Im ersten Finale der Hallen-EM hat Kugelstoßerin Christina Schwanitz am Freitagabend die erste Medaille für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gewonnen. Beim Sieg der Weltjahresbesten Auriol Dongmo kratzte die 35-Jährige an ihrer Saisonbestmarke und sicherte sich Bronze. Sara Gambetta belegte in einem starken Feld Rang sechs.
Mit einem lauten „Jawoll!“ kommentierte Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) ihren sechsten und letzten Versuch im Kugelstoß-Finale von Torun (Polen). Nach dem finalen Stoß der Belarussin Aliona Dubitskaya (18,86 m) hatte es kurzzeitig so ausgesehen, als würde die Hallen-Europameisterin von 2013 in einem engen Finale leer ausgehen. Doch im finalen Durchgang eroberte sich die 35-Jährige den Bronzerang zurück. Mit 19,04 Metern blieb Schwanitz nur sieben Zentimeter unter ihrer Saisonbestleistung und lieferte damit ihr zweitbestes Ergebnis in dieser Hallensaison ab.
Der Wettkampf hatte für die zweifache Mutter, die im vergangenen Sommer noch von einem Bandscheibenvorfall ausgebremst worden war, holprig begonnen: Bis auf den zweiten Versuch, der mit 18,71 Metern gemessen wurde, flog die Kugel nur auf Weiten zwischen 18,20 und 18,41 Metern. Dementsprechend unzufrieden zeigte sich Christina Schwanitz, die bis zum fünften Durchgang auf dem Silberrang gelegen hatte. Dann zog jedoch die Schwedin Fanny Roos (19,29 m), die mit ihrem Landesrekord kurzzeitig sogar die Spitzenposition innehatte, vorbei.
Gold für Weltjahresbeste Dongmo, Platz sechs für Gambetta
Gold sicherte sich Auriol Dongmo. Alle vier gültigen Versuche der Portugiesin landeten jenseits der 19-Meter-Marke, der weiteste wurde mit 19,34 Metern gemessen. Damit bestätigte die 30-Jährige, die in diesem Winter die Weltjahresbestleistung (19,65 m) innehat, ihre starke Form. Mit drei Athletinnen, die 19 Meter übertrafen, erwies sich das Finale von Torun als hochklassiger Wettbewerb: Zuletzt wurden im Jahr 2000 mehr als 19 Meter für eine Bronzemedaille benötigt.
Ein gutes Ergebnis erreichte auch Sara Gambetta: Die Hallenserin kratzte mit Stößen von 18,30 und 18,34 Metern an ihrer am Vortag in der Qualifikation aufgestellten Bestleistung (18,43 m) und belegte damit in einem engen Feld den sechsten Rang.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF:
Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge):
Es war unheimlich spannend. Das Allerschönste an dem Abend war, dass ich mal wieder seit langem gekontert habe, im letzten Versuch. Ich habe mich so darüber gefreut, weil ich weiß, dass das geht. Beim Saisonhöhepunkt endlich wieder die 19 vor dem Komma stehen zu haben und zu bestätigen. Schade, dass die Kugel nicht noch einen Tacken höher und einen Tacken weiter geflogen ist. Ich bin als Zweite angereist und gehe als Dritte nach Hause. Aber ich bin unheimlich stolz, froh, dankbar, glücklich und zufrieden. Dass ich mich in Europa wieder beweisen konnte nach dem Bandscheibenvorfall, der ja doch etwas größer war und länger gedauert hat, ist schon echt toll. Das ist schon echt ein krasser Weg gewesen, vor allem auch in meinem Alter, mit zarten 35. Da noch so eine Leistung abrufen zu können, ist nicht selbstverständlich und darauf bin ich unheimlich stolz. Hinter dieser Medaille steckt ganz viel Teamwork: vom Trainer über den Physiotherapeuten, dass die mich immer wieder hingebogen haben. Mein Trainer, der nicht aufgegeben hat. Auch die Kinder; dass die Mama morgen nach Hause kommt, ist das Schönste. Das ist jetzt natürlich ein wunderschöner Abschluss der Hallensaison. Ich bin die letzten zwei Wochen noch im Trainingslager gewesen, um sicher zu sein, dass ich nichts mit herbringen kann oder mich infizieren könnte. Im Hotel wird alles ständig desinfiziert und sauber gemacht, da braucht man sich Gott sei Dank keine Sorgen zu machen. Auch hier im Hallenkonzept ist alles super.
Sara Gambetta (SV Halle):
Ich bin ein bisschen zwiegespalten. Einerseits wollte ich schon um den dritten Platz mitstoßen, weil ich gestern aus der Quali viel positive Energie ziehen konnte. Die Mädels vorne waren aber auch megastark. Ich weiß, dass ich da auch hingehöre, nur eben noch nicht jetzt in dieser Hallensaison. Aber ich bin andererseits auch zufrieden, dass ich kein Nervenflattern bekommen habe. Ich glaube, ich kann diese Hallensaison zufrieden abschließen. Am Ende ist es trotzdem eine Zwischenstation für den Sommer. Ich habe mich dieses Jahr bewusst für die Hallensaison entschieden und bin froh, dass ich sie gemacht habe. Wir konnten echt einige Wettkämpfe machen. Ich bin froh, dass ich diesen Vorteil gegenüber den anderen Werfern habe, dass ich in der Halle starten kann. Ich habe einfach Bock auf den Sommer und freue mich darauf. Ich muss besser darin werden, dass ich die Einstoßleistung auch im Wettkampf abrufen kann. Heute wären 18,60 Meter drin gewesen. Ich weiß, dass ich es kann, und daran wird jetzt gearbeitet.