| Stabhochsprung

Torben Blech plötzlich im Rampenlicht

Als Mehrkämpfer stand Torben Blech meist nur in der zweiten Reihe. Nach dem Wechsel zum Stabhochsprung erlebt der 24-Jährige in dieser Saison jedoch einen rasanten Aufschwung zu einem der Hoffnungsträger seiner Disziplin. Bei „Berlin fliegt!“ 2019 avancierte er am Wochenende schon einmal zum Held des Tages.
Philip Häfner

Neulich hat Torben Blech seinen Trainingspartner Bo Kanda Lita Baehre (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) mit dem Diskus herausgefordert. Und es überrascht nicht, dass der einstige Mehrkämpfer in diesem Duell die Nase vorn hatte. Über die genauen Weiten hüllt sich Blech in Schweigen, aber so viel sagt er dann doch: „Bo hatte keine Chance!“

Mit dem Stab ist der 24-Jährige in dieser Saison mit dem Deutschen Meister von 2017 und 2018 auf Augenhöhe. In der aktuellen Bestenliste liegt Bo Kanda Lita Baehre mit 5,72 Metern momentan in Führung, doch nur einen Zentimeter dahinter kommt dann schon Torben Blech. Er hat damit ebenso wie sein Vereinskollege die Norm für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober) bereits erfüllt.

Held des Tages

Jahrelang lief er als Mehrkämpfer unter dem Radar, trotz einer Bestleistung von 7.872 Punkten und Platz neun bei der U23-EM 2017. „In meiner Altersklasse war ich eigentlich immer in den Top drei, aber weil wir in Deutschland im Mehrkampf einfach eine unfassbar hohe Qualität haben, ist das weitgehend unbemerkt geblieben“, sagt er.

Erst mit seinem Wechsel zum Stabhochsprung steht Torben Blech auf einmal im Rampenlicht. Beim Vierländerkampf „Berlin fliegt!“ 2019 kam ihm am vergangenen Samstag sogar die Ehre zuteil, den Sieg für das deutsche Team perfekt zu machen: Mit seinem Sprung über 5,53 Meter im letzten Versuch sicherte Blech dem DLV-Quartett Platz eins vor Großbritannien.

„Brutal viel Energie“

„Vor dem Sprung habe ich nur kurz darüber nachgedacht, wie blöd das wäre, wenn ich nicht drüber springe und wir deshalb nur Zweiter werden“, sagt er. „Aber dann dachte ich: Ich ziehe den jetzt drüber fürs Team. Und genauso ist es gekommen.“

Zweifel, dass er die 5,53 Meter überqueren würde, hatte der Held des Tages keine. Zwar hatte Blech den Wettkampf mit zwei ungültigen Versuchen über 5,32 Meter und 5,38 Meter begonnen. „Aber das waren auch schon zwei sehr gute Sprünge gewesen, bei denen nur der Abstand noch nicht gepasst hat. Bei meinem Versuch über 5,53 Meter habe ich dann extra zu einem noch härteren Stab gegriffen als der, mit dem ich in diesem Jahr meine Bestleistung gesprungen bin. Ich wusste einfach, dass da brutal viel Energie drin steckt“, um ihn sicher über die Latte zu befördern.

Er wollte es noch einmal allen beweisen

Bei „Berlin fliegt!“ vor der großartigen Kulisse des ehemaligen Flughafen Tempelhofs konnte Torben Blech zudem erneut einen der großen Vorzüge des Stabhochsprungs genießen: Jenen nämlich, dass diese Disziplin auch gut an solch exotischen Orten ausgetragen werden kann. Als Mehrkämpfer war er in diesen Genuss nicht gekommen. Überhaupt blieb ihm dort die ganz große Bühne verwehrt: Zahlreiche Verletzungen verhinderten den absoluten Durchbruch.

„Ich habe deshalb nie über einen langen Zeitraum durchgehend trainieren können. Gerade im Mehrkampf bringt einem Talent allein dann auch nichts“, sagt er. Zeitweise habe er ans Aufhören gedacht, doch stattdessen wechselte er im vergangenen Jahr ins Lager der Stabhochspringer.

„Ich wollte es einfach allen noch einmal beweisen, dass mehr in mir steckt“, sagt er. Dabei kam ihm durchaus entgegen, dass die Konkurrenz im Stabhochsprung auch nicht mehr ganz so stark war wie noch vor einigen Jahren. „Das hat mir meine Perspektiven aufgezeigt“, so der Leverkusener. Zudem seien die Stabhochspringer von der Mentalität her den Mehrkämpfern sehr ähnlich: „Die sind genauso verrückt wie wir“, sagt er.

Größte Reserven liegen im technischen Bereich

Erst im Winter war Torben Blech in die Trainingsgruppe von Christine Adams gewechselt. Früher als Mehrkämpfer habe er vielleicht einmal in der Woche Stabhochsprung trainiert, manchmal auch nur einmal in zwei Wochen, und das stets in einem Zustand der Ermüdung. „Das ist ja das Problem beim Mehrkampf: Technisch kann man da kaum etwas machen“, sagt er. Mit seiner neuen Trainerin hat er nun zwei Mal pro Woche Techniktraining. „Da hat man viel mehr Zeit, sich mit diesen kleinen Dingen im Stabhochsprung auseinanderzusetzen.“

Trotzdem sieht er auf technischer Seite noch immer die größten Reserven. Physisch bringt er dagegen alles mit, um hoch zu springen: „Ich bin schnell, ich habe einen sehr guten Take-off, eine gute Sprungkraft und generell gute Kraftwerte“, sagt er. Damit gehe es nun an die Fein- und Feinstkoordination. „Es gibt beim Stabhochsprung acht oder neun Schrauben, an denen man drehen kann, um richtig hoch zu springen. Vier oder fünf davon habe ich schon gedreht. Jetzt fehlen noch zwei, drei mehr und dann kann es in Richtung 5,80 Meter gehen.“

Medaillen im Visier

Am kommenden Samstag (29. Juni) wird Torben Blech beim Stabhochsprung-Meeting in Hof springen. Es folgt die Universiade in Neapel (Italien; 3. bis 14. Juli), wo er das Finale erreichen und dort um eine Medaille mitspringen will.

Ein Platz auf dem Treppchen ist auch für die <link>Deutschen Meisterschaften am 3./4. August in Berlin das erklärte Ziel. Am liebsten würde er dort auch noch einmal die WM-Norm bestätigen, um damit die Qualifikation endgültig klarzumachen. „Ich freue mich unfassbar auf den Wettkampf im Olympiastadion. Schon als Kind habe ich immer davon geträumt, einmal dort zu starten“, sagt er. Dann wird man sehen, ob er Vereinskamerad Bo Kanda Lita Baehre auch mit seinem neuen Arbeitsgerät wieder keine Chance lässt.

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