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Justin Gatlin - Doppelsieg begleitet von Misstrauen

Der Amerikaner Justin Gatlin ist der überragende Sprinter dieser Saison. In 9,77 Sekunden über 100 Meter war er am Freitagabend in Brüssel (Belgieni) zum ersten Mal wieder so schnell wie bei seinem annullierten Weltrekord vor seiner langen Dopingsperre.
dpa / sim

Justin Gatlin tanzte ein wenig unbeholfen herum auf der Bahn. Die vielen Fotografen und Kameraleute nahmen das zwar begierig auf nach seinem Doppelsieg über 100 und 200 Meter beim Diamond-League-Finale in Brüssel. Doch sie wissen aus eigener Erfahrung: Als Showman und großer Unterhalter der Leichtathletik kann dieser Amerikaner mit Usain Bolt (Jamaika) nicht mithalten.

Dem früheren Weltmeister und Dopingsünder ist das aber egal. Er will den Superstar nur im rein sportlichen Duell schlagen und ihm 2015 im Alter von dann 33 Jahren mindestens einen der beiden WM-Titel im Sprint abjagen. Und so wurde Gatlins Coup, in Brüssel zunächst eine Weltjahresbestzeit über 100 Meter (9,77 Sekunden) zu laufen und eine Stunde später auch noch den 200-Meter-Lauf (19,71) zu gewinnen, vor allem als eines aufgefasst: als Kampfansage an den in dieser Saison zumeist verletzten Bolt.

"Das kann ein spektakuläres Rennen werden nächstes Jahr in Peking", sagte Gatlin selbst. "Ich habe großen Respekt vor Usain Bolt. Er ist vielleicht der stärkste Rivale, den ich je hatte. Aber ich fühle, dass auch ich es bin, der ihn zu seinen Leistungen antreibt. Ich denke, ich kann ihn schlagen." Sollte Gatlin an diesem Sonntag auch in Rieti (Italien) gewinnen, wäre er der erste Sprinter seit Bolt 2009, der eine komplette Saison lang kein Rennen verloren hat.

Ehrfurcht und Misstrauen

Über die 100 Meter haben die 9,77 Sekunden für Gatlin auch eine symbolische Bedeutung. Am 12. Mai 2006 lief er diese Zeit in Doha (Katar) schon einmal - damals bedeutete das die Einstellung des Weltrekords. Nur zwei Monate später verschwand dieses Rennen aber schon wieder aus den Statistiken: Gatlin wurde zum zweiten Mal des Dopings überführt und als Wiederholungstäter zunächst lebenslänglich, dann für acht und am Ende sogar nur für vier Jahre gesperrt.

Im Alter von 32 Jahren ist er nun auch messbar wieder genauso schnell wie zu seiner großen Zeit als Olympiasieger von 2004 und Weltmeister von 2005. "Ich ich wieder da, wo ich schon vor acht, neun Jahren war. Das ist wohl die Ironie des Schicksals", meinte er.

Wo auch immer er hinkommt, löst Gatlin zumeist zwei Reaktionen aus: Eine gewisse Ehrfurcht ob seines Alters. Und ein großes Misstrauen aufgrund seiner Vergangenheit. Zu den Meetings in Berlin oder Zürich (Schweiz) wird er deshalb gar nicht erst eingeladen.

"Die Show muss weitergehen"

Der US-Amerikaner schafft es, über das Thema Doping zu reden und dabei immer unverbindlich und wolkig zu bleiben ("Die Show muss weitergehen"). Er betont stets, er habe seine Strafe verbüßt, und alles, was seitdem passiert ist, sei das Ergebnis "harter Arbeit mit meinem Coach". Der heißt Dennis Mitchell und ist ein früherer Staffel-Partner von Carl Lewis. 1998 wurde auch ihm die Einnahme verbotener Mittel nachgewiesen.

Über sein Alter redet Gatlin viel lieber. Erst in Brüssel erklärte er, am liebsten bis 2020 weitermachen zu wollen. "Die Leute denken: Wenn Athleten älter werden, dann werden sie auch langsamen. Ich will beweisen, dass das nicht so ist", meinte er. "Frankie Fredericks stand auch noch mit weit über 30 im olympischen Finale. Ich will solange laufen, bis ich nicht mehr laufen kann." Seine Einstellung sei wie die "von Forrest Gump in dem Film: Ich will nicht alles überanalysieren und überdenken. Ich sage mir: Geh raus und lauf!"

Quelle: Deutschen Presse-Agentur (dpa)

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