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Hallen-DM Dortmund 2023 | Die große Vorschau auf die Wettbewerbe der Männer

Wer holt sich am Wochenende (18./19. Februar) in der Helmut-Körnig-Halle Dortmund die deutschen Meistertitel in der Halle? Wer geht als großer Favorit an den Start und wer könnte für eine Überraschung sorgen? Und welche Athleten haben noch die Norm für die Hallen-EM Anfang März in Istanbul (Türkei) im Visier? Wir blicken in unserer großen Vorschau voraus auf die Entscheidungen in den Wettbewerben der Männer!
Alexandra Dersch / Silke Bernhart / Svenja Sapper

Hallen-DM 2023 Dortmund

60 METER

Julian Wagner mit Kampfansage

Diese Entscheidung hat es in sich. Dass die deutschen Sprinter in Form sind, haben sie in diesem Winter bereits in unterschiedlichen Konstellationen und an unterschiedlichen Orten unter Beweis gestellt. Am Wochenende begeisterten Joshua Hartmann (ASV Köln; 6,53 sec), Owen Ansah (Hamburger SV; 6,59 sec) und der Erfurter Julian Wagner (6,55 sec) beim ISTAF Indoor in Berlin, am Sonntag zog Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München; 6,59 sec) beim Sparkassen Indoor Meeting in Dortmund nach. Insgesamt hakten gleich sechs Sprinter in diesem Winter bereits die Hallen-EM-Norm von 6,63 Sekunden ab.

Der jahresschnellste Deutsche ist indes in Dortmund nicht am Start. Joshua Hartmann (ASV Köln), der in Berlin mit 6,53 Sekunden nur um eine Hundertstelsekunde am deutschen Rekord von Julian Reus und Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) vorbeigeschrammt war, hatte schon im Januar angekündigt, in der Halle nur dosiert starten zu wollen, um dann im Februar schon wieder in den Aufbau für die Sommersaison einzusteigen. Schade, werden manche hinsichtlich der schnellen Bahn von Dortmund denken, denn diese Bahn ist es auch, auf der Kevin Kranz vor zwei Jahren eben diese 6,52 Sekunden lief.

So preschte anfangs der Woche Julian Wagner mit einer Kampfansage ins Rampenlicht. Er fahre nach Dortmund, um den Titel zu holen, ließ er im leichtathletik.de-Interview verlauten. Die Chancen stehen gut, präsentierte er sich zuletzt in stabiler Verfassung. Doch ein Selbstläufer wird dies nicht, denn neben seinem ehemaligen Trainingskollegen Askovic und Freiluftmeister Ansah sind auch auch Titelverteidiger Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) und der schnelle Münchner Yannick Wolf in Lauerposition.

Jahresbester: Joshua Hartmann (ASV Köln; 6,53 sec)
Titelverteidiger: Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV; 6,58 sec)
 

200 METER

Neue Namen suchen das Rampenlicht

Die Sprinter mit den großen Namen – sie verzichten auf die 200 Meter in der Halle, die auch international seit vielen Jahren nicht mehr ausgetragen werden. So scheint der Weg frei für neue Gesichter auf der Bühne der Aktiven, um aus dem Schatten herauszutreten und erstmals Podiumsluft zu schnuppern. Allen voran die beiden Youngster Robin Ganter (MTG Mannheim) und Eddie Reddemann (TSV Bayer 04 Leverkusen). Beide trennt der Vorleistung in diesem Jahr nach nur eine Hundertstelsekunde.

Robin Ganter, im vergangenen Jahr Deutscher U23-Meister über 100 und 200 Meter im unweit von Dortmund entfernten Wattenscheid, bringt mit 21,27 Sekunden die schnellste Zeit aller Gemeldeten mit in die Helmut-König-Halle. Am Wochenende machte sich der 22-Jährige, der von seinem Vater Harald Ganter trainiert wird, beim Meeting in Dortmund schon einmal mit der Halle vertraut und tankte mit 6,69 Sekunden und Platz sieben über 60 Meter Selbstvertrauen.

