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Hallen-DM 2020 Leipzig: Die große Vorschau der Frauen

Gesucht: die besten Leichtathleten Deutschlands unterm Hallendach. Wer sind die Titelverteidiger? Die Jahresbesten? Die Favoriten? In unserer großen DM-Vorschau auf Leipzig (22./23. Februar) gibt's die Infos zu allen Wettbewerben auf einen Blick. Heute: die Entscheidungen der Frauen.
Pamela Lechner / Svenja Sapper
60 Meter

Lisa-Marie Kwayie läuft rechtzeitig ins Rampenlicht

Erst spät in die Hallensaison eingestiegen und dann gleich von Null auf Hundert: Lisa-Marie Kwayie hat beim Berliner ISTAF Indoor das 60-Meter-Spektakel in 7,25 Sekunden gewonnen – und sich in ihrem ersten Wettkampf im Olympia-Jahr direkt an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste gesetzt. Damit ist die Titelverteidigerin auch erste Titelkandidatin. Ihre vermeintlich stärkste Konkurrentin Tatjana Pinto (LC Paderborn), die in der Vergangenheit auf der kürzesten Sprint-Distanz schon außergewöhnlich starke Zeiten gerannt ist, wird aufgrund einer leichten muskulären Blessur nicht am Start sein. Auf Medaillenkurs liegen so Rückkehrerin Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) und die Kwadwo-Schwestern Yasmin und Keshia (beide LC Paderborn). Auch Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) geht ins Rennen und ist nicht zu unterschätzen.

Titelverteidigerin: Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; 7,19 sec)
Jahresbeste: Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; 7,25 sec)
 

200 Meter

Erstes Gold für Jessica-Bianca Wessolly?

Zwei junge Sprinterinnen tummeln sich an der Spitze der DLV-Bestenliste: Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) und Sophia Junk (LG Rhein-Wied). Keine von ihnen hat bislang einen deutschen Meistertitel bei den Aktiven gewonnen. Und es wird auch am Wochenende schwer. Da Corinna Schwab ihre Medaillenchancen auf den 400 Metern höher einschätzt, fehlt die Jahresschnellste über die 200 Meter. Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) kommt immer besser in Fahrt und könnte nach Bronze 2018 und Silber 2019 diesmal über die Hallenrunde Gold holen. Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die mit fünf DM-Titeln in den vergangenen Jahren zu den Schnellsten zählte, hat nach längerer Verletzungsproblematik ihre Hallensaison frühzeitig beendet.

Titelverteidigerin: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 23,04 sec)
Jahresbeste: Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg; 23,39 sec)
 

400 Meter

Laura Müller in der Halle schnell wie nie

Die Titelverteidigerin muss die Hallensaison auslassen. Bei Nadine Gonska (MTG Mannheim) wurde Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert. Umso mehr rückt daher Laura Müller (LC Rehlingen) in die Favoritenrolle. Die 24-Jährige ist über die 400 Meter in der Halle diesen Winter zum ersten Mal unter 53 Sekunden gelaufen. Im Vorjahr gewann sie an selber Stelle Bronze. Ihre ersten Verfolgerinnen sind U23-Athletin Corinna Schwab und die zweimalige Deutsche Freiluft-Meisterin über 400 Meter Hürden Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen). Alle drei sind in Bestform und werden die Medaillen wahrscheinlich unter sich ausmachen.

Titelverteidigerin: Nadine Gonska (MTG Mannheim; 53,24 sec)
Jahresbeste: Laura Müller (LC Rehlingen; 52,79 sec)
 

800 Meter

Münchner Duell geht in die nächste Runde

Die Top Zwei des vergangenen Jahres stehen auch in Leipzig über 800 Meter im Fokus. Christina Hering und Katharina Trost, Trainingskolleginnen bei der LG Stadtwerke München, könnten sich ein enges Duell um den Titel liefern. 2019 entschieden Tausendstelsekunden zugunsten von Katharina Trost. In diesem Jahr möchte Christina Hering den Spieß umdrehen. Beim ersten Aufeinandertreffen der Teamkameradinnen Anfang Februar in Erfurt setzte sich Christina Hering knapp durch. Doch Katharina Trost (SB: 2:03,26 min) wird sich nicht leicht abschütteln lassen. Die WM-Halbfinalistin konnte am vergangenen Wochenende in Glasgow (Schottland) in einem starken Feld als Dritte über 1.000 Meter ihr Stehvermögen trainieren und möchte bei der Titelvergabe wieder ein Wörtchen mitreden. Die Plätze dahinter haben unter anderen die Leverkusenerin Rebekka Ackers und Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) im Blick. Einen Münchner Sweep könnte Mareen Kalis perfekt machen.

