| Interview

Raphael Holzdeppe: „Ich bin wieder da“

Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) hat nach zwei eher mittelmäßigen Jahren am Samstag beim Indoor Meeting in Karlsruhe mit der Weltjahresbestleistung von 5,88 Metern ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Im Interview spricht der 28-Jährige über den Sprung auf Platz eins, eine Reise nach Birmingham zu zweit und die Vorteile des Trainings zu viert.
Thorsten Eisenhofer

Raphael Holzdeppe, Sie und Ihre Verlobte Sosthene Moguenara, die mit 6,70 Metern Zweite hinter Malaika Mihambo geworden ist, haben den Wettkampf quasi parallel auf Anlagen nebeneinander absolviert. Haben Sie sich nur auf Ihren Wettkampf konzentriert oder zwischendurch auch mal rüber geschaut?

Raphael Holzdeppe:

Ich habe mich natürlich auf meinen Wettkampf konzentriert. Sie hat ihren Wettkampf und ich meinen Wettkampf. Aber ich hatte das Glück, nach meinem Sieg noch in Ruhe ihren letzten Sprung ansehen zu können.

Bekommt Sosthene auch den Sieger-Blumenstrauß, den Sie noch in der Hand haben?

Raphael Holzdeppe:

Das muss ich mir noch überlegen. Entweder Sosthene oder meine Mutter, die – wie auch mein Vater – hier ist.

Sie haben die Norm für die Hallen-WM geknackt, Sosthene noch nicht. Werden Sie zusammen nach Birmingham fahren?

Raphael Holzdeppe:

Bei ihr ist eine positive Entwicklung zu sehen. Es fehlen nur noch sechs Zentimeter zu der Norm. Eine Sekunde länger die Beine nach vorne strecken, dann fällt die Marke auch. Ich gehe schwer davon aus, dass wir beide dabei sind.

Sie und Hallen-Weltmeisterschaften, das ist ja nicht gerade eine Liebesbeziehung.

Raphael Holzdeppe:

Ich möchte unbedingt nach Birmingham, ich war ja immer noch nicht bei einer Hallen-WM. Vor zwei Jahren war ich kurz davor, dann habe ich mich verletzt [Anrisse des Außen- und Innenbandes im Sprunggelenk sowie der Syndesmose, Anmk. d. Red.]. Jetzt habe ich die Norm abgehakt und bin mir ziemlich sicher, dass ich dabei sein werde. Es geht nun darum, Höhen wie in Karlsruhe zu bestätigen, um mit derselben Form, oder sogar noch ein bisschen besser, nach Birmingham zu fahren.

Sie sind nun erst einmal Weltjahresbester. Und als Weltjahresbester gehen Sie bei der Hallen-WM sicherlich nicht mit dem Ziel an den Start, zwei Sprünge zu absolvieren.

Raphael Holzdeppe:

Ich glaube schon, dass es in Birmingham noch höher hinausgehen wird, vielleicht auch bei mir. Die 5,88 Meter werden sicherlich nicht für den Titelgewinn reichen.

Haben Sie damit gerechnet, in Karlsruhe jene 5,88 Meter zu überfliegen?

Raphael Holzdeppe:

Es hat sich im Training angedeutet, dass ich Höhen um die 5,80 Meter springen kann. Dass es mit 5,88 Metern gleich eine neue Hallenbestleistung wird, ist natürlich umso schöner. Ich wäre auch schon mit 5,83 Meter zufrieden gewesen. Es ist toll, dass es diesmal geklappt hat, nachdem ich bei den letzten beiden Wettkämpfen mit meinen gesprungenen Höhen nicht so zufrieden war.

Sie haben sich gegenüber Ihrer bisherigen Jahresbestleistung um fast 30 Zentimeter gesteigert.

Raphael Holzdeppe:

Wie gesagt, die Höhen um 5,80 waren im Training schon da gewesen. Ich wusste, es muss nur der Tag kommen, an dem es mir gelingt, dies im Wettkampf umzusetzen. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass es diesmal gleich so gut funktioniert hat.

Ist diese Höhe auch eine Kampfansage an die Konkurrenz?

Raphael Holzdeppe:

Ja, was heißt Kampfansage. Ich habe auf jeden Fall gezeigt, dass ich wieder da bin, dass ich auch besser da bin als in den vergangenen Jahren in der Halle und dass ich auch vor habe, vorne mitzuspringen, vor allem mit Blick auf die Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham. Das ist schön, nachdem die vergangenen zwei Jahre einfach nur ärgerlich waren. 2016 bin ich bei der Hallen-DM umgeknickt, 2017 sind mir serienweise die Stäbe weggebrochen.

Haben Sie und Ihr Trainer Andrei Tivontchik etwas anders gemacht im Vergleich zu den vergangenen Jahren?

Raphael Holzdeppe:

Eigentlich gar nicht. Ich bin einfach gut durchgekommen bisher, ich habe trainieren können, wie ich wollte. Ich habe ein gutes Trainingslager gehabt und hoffe, dass nun alles so bleibt, also keine Wehwehchen mehr dazu kommen.

Sie haben neben Daniel Clemens mit Sosthene Moguenara und Ihrem Disziplinkollegen Karsten Dilla zwei Trainingspartner hinzubekommen. Ein Vorteil, oder?

Raphael Holzdeppe:

Definitiv. Das vergangene Jahr war eine Trainingsgruppen-Vergrößerung. Zuerst kam Sosthene im April dazu, dann Karsten im Oktober. Es macht einfach Spaß, in dieser Gruppe zu trainieren. Wir waren das erste Mal alle zusammen im Trainingslager. Ich glaube, der Spaß, den wir zusammen haben, überträgt sich auf das Training, und dadurch wird das Training qualitativ besser.

Die Heim-EM in Berlin überstrahlt dieses Jahr alles. Auch wenn’s noch ein paar Monate hin ist, ist Berlin schon präsent?

Raphael Holzdeppe:

Eigentlich schon seit dem Ende der WM in London im vergangenen Jahr. 2009 habe ich die Heim-WM verpasst. Deshalb möchte ich unbedingt die Chance nutzen, bei einer Heim-EM dabei zu sein. Normalerweise bekommt ein Sportler nur einmal in der Karriere die Chance, eine internationale Meisterschaft in seinem Heimatland wahrzunehmen. Jetzt habe ich die Chance schon zum zweiten Mal – und die will ich auf jeden Fall wahrnehmen.

Mehr:

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