| Muscat 2022

Nach 23 Jahren wieder eine Team-Medaille: Deutsche Geher holen WM-Bronze, Karl Junghannß stößt in Weltspitze vor

Die deutschen Geher haben bei den Team-Weltmeisterschaften für die erste Mannschafts-Medaille seit 23 Jahren gesorgt. Mit Bronze belohnte sich der DLV für seinen engagierten Auftritt am Samstag im Oman über die 35-Kilometer-Distanz, bei dem vor allem Karl Junghannß mit einem starken sechsten Platz zeigte, dass er in der Weltspitze angekommen ist.
Nicolas Walter

Nach 23 Jahren ist Deutschland zurück auf dem Podium. Die DLV-Geher haben am Samstag historisches vollbracht und sich bei den Team-Weltmeisterschaften in Muscat (Oman) über 35 Kilometer den Bronze-Rang gesichert. Überzeugen konnte dabei allen voran Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen), der in 2:37:52 Stunden zu einem starken sechsten Platz ging und damit endgültig bewies, in der Weltspitze vorne mitmischen zu können.

Die weiteren in die Team-Wertung eingehenden Ergebnisse erzielten als 19. Christopher Linke (SC Potsdam) in 2:42:01 Stunden sowie als 23. Nathaniel Seiler (TV Bühlertal; 2:44:05 h). Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) beendete das Rennen nur vier Sekunden hinter Seiler als 25. Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie), Zweiter der Olympischen Spiele über 50 Kilometer, erreichte das Ziel nach Magenproblemen nach 2:47:52 Stunden.

Dass Karl Junghannß das beste deutsche Resultat auf der anspruchsvollen Strecke im Oman einfahren sollte, hatte sich lange Zeit nicht abgezeichnet. So war es vor allem Christopher Linke, der bis zur Hälfte des Rennens gut in Position lag. Nach knapp 15 Kilometern führte er das Feld zwischenzeitlich sogar an. Doch Karl Junghannß war es, der seine Renneinteilung am effektivsten gestaltete und sich auf den letzten Kilometern kontinuierlich nach vorne arbeitete. Nach 25 Kilometern hatte er noch auf Rang 16 gelegen, nach 30 Kilometern auf Platz zehn.

Karl Junghannß: Rote Karten verhindern noch stärkeren Endspurt

Dabei wäre möglicherweise sogar eine noch bessere Platzierung für den 25-Jährigen drin gewesen. Nach zwei roten Karten musste er sich im Endspurt jedoch vermehrt auf seine Technik konzentrieren, um keine Disqualifikation zu riskieren.

„Ich bin natürlich zufrieden, dass ich zeigen konnte, wofür ich trainiert habe und bin mega glücklich, dass es zu Team-Bronze gereicht hat. Ich wusste, dass mir solche Bedingungen liegen und dass ich am Berg sehr stark bin. Ich bin allerdings auch recht selbstkritisch und habe mir durch die zwei roten Karten ein besseres Resultat verspielt. So kurz vor der Disqualifikation wollte ich keinen richtigen Endspurt riskieren, besonders weil das Ergebnis auch für die Teamwertung wichtig war“, sagte er nach dem Rennen.   

Perseus Karlström feiert Sieg

Weniger zufrieden mit seiner Leistung zeigte sich dagegen