Mit Eddie Reddemann ist sein größter Herausforderer der Papierform nach der Zweite der Jugendmeisterschaften über 100 Meter. Mit Patrick Domogala (MTG Mannheim) und Steven Müller (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) sind aber auch starke erfahrene 200-Meter-Asse gemeldet, die beide bereits in der Vergangenheit den Titel Deutscher Meister tragen durften. Aufgrund seiner Verpflichtungen im US-College-System nicht am Start: Deutschlands Jahresschnellster Simon Wulff.

Jahresbester: Simon Wulff (TSV Bayer 04 Leverkusen; 20,62 sec)
Titelverteidiger: Owen Ansah (Hamburger SV; 20,55 sec)
 

400 METER

Marvin Schlegel in der Favoritenrolle

Nach Gold unter freiem Himmel im vergangenen Jahr bei der DM in Berlin schickt sich der Chemnitzer Marvin Schlegel nun auch unterm Hallendach an, das oberste Podest des Siegertreppchens zu erobern. Der 25-Jährige kommt mit der besten Vorleistung in die Dortmunder Helmut-Körnig-Halle, ist er in diesem Winter doch bislang auch der einzige Deutsche, der die Hallen-EM-Norm von 46,35 Sekunden unterbieten konnte. Anfang Februar hatte er sich in Erfurt in 46,29 Sekunden in starker Form präsentiert. Ihn in dieser Verfassung zu schlagen – das wird schwer.

Zumal einige starke Namen fehlen. Localhero Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) schlägt sich seit Ende Dezember mit Beugerproblemen herum und wird in der Halle nicht mehr in Erscheinung treten. Auch Titelverteidiger Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01) wird nach seinem Achillessehnen-Anriss, den er sich im Herbst zuzog, nicht an den Start gehen können.

So dürften es die weiteren Mitglieder der Nationalstaffel Marc Koch (LG Nord Berlin) und Fabian Dammermann (LG Osnabrück) sein oder auch Jean-Paul Bredau (SC Potsdam), die im Kampf um die Podestplätze die aufstrebende Generation der Langsprinter der Jahrgänge 2000 und jünger in Schach halten wollen.

Jahresbester: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,29 sec)
Titelverteidiger: Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01; 46,45 sec)
 

800 METER

Alles offen

Einen klaren Favoriten – den sucht man über die 800 Meter der Männer vergeblich. Und genau das wird dieses Rennen am Sonntag so spannend machen. Denn im Bereich einer 1:47er-Zeit sind in diesem Winter bereits einige Athleten gelaufen. Allen voran der Deutsche Freiluftmeister von 2021 Marvin Heinrich. Der Frankfurter führt mit seiner Bestzeit aus Erfurt von 1:47,65 Minuten aktuell die Bestenliste an. Doch sowohl Marius Probst (TV Wattenscheid 01) in Erfurt als auch zuletzt Marc Reuther (Königsteiner LV) bei seinem Saisoneinstand in Dortmund liefen in diese Regionen.

Während es für EM- und WM-Teilnehmer Marc Reuther nach seinem Trainer- und Standortwechsel im Herbst von der Frankfurter Trainingsgruppe um Georg Schmidt zum Australier Justin Rinaldi erst der zweite Start nach dem großen Umbruch ist, ist der Auftritt über 800 Meter bei den Deutschen Hallenmeisterschaften für Marius Probst ein Experiment. Denn neben dieser Strecke hat der Wattenscheider bei seinem Quasi-Heimspiel auch die 3.000 Meter geplant. „Ich möchte einfach mal etwas anderes ausprobieren“, sagt er und betont, wie groß seine neue Freude am Laufen aktuell ist.

Entscheidend wird am Sonntag wohl die Taktik sein, denn sollten die Favoriten sich verkalkulieren, ist schnell eine Überraschung möglich. Wir erinnern uns da etwa an den vergangenen Sommer und die Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion, als der Weg plötzlich frei war für einen Überraschungsmeister: Tim Holzapfel (Unterländer LG) – auch er ist in Dortmund am Start. Titelverteidiger Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) konzentriert sich indes in Dortmund auf die 1.500 Meter.  