Titelverteidigerin: Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 2:05,16 min)
Jahresbeste: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:02,93 min)
 

1.500 Meter

Hanna Klein mit den besten Karten

Die Jahresschnellste Konstanze Klosterhalfen verbesserte kürzlich in einem Meilenrennen den deutschen 1.500-Meter-Hallenrekord auf 3:59,89 Minuten. Doch die Ausnahme-Läuferin verzichtet auf einen Start in Leipzig. In die Favoritenrolle rückt somit Titelverteidigerin Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen), die mit 4:08,87 Minuten auch die schnellste Saisonbestleistung der gemeldeten Athletinnen mitbringt. Caterina Granz könnte die WM-Finalistin von 2017 herausfordern: Unter anderem bei ihrem Universiade-Sieg im vergangenen Jahr überzeugte die Berlinerin mit einer guten taktischen Renneinteilung und wird daher in Leipzig auf jeden Fall zu beachten sein. Nicht ausgeschlossen, dass beim Strecken-Poker der Topathletinnen eine Läuferin der zweiten Garde mit einem Podiumsplatz überraschen kann, denn viele Athletinnen haben sowohl für die 1.500 als auch für die 3.000 Meter gemeldet. Auch Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), die jedoch aufgrund einer Erkältung kurzfristig ihre Teilnahme absagen musste.

Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:36,64 min)
Jahresbeste: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 3:59,89 min)
 

3.000 Meter

Offenes Rennen nach Start-Absage von Gesa Krause

Die WM-Dritte über 3.000 Meter Hindernis Gesa Felicitas Krause, die in Dortmund mit 9:05,12 Minuten die schnellste deutsche Zeit des Winters über die 3.000 Meter flach lief, wird aufgrund einer Erkältung nicht teilnehmen können. Mit Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) ist jedoch eine weitere Hindernisläuferin im Starterfeld nach Verletzungsproblemen im vergangenen Jahr wieder hochmotiviert. Ob Hanna Klein und Caterina Granz einen Doppelstart wagen, entscheidet sich kurzfristig. Sollten sie über 3.000 Meter an der Startlinie stehen, ist ein spannendes und schnelles Rennen zu erwarten. Neben Titelverteidigerin Konstanze Klosterhalfen verzichtet auch die Hallen-EM-Vierte Alina Reh (SSV Ulm 1846) auf die Hallen-DM in Leipzig.

Titelverteidigerin: Konstanze Klosterhalfen (8:32,47 min)
Jahresbeste: Gesa Felicitas Krause (9:05,12 min)
 

60 Meter Hürden

Entscheidung ohne die zwei Top-Athletinnen

Im deutschen Hürdensprint dominieren seit einigen Jahren Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) und Cindy Roleder (SV Halle), die bei Weltmeisterschaften schon Bronze beziehungsweise Silber gewinnen konnten. In den vergangenen vier Jahren haben sich die Weltklasse-Hürdensprinterinnen abwechselnd den DM-Titel in der Halle geholt. Beide Athletinnen plagten zuletzt körperliche Probleme: So musste Cindy Roleder wegen einer muskulären Verletzung, die sie sich beim ISTAF Indoor zugezogen hat, ihren Start zurückziehen. Und auch Pamela Dutkiewicz hat sich wegen einer Muskel-Verhärtung gegen einen Start entschieden, um gesund für die Vorbereitung auf den Olympia-Sommer zu sein. So scheint der Weg frei für die EM-Fünfte Ricarda Lobe (MTG Mannheim). In den Kampf um die Medaillen wollen ebenso die Leverkusener Siebenkämpferinnen Caroline Klein und Anna Maiwald eingreifen.

Titelverteidigerin: Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01; 7,90 sec)
Jahresbeste: Cindy Roleder (SV Halle; 7,94 sec)
 

4x200 Meter

Regensburg in ungewohnter Spitzenposition

Die LG Telis Finanz Regensburg – eigentlich bekannt als Läufer-Hochburg – hat sich im Sprint-Bereich verstärkt. So kam es, dass Corinna Schwab, Maike Schachtschneider, Mona Mayer und Katrin Fehm bei den Landesmeisterschaften in München deutsche Jahresbestleistung (1:36,44 min) liefen. "Ich bin mir sicher, die Zeit können wir noch toppen", hatte Corinna Schwab nach dem Lauf gesagt. Damit zählen sie zu den DM-Medaillenkandidatinnen. In den vergangenen vier Jahren war allerdings immer eine deutlich schnellere Leistung für Gold nötig. Erfahrungsgemäß legen die Top-Vereine ihre Karten erst bei den Meisterschaften auf den Tisch. So muss man Titelverteidiger Mannheim sowie die Quartette aus Leverkusen, Köln oder die jetzt mit beiden Kwadwo-Schwestern Keshia und Yasmin stark aufgestellte Staffel vom LC Paderborn auf der Rechnung haben.

Titelverteidiger: MTG Mannheim (1:34,89 min)
Jahresbeste: LG Telis Finanz Regensburg (1:36,44 min)
 

Hochsprung

Große Chance für nachrückende Springerinnen

Leipzig war für Imke Onnen eigentlich ein gutes Pflaster: Im vergangenen Jahr übersprang die Hannoveranerin dort erstmals 1,96 Meter und sicherte sich ihren ersten deutschen Meistertitel. Doch dieses Jahr muss die 25-Jährige wegen einer Knie-Verletzung passen. Auch die Deutsche Freiluft-Meisterin Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), die auf die Hallensaison verzichtet, geht nicht auf Höhenjagd. In Abwesenheit der zwei Top-Springerinnen haben die nachrückenden Athletinnen eine einmalige Chance auf den DM-Titel. Medaillenkandidatinnen sind Laura Gröll (LG Stadtwerke München) und Lale Eden (Hannover 96) sowie die international für Norwegen startende Katarina Mögenburg.

