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Youngster Robert Polkowski im Trainingslager

Sein Name steht für eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen im Sprint. Im vergangenen Jahr bewies Robert Polkowski (LT DSHS Köln) als Dritter der U20-EM über 100 Meter, dass mit ihm auch auf internationaler Ebene zu rechnen ist. Dass die Sprint-Karriere des Senkrechtstarters gerade erst anläuft, beweist die Tatsache, dass der B-Kaderathlet aktuell mit dem deutschen Sprint-Bundeskader im Trainingslager in den USA verweilt. Auf leichtathletik.de gibt der „Trainingslager-Youngster“ einen persönlichen Einblick in seinen Trainingsalltag.
Robert Polkowski/Lea Saur

Trainingslager mit den schnellsten Jungs Deutschlands: Wenn ich daran denke, wo ich vor drei Jahren noch war, dann wirkt das Ganze hier fast schon irreal. Ich trainiere mit den besten Sprintern des ganzen Landes im Trainingslager in Florida!

Anfang November habe ich mich mit Ronald Stein zusammengesetzt, um die Saison durchzusprechen. Da kam die Idee schon auf, dass ich mich hier anschließe. Erstmal waren drei Wochen geplant, schlussendlich haben wir uns dann aber auf fünf Wochen geeinigt. Wir dachten uns damals schon, dass es mir sicherlich gut tun wird, täglich bei großer Konkurrenz zu trainieren. Tja, und jetzt stecke ich mittendrin.

Hier gibt es alles, was das Sprinterherz begehrt, und das nutzen wir natürlich in vollen Zügen aus. Schließlich sind wir nicht umsonst hier, sondern wollen alle dieses Jahr Vollgas geben! Die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) und die Staffel-WM in Nassau (Bahamas; 23. bis 25. Mai) sind die beiden großen Ziele der Sprinter hier. Alle kämpfen jeden Tag für die Tickets zu den Veranstaltungen.

Gewöhnen an hohe Belastungen

Wenn ich daran denke, wie schwer mir am Anfang des Trainingslagers die zweiten Einheiten am Tag fielen, merke ich, dass ich schon jetzt deutlich besser aufgestellt bin. Ich habe nach einem kurzen Krafttraining am Vormittag in der Einheit nachmittags ein komplett anderes Laufgefühl und treffe mich mit mehr Spritzigkeit. Natürlich reagiert der Körper auf die hohen Belastungen. Hier und da tut noch was weh, aber das ist für mich zu diesem Zeitpunkt in der Saison ganz normal und beunruhigt mich überhaupt nicht. Mal hab ich außerdem starke, mal schwache Einheiten.

Die Konstanz fehlt mir noch. Die hohe Trainingsintensität der letzten sechs Wochen geht einfach an die Substanz und dadurch fällt es mir schwer, jeden Tag gute Leistungen abzurufen. Aber jede Einheit wird sich im Laufe der Saison auszahlen.

Dienstags Staffeleinheiten

Im Laufe der Woche freue ich mich immer besonders auf die Einheit am Dienstag nachmittag. Denn normalerweise trainiert jeder nach seinem eigenen Trainingsplan. Aber dienstags kommen wir alle zum Staffeltraining zusammen. Ich wechsele immer mit Matthias Lindner und wir haben viel Spaß dabei.

Letzte Woche habe ich auch mal eine Starteinheit mit Lucas Jakubczyk und Aleixo Platini Menga gemacht. Da von C-Kader-Sprintbundestrainer Jörg Möckel alles auf der Kamera festgehalten wird, konnte ich mir im Nachhinein nochmal ansehen, wer was genau jetzt besser macht als ich. Definitiv kann ich mir noch viel von den anderen abschauen, das ist als Jüngster hier ja keine Überraschung.

Abspülen im Sprint-Modus

Im letzten Jahr war ich ja noch U20-Athlet, und habe mich ausschließlich auf U20 und U23 Wettkämpfe konzentriert. Deshalb kannte ich hauptsächlich die letztjährigen U23er. Aber bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, dem Düsseldorfer PSD Bank Meeting und dem Istaf Indoor in Berlin stand ich auch schon neben dem ein oder anderen Aktiven auf der Bahn.

Weil ich in einem Haus mit sechs anderen Sprintern zusammenlebe, verbringen wir Athleten auch so viel Zeit miteinander und lernen uns besser kennen Manchmal erzählen die Jungs aus "alten Zeiten", da höre ich natürlich aufmerksam zu. Tipps gibt‘s hier und da immer mal - auch außerhalb des Trainings. Als Youngster fühl ich mich wohl, da ich trotz meines Alters ernst genommen werde.

Irgendwie sind alle aus unserer WG, Aleixo Platini Menga, Niklas Rothes, Roy Schmidt, Alex Kosenkow, Matthias Lindner, Robin Erewa und ich, aufeinander angewiesen. Einkaufen, kochen, abspülen und andere Haushaltsarbeiten erledigen sich eben nicht von selbst. Aber wir kriegen das alles gemeinsam völlig stressfrei hin. Zwar sehe ich im Haushalt momentan noch nicht ganz so gut aus. Aber ich bemühe mich auf jeden Fall und hab bislang einiges gelernt, sodass ich bald auch mal kochen darf!

Die Aufgabe eines Sprinters

Ob für mich am Ende des Tages ein Ticket zur Staffel-WM herausspringt, werden wir sehen. Vermutlich hätte ich aber schon erfahren, wenn man auf mich gesetzt hätte. Am 10. Mai absolviere ich nochmal einen Wettkampf und das Nominierungsdatum ist ja noch etwas hin. Also mal schauen, wie schnell ich in Clermont rennen werde.

Aber im Nachhinein ist es immer die Aufgabe und auch die Verantwortung des Bundestrainers, vier Jungs aufzustellen. Dafür bin ich hier und versuche, so viel wie möglich mitzunehmen – an Leistungssteigerung und Erfahrung. Meine Aufgabe ist es, schnell zu rennen. Das ist meine höchste Priorität, dem unterliegt alles.

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