Jahresbester: Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt; 1:47,65 min)
Titelverteidiger: Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:47,76 min)
 

1.500 METER

Amos Bartelsmeyer mit Rückenwind

Eng zusammen – so präsentiert sich das Feld über 1.500 Meter der Meldeliste nach, und doch sticht ein Name hervor: Amos Bartelsmeyer. Der Frankfurter schrieb in diesem Winter bereits mehrfach Schlagzeilen, verbesserte der 28-Jährige doch bereits über 5.000 Meter und kürzlich auch über die Meile den deutschen Rekord. Auch wenn ihm Sam Parsons (SCC Berlin) den Rekord über die 5.000 Meter bereits wieder abjagen konnte – Amos Bartelsmeyer kommt mit gehörig Rückenwind nach Dortmund. Denn seine 1.500-Meter-Durchgangszeit über die Meile war mit 3:34,72 Minuten kaum langsamer als der deutsche Hallenrekord.

Doch auch Sven Wagner will vorne ein Wort mitreden. Der 21-Jährige vom Königsteiner LV führt die aktuelle nationale Bestenliste an und konnte in dieser Saison schon mit mutigen Rennen in Erfurt und Dortmund sein Kämpferherz unter Beweis stellen. Mit vorne zu erwarten ist auch WM- und EM-Teilnehmer Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe), der spätestens bei seinem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin unter Beweis gestellt hat, dass er das Meisterschaftsgen hat. 

Für Robert Farken kommen die Deutschen Hallenmeisterschaften indes noch zu früh. Der Titelverteidiger aus Leipzig ist nach seiner Verletzung zwar wieder im Training, doch Trainer Thomas Dreißigacker richtet die Planung auf den Sommer aus.  

Jahresbester: Sven Wagner (Königsteiner LV; 3:39,11 min)
Titelverteidiger: Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 3:50,70 min)
 

3.000 METER

Sam Parsons ist der Gejagte

In Meisterschafts-Form: Das ist Sam Parsons. Der Neu-Berliner hat am Wochenende in New York (USA) mit seiner Bestzeit und Hallen-EM-Norm (7:39,94 min) Ansprüche auf seinen zweiten deutschen Meistertitel angemeldet. Dass der 28-jährige Deutsch-Amerikaner in Form ist, war spätestens seit seinem Auftritt über die 5.000 Meter in Boston (USA) klar, als er den deutschen Hallenrekord über 5.000 Meter auf 13:12,78 Minuten geschraubt hatte. Mit seiner 3.000-Meter-Zeit führt er die deutsche Bestenliste an und gilt seit dem vergangenen Wochenende als großer Favorit auf den Sieg. Auch weil seitdem zugleich ein dickes Fragezeichen vor dem Start von Mohamed Abdilaahi steht. Der Dortmunder war am Sonntag bei seinem Heim-Meeting mit Rückenbeschwerden kurzfristig nicht an den Start gegangen. 

Eine Medaille will auch der Wattenscheids Nils Voigt, der in Dortmund mit einer Sonderstarterlaubnis ausgestattet ist. Der Langstreckler hat in diesem Jahr noch keinen Start in der Halle absolviert, fühlt sich nach seinem Trainingslager in Portugal bestens vorbereitet. „Ich bin bereit und werde alles geben.“ Im Kampf um die Medaillen muss er aber auch seinen Vereinskollegen Marius Probst im Blick haben, der in Dortmund die Doppelbelastung 800 und 3.000 Meter auf sich nimmt und selbstbewusst verkündet: „Zwei Medaillen sind besser als eine.“

Titelverteidiger Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd), der sich zuletzt im Trainingslager mit Nils Voigt auf die Saison eingestimmt hat, findet sich indes auf der Startliste über 1.500 Meter. Somit steht schon jetzt fest: Es wird einen neuen Hallenmeister über die 3.000 Meter geben.

