| U23-DM Koblenz

Männer, Tag 2: Valentin Moll mit Bestleistung der Herr im Kugelstoßring

Bei den 78. Deutschen U23-Meisterschaften gab es am Sonntag weitere Normen für die anstehende U23-EM und Bestleistungen. Allen voran Kugelstoßer Valentin Moll hatte den Dreh raus.
Martin Neumann

Der Herr im Kugelstoßring hieß bei der U23-DM am Sonntagmittag in Koblenz Valentin Moll. Der Rehlinger wuchtete im fünften Versuch sein 7,26 Kilogramm schweres Arbeitsgerät auf 19,65 Meter. Gleichbedeutend mit neuer Bestleistung und Saarland-Rekord. Bemerkenswert ist die steigende Formkurve des 21-Jährigen. Vor drei Wochen bei der DM in Braunschweig musste sich Valentin Moll noch mit Platz acht und 18,54 Metern begnügen. Erst vergangene Woche in St. Wendel platzte der Knoten mit 19,62 Metern. In Koblenz legte der Saarländer noch einmal drei Zentimeter drauf. Damit setze er sich klar vor der deutschen Nummer eins Eric Maihöfer (VfL Sindelfingen; 18,63 m) und Timo Northoff (TV Wattenscheid; 17,68 m) durch.

Mit seiner Siegerleistung rangiert Valentin Moll aktuell auf Platz sieben der europäischen U23-Bestenliste direkt hinter Eric Maihöfer (19,75 m). Bei der U23-EM in Tallinn soll die nächste Steigerung her. „Es läuft jetzt einfach technisch besser. Bei der U23-EM würde ich schon gern die 20 Meter knacken“, so Valentin Moll. Diese Marke ist auch das Ziel für Eric Maihöfer in den kommenden Jahren.

Luis Brandner: Titel ohne Norm

Den Schlusspunkt der 78. Deutschen U23-Meisterschaften setzten im Stadion Oberwerth die 200-Meter-Läufer. Aus der Kurve kam am besten Luis Brandner heraus. Der Sprinter vom LAC Top Team Thüringen zog auf der Zielgeraden seinen lang Schritt durch und lief in 21,15 Sekunden zum Sieg. Schon im Vorlauf hatte der 20-Jährige mit 21,23 Sekunden die Top-Zeit hingelegt. Beide Male wurde der Erfurter allerdings vom Gegenwind ausgebremst, sodass die U23-EM-Norm von 20,90 Sekunden nicht in Reichweite kam.

„Die Norm wäre drin gewesen, wenn der Wind von der anderen Seite geweht hätte. Aber mit dem Titel kann ich natürlich sehr zufrieden sein“, sagte Luis Brandner. Hinter dem Start des Thüringers in Koblenz hatte noch zu Wochenmitte ein Fragezeichen gestanden. Ein grippaler Infekt hatte Luis Brandner ausgebremst. Um Kräfte zu schonen, hatte er daher auf einen 100-Meter-Start am Samstag verzichtet. Silber über 200 Meter ging an Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg; 21,25 sec), Bronze an Yannick Wolf (Dresdner SC; 21,32 sec).

Kevin Joite rettet Vorsprung ins Ziel

Kevin Joite nahm im 400-Meter-Finale sein Herz in beide Hände. Der Dresdner ging das Rennen rasant an und lag auf der Zielgeraden deutlich in Führung. Doch Schritt um Schritt schmolz der Vorsprung des 21-Jährigen. Am Ende rettete Kevin Joite mit 47,03 Sekunden ein Vorsprung von sieben Hundertstel auf Arne Leppelsack (TSV Gräfelfing; 47,10 sec) ins Ziel. Bronze sicherte sich der Leverkusener Ben Zapka (47,30 sec) vor Johannes Nortmeyer (USC Mainz; 47,32 sec). Das Trio auf den Plätzen zwei bis vier stellte neue Bestzeiten auf.

Die hatte auch Kevin Joite angepeilt. „Darum bin ich so schnell angegangen. Ich wollte noch einmal unter 47 Sekunden bleiben“, sagte der Dresdner, der seine Rennen stets offensiv gestaltet. Die U23-EM-Norm von 46,50 Sekunden war für keinen deutschen Viertelmeiler in Koblenz in Reichweite.

Oskar Schwarzer mit langem Spurt zum Titel

Nach 500 Metern übernahm Oskar Schwarzer im 800-Meter-Finale das Kommando. Der Deutsche Hallenmeister vom TV Groß-Gerau zog einen langen Spurt und der Konkurrenz auf und davon. Mit 1:49,15 Minuten sicherte sich der Hesse den nächsten Titel vor Adrian Engstler (1:49,37 min) und Tim Assmann (beide TV Villingen; 1:49,92 min).

Die U23-EM-Norm von 1:47,50 Minuten hatte Oskar Schwarzer bereits Ende Mai mit 1:47,10 Minuten unterboten. „Heute hat nur der Titel gezählt. In Tallinn würde ich gern ins Finale laufen. Aber das wird nicht einfach, denn die U23-Klasse ist aktuell sehr stark besetzt“, blickte Oskar Schwarzer nach dem Rennen schon voraus auf die U23-EM.

Maximilian Sluka fängt Sven Wagner ab

Über 1.500 Meter entschied ein Wimpernschlag über den Sieg. Sven Wagner (Königsteiner LV) führte das Rennen im Endspurt als Führender auf die Zielgerade. Doch Maximilian Sluka hielt dagegen und gab nicht auf. Quasi auf dem Zielstrich fing der Wattenscheider Sven Wagner noch ab und setzte sich in 3:47,55 Minuten und fünf Hundertstelsekunden Vorsprung durch. Bronze ging an Maximilian Pingpank (Hannover Athletics; 3:48,32 min).

