| Hallen-EM

Torun Finaltag 2: Zwei Sprint-Shows und ein Medaillen-Triple für den DLV

Größter Vorsprung in der Hallen-EM-Geschichte, schnellste Zeit seit zwölf Jahren. Der zweite Finaltag der Hallen-EM in Torun brachte einige herausragende Leistungen sowie zwei Silber- und eine Bronzemedaille für den DLV.
Martin Neumann

Das Rennen um den Sprint-Thron wurde am dritten Tag der Hallen-EM in Torun zur großen Show von Lamont Jacobs. Der Italiener sauste im 60-Meter-Finale den sieben Konkurrenten auf und davon und siegte in 6,47 Sekunden. Damit steigerte der 26-Jährige nicht nur den Landesrekord von Michael Tumi um vier Hundertstelsekunden, sondern siegte auch mit dem größten Vorsprung in der Geschichte von Hallen-Europameisterschaften.

„Ein Traum wird wahr! Im Training hat sich zwar gezeigt, dass ich schnell bin. Aber mit 6,47 Sekunden habe ich niemals gerechnet“, jubelte Lamont Jacobs. In der ewigen europäischen Bestenliste schob sich der Italiener mit seinem Gold-Sprint auf Platz vier zeitgleich mit Linford Christie und James Dasaolu (beide Großbritannien) nach vorn.

Kevin Kranz krallt sich Silber

So klar die Entscheidung um Gold, so eng das Rennen um die zwei weiteren Podestplätze. Dank einer starken zweiten Rennhälfte krallte sich Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) in 6,60 Sekunden die Silbermedaille vor Titelverteidiger Jan Volko (Slowakei; 6,61 sec). Die anderen beiden deutschen Starter Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) und Julian Wagner (LAC Top Team Thüringen) waren Samstagmittag im Halbfinale ausgeschieden.

In Gala-Form präsentierte sich über 400 Meter Femke Bol. Auf der zweiten Runde zog die Niederländerin der Konkurrenz auf und davon und stürmte in neuem Landesrekord von 50,63 Sekunden zum Titel. In den vergangenen zwölf Jahren war keine Europäerin schneller auf den zwei Hallenrunden unterwegs.

Femke Bol zeigt der Konkurrenz die Hacken

„Es ist verrückt. In den letzten anderthalb Jahren, seit ich Junioren-Europameisterin geworden bin, hat sich so viel verändert. Wenn ich wie eine erfahrene Sprinterin laufe, dann liegt das an den guten Ratschlägen meines Trainers“, nannte die 21-Jährige ihr Erfolgsgeheimnis. Silber ging mit Respektsabstand an Justyna Swiety-Ersetic (Polen; 51,41 sec), Bronze an Jodie Williams (Großbritannien; 51,73 sec). Bei den Männern setzte sich über 400 Meter der Spanier Oscar Hussilos (46,22 sec) deutlich knapper vor den Niederländern Tony van Diepen (46,25 sec) und Liemarvin Bonevacia (46,30 sec) durch.

Einen starken Auftritt zeigte Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) beim Gold-Lauf von Elise Vanderelst (Belgien; 4:18,44 min) über 1.500 Meter. Mit 4:20,07 Minuten gewann die 27-Jährige in einem taktischen Renne Bronze. Silber ging an die zwischenzeitlich disqualifizierte Britin Holly Archer (4:19,91 min). Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) wurde mit 4:24,26 Minuten Achte.

Maryna Bekh-Romanchuk fängt Malaika Mihambo ab

Das Weitsprung-Finale der Frauen wurde zu einem echten Zentimeter-Krimi. Lange Zeit hatte Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) mit Saisonbestleistung von 6,88 Metern die Konkurrenz angeführt, zwei Zentimeter vor Maryna Bekh-Romanchuk. Doch im letzten Versuch konterte die Ukrainerin und übertraf die Deutsche Meisterin um vier Zentimeter. 6,92 Meter bedeuteten eine neue Weltjahresbestleistung. Bronze ging an die Schwedin Khaddi Sagnia (6,75 m).

„Drei Medaillen für drei außergewöhnliche Athleten: Hanna Klein, Malaika Mihambo und Kevin Kranz haben ihre Leistungen aus der Hallensaison wirklich super bestätigt und sind zum Teil in schwierigen Rennverläufen und in Drucksituationen über sich hinausgewachsen. Gespannt können wir am Sonntag auf den Hochsprung, Dreisprung und Stabhochsprung sowie den Siebenkampf der Männer sein. Bei den Frauen blicke ich gespannt auf die 60 Meter und die 4x400-Meter-Staffel“, zog DLV-Cheftrainerin ein positives Fazit des EM-Samstags.

Angelica Moser schafft die Stabhochsprung-Sensation

Vier Medaillen wurden im Stabhochsprung der Frauen vergeben. Die Sensation schaffte Angelica Moser als neue Hallen-Europameisterin. Die Schweizerin meisterte als einzige Springerin 4,75 Meter. Dabei musste sie sowohl bei 4,60 als auch bei 4,65 Meter in den dritten Versuch. Insgesamt absolvierte sie bei ihrem Wettkampf 13 Versuche! Die als Favoritin gehandelte Britin Holly Bradshaw musste sich mit Bronze zusammen mit der höhengleichen Iryna Zhuk (Weißrussland; 4,65 m) zufriedengeben. Silber sicherte sich die Slowenin Tina Sutej mit 4,70 Metern.

Im Siebenkampf der Männer hat nach vier Disziplinen der Top-Favorit die Führung übernommen. Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) hat nach dem ersten Tag mit 3.571 Punkten exakt so viel Zähler auf dem Konto wie bei seinem Hallen-Europarekord. Dahinter folgen der junge Schweizer Simon Ehammer (3.538 Punkte), Titelverteidiger Jorge Urena (3.424 Punkte) und der Frankfurter Andreas Bechmann (3.419 Punkte). Der Olympia-Vierte Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) hatte den Siebenkampf mit Rückenproblemen frühzeitig beenden müssen.

Hallen-EM 2021 Torun

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