| Hallen-EM 2021

Torun Tag 1: Die deutschen Athletinnen und Athleten in den Vorrunden

Am Donnerstag starten die Hallen-Europameisterschaften in Torun (Polen) mit Vorentscheidugnen in fünf Disziplinen. Wir berichten von Wettbewerb zu Wettbewerb, wie sich die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschlagen haben.
Jan-Henner Reitze
1.500 Meter Männer, Vorläufe

Vorläufe Endstation für DLV-Athleten

Aus dem 51 Athleten umfassenden Feld der Vorläufe wurden am Donnerstag gleich nur zwölf Finalteilnehmer herausgesiebt. Damit war für das DLV-Trio in diesem Wettbewerb klar: Es muss alles passen, um eine Runde weiterzukommen. Das gelang an diesem Auftaktabend der Hallen-EM in Torun (Polen) keinem der Drei.

Hindernisspezialist Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 3:41,29 min) kam dem Finale als Sechster seines Laufes noch am nächsten. Die beiden Finaltickets in dem Rennen sicherten sich mit dem Briten Neil Gourley (3:39,84 min) und Europarekordler und Top-Favorit Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:39,89 min) zwei Athleten mit schon deutlich längerer Liste an großen Erfolgen.

In seinem ersten internationalen Rennen auf der Bahn seit 2018 konnte sich Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) nicht durchsetzen. Auf Platz sieben (3:42,49 min) fehlten ihm gut drei Sekunden auf István Szögi (Ungarn), dem seine Zeit als Viertplatzierter von 3:39,10 Minuten noch einen Platz im Endlauf sicherte. Ebenfalls als Siebter seines Vorlaufes kam Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:44,63 min) ein, dem hintenraus auch die Körner fehlten, um in den Kampf um die Endlauftickets einzugreifen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898)
Als ich in die Halle kam, habe ich schon gesehen, dass der erste Lauf 3:38 war. Da dachte ich schon, über die Zeit weiterzukommen, wird schwer. Ich mag es nicht, wenn gedrängelt wird. Deshalb habe ich mich im Rennen zuerst zurückgehalten. Ich habe mich gut gefühlt und eine Überholungstour gestartet. Dass ich einen Jakob Ingebrigtsen auf der letzten Runde nicht hole, ist irgendwo klar. Ganz vorne waren sie schon ein Stück zu weit weg. Ich habe ein solides Rennen gemacht, es war eine Zugabe zur Hallensaison. Die Zeit war ordentlich. Ich habe Motivation getankt, auch mit so großen Namen zu laufen. Jetzt freue ich mich, dass die Hindernisse wiederkommen.

Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt)
Auf den letzten 600 Metern habe ich meine Beine nicht mehr gefühlt. Nach der Hallen-DM hatte ich eine Erkältung. Es war nicht einfach für mich. Ursprünglich wollte ich im Marathon zu Olympia. Aber wegen Corona sind viele Wettkämpfe ausgefallen. Deswegen suche ich die Möglichkeit, auf der Bahn zu den Spielen zu kommen. Ich möchte jetzt ein Höhentrainingslager machen. Wenn ich einen Platz bekomme, möchte ich dann im ersten Rennen der Diamond League starten, um die Olympianorm zu schaffen.

Marius Probst (TV Wattenscheid 01)
Ich habe heute nicht viel hinbekommen. Vielleicht war ich vom Kopf nicht ganz frei. Genau sagen kann ich es nicht, woran es gelegen hat. Meinen Höhepunkt hatte ich auf die Deutschen gelegt. Ich habe auch noch nicht erlebt, zwei Tage vor dem Wettkampf 22 Stunden anzureisen. Aber ich will keine Ausreden suchen. Es waren zu viele Positionskämpfe, ich konnte nicht befreit laufen. Vielleicht hätte ich von vornherein weiter vorn laufen sollen. Ich bin sehr enttäuscht von meiner eigenen Leistung. Das war unter meinen Möglichkeiten. Wenn der Kopf nicht mitspielt, kannst du nicht in so ein Rennen gehen.
 

