Mit sechs Staffeln geht der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Samstag in die erste Qualifikationsrunde der World Relays 2025 in Guangzhou. In den Wettbewerben über 4x100 und 4x400 Meter geht es für die Frauen, Männer und im Mixed um Plätze in den Top Zwei und damit um den Finaleinzug, der zugleich das WM-Ticket für Tokio 2025 bedeutet. Wie das deutsche Sprintteam in den Vorrunden abgeschnitten hat, lesen Sie hier.
Frauen
4x100 Meter Q1
Deutsche Kurzsprinterinnen buchen das WM-Ticket
Schnelle Beine, gute Wechsel und ein Fight bis zum Zielstrich: Sophia Junk (LG Rhein-Wied), Nele Jaworski (VfL Wolfsburg), Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) haben im Vorlauf über 4x100 Meter bei den World Relays am Samstag in Guangzhou voll überzeugt. Mit Rang drei im zweiten Vorlauf mit 42,98 Sekunden sicherte sich das Quartett über die Zeitregel das Finalticket für Sonntag. Und was noch wichtiger ist: die direkte Qualifikation für die WM Mitte September in Tokio! „Wir haben das WM-Ticket gelöst, das war die Hauptaufgabe. Es war ein solides Rennen von uns“, so Sophia Junk, die wie im Olympia-Vorlauf von Paris an Position eins gestartet war.
Bis zum letzten Wechsel sah es so aus, als müsste sich der „DLV-Vierer“ mit weiteren Staffeln um den Finalplatz messen. Doch die Sprinterinnen aus China und Polen vermasselten die Übergabe komplett. Lediglich die schnellen Spanierinnen, die den Landesrekord auf 42,18 Sekunden steigerten und Jamaika mit Sprint-Legende Shelly-Ann Fraser-Pryce auf Position zwei (42,51 sec) konnte Rebekka Haase nicht mehr einholen. 42,98 Sekunden waren gleichbedeutend mit der sechstschnellsten Vorlaufzeit. Hinter den überraschend schnellen Spanierin trennten Platz zwei Jamaika (42,51 sec) und Platz acht Niederlande (43,13 sec) nur knapp sechs Zehntelsekunden. „Morgen können wir im Finale etwas mehr Risiko bei den Wechseln gehen, denn dort haben wir etwas Zeit liegengelassen“, blickte Jessica-Bianca Wessolly voraus.
4x400 Meter Q1
Langsprinterinnen nutzen die Gunst der Stunde
Gegen starke Langsprint-Nationen mussten die deutschen Athletinnen im ersten Rennen der World Relays in Guangzhou antreten. Denn schließlich waren Jamaika und Polen mit von der Partie. Doch überraschenderweise konnten beide nie ins Rennen um die vorderen Platzierungen eingreifen. Schnell waren Südafrika, Irland und die deutsche Staffel enteilt. Skadi Schier (SCC Berlin), Johanna Martin (1. LAV Rostock), Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) und Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) hielten stets Anschluss zur Spitze und belohnten sich mit 3:28,63 Minuten und Rang zwei. Gleichbedeutend mit der direkten WM-Qualifikation und einem Finalplatz am morgigen Sonntag. „Das war eine faustdicke Überraschung, mit der wir gar nicht gerechnet haben“, so Bundestrainer Volker Beck.
Speziell Johanna Martin – erst 19 Jahre jung – auf Position zwei legte ein starkes Rennen hin. Die Rostockerin lief die deutlich schnellste Zeit auf ihrem Teilabschnitt. Mona Mayer verteidigte die gute Ausgangsposition und Eileen Demes hielt die irische Schlussläuferin in Schach. Der Sieg ging mit 3:28,01 Minuten an Südafrika. Die schnellste Vorlaufzeit ging mit 3:26,05 Minuten bei starkem Regen aufs Konto der USA. Nicht ins Finale schafften es neben Polen und Jamaika auch nicht die Staffel Großbritanniens.
„Wir sind mit voller Überzeugung rangegangen und wollten riskieren, wenn die Chance da ist. Das ist uns geglückt“, sagte Startläuferin Skadi Schier. Johanna Martin betonte, dass die Staffel super performt habe. „Johanna hat eine super Zielgerade hingelegt. Das war ein toller Job, zumal wir ja alle im Vorfeld etwas gekränkelt haben“, erzählte Mona Mayer. Und Schlussläuferin Eileen Demes betonte: „Wir haben das WM-Ticket, das ist das Entscheidende. Dort laufen wir dann noch schneller!“
Männer
4x100 Meter Q1
Souveräne Vorstellung mit WM-Qualifikation belohnt
Schnellstarter Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) brachte die deutsche Staffel auf Kurs Tokio. Und Owen Ansah (Hamburger SV) mit einer schnellen Gegengraden, Yannick Wolf (Cologne Athletics) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) ließen sich nicht vom Ziel abbringen. Der Hamburger Schlussläufer fightete bis zum Zielstrich und konnte sogar noch den kenianischen Sprinter abfangen – das brachte mit 38,33 Sekunden Platz zwei und die direkte WM-Qualifikation. „Ich habe mich beim Warmup schon richtig gut gefühlt, dementsprechend super lief das Rennen“, so Kevin Kranz.
Kenia folgte zwei Hundertstel hinter Deutschland. Der Sieg ging mit der schnellsten Vorlaufzeit von 37,86 Sekunden an Südafrika um Top-Sprinter Akani Simbine, auch für Japan wurden 37,86 Sekunden gestoppt. „Ich war etwas überrascht, dass der Kenianer noch neben mir. Doch ich konnte ihn noch abfangen. Unser Ziel WM-Qualifikation ist geschafft“, so Lucas Ansah-Peprah.
