| Interview

Mark Milde: "Mir war unheimlich"

Mark Milde (41) hat seinen Vater Horst Milde, den „Vater“ des Berlin-Marathon, 2004 als Race-Direktor beerbt. Schon seit 1999 ist er für die Verpflichtung der Top-Läufer verantwortlich. Der Berliner spricht über die Kunst, Weltrekorde zu planen und die Anstrengungen im Anti-Doping-Kampf.
Norbert Hensen

Herr Milde, mittlerweile ist der BMW Berlin-Marathon einige Tage her. Es war wieder einmal ein besonderes Rennen, das mit einem Weltrekord gekrönt wurde. Geht es noch besser?

Mark Milde:
Es war vieles schon nahezu optimal. Aber wir beurteilen ja nicht nur, ob es einen Weltrekord gab oder nicht. Es gibt immer Dinge, die man noch ein bisschen besser machen kann.

Was zum Beispiel?

Mark Milde:
Organisatorische Abläufe, die mit dem Blick von außen wahrscheinlich gar nicht auffallen. Die Medaillen für die Siegerehrung waren zunächst nicht da, wo sie sein sollten bzw. sie mussten an verschiedenen Orten geholt werden. Das kostet am Ende Zeit, das kann man besser machen, um mal ein Beispiel zu nennen.

Sie sind als Race-Direktor für viele Abläufe verantwortlich, werden von den Medien aber vor allem am Abschneiden der Elite-Läufer gemessen. Es war der fünfte offizielle Weltrekord unter ihrer Regie. Viele erwarten schon jetzt die nächste Bestzeit. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Mark Milde:
Mir war es im Ziel ein bisschen unheimlich, dass es schon wieder geklappt hat. Ich wusste, dass die Konstellation im Feld gut war, dass es funktionieren kann. Aber die enorme Steigerung um 27 Sekunden hat mich schon überrascht. Ich weiß aber, dass es immer schwieriger wird, neue Rekorde aufzustellen. So gute Bedingungen wird es auch nicht immer geben. Aber wir arbeiten daran, den Läufern immer die besten Bedingungen zu bieten.

Was sagen Ihre Kollegen aus London oder Chicago, die ja zum Teil auch in Berlin vor Ort waren? Sind die nicht langsam etwas frustriert?

Mark Milde:
Die haben uns schon gratuliert. Sicher hätten die auch gerne einen Weltrekord. Chicago war uns ja schon dicht auf den Fersen. In London ist nicht alles auf ein Rekordrennen ausgerichtet, dort ist das Feld der Spitzenläufer viel größer. Das Rennen lebt von der Spannung. Das wird in London auch sicher so bleiben. Auf diese Weise ist es schwieriger, Weltrekorde zu produzieren.

Es könnte für Sie in den nächsten Jahren noch leichter werden, die aktuell besten Marathonläufer der Welt nach Berlin zu locken. Können Sie sogar bei den Antrittsprämien sparen?

Mark Milde:
Das kann man so sagen. Mit Emmanuel Mutai und Tsegaye Kebede waren dieses Jahr zwei erfahrene Läufer am Start, die unbedingt in Berlin starten wollten, weil sie wissen wollten, was unter optimalen Bedingungen auf dieser schnellen Strecke möglich ist. Sie sind bei uns für weniger Geld gestartet als sie anderenorts hätten bekommen können. Das gilt auch für Shalane Flanagan, auch sie wollte unbedingt in Berlin laufen.

Berlin gehört zu den World Marathon Majors (WMM), einem Zusammenschluss der größten und stärksten Marathons der Welt. Gemeinsam wollen Sie einen sauberen Sport. Was unternehmen die WMM-Veranstalter im Anti-Doping-Kampf?

Mark Milde:
Wir kooperieren eng mit dem Weltverband IAAF. 2003 haben wir mit Bluttests begonnen, daraus ergeben sich über die Jahre Blutprofile der Eliteläufer. Betroffen sind nicht nur die Sieger, auch viele noch weniger bekannte Athleten werden erfasst. Diese Blutprofile helfen, Betrüger zu überführen.

Was zuletzt bei Liliya Shobukhova funktioniert hat. Der russische Verband hat sie von Januar 2013 an für zwei Jahre gesperrt und ihre Ergebnisse seit dem 9. Oktober 2009 annulliert. Noch wird sie als Siegerin der WMM-Serien 2009/2010 und 2010/2011 geführt. Wie kann das sein?

Mark Milde:
Es gibt noch einen laufenden Prozess beim Internationalen Sportgerichtshof CAS. Die Athletin hat Einspruch gegen die Aberkennung der Siege und der damit verbundenen Prämien eingelegt. Deshalb müssen wir die Entscheidung abwarten, bevor wir handeln können.

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