| Straßenlauf

Amos Kipruto und Yalemzerf Yehualaw gewinnen London-Marathon

Der Kenianer Amos Kipruto und die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw haben am Sonntag den perstigeträchtigen London-Marathon gewonnen.
Jörg Wenig

Beim Zieleinlauf am Buckingham Palast wurden am Sonntag die Läuferinnen und Läufer gefeiert, die den London Marathon (Großbritannien) erfolgreich absolviert hatten. Der Schnellste von ihnen allen: Amos Kipruto aus Kenia. Der 30 Jahre alte WM-Dritte von 2019 gewann in 2:04:39 Stunden und feierte damit den größten Sieg seiner Karriere. Auf den Plätzen zwei und drei folgten der Äthiopier Leul Gebresilase und der Belgier Bashir Abdi in 2:05:12 beziehungsweise 2:05:19 Stunden. Für den Belgier war es nach Platz drei bei der WM der nächste große Erfolg.

Eine siebenköpfige Spitzengruppe hatte in diesem Männer-Rennen an der Halbmarathon-Marke mit einer Zwischenzeit von 62:14 Minuten bereits einen großen Vorsprung von über zwei Minuten. Es gab wie erwartet keinen Angriff auf den Streckenrekord von Eliud Kipchoge (Kenia; 2:02.37 h), stattdessen blieb die Führungsgruppe aber noch längere Zeit zusammen. Kilometer 30 erreichten die Läufer nach 1:28:49 Stunden.

Masters-Weltrekord für Kenenisa Bekele

Zehn Kilometer vor dem Ziel war es dann Kenenisa Bekele, der das Tempo nicht mehr halten konnte. Der zweitschnellste Marathonläufer aller Zeiten (2:01:41 h) lief aber trotzdem das beste Rennen seit seiner Bestzeit in Berlin 2019. Sein großes Ziel, im letzten Karriereabschnitt den Marathon-Weltrekord zu brechen, konnte er nicht erreichen. Doch in London reichte es wenigsten zu einem „kleinen Weltrekord“: Der inzwischen 40-Jährige brach als Fünfter mit 2:05:53 Stunden die Bestzeit der Master-Klasse des Spaniers Ayad Lamdassem (2:06:25 h).

Bei Kilometer 35 (1:43:54 h) lagen immer noch sechs Läufer an der Spitze. Der Äthiopier Birhanu Legese übernahm zunächst die Führung, doch es war Amos Kipruto der konterte und sich vier Kilometer vor dem Ziel entscheidend absetzen konnte. Mit 2:04:39 Stunden hatte er am Ende eine Vorsprung von 33 Sekunden und war der Einzige, der eine Zeit von unter 2:05 Stunden erreichte. „Ich bin das erste Mal in London gelaufen, und es war ein sehr gutes Rennen für mich. Ich war bereit für eine solche Leistung, denn ich bin perfekt vorbereitet an den Start gegangen“, sagte Amos Kipruto.

Yalemzerf Yehualaw siegt trotz Sturz

Im Frauen-Rennen, in dem die Spitzengruppe die Halbmarathon-Marke nach 68:46 Minuten erreichte, waren an der 30-Kilometer-Marke noch sieben Läuferinnen zusammen. Zehn Kilometer vor dem Ziel gab es eine Schrecksekunde für Yalemzerf Yehualaw. Am Ende der Gruppe laufend, übersah die Äthiopierin eine Bodenschwelle in einer verkehrsberuhigten Zone und stürzte. Doch sie war sofort wieder auf den Beinen und fand schnell wieder Anschluss an die Spitzengruppe.

Vier Läuferinnen rannten ab 35 Kilometer noch in der Spitzengruppe mit: Neben Yalemzerf Yehualaw waren dies die Vorjahressiegerin Joyciline Jepkosgei sowie die weiteren Äthiopierinnen Alemu Megertu und Judith Korir. Die Kenianerin, die bei den Weltmeisterschaften im Juli in Eugene (USA) die Silbermedaille gewonnen hatte, war ursprünglich eigentlich nur als Tempomacherin in London vorgesehen. Nach dem Ausfall mehrerer Eliteläuferinnen, darunter auch die Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia; 2:14:04 h), wurde sie kurzfristig überzeugt, die komplette Distanz zu laufen.

Jüngste Siegerin in der Geschichte des London Marathons

Rund sechs Kilometer vor dem Ziel übernahm Yalemzerf Yehualaw die Initiative und forcierte das Tempo. Nur Joyciline Jepkosgei konnte zunächst noch mithalten, doch nach Kilometer 37 war auch die sie geschlagen. Yalemzerf Yehualaw lief zu einem letztlich souveränen Sieg, dem größten ihrer bisherigen Karriere. „Ich hatte keine Probleme mit der Tempoverschärfung in der Schlussphase. Ich bin das erste Mal in London gelaufen, es war ein sehr schönes Rennen“, sagte die 23-Jährige, die zur jüngsten Siegerin in der Geschichte des Rennens wurde. Jepkosgei wurde Zweite in 2:18:07 Stunden vor Alemu Megertu (2:18:32 h).

Mit ihrer Siegzeit von 2:17:26 Stunden verpasste Yehualaw ihre Hamburger Debüt-Bestzeit um lediglich drei Sekunden und den Weltrekord für reine Frauen-Rennen um 25 Sekunden. Die Kenianerin Mary Keitany war 2017 in London 2:17:01 Stunden gelaufen. Der Streckenrekord von Paula Radcliffe (Großbritannien) steht bei 2:15:25 Stunden, erzielt 2003 mit männlichen Tempomachen. „Mir war bewusst, dass wir zeitweise auf Weltrekord-Kurs lagen, aber ich habe mich einfach nur darauf konzentriert, so schnell wie möglich zu laufen“, sagte Yalemzerf Yehualaw.

Auch in der Breite der absoluten Spitze waren die Frauen-Ergebnisse in London hervorragend. Hinter den Top-Drei erreichten auch Judith Korir (2:18:43 h), Joan Melly (Rumänien; 2:19:27 h) und Ashete Bekere (Äthiopien; 2:19:30 h) noch Zeiten von unter 2:20 Stunden. Sechs Ergebnisse unter dieser Zeit-Barriere gab es in einem Rennen bisher nur einmal, in Valencia (Spanien) 2020.

Insgesamt waren am Sonntag rund 40.000 Läuferinnen und Läufer bei guten Wetterbedingungen beim London-Marathon an den Start gegangen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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