19 DLV-Youngsters bewarben sich am Wochenende in Baku um einen Startplatz bei den zweiten Olympischen Jugendspielen im August in Nanjing (China). Nach drei spannenden Wettkampftagen ergatterten 14 eines der begehrten Tickets. Darunter auch Konstanze Klosterhalfen, eines der größten deutschen Mittelstreckentalente.
Die Ausgangslage für Konstanze Klosterhalfen schien vor der Qualifikation zu den Olympischen Jugendspielen vergangenes Wochenende in Baku nicht gerade einfach: Die Gymnasiastin musste über 1.500 Meter unter die besten drei Europäerinnen kommen, um das Ticket nach Nanjing zu lösen. Ein echtes „Nadelöhr“ für die Mittelstrecklerin aus Leverkusen. „Das macht es sehr hart – eine geringe Chance! Doch man weiß vorher nicht, was da passieren kann. Ich sehe es als Ehre an, dass ich nach Baku darf.“ So die Einschätzung vor ihrer Abreise nach Aserbaidschan.
Am 1. Juni lief es dann in Baku prächtig: Wie geplant bestimmte Konstanze Klosterhalfen vom ersten Meter an das Tempo. „Am Anfang war es ziemlich eng, weil durch den ausgefallenen Vorlauf viele Läuferinnen in einem Lauf waren. Doch am Ende ist nur noch eine Polin mit mir gelaufen. Die ist auch bis zu den letzten 200 Metern drangeblieben. Die waren noch mal schnell, weil ich schon bei der Schlussglocke gedacht habe, dass das Ticket nach Nanjing nur noch 400 Meter entfernt ist“, erinnert sich die Mittelstrecklerin an die finale Runde.
Klarer Sieg
Am Schluss siegte die Leverkusenerin in 4:23,95 Minuten mit satten 5,3 Sekunden Vorsprung vor der Polin Sylwia Indeka. Danach begann für „Coco“ – wie sie genannt wird – der Freudentaumel: „Die Eindrücke waren überwältigend. Als das ganze Stadion aufgestanden ist, als für mich die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, das war schon besonders.“
Der Erfolg der U18-Athletin kam nicht völlig überraschend. Das Lauftalent sorgte vor knapp vier Monaten bereits für Furore. Am 5. Februar demonstrierte die 17-Jährige ihre Ausnahmestellung über die lange Mittelstrecke. Klosterhalfen verbesserte die seit 1974 (!) gültige U18-Bestleistung über 1.500 Meter (4:22,0 Minuten von Barbara Degel; SC DHfK Leipzig) auf 4:21,52 Minuten. Ein Ergebnis, das Konstanze selbst am meisten überraschte: „Das war wirklich unglaublich, und ich habe es immer noch nicht realisiert.“ Bundestrainer Adi Zaar schwärmte von „einem Lauf wie aus einem Guss“.
Klavier und Querflöte zum Ausgleich
Zwei Wochen später legte Klosterhalfen bei ihrem ersten U20-Ländervergleich gegen Italien und Frankreich nach und bestätigte ihr enormes Potenzial. Sie besiegte die internationale Konkurrenz und verfehlte ihre Hallenbestzeit von Erfurt nur um 17 Hundertstelsekunden.
Leichtathletik betreibt die Schülerin schon seit rund zwölf Jahren. Über ihren Bruder (der inzwischen zum Fußball wechselte) kam sie mit fünf Jahren zur spielerisch ausgerichteten Leichtathletik. Derzeit absolviert die Elftklässlerin aus Königswinter nahe Bonn zwei Trainingseinheiten pro Woche zu Hause und drei Einheiten in Leverkusen. Dabei bleibt ihr noch ein Leben jenseits von Laufbahn und Klassenzimmer: „Ich mache gern Musik, spiele Klavier und Querflöte. Ich gehe auch gern tanzen. Ab und zu mache ich Foto-Shootings “, sagt die schlanke junge Frau.
Der Trainer muss bremsen
Was sie am Alltag stört: direkt nach der Schule die Sporttasche packen zu müssen! Das schlägt ihr jedoch nicht auf die Motivation, wie Trainer Sebastian Weiß bescheinigt: „Sie ist sehr ehrgeizig und hat einen starken Willen, die Gegner zu schlagen und keine an sich vorbeizulassen. Sie arbeitet sehr akribisch. Manchmal muss man sie eher bremsen, als dass man sie pushen muss.“
Ausbaufähig sei noch ihr Spurt. Ihre große Stärke: die gute Grundlagenausdauer – eine wichtige Eigenschaft der Mittelstrecklerin für die 1.500 wie auch für die 3.000 Meter. Im September 2013 lief sie in Rhede die 3.000 Meter in ansprechenden 9:39,85 Minuten. Die 800 Meter kann sie in beachtlichen 2:07,50 Minuten abspulen. Beides gute Zubringerwerte für die 1.500 Meter.
Am Pfingstmontag wird Konstanze Klosterhalfen in Rehlingen und Anfang Juli in Mannheim starten. Anfang August folgen die Deutschen Jugendmeisterschaften in Wattenscheid. Ihr Trainer Sebastian Weiß ist ziemlich sicher, dass das Leverkusener „Lauf-Goldstückchen“ (Adi Zaar) bis zu den Olympischen Jugendspielen im August seine frühe und sehr gute Wettkampfform hochhalten kann.