„Ich wusste, dass ich hinten einen guten Kick habe“, sagte Maximilian Sluka nach seinem hart erkämpften Titel. Nun intensiviert der Wattenscheider nach der verpassten U23-EM wieder das Training, um in der späten Saison gute Zeiten anzubieten. „Ich brauche einfach einige Rennen, um reinzukommen. Das war in diesem Jahr sehr schwierig“, so der Deutsche U23-Meister.

Emil Agyekum eine Sekunde vor der Konkurrenz

Die 400 Meter Hürden wurden zu einer klaren Sache für Emil Agyekum (SCC Berlin). Der U23-EM-Dritte von 2019 setzte sich bei böigen Winden in 50,22 Sekunden durch. Für den Deutschen Vizemeister war es die drittbeste Zeit der Saison. Mit seiner Jahresbestzeit von 49,77 Sekunden rangiert der 22-Jährige auf Platz vier der europäischen U23-Bestenliste.

Damit ist der Berliner zwei Jahre nach seinem Bronzelauf von Gävle in zwei Wochen in Tallinn erneut ein Finalkandidat. „Und im Finale muss man dann sehen, was möglich ist“, so der Deutsche U23-Meister. Silber sicherte sich in Koblenz Luka Peter (LC Jena) in 51,24 Sekunden. Damit steigerte der Thüringer zwar seine Bestzeit aus dem Vorlauf am Samstag um 15 Hundertstel, verfehlte die U23-EM-Norm aber um 34 Hundertstel. Über Bronze mit neuer Bestzeit von 52,20 Sekunden jubelte der Deutsche U20-Meister Marcel Meyer (Hannover 96).

Velten Schneider siegt für seinen verstorbenen Trainer

Knapp fünf Sekunden fehlten Julius Hild (SSC Hanau-Rodenbach) zur U23-EM-Norm von 8:48,00 Minuten über 3.000 Meter Hindernis. In Koblenz wollte der Hesse seine letzte Chance nutzen und sorgte auf den ersten zwei Kilometern für ein flottes Tempo. Doch auf den letzten beiden Runden musste er abreißen lassen und sich am Ende mit 9:03,27 Minuten und Bronze begnügen.

An der Spitze setzte Gold-Favorit Velten Schneider (VfL Sindelfingen) auf den letzten 200 Metern einen harten Spurt, auch die finalen beiden Hindernisse waren kein Problem für den 21-Jährigen. In 8:50,55 Minuten siegte er vor Nick Jäger (TSV Penzberg; 8:52,31 min). „Ich bin am Freitag aus dem Höhentrainingslager aus St. Moritz gekommen, darum wollte ich kein Risiko eingehen und habe auf den kurzen Spurt gesetzt“, so Velten Schneider.

Der Deutsche U23-Meister trug in Gedenken an seinem im Frühjahr verstorbenen Trainer Harald Olbrich einen Trauerflor am linken Oberarm. „Der Sieg war auch für ihn“, erklärte der Sindelfinger, der im Stadion Oberwerth seinen ersten DM-Titel überhaupt gewann. Mit Edelmetall liebäugelt er auch bei der U23-EM in zwei Wochen: „Ich will zwei starke Rennen laufen und bei der Vergabe der Medaillen ein Wörtchen mitreden.“

Luka Herden gewinnt zweite Medaille

Auf Bronze folgte Gold: Luka Herden hatte bereits am Samstag als 100-Meter-Dritter mit neuer Bestzeit von 10,56 Sekunden seine Sprintstärke unter Beweis gestellt. Am Sonntag nahm er sein Tempo mit in den Weitsprung-Wettkampf und setzte sich mit 7,58 Metern durch. Nur drei Zentimeter fehlten ihm zur Bestleistung. Alle seine drei gültigen Versuche hätten dem 21-Jährigen zum Titel gereicht.

„Die beiden Medaillen sind natürlich schön. Trotzdem gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge. Schließlich wäre ich gern die U23-EM-Norm von 7,80 Metern gesprungen“, sagte der Münsteraner. Doch aufgrund der Corona-Einschränkungen konnte Luka Herden in den vergangenen 15 Monaten nicht so trainieren, wie er es sich gewünscht hätte.

Maurice Voigt optimistisch für Tallinn

Seinen Unmut über den einen oder anderen missglückten Wurf machte Speerwerfer Maurice Voigt (LG Ohra Energie) lautstark Luft. Doch am Ende war er nach dem Titelgewinn mit 73,81 Metern versöhnlich gestimmt. „Es schleichen sich aktuell ein paar technische Fehler ein. Mir fehlen einfach dieses Jahr noch einige Würfe“, sagte der Thüringer, der sich vor Niklas Sagawe (Polizei SV Eutin; 71,47 m) und Jakob Nauck (SC DHfK Leipzig; 69,01 m) durchsetzte.

Optimistisch blickt Maurice Voigt nach dem Titelgewinn auf die U23-EM in zwei Wochen. „Ich bin körperlich so gut in Form wie noch nie“, so der DM-Vierte von Braunschweig. Nun muss nur noch die körperliche Kraft in Weite umgesetzt werden. Gern würde Maurice Voigt in Tallinn seine Bestleistung übertreffen. Die steht seit sechs Wochen bei 76,65 Metern.

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