Pech hatte hingegen das Team aus Jamaika. Yohan Blake – Weltmeister 2011 in Daegu – erwischte das Staffelholz bei seinem Wechsel nicht. Damit muss die Sprint-Nation morgen in der zweiten Qualifikationsrunde noch darauf hoffen, einen der sechs verbliebenen Startplätze für Toko zu ergattern.
4x400 Meter Q1
Quartett mit zweiter Chance am Sonntag
Aufgrund der kurz zuvor ausgetragenen Mixed-Staffel war die Aufstellung der Staffel eine Puzzle-Arbeit. Denn mit Emil Agyekum (SCC Berlin) und Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01) waren bereits zwei Top-Läufer dort im Einsatz. So mussten sich Niklas Noah Klei (LAC Veltins Hochsauerland), Friedrich Rumpf (SCC Berlin), Lukas Krappe (SCC Berlin) und Fabian Dammermann (LG Osnabrück) der starken Konkurrenz im ersten Vorlauf stellen.
Schnell war eine Lücke zur Spitzengruppe gerissen, die nicht mehr zu schließen war. Zwar konnte Fabian Dammermann den australischen Schlussläufer noch überholen. Doch mit 3:06,26 Minuten reichte es für das DLV-Quartett in seinem Vorlauf nur zu Platz fünf. Am Sonntag haben die Langsprinter die nächste Chance, noch einen der sechs verbliebenen WM-Startplätze zu ergattern. „Wir wussten, dass wir nur bedingt konkurrenzfähig sind. Trotzdem gibt es da noch Luft nach oben“, schätze Bundestrainer Volker Beck das Rennen ein.
Mixed
4x100 Meter Q1
DLV-Quartett verpasst Finale um einen Platz
Die World Relays in Guangzhou (China) starteten am Samstag mit einer Weltpremiere: Erstmals wurde auf großer Bühne die 4x100-Meter-Mixed-Staffel ausgetragen. Im zweiten Vorlauf waren für den DLV Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Sina Kammerschmitt (MTG Mannheim), Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) und Chidiera Onuoha (ASV Köln) bei der „Erstaufführung“ im Einsatz. Dass die Staffel – speziell beim zweiten Wechsel von Frau auf Mann aufgrund unterschiedlicher Geschwindigkeiten – seine Tücken hat, zeigte sich in Guangzhou. Aleksandar Askovic musste den Fuß etwas vom Gas nehmen, damit der Stab noch im Wechselraum übergeben werden konnte.
Am Ende lief das Quartett mit 41,43 Sekunden auf Platz vier hinter Jamaika (41,04 sec), Großbritannien (41,05 sec) und China (41,30 sec). Chidiera Onuoha konnte auf der Schlussgeraden den Rückstand zwar noch verkleinern, doch schließen konnte der Kölner die Lücke zur chinesischen Stafffel nicht mehr. In der Gesamtwertung bedeutete das Platz neun, 13 Hundertstel fehlte dem „Vierer“ zum Finaleinzug. Auch die Mitfavoriten aus den USA sowie Polen sind beim Finale nur Zuschauer. Sie brachten im ersten Vorlauf den Staffelstab nicht ins Ziel. Die schnellste Vorlaufzeit ging mit 40,90 Sekunden aufs Konto der kanadischen Staffel. Im Gegensatz zu den anderen fünf Staffeln ging es bei dieser Staffel nicht um direkte Tickets für die WM in Tokio Mitte September. Das Format wird erst ab 2026 bei internationalen Meisterschaften ausgetragen.
4x400 Meter Q1
Staffel fightet bis zum Ziel um das direkte WM-Ticket
Die ersten WM-Tickets für Tokio wurden in der Mixed-Staffel über 4x400 Meter in Guangzhou vergeben. Die ersten beiden Staffeln der drei Vorläufe sowie die zwei folgenden zeitschnellsten Quartetts buchten am Samstag das direkte WM-Ticket und ermitteln im Finale die Medaillengewinner der World Relays. Die verbleibenden Teams laufen am Sonntag in zwei Rennen um die verbleibenden sechs WM-Startplätze.
Dort startet die DLV-Staffel aussichtsreich. Denn für Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01), Annkathrin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen), Emil Agyekum (SCC Berlin) und Jana Lakner (LG Telis Finanz Regensburg) lag im zweiten Vorlauf bis zur Zielgerade Platz zwei in Reichweite. Die Regensburger Schlussläuferin konnte die Lücke zu Irland und Polen auf den ersten 200 Metern schließen, doch am Ende reichten die Kräfte nicht mehr ganz. Bereits an Position drei hatte Emil Agyekum zuvor Boden auf die Konkurrenz gutgemacht.
Hinter den dominierenden USA (3:11,37 min), Irland (3:12,56 min) und Polen (3:12,70 min) lief das deutsche Team mit 3:14,42 Minuten auf Rang vier und insgesamt die zehntschnellste Zeit. Damit ist die WM-Qualifikation im zweiten Rennen am Sonntag für die deutschen Langsprinterinnen und Langsprintern absolut in Reichweite. Insgesamt laufen zwölf Staffeln in zwei Rennen um die sechs verbliebenen Tokio-Tickets. „Leider gab es nur drei statt vier Vorläufe. Die Laufeinteilung ist nach der Änderung nicht zu unseren Gunsten ausgefallen. Die Zeit war zum Auftakt okay, die Ausgangslage für morgen auch“, ordnete Volker Beck, Bundestrainer Langsprint, das Rennen ein.