin) sind in dieser Saison zwei weitere Läuferinnen unter der Norm (4:09,00 min) geblieben.

Was macht Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen)? Kommt sie auf die 1.500 oder 5.000 Meter zurück? Dann wird das Gedränge um die drei Tickets groß werden. „Die DM in Nürnberg wird ein Lotteriespiel“, sagt Klein. Das Olympiastadion in Berlin hat eine große Anziehungskraft für die WM-Elfte. 2008 ist sie bei den Deutschen Jugendmeisterschaften schon 800 Meter gelaufen und hat als Zuschauerin die WM 2009 erlebt. „Die Weltrekorde von Usain Bolt und der Hochsprung, als Ariane Friedrich das Stadion völlig zur Ruhe brachte, das waren doch Gänsehautmomente.“

Vier Tage Feinschliff in Tailfingen

Die Trainingssituation der WM-Halbfinalistin ist aus Sicht ihres Heimtrainers Uwe Schneider schwieriger geworden, seit die Läuferin im Herbst letzten Jahres in Köln ihr Psychologiestudium nach dem Bachelor-Abschluss fortgesetzt hat. Sie trainiert unter der Woche beim ehemaligen Bundestrainer Henning von Papen und fährt alle zwei Wochen zurück in ihre Trainingsgruppe nach Schorndorf. „Wir sind zwar ständig telefonisch im Kontakt“, sagt Trainer Schneider, „der direkte Kontakt ist jedoch nicht ersetzbar.“

Deshalb ist Schneider mit Hanna Klein und Marcel Fehr nach dem Wettkampf in Tübingen für vier Tage in die Sportschule nach Tailfingen bei Albstadt rund 40 Kilometer südlich von Tübingen gefahren. Kontaktpflege und Feinschliff für die DM in Nürnberg.

Trotz erfüllter Norm Bangen um die EM-Qualifikation

In einem tollen Flutlichtrennen in Tübingen („Gänsehautfeeling“), in dem der spurtstarke Sieger Richard Ringer (LC VfB Friedrichshafen, 13:22,48 min) seine derzeitige Ausnahmenstellung unter Beweis stellte, war Marcel Fehr mit 13:37,24 Minuten die EM-Norm gelaufen und sichtlich erleichtert. „Richard Ringer läuft derzeit in einer anderen Liga“, kennt Fehr neidlos die Leistung des Läufers vom Bodensee an. Und erklärt: „Ich fühle mich noch keinesfalls sicher bei der EM.“

Richard Ringer und Amanal Petros (SV Brackwede, 13:34,15 min) sind wohl durch, Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München) und Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) stehen in Lauerstellung. Wer läuft 5.000, wer 10.000 Meter? Konkurrenz bringt Qualität. Auch hier verspricht Nürnberg Spannung. „In dreizehneinhalb Minuten entscheidet sich so unheimlich viel“, weiß Fehr um den Zeitfaktor. Beim Showdown in Nürnberg will er alles geben, zu groß ist der Reiz Berlin.

Gemeinsames Ziel verbindet über große Distanz hinweg

Das Olympiastadion übt auch auf den Management-Studenten in Stuttgart-Hohenheim eine große Anziehungskraft aus. Da ist er seine erste nationale Meisterschaft gelaufen und hat hier beim ISTAF die „gigantische Atmosphäre erlebt“. Dass er nicht mehr im Bundeskader ist, hat seine Motivation gefördert.

„Ich vermisse Marcel unter der Woche doch sehr“, beschreibt Hanna Klein ihre private Beziehung zu ihrem Freund. Immerhin hatten die beiden schon drei Jahre zusammengelebt, ehe Klein an den Rhein zog. Es sei nicht leicht, unter diesen Umständen eine Beziehung zu pflegen, bekennen beide. Vielleicht bindet sie die derzeitige sportliche Entwicklung. Gemeinsam nach Nürnberg, gemeinsam nach Berlin, nach dem Motto: gemeinsam sind wir stark.  

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