| Interview der Woche

Jana Sussmann: "Keine großen Hoffnungen auf die WM-Norm"

Die zurückliegende Hallensaison fand ohne die verletzte Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg) statt. Mittlerweile ist die Hindernisläuferin wieder fit und blickt trotz abgespeckter Ziele zuversichtlich Richtung Sommer. Wir trafen die 24-Jährige am Rande des Hamburg-Marathons vergangenen Sonntag und unterhielten uns beim gemeinsamen Dauerlauf über ihre Ziele, die Liebe zur Hindernisstrecke und Olympia 2024.
Martin Neumann

Jana Sussmann, in diesem Winter konnten Sie aufgrund einer Verletzung keine Rennen bestreiten, mittlerweile scheinen Sie aber wieder fit zu sein. Liege ich da richtig?

Jana Sussmann:

Im Grunde schon. Seite Mitte März bin ich wieder im Lauftraining. Zum Glück ist die Fraktur im Kreuzbein schneller ausgeheilt als gedacht. Aber natürlich habe ich noch Trainingsrückstand.

Sie werden also nicht beim Pfingstsportfest in Rehlingen in die Saison einsteigen?

Jana Sussmann:

Nein. Momentan ist der Einstieg für das „Mini-Internationale“ in Koblenz am 27. Mai geplant, dann über 5.000 Meter. Das erste Hindernisrennen folgt dann im Juni.

Sie konnten mehr als zwei Monate nicht laufen. Spielt für Sie trotzdem die WM-Norm eine Rolle. Um in Peking dabei zu sein, müssten Sie 9:39,00 Minuten anbieten und Ihre Bestzeit um rund vier Sekunden steigern?

Jana Sussmann:

Durch die Verletzung mache ich mir ganz ehrlich keine großen Hoffnungen auf die WM-Norm. Für mich ist es wichtig, wieder Rennen auf einem ordentlichen Niveau abzuliefern und die Kadernorm des DLV fürs kommende Jahr zu erfüllen. Die dürfte so etwa im Bereich meiner Bestzeit von 9:43,28 Minuten oder etwas darunter liegen. Dann hätte ich eine gute Ausgangsbasis für das Olympia-Jahr 2016 gelegt. Dass ich stark zurückkommen kann, habe ich ja schon einmal bewiesen.

Sie sprechen Rio an: Ist ein Hochleistungssportler wie Sie schon 15 Monate vor den Olympischen Spielen auf diesen Höhepunkt fokussiert?

Jana Sussmann:

Nicht 24 Stunden am Tag, aber klar spielt es eine Rolle. Ich will bei den Olympischen Spielen starten. Das ist mein Ziel, dafür trainiere ich jeden Tag.

Ihr letzter Start im DLV-Dress endete im EM-Vorlauf 2014 mit einem Bauchklatscher in den Wassergraben. Haben Sie sich diese Szene danach noch einmal angeschaut?

Jana Sussmann:

Mittlerweile schon, aber nicht direkt an den Tagen danach. Ich wollte wissen, wie der Sturz zustande gekommen ist. Jetzt weiß ich es: Ich bin einfach zu nah am Wassergraben gewesen. So bin ich am Balken hängen geblieben und gestürzt. Als Andenken gab’s ein aufgerissenes Schienbein.

Haben Sie eigentlich eine bestimmte Zeit im Kopf, die Sie in Ihrer Karriere laufen wollen?

Jana Sussmann:

Nein.

Aber unter 9:30 Minuten zu bleiben, wäre schon eine schöne Sache …

Jana Sussmann:

… das stimmt. Und in diesen Bereich zu laufen, traue ich mir langfristig zu.

Der Hindernislauf der Frauen ist nicht erst seit dem EM-Triumph von Antje Möldner-Schmidt in Zürich eine der stärksten Laufdisziplinen im DLV. Profitieren Sie davon?

Jana Sussmann:

Ja. Durch die breite Leistungsdichte können wir uns in den Rennen gegenseitig unterstützen und haben bessere Chancen, uns für die internationalen Höhepunkte zu qualifizieren. An der nationalen Spitze gibt es neben Antje, Gesa Felicitas Krause und mir ja auch noch Sanaa Koubaa und Maya Rehberg. Mit Maya war ich im März im Trainingslager in Portugal. Da hat sie einen starken Eindruck hinterlassen. Es rücken also zusätzlich Talente nach.

Für eine Ausdauersportlerin sind Sie noch recht jung und könnten locker bis 2024 oder länger weiterlaufen. Träumen Sie vom Olympiastart 2024 in Ihrer Heimatstadt Hamburg?

Jana Sussmann:

Ich wurde schon häufiger darauf angesprochen. Doch 2024 ist mir noch viel zu weit weg. Meine Planungen sind bis Olympia in Rio ausgelegt. Dann sehen wir weiter.

Sie könnten ja irgendwann den Weg zum Marathon finden. Sie müssen doch beim Hamburg-Marathon mit rund 25.000 Startern und einer tollen Stimmung Blut geleckt haben?

Jana Sussmann:

 

Ne, das ist gar nichts für mich (lacht). Dafür mag ich schon jetzt im Training die langen Dauerläufe nicht. Mir hat es gereicht, beim Hamburg-Marathon mit einer Staffel dabei zu sein.

Welche Trainingseinheit ist denn genau Ihr Ding?

Jana Sussmann:

Tempoläufe. Am liebsten 400-Meter-Intervalle mit Hürden.

Wie sind Sie eigentlich zum Hindernislauf gekommen?

Jana Sussmann:

Ich hab’s 2010 einfach mal ausprobiert. Ich hatte gleich Erfolg und viel Spaß daran. Es ist eine ganz andere Belastung und ein ganz anderes Gefühl der Müdigkeit im Ziel als auf den Flachstrecken. Das macht den Hindernislauf für mich so besonders und deshalb liebe ich die Strecke so.

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