3.000 Meter Frauen, Vorläufe

Elena Burkard mit hellwachem Auftritt in den Endlauf

Alle Athletinnen, die unter neun Minuten blieben, zogen letzten Endes ins Finale ein. Vor dem Start war die Formel allerdings eine andere. Die ersten Vier der beiden Vorläufe kamen direkt weiter, dazu vier weitere Zeitschnellste. Und so war Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) froh, dass im ersten Vorlauf nicht gebummelt wurde. Die Hindernisspezalistin trug auch selbst zur Tempoarbeit bei. Damit, dass der abschließende Kilometer in 2:55 Minuten gelaufen wurde, hatte sie kein Problem. Genauso wenig, sich einen Platz unter den ersten Vier zu sichern. Hinter Vorlaufsiegerin Amy-Eloise Markovc (Großbritannien; 8:56,26 min) lief die 29-Jährige in 8:56,56 Minuten als Zweite sicher ins Finale. Ganz nebenbei bedeutete diese Zeit auch noch Hallenbestleistung.

Im zweiten Vorlauf wurde von Anfang an ein etwas höheres Tempo angeschlagen. Lea Meyer (VfL Löningen) ging bei ihrer ersten Hallen-EM mutig mit, konnte in der Schlussphase aber nicht mehr ganz mit der Spitze mithalten und lief in 9:05,13 als Siebte ein. Die sechstplatzierte Portugiesin Mariana Machado (8:59,39 min) ergatterte noch ein kleines "q", die DLV-Athletin nicht mehr. Dieses Rennen gewann mit Verity Ockenden (8:52,60 min) ebenfalls eine Britin. Das ausgeglichene Feld verspricht ein spannendes Finale, nach nur 25 1/2-Stunden Regeneration.

Mit der Slowenin Maruša Mišmaš-Zrimsek und der Niederländerin Jip Vastenburg wurden zwei Athletinnen, die zum Kreis der Medaillenanwärterinnen gezählt wurden, nachträglich disqualifiziert. Der Grund: Bahn verlassen.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald)
Ich wollte mich vorne im Feld aufhalten. Ich bin noch nicht so oft in der Halle gelaufen. Ich hatte Respekt davor, dass es hinten zu eng werden könnte. Am Anfang war es etwas zäh, hinten raus hat es sich gut angefühlt. Das war auf jeden Fall besser als bei den Deutschen. Mein Ziel war das Finale. Von den Bestzeiten her sind alle dicht beieinander. Ich hatte Bedenken, dass es langsam wird und dann ein Spurtrennen. Das ist dann unkalkulierbar. Ich bin froh, dass es doch relativ locker geklappt hat. Was die Ausdauer angeht, bin ich gut drauf, besser als auf der Unterdistanz. Ich hoffe, dass mir das mit Blick auf die kurze Pause zu Gute kommt. Aber es ist eine Herausforderung. Man kann nach dem Rennen nicht so gut einschlafen und hat dann das nächste gleich am nächsten Tag. Ich bin froh, dass die Hallen-EM überhaupt stattfindet. Die Musik hätte etwas lauter sein können.
 

Hochsprung Männer, Qualifikation

DLV-Duo reicht 2,21 Meter

Mit nur zwei Sprüngen an diesem Abend konnten die Goldfavoriten Gianmarco Tamberi (Italien) und Maksim Nedasekau (Belarus) Kräfte sparen. Beide floppten jeweils im ersten Versuch über 2,16 Meter und dann 2,21 Meter. Diese Höhe reichte schon, um das Feld auf die gewünschten acht Finalteilnehmer zu reduzieren.

