| Jerusalem 2023

U20-EM | Sandrina Sprengel und Pia Meßing erobern Gold und Silber

Drei deutsche Athletinnen haben am Montag und Dienstag bei der U20-EM in Jerusalem um Bestleistungen und Medaillen gekämpft. Am Ende konnten sich zwei von ihnen behaupten und Gold und Silber ergattern: Sandrina Sprengel triumphierte vor Pia Meßing.
Svenja Sapper

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Tag 2


Deutsche Doppelführung vor den 800 Metern

Die deutschen Siebenkämpferinnen gehen von den Plätzen eins, zwei und acht in die finale Disziplin. Souverän in Führung liegt weiterhin Sandrina Sprengel. Die Athletin der LG Steinlach-Zollern konnte ihren Vorsprung mit 5,99 Metern im Weitsprung und 42,41 Metern im Speerwurf noch einmal ausbauen. 5.190 Punkte bringen ihr einen satten Vorsprung von 212 Zählern ein – auf Pia Meßing, die sich als jeweils drittbeste Weitspringerin (6,07 m) und Speerwerferin (42,37 m) von Rang sieben nach dem ersten Tag auf Position zwei nach vorne gekämpft hat. 

Dritte ist mit 75 Punkten Rückstand auf Pia Meßing die Schweizerin Melissa Wullschläger, es folgt mit 4.890 Zählern die Österreicherin Sophie Kreiner – beide sind noch mittendrin im Wettstreit um die Medaillen hinter Sandrina Sprengel. Einige andere Favoritinnen mussten hingegen vorzeitig die Segel streichen: Mit bandagiertem Fuß kam die Estin Liisa Maria Lusti, Zweite des ersten Tages, im Weitsprung nur auf 4,21 Meter. Der Polin Paulina Kubis unterliefen drei Fehlversuche. 

Für die dritte deutsche Athletin Kajsa Zimmermann wurden bei ihrem internationalen Debüt 5,53 Meter im Weitsprung und 38,66 Meter mit dem Speer notiert. Sie rangiert damit auf Platz acht (4.770 pt). Die siebtplatzierte Spanierin Sofia Cosculluela ist nur drei Zähler entfernt. 

Deutsches Duo macht den Sack zu

Über 800 Meter musste Sandrina Sprengel Gold nur noch nach Hause laufen. 2:26,44 Minuten genügten, um den Sieg perfekt zu machen. 5.928 Punkte bescherten der U20-WM-Dritten des Vorjahres nun ihren ersten internationalen Titel. Dahinter erkämpfte sich Pia Meßing mit 5.790 Punkten Silber. "Ich hatte riesigen Respekt vor den 800 Metern", sagte sie. "Aber Silber noch zu verlieren, hätte ich mir nicht verziehen." In 2:20,85 Minuten sicherte sie als Laufdritte Rang zwei ab und bereitete sich mit einem Tag Verspätung selbst ein Geschenk zum 18. Geburtstag. 

Als Schnellste startete die Tschechin Adela Tkacova mit 2:19,22 Minuten noch einmal einen Versuch, in Richtung der Medaillen vorzustoßen. Allerdings vergeblich, denn am Ende wurde auf dem Podium ausschließlich Deutsch gesprochen: Bronze holte nämlich mit 5.698 Zählern Sophie Kreiner aus Österreich. Ganz hart wurden die 800 Meter für Kajsa Zimmermann, die sich in 2:55,95 Minuten ins Ziel kämpfte. Sie rutschte mit 5.174 Punkten noch auf Platz 15. 

Alle zusammengetrommelt für die Ehrenrunde

Nach dem Rennen hatten die beiden DLV-Athletinnen eine gemeinsame Mission: Alle Siebenkämpferinnen für eine Ehrenrunde zusammentrommeln! Ein schwieriges Unterfangen, denn einige Kolleginnen hatten die Laufbahn bereits verlassen. "Es ist typisch, dass man eine Ehrenrunde dreht, und wir wollten das unbedingt", meinte Sandrina Sprengel. "Die anderen waren plötzlich alle weg und wir mussten sie holen. Eine Ehrenrunde muss sein, da gibt es kein Zurück. Das ist einfach ein besonderer Moment und den wollten wir mit den anderen teilen und genießen." 

Sowohl Sandrina Sprengel als auch Pia Meßing erlebten einen Siebenkampf mit Höhen und Tiefen. Die Gladbeckerin haderte ein wenig mit den Wurfdisziplinen, die neue U20-Europameisterin bewertete Hürdensprint und Hochsprung als Highlights und kommentierte: "Dann wurde es schwieriger." Beide Athletinnen kamen nicht ganz an ihre Siebenkampf-Hausrekorde heran, die bei 6.015 (Sprengel) beziehungsweise 5.915 (Meßing) Punkten stehen. In der Gluthitze von Jerusalem hatten jedoch viele Siebenkämpferinnen zu kämpfen. So wurde das Wörtchen Kampf, das im Siebenkampf steckt, an den ersten zwei Tagen der U20-EM großgeschrieben – und die beiden Deutschen belohnten sich für ihren harten Fight mit Gold und Silber. 