Jahresbester: Sam Parsons (SCC Berlin; 7:39,94 min)
Titelverteidiger: Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd; 8:01,43 min)
 

60 METER HÜRDEN

Zeit für eine Wachablösung

Zwölf Jahre lang haben Erik Balnuweit und Gregor Traber die Hürdentitel in der Halle unter sich ausgemacht. Damit ist nun Schluss: Erik Balnuweit hat seine Karriere beendet, Gregor Traber bestreitet nach einer kräftezehrenden Saison 2022 keine Hallen-Wettkämpfe. So finden sich in den Top Ten der Meldeliste sieben Athleten der Jahrgänge 2000 und jünger wieder – und ganz vorne steht ein 19-Jähriger: Manuel Mordi (Hamburger SV) konnte in seinem ersten Männer-Jahr in 7,78 Sekunden direkt seine Bestzeit unterbieten, die er noch über die niedrigeren U20-Hürden aufgestellt hatte, und präsentierte sich mit fünf Rennen unter acht Sekunden auch auf einem stabil hohen Niveau.

Fast auf Augenhöhe waren bisher Gregory Minoue (TV Angermund; 7,79 sec) und Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen; 7,80 sec) unterwegs, es ist also extrem eng an der deutschen Spitze. Gelingt es den Youngstern, beim Zitterspiel über 60 Meter mit 106,68 Zentimeter hohen Hürden cool zu bleiben und die Medaillen unter sich auszumachen?

Besonders einer dürfte etwas dagegen haben: Der 27-jährige Yannick Spissinger (MTG Mannheim; 7,82 sec), der sich von Rennen zu Rennen steigern und zuletzt seine Bestleistung einstellen konnte. Für den Mannheimer wäre es nach Hallen-DM-Silber 2022 der erste DM-Titel. Auch der Deutsche Meister Martin Vogel (LAC Erdgas Chemnitz) hätte mit seiner Erfahrung sowie seiner Saison-Bestzeit von 7,83 Sekunden ein Wörtchen um den Titel mitreden können, muss aber mit Wadenproblemen passen.

Jahresbester: Manuel Mordi (Hamburger SV; 7,78 sec)
Titelverteidiger: Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,65 sec)
 

HOCHSPRUNG

Aufeinandertreffen der EM-Helden

2018 in Berlin war es der Leverkusener Mateusz Przybylko, der sich zum Hochsprung-Europameister krönte. Vier Jahre später in München erklomm Lokalmatador Tobias Potye als Silbermedaillengewinner das EM-Podest. Mit ihm im EM-Finale standen Przybylko und der Deutsche Hallenmeister von 2021 Jonas Wagner. Dieses Trio führt in diesem Winter auch die deutsche Jahresbestenliste an. Aktuell teilen sich Potye und Wagner, die beide bereits 2,27 Meter übersprungen haben, die Poleposition. Przybylko hingegen hat sich in den vier Wettkämpfen, die er in der aktuellen Hallensaison bestritten hat, stetig auf zuletzt 2,24 Meter gesteigert.

Im vergangenen Sommer bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin endete ein packendes Duell zwischen Przybylko und Potye mit zwei Titelträgern, die beide 2,30 Meter überwanden. Man darf gespannt sein, ob der Dreikampf die Favoriten in Dortmund wieder zu Bestleistungen anstachelt.

Sollte hingegen einer der Sieg-Anwärter einen schwachen Tag erwischen, könnte ihnen wohl am ehesten Falk Wendrich (LAZ Soest) gefährlich werden. Der einstige Universiade-Sieger verpasste die letzte Freiluftsaison aufgrund einer Achillessehnenverletzung und hat wesentlich mehr drauf als die bisher überquerten 2,16 Meter. In welche Regionen er bei seinem Comeback schon wieder vordringen kann, wird sich am Sonntag zeigen.

Jahresbester: Jonas Wagner (Dresdner SC), Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,27 m)
Titelverteidiger: Tobias Potye (2,27 m)
 

STABHOCHSPRUNG

Torben Blech visiert den Hattrick an

2021 und 2022 hieß der Deutsche Hallenmeister im Stabhochsprung stets: Torben Blech. Und in diesem Jahr hat sich der Leverkusener mit 5,82 Metern, die er vergangenes Wochenende bei der DM-Generalprobe in Dortmund überwand, selbst die Bühne für einen möglichen Hattrick bereitet. Bei 5,86 Metern steht sein mittlerweile zwei Jahre alter Hausrekord. Ist die Zeit in der Helmut-Körnig-Halle reif für eine Verbesserung?