Zwei DLV-Athleten konnten diese Höhe ebenfalls überwinden und sind im Finale am Sonntagvormittag (7. März; 11.25 Uhr) dabei. Freiluft-Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) leistete sich bei 2,16 Metern zwar einen Fehlversuch, schaffte die 2,21 Meter dann aber im ersten Anlauf. Tobias Potye (LG Stadtwerke München) brauchte zwei Versuche für diese Höhe, machte aber auch das Finale klar. Es ist sein erstes bei einer internationalen Meisterschaft der Männer. Dreimal an 2,21 Metern scheiterte der Überflieger der Hallen-DM Jonas Wagner (Dresdner SC 1898), der sich in Dortmund noch überraschend auf 2,28 Meter gesteigert hatte.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Ich hatte in Dortmund noch Probleme mit dem Fuß. Danach war ich beim Arzt und habe alles checken lassen. Es ist nichts kaputt, vorher war es schwer, mental damit umzugehen und Vollgas zu geben. Ich wollte auch nichts riskieren in Richtung EM. Die Deutschen waren schade, aber umso motivierter und auch aggressiver bin ich jetzt. Ich möchte Gas geben. Und die unmittelbare Vorbereitung war auch super. Ich will eine Medaille holen. Es ist schade, dass keine Zuschauer da sind. Das stelle ich mir aber einfach vor.

Tobias Potye (LG Stadtwerke München)
Dieser Winter war emotional eine ziemliche Achterbahnfahrt für mich. Das ein oder andere Problem an meinem Knie plagt mich jetzt schon seit Jahren. Ich bin heute gesprungen, obwohl ich das Gefühl hatte, es könnte mir wehtun. Aber ich habe gelernt, dass man solche Hintergrundgeräusche auch mal ignorieren darf. Mit ein bisschen Glück kommt man dann auch ins Finale. Heute bin ich so hoch wie nötig gesprungen und hoffe, dass ich mich schonen konnte. Am Sonntag möchte ich dann zeigen, was in den Beinen steckt.

Jonas Wagner (Dresdner SC 1898)
Es war überraschend, dass ich hier dabei sein durfte. Dieser Höhepunkt war so gar nicht eingeplant. Ich habe versucht, den Wettkampf ähnlich anzugehen wie vor Dortmund. Aber ich weiß nicht, ob ich heute nicht ganz bei mir war. Es war nicht wie in Dortmund. Es waren viele kleine Sachen, die ungewohnt waren. Ich wollte mich darauf einstellen, aber sie haben dann doch einen Zahn bei mir gelassen. Vielleicht war es im Großen und Ganzen das. Ich möchte daraus lernen und es das nächste Mal besser machen. Zu Hause muss ich jetzt einiges für die Uni organisieren. Ende des Monats soll es dann ein Trainingslager mit dem Verein geben und dann wird es immer Sommer wieder besser gemacht.
 

Weitsprung Männer, Qualifikation

Erstes internationales Finale für Maximilian Entholzner

Mit Geduld hat sich Maximilian Entholzner (LAC Passau) bis an die nationale Spitze vorgearbeitet. Jetzt steht der 26-Jährige auch erstmals im Finale einer internationalen Meisterschaft. Gleich in seinem ersten Quali-Versuch legte er 7,91 Meter in die Grube. Für das große "Q" waren zwar 8,00 Meter gefordert. Es zeigte sich aber schnell, dass diese Weite an diesem Abend eine große Herausforderung für das Feld der Weitspringer war.

Nur zwei Athleten schafften es, diese Marke zu überbieten. Titelverteidiger Miltiádis Tentóglou (Griechenland) sprang 8,04 Meter, der Silbermedaillen-Gewinner der Hallen-EM 2019, Thobias Montler (Schweden), sogar 8,18 Meter. Außer diesen beiden flog niemand weiter in die Grube hinaus als der DLV-Athlet. Als Achter und damit letzter Athlet zog der Brite Jacob Fincham-Dukes mit 7,74 Metern ins Finale ein.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Maximilian Entholzner (LAC Passau)
Ich bin sehr zufrieden. Ich hatte mir vorgenommen, den ersten Sprung gültig und gut zu machen. Technisch passt der Erste eigentlich immer. Der war 7,91 Meter und ich habe mir schon fast gedacht, dass diese Weite reichen sollte. Ich bin direkt in Sparflamme übergegangen. Im zweiten Versuch bin ich durchgelaufen, auf den dritten habe ich verzichtet. Da wusste ich schon, dass ich weiter bin. Das Finale war mein Ziel, jetzt möchte ich gerne Bestleistung und möglichst über acht Meter springen. Dann werden wir sehen, was für eine Platzierung rauskommt. Ich fühle mich gut und möchte morgen angreifen.
 