Sandrina Sprengel trat mit ihrem Erfolg in die Fußstapfen von Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt), die als bislang letzte DLV-Athletin im Jahr 2009 den U20-EM-Titel errungen hatte. Zudem stellte das deutsche Duo ein weiteres Mal die Klasse unter Beweis, die der deutsche Siebenkampf-Nachwuchs in den vergangenen Jahren stets aufwies. Vor zwei Jahren in Tallinn (Estland) hatte der DLV ebenfalls eine Medaille bejubelt, damals gewann Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) Bronze. Im Vorjahr bei der U20-WM in Cali (Kolumbien) gab es Silber für Serina Riedel und Bronze für Sandrina Sprengel. 

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern)
U20-Europameisterin – das hört sich für mich abartig an! Ich weiß, was ich auf dem Kasten habe, aber damit hätte ich niemals gerechnet. Daran zeigt sich auch, dass im Mehrkampf wirklich alles passieren kann. Es fühlt sich einfach toll an und ich freue mich sehr, sehr, sehr, dass ich das Podium mit Pia teilen darf. Zum Sieg geführt haben mich meine Konstanz und dass ich mich gut auf mich selbst fokussieren kann. Tatsächlich hatte ich richtig Respekt vor den 800 Metern. Das ist sehr oft so bei mir. Diesmal ging es noch, weil ich wusste, wo ich stehe. Dadurch konnte ich mit mehr Gelassenheit und Lockerheit rangehen und hatte sogar ein bisschen Spaß am Start. Mit guter Musik kann man sich dann doch schon mal motivieren.

Pia Meßing (TV Gladbeck)
Ich bin einfach unfassbar erleichtert! Nach dem gestrigen Tag hatte ich mich in eine schwierige mentale Situation gebracht, was total unnötig war. Heute Morgen bin ich mit neuer Kraft aufgestanden und habe mir gesagt: Pia, du greifst jetzt neu an! Und das konnte ich dann umsetzen. Ich bin einfach super dankbar, dass es der zweite Platz geworden ist. Weitsprung lief einfach gut. Im Mehrkampf eine 6,07 zu springen, macht mich glücklich. Diese Konstanz da abrufen zu können. Vor allem, weil der Wind so geschoben hat und viele drei ungültige gemacht haben oder mit einer schlechten Weite rausgegangen sind. Mit der Speerwurf-Weite kann ich mich eigentlich nicht zufriedengeben. Da hat es mir echt auch noch in den Beuger reingezogen, was mir vor dem 800er ein bisschen das Selbstvertrauen genommen hat. Ich wusste, ich kann 800 Meter laufen, aber mein Beuger tat die ganze Zeit weh, beim Einlaufen, beim Gehen, beim Sitzen. Das war ein echter Kampf. 


Tag 1


Auftakt mit Bestzeiten

Nach dem ersten von drei Läufen über 100 Meter Hürden riss Kajsa Zimmermann die Arme in die Höhe: Die Hallenserin hatte das Rennen soeben in 14,02 Sekunden für sich entschieden und ihre Bestleistung direkt um drei Zehntel nach unten geschraubt. Ein optimaler Start! Der nächste Laufsieg mit Bestzeit folgte. Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern), als Zweite der Meldeliste nach Jerusalem gereist, setzte sich in 13,75 Sekunden durch, eine Verbesserung um zwölf Hundertstel.

Im dritten Lauf war mit Pia Meßing (TV Gladbeck) die Dritte der U18-EM am Start. Auch sie blieb in 13,79 Sekunden nur vier Hundertstel hinter ihrem Hausrekord zurück. Im Hochsprung stellte sie mit 1,71 Meter ihre Bestmarke ein. Für Kajsa Zimmermann war nach 1,62 Meter Endstation, die 1,65-Meter-Springerin erzielte damit ein ordentliches Ergebnis.

Sandrina Sprengel glänzt im Hochsprung

Am längsten im Hochsprung-Wettbewerb verblieb Sandrina Sprengel, die bereits nach zwei Disziplinen ihren Flow gefunden hatte. 1,83 Meter bescherten ihr den nächsten persönlichen Rekord und Rang zwei (2.030 pt) im Gesamt-Ranking. Bei ihrem bis dato besten Mehrkampf im vergangenen Jahr in Leverkusen hatte sie nach dem Hochsprung 1.912 Punkte auf dem Konto. Die favorisierte Kroatin Jana Koscak ging mit 2.123 Zählern als klare Führende in die Mittagspause, mit 13,37 Sekunden über die Hürden und 1,86 Meter im Hochsprung räumte sie beide Disziplinsiege ab.

