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Lara Matheis - Im Windschatten aufs DM-Podest

Die Finals im Frauen-Sprint zählten zu den Höhepunkten der Hallen-DM vergangenes Wochenende in Leipzig. Der größte Leistungssprung gelang aber nicht den Siegerinnen, sondern Lara Matheis. Die Hallen-DM-Zweite über 200 Meter ist in diesem Winter in neue Sprintsphären vorgestoßen.
Martin Neumann

So richtig konnte es Lara Matheis (TSG Gießen-Wieseck) auch drei Tage nach der Hallen-DM noch nicht fassen, was ihr da in der Arena Leipzig gelungen war. Im hochklassigsten 60-Meter-Finale der vergangenen Jahre war sie in 7,36 Sekunden am Samstag auf Platz sechs gesprintet. Eine knappe Stunde zuvor war sie im Halbfinale sogar noch zwei Hundertstel schneller unterwegs gewesen. Noch besser lief es am Sonntag über 200 Meter. Mit 23,22 Sekunden (Vorlauf: 23,19 sec) gewann sie hinter der überragenden Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 22,77 sec) Silber. <link http: www.leichtathletik.de tv video-detail detail die-200-meter-show-der-rebekka-haase>(Das Finale im Video.)

Es war die erste DM-Medaille für Lara Matheis überhaupt. Selbst in den Jugendklassen war die 24-Jährige nie aufs DM-Podest gesprintet. Um die Leistung einzuordnen: Bei den letzten 15 Hallenmeisterschaften hätte diese Zeit elfmal zum Titel gereicht. „Nach dem Vorlauf wollte ich endlich diese Medaille. Dass es sogar zu Silber gereicht hat, ist umso schöner“, sagt die Sprinterin. Immerhin ließ Lara Matheis mit Nadine Gonska (MTG Mannheim; 23,48 sec) eine Olympia-Starterin klar hinter sich.

DM-Vorbereitung auf Asche

Das ist umso erstaunlicher, da die Gießenerin (fast) voll berufstätig ist. Die Fitnesskauffrau arbeitet mindestens 30 Stunden pro Woche in der Physiotherapiepraxis „KörperKonzept“ in Pohlheim. Die Vorbereitung auf die Wintersaison bestritt sie nicht wie viele ihrer Konkurrentinnen in warmen Gefilden, sondern zum großen Teil auf einem Ascheplatz oder in einem 40 Meter kurzen Laufschlauch. „Ein- bis zweimal pro Woche fahren wir zum Training in die Halle nach Frankfurt-Kalbach“, so die 24-Jährige.

Mit dem Wort „wir“ schließt sie ihren langjährigen Trainer Elmar Knappik mit ein. Der betreut sie seit der U18-Klasse. „Lara wurde in Leipzig für ihre konsequente Arbeit belohnt. Schließlich muss sie durch den Schichtdienst bei der Arbeit auch mehrmals pro Wochen allein trainieren. Und das zieht sie voll durch“, sagt ihr Coach anerkennend. Fünf Trainingseinheiten in der Woche bestreiten die beiden zusammen, zwei absolviert Lara Matheis allein.

Sogar der Trainer war überrascht

Bei der gemeinsamen Arbeit in den vergangenen Monaten hatte der erfahrene Trainer bemerkt, dass sein Schützling ein neues Niveau erreicht hat. Die 200-Meter-Zeit von Leipzig überraschte ihn trotzdem: „Nach den 23,84 Sekunden von Frankfurt Anfang Februar habe ich Lara in Leipzig schon eine Zeit von 23,50 Sekunden zugetraut, mit 23,19 Sekunden habe ich aber nicht gerechnet.“

Blickt man ein Jahr zurück, standen die Hallen-Bestzeiten der Hessin noch bei 7,57 und 23,94 Sekunden. Die Steigerungsrate ist also enorm. Gelingt Lara Matheis ein ähnlicher Leistungssprung in der Freiluftsaison, könnte sie sich vielleicht sogar ihren ganz großen sportlichen Traum erfüllen: einen Einsatz in der Nationalmannschaft. „In der U20- und U23-Klasse hat es leider nie geklappt. Durch meine Ausbildung war ich damals auch nicht so stark auf den Sport fokussiert“, blickt sie zurück.

Geht's im Sommer Richtung 22er-Zeit?

Natürlich weiß sie, dass es bei der momentan Qualität im deutschen Frauen-Sprint nicht einfach wird, einen Staffelplatz zu ergattern. Bleibt ihre Paradestrecke, die 200 Meter. Hat sie denn schon in die Nominierungsrichtlinien für die WM im August in London geschaut? „Nein, ich weiß wirklich nicht, wie schnell man für die WM laufen muss“, sagt Lara Matheis ganz offen.

22,85 Sekunden sind mindestens gefordert. Ihre Freiluft-Bestzeit steht bei 23,72 Sekunden, ist also zwei Sprint-Welten von der Norm entfernt. „Für mich geht es im Sommer darum, meine Zeiten vom Wochenende zu bestätigen. Schließlich ist der Nachteil im Vergleich zu Freiluftrennen durch den engeren Kurvenradius in Leipzig nicht so groß wie in anderen Hallen mit nur vier Bahnen“, weiß Lara Matheis.

Das bewies auch Rebekka Haase in Leipzig. Die Deutsche Hallenmeisterin blieb mit 22,77 Sekunden ebenfalls deutlich unter ihrer Freiluft-Bestleistung (22,95 sec). Beide werden im Sommer sicherlich wieder aufeinandertreffen. Dann mischen auch die Deutsche 60-Meter-Meisterin Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) wieder auf den 200 Metern mit. Wie man sieht: Es ist eine Menge los im deutschen Frauen-Sprint. Und im Windschatten der arrivierten Athletinnen hat sich mit Lara Matheis eine weitere ganz schnelle Läuferin nach vorn gekämpft.

Mehr:

<link http: www.leichtathletik.de tv veranstaltungen video-uebersicht veranstaltung hallen-dm-2017-in-leipzig _blank zu den video-clips aus>Finals und Interviews der Hallen-DM 2017 in Leipzig

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