Titelverteidigerin: Imke Onnen (Hannover 96; 1,96 m)
Jahresbeste: Imke Onnen (Hannover 96; 1,96 m)
 

Stabhochsprung

Konkurrenz für Lisa Ryzih

Seit 2015 war es in der Halle wie im Freien meist Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), die bei Deutschen Meisterschaften triumphierte. Auch in diesem Jahr reist die 31-Jährige als Titelverteidigerin an. Ein Selbstläufer ist der Sieg aber für die Hallen-EM-Zweite von 2017 nicht. Mit 4,44 Metern hat sie in Ostrava (Tschechien) zwar einen gelungenen Saisoneinstieg hingelegt. Doch mit der Ulmerin Stefanie Dauber hat sie eine ernstzunehmende Konkurrentin. Die EM-Teilnehmerin von 2018 überquerte in diesem Winter bereits dreimal Höhen jenseits der 4,40 Meter und hält mit 4,46 Metern derzeit auch die deutsche Jahresbestleistung. Mit Leni Freyja Wildgrube und Moana-Lou Kleiner (beide SC Potsdam) stehen auch zwei vielversprechende Nachwuchsathletinnen in den Teilnehmerlisten.

Titelverteidigerin: Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen; 4,60 m)
Jahresbeste: Stefanie Dauber (SSV Ulm 1846; 4,46 m)
 

Weitsprung

Wie weit fliegt Malaika Mihambo?

Sie hat es wieder getan: Beim ISTAF Indoor am vergangenen Freitag flog Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auf 7,07 Meter. Hallen-Bestleistung und eine (fast) nahtlose Fortsetzung ihrer Sieben-Meter-Serie aus dem vergangenen Sommer, die bei der WM in Doha von einem Sensations-Satz auf 7,30 Meter gekrönt worden war und der 26-Jährigen den Weltmeistertitel beschert hatte. Wie weit kann es diesmal gehen? 59 Zentimeter liegt die Europameisterin in der Bestenliste vor U20-Siebenkämpferin Lucie Kienast (SV Halle), die mit 6,48 Metern ein Ausrufezeichen gesetzt hat. Noch ein Jahr jünger ist die Deutsche Jugend-Hallenmeisterin Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe), die ebenfalls schon 6,37 Meter vorzuweisen hat. Nicht zu vergessen Maryse Luzolo (Königsteiner LV), die nach ihrer langwierigen Verletzung 2017 nun pünktlich zu den Deutschen Hallenmeisterschaften wieder in guter Form ist: Beim ISTAF Indoor erreichte die Hallen-EM-Teilnehmerin von 2017 6,46 Meter – Rang drei der Meldeliste.

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,72 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,07 m)
 

Dreisprung

Fragezeichen hinter der Titelverteidigerin

Vergangenes Jahr flog Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) erst zum deutschen Hallenrekord (14,59 m) und dann in Leipzig mit Meisterschaftsrekord (14,38 m) zum Titel. Doch in diesem Jahr hat sich die Vize-Europameisterin bisher rar gemacht: Die Hallen-DM ist ihr erster Wettkampf. Man darf gespannt sein, welche Weiten die 29-Jährige in Leipzig auspacken wird. Mit starken Leistungen vorgelegt hat Neele Eckhardt (LG Göttingen): Die EM-Zehnte erzielte bereits dreimal mehr als 14 Meter. Der weiteste Satz ging auf 14,17 Meter – eine persönliche Bestleistung unter dem Hallendach, mit der die 27-Jährige als Favoritin auf ihren zweiten Hallen-DM-Titel nach 2018 in den Wettkampf geht.

Titelverteidigerin: Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz; 14,38 m)
Jahresbeste: Neele Eckhardt (LG Göttingen; 14,17 m)
 

Kugelstoßen

Alina Kenzel will Gunst der Stunde nutzen

In einer eigenen Liga stößt in der Regel im nationalen Kontext Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge). Die WM-Bronzemedaillengewinnerin von Doha (Katar) bestreitet im Hinblick auf eine optimale Olympia-Vorbereitung jedoch in diesem Winter keine Wettkämpfe. So kämpfen vier Athletinnen mit 17 Meter-Vorleistungen um die Medaillen – drei davon standen bei der U23-EM in Gävle (Schweden) zusammen auf dem Podest. In der Favoritenrolle: die Jahresbeste Alina Kenzel (VfL Waiblingen), die schon 2018 bei den Titelkämpfen in Dortmund als Siegerin den Ring verlassen hatte. Ihre Herausforderinnen heißen Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) und Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge). Mit Claudine Vita (SC Neubrandenburg) will zudem eine Diskuswerferin vorne mitmischen.

Titelverteidigerin: Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge; 19,54 m)
Jahresbeste: Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 17,77 m)
 

Hallen-DM 2020 Leipzig

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