Pia Meßing sortierte sich nach zwei Disziplinen auf Platz sechs (1.875 pt) ein und lag damit auf einer Linie mit ihrem besten U20-Siebenkampf vom Mehrkampfmeeting in Filderstadt-Bernhausen Ende Mai. Für Kajsa Zimmermann wurde im Vergleich mit Bernhausen ein leichtes Plus von 19 Zählern notiert (1.735 pt).

Sandrina Sprengel geht als Führende in den zweiten Tag

Das Kugelstoßen verleitete Sandrina Sprengels Heimtrainer Florian Bauder zu einem kleinen Tänzchen. "Der war weiter", frohlockte er nach dem dritten Stoß seines Schützlings. Mit 12,41 Metern fehlte nicht viel zur Bestleistung (12,62 m). Kajsa Zimmermann holte sich mit 13,67 Metern gar den Disziplinsieg. Pia Meßing dagegen haderte mit ihren 11,28 Metern, wenngleich sie nicht viel auf ihre Weite aus Bernhausen (11,44 m) liegen ließ. 

Über 200 Meter wendete sich dann das Blatt, denn Jana Koscak trat nicht mehr an. So hat nach dem ersten Tag Sandrina Sprengel mit 3.630 Punkten die Führung übernommen. Verglichen mit Leverkusen im Vorjahr (3.549 pt) und Bernhausen in diesem Jahr (3.580 pt) liegt sie deutlich im Plus. Auf die zweitplatzierte Liisa Maria Lusti (Estland) hat sie 123 Punkte Vorsprung. Über 200 Meter kämpfte sie sich in 24,73 Sekunden, ein Stück über Bestzeit, ins Ziel. Zweite in diesem Lauf wurde Pia Meßing, die mit 24,80 Sekunden reguläre Bestzeit rannte – in Bernhausen war sie windunterstützt zwei Zehntel schneller gewesen.

Die gleiche Zeit wie Sandrina Sprengel brachte auch Kajsa Zimmermann auf die Bahn, ebenfalls ihr schnellstes Rennen bei gültigem Wind. Sie liegt mit 3.419 Punkten auf Platz vier, acht Punkte hinter dem Siebenkampf von Bernhausen, wo sie 5.742 Punkte erzielt hatte. Pia Meßing war mit Rang sieben im Zwischenergebnis nicht zufrieden. 3.429 Zähler hat sie bisher gesammelt. Die starke Weitspringerin und Speerwerferin hofft, am Dienstag ihre Stärken ausspielen zu können. 

STIMMEN ZU TAG 1

Pia Meßing (TV Gladbeck)
Ich bin nicht zufrieden. Es lief vieles nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Vor allem das Kugelstoßen. Ich muss das jetzt hinter mir lassen und morgen richtig einen draufpacken. Weitsprung und Speerwurf sind die Disziplinen, auf die ich mich morgen freue. Ich will einfach zeigen, was ich kann. Heute hat das noch nicht ganz geklappt, deshalb will ich es morgen umso mehr. Ich kann definitiv sagen, dass es mein erster Mehrkampf ist auf dem Niveau, wo ich durch Höhen und Tiefen gehe und meinen Kopf jetzt einfach mal ausschalten muss. Morgen ist ein neuer Tag. 

Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern)
Ich habe super angefangen mit einer Bestzeit über die Hürden. Der Start war allerdings holprig. Wir hatten zwei Fehlstarts, einer davon wurde mir zugeschrieben, obwohl es letztlich keiner war. Ich war dann sehr nervös, hatte schon Tränen in den Augen und Angst, dass ich disqualifiziert werde. Dann hat es aber super geklappt, auch im Hochsprung. 1,83 Meter ist richtig gut. Mit dem Kugelstoßen bin ich auch voll zufrieden. Die 200 Meter waren sehr zäh. Da war ich jetzt sehr viel schlechter als sonst, aber da kannst du nichts machen. Es war ein langer Tag. Ich freue mich morgen ziemlich auf Weitsprung und Speer. Ich versuche, alles rauszuholen, was geht. Im Moment rechne ich noch gar nicht, ich will mir nicht so viel Druck machen. Wenn wir dann vor dem 800-Meter-Lauf stehen, wird die Punktzahl auch eine Rolle spielen. Bis dahin konzentriere ich mich einfach auf meinen Wettkampf. 

Kajsa Zimmermann (SV Halle)
Das war jetzt mein zweitschnellster 200-Meter-Lauf, in Bernhausen war ich schon mal besser, da war der Wind aber zu stark. Der Tag hat super gestartet, Hürde war top, um drei Zehntel gesteigert. Mit dem Hochsprung war ich nicht ganz zufrieden, da hätte ich mir mehr gewünscht. Kugel war wieder top. Morgen freue ich mich vor allem auf die Stimmung und einfach einen geilen Wettkampf! 

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