Kugelstoßen Frauen, Qualifikation

Christina Schwanitz souverän, Sara Gambetta mit Hallen-PB weiter

Einmal Gold und zweimal Silber hat Christina Schwanitz schon bei Hallen-Europameisterschaften gewonnen. Gut möglich, dass die 35-Jährige ihre Medaillensammlung am Freitag (5. März) im Finale (19:06 Uhr) erweitert. Die Qualifikation hat die Weltmeisterin von 2015 souverän gemeistert. Im ersten Versuch wurden 18,86 Meter gemessen. 18,40 Meter waren für das sichere Weiterkommen gefordert. Aliona Dubitskaya (Belarus; 18,74 m) folgte auf Quali-Rang zwei vor Maria Belen Toimil. Die Spanierin übertraf erstmals in ihrer Karriere überhaupt die 18 Meter und setzte mit 18,64 Metern gleich einen Landesrekord. Zwei Versuche brauchte die als Jahresbeste angereiste Auriol Dongmo (Portugal), um dann mit 18,55 Metern sicher im Finale zu stehen.

Etwas zittern musste auch Sara Gambetta (SV Halle) nach ihrem ersten ungültigen Versuch. Dann gelang ihr mit 18,43 Metern ihre bisher beste Karriereweite unterm Hallendach, die ins Finale der besten Acht führte, als Siebtplatzierte. Unter freiem Himmel hat die Siebte der Titelkämpfe vor zwei Jahren eine Bestleistung von 18,46 Metern. Gut in den Wettkampf startete Katharina Maisch (LB 90 Erzgebirge) mit einem Stoß auf 17,93 Meter. Diese Leistung konnte die 23-Jährige bei ihrem ersten Auftritt im Nationaltrikot bei den Frauen nicht mehr steigern. Das war die zehntbeste Weite des Abends. 24 Zentimeter fehlten zum Finale.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge)
Herkommen, einen Stoß machen und wieder gehen. Das war der Fahrplan. Das Einstoßen war wackelig. Die Hochspringer sind vor uns angelaufen, das kannte ich so noch nicht. Im Wettkampf ist es gut gegangen, der Versuch hätte gar nicht so weit sein müssen. Eine Quali hat immer ihr Eigenleben. Es gab mehrere persönliche Bestleistungen und sogar einen Landesrekord. Wir sind auf dem Weg nach Tokio, da geht es auch um mehr als diese EM. Ich freue mich auf das Finale, bin dankbar, dass wir hier sein dürfen. Das ist in dieser krassen Zeit von Corona nicht selbstverständlich. Morgen möchte ich möglichst spät durch die Mixed Zone kommen und vorher alle Termine mitnehmen.

Sara Gambetta (SV Halle)
Ich bin einfach nur froh, dass es so gut geklappt hat. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Nach dem ersten ungültigen Versuch, dachte ich: Mein Gott, muss das wieder so anfangen? Als später die 18,43 da standen, habe ich mich gefreut und das auch rausgeschrien. In den letzten Wettkämpfen hat sich das angebahnt. Ich habe mich immer gut eingestoßen und bin dann etwas verkrampft gewesen. Die letzten Trainingseinheiten in Kienbaum waren sehr gut. Wir haben uns gemeinsam vorbereitet, kleinere Trainingswettkämpfe gemacht. Da lief es sehr gut. Ich bin froh, dass ich es umsetzen konnte. Es ist noch mehr drin. Ich habe die Kugel noch nicht optimal getroffen. Den Versuch habe ich mehr mit Gewalt aus der Schulter geschossen. Morgen habe ich sechs Versuche und hoffe, noch etwas drauflegen zu können.

Hallen-EM 2021 Torun

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