Mit 5,74 Metern hat sich auch Vereinskollege Bo Kanda Lita Baehre jüngst in Position gebracht. Der Vize-Europameister hat nach einem Trainerwechsel einiges umgestellt. In dieser Hallensaison konnte er noch nicht ganz an alte Stärke anknüpfen, doch mit einer (Freiluft-)Bestleistung von 5,90 Metern hat auch er das Potenzial, um den Titel mitzukämpfen. Nur zwei Zentimeter weniger als Lita Baehre gelangen einem der neuen Gesichter des Stabhochsprungs: Gillian Ladwig (Schweriner SC), der sich seit 2021 um mehr als 40 Zentimeter gesteigert hat.

Sein Klubgefährte Tom Linus Humann teilte sich im vergangenen Winter den Hallen-DM-Titel mit Torben Blech, wird aber seine Saisonbestmarke von 5,40 Metern deutlich steigern müssen, will er wieder das Podest angreifen. Eher ist das dem einstigen Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) zuzutrauen. Der Vorjahres-Dritte und WM-Fünfte Oleg Zernikel (ASV Landau) verzichtet auf eine Hallensaison.

Jahresbester: Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,82 m)
Titelverteidiger: Torben Blech & Tom Linus Humann (Schweriner SC; 5,51 m)
 

WEITSPRUNG

Simon Batz reist als Jahresbester an

Seit einschließlich 2019 hieß der Deutsche Hallenmeister im Weitsprung stets Fabian Heinle oder Maximilian Entholzner (LAC Passau). In diesem Jahr hat sich ein anderer Athlet ins Blickfeld geschoben: Mit 7,91 Metern prangt der Name des erst 20-jährigen Simon Batz (MTG Mannheim) an der Spitze der Meldeliste. Dahinter folgen mit 20 Zentimetern Abstand Maximilian Entholzner und Dreisprung-Ass Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz).

Auch wenn die Spitzenwerte um die Acht-Meter-Marke in diesem Winter bislang ausgeblieben sind, könnte ein spannendes Weitsprung-Finale bevorstehen. Denn auch Sprinter Yannick Wolf (LG Stadtwerke München), Marcel Lienstädt vom TSV St.Peter-Ording, U20-Talent Valentin Brenner (LC Top Team Thüringen) und Zehnkämpfer Malik Diakité (Hannover 96) reisen mit Weiten zwischen 7,60 und 7,70 Metern an. Nur 7,58 Meter waren es bisher für Fabian Heinle. Den Olympia-Finalisten von 2021 und EM-Zweiten von 2018 sollte man im Kampf um die Podiumsplätze dennoch nicht abschreiben. Sein neuer Trainings- und Vereinskollege Oliver Koletzko, der vergangenes Jahr Zweiter wurde, ist hingegen nach einer Verletzungspause noch nicht einsatzbereit.

Gespannt sein darf man, mit welchen Weiten die weiteren Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) aufwarten können. In Bestform haben beide mehr als 7,50 Meter erzielt; dies liegt jedoch bei Eitel bereits mehrere Jahre zurück. Sie testen in Dortmund vor allem für einen möglichen Start im Siebenkampf der Hallen-EM.

Jahresbester: Simon Batz (MTG Mannheim; 7,91 m)
Titelverteidiger: Fabian Heinle (VfB Stuttgart; 7,64 m)
 

DREISPRUNG

Max Heß – wer sonst?

1,58 Meter trennt den deutschen Jahresbesten Max Heß von seinem ersten Verfolger und Vereinskameraden Franjo Franke. Eine kleine Welt im Dreisprung, bei dem die Favoritenrolle somit klar an den Titelverteidiger vergeben ist. Nach einem Schlüsselbeinbruch, der ihn im Sommer die EM-Teilnahme kostete, hat sich der Europameister von 2016 Ende Januar in heimischer Halle in Chemnitz mit 16,87 Metern stark zurückgemeldet und ist somit schon fast wieder in der 17-Meter-Form, die ihm bei den drei zurückliegenden Hallen-Europameisterschaften 2017, 2019 und 2021 stets Bronze bescherte.

Hinter dem klaren Sieg-Aspiranten ist hingegen alles offen. Mit 26 Jahren ist Heß der älteste Starter in einem ausgesprochen jungen Feld, in dem nur zwei Athleten vor dem Jahr 2000 geboren wurden. Der Zweite der Meldeliste, Franjo Franke (15,29 m), gehört noch der U20-Klasse an, auch der dritte 15-Meter-Springer Pascal Lehmann (SC Potsdam; 15,13 m) ist erst 20 Jahre jung. Mit dem dritten Chemnitzer Steven Freund (14,98 m) hat auch der U18-EM-Finalist der Vorjahres bereits an den 15 Metern geschnuppert.

Jahresbester: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,87 m)
Titelverteidiger: Max Heß (16,05 m)
 

KUGELSTOSSEN

Simon Bayer will den ersten Hallentitel

Im Freien war er bereits Deutscher Meister, unter dem Hallendach noch nicht. Spätestens nach seiner neuen Bestleistung von 20,43 Metern scheint der Weg zum Titel frei für Simon Bayer. Als einziger Stoßer im Starterfeld hat der Sindelfinger den 7,26 Kilogramm schweren Eisenball in diesem Winter schon über 20 Meter gewuchtet. Im vergangenen Jahr musste er bei der Hallen-DM nach drei ungültigen Versuchen frühzeitig die Segel streichen; das soll dem 27-Jährigen nicht noch einmal passieren. Unter anderem dank seiner Finalteilnahme bei den Europameisterschaften in München hat er Selbstvertrauen getankt.

Einen Sindelfinger Doppelsieg könnte Eric Maihöfer perfekt machen. Mit 19,23 Metern belegt er in der Saison-Bestenliste den zweiten Platz. Auf den Fersen ist ihm jedoch ein Trio, das eben erst der U20-Klasse entwachsen ist: Xaver Hastenrath (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) und Tizian Lauria (VfL Sindelfingen) haben die Kugel bereits auf mehr als 19 Meter befördert.

Das gelang auch dem Athleten, der in Dortmund als Titelverteidiger in den Ring steigt: Christian Zimmermann. Zwar ist der Kirchheimer in diesem Winter noch nicht an seinen Hausrekord von 20,09 Metern unter dem Hallendach herangekommen. Doch der 28-Jährige bringt jede Menge Erfahrung mit und hat sich in den vergangenen Jahren in der deutschen Spitze festgesetzt. Seinen Titel wird er sicherlich nicht kampflos abgeben wollen.

Jahresbester: Simon Bayer (VfL Sindelfingen; 20,43 m)
Titelverteidiger: Christian Zimmermann (Kirchheimer SC; 19,75 m)
 

4x200 METER

Pokerspiel mit vielen Unbekannten

Kurzsprinter und Langsprinter, mit und ohne Rennen in den Beinen, in den engen Kurven der Halle – und bis zuletzt wird gepokert um die bestmögliche Aufstellung: Das macht die Staffel-Entscheidungen über 4x200 Meter zum Ende der Titelkämpfe so spannend. Die Wattenscheider Vormachtstellung mit elf Titeln in Folge in den Jahren 2002 bis 2012 ist vorbei, auch wenn die Blauhemden als Titelverteidiger an den Start gehen und zum Beispiel auf die Staffel-Erfahrung von Robin Erewa und Torben Junker setzen können. Die Favoritenrolle aber ist nicht klar verteilt.

Auf der Rechnung haben muss man besonders die LG Stadtwerke München, die mit Aleksandar Askovic und Yannick Wolf zwei der besten deutschen 60-Meter-Sprinter in ihren Reihen hat und mit Vincente Graiani ein weiteres deutsches Sprinttalent. Oder den Hamburger SV – wenn er denn seine beiden Asse, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah, ins Rennen schickt. Und auch die MTG Mannheim kann mit Robin Ganter und Patrick Domogala an der Spitze ein schlagkräftiges Quartett aufbieten.

Lassen wir das Orakeln. Und freuen wir uns auf spannende Rennen!

Jahresbeste: LG Stadtwerke München (1:25,92 min)
Titelverteidiger: TV Wattenscheid 01 (1:24,87 min)
 

Hallen-DM 2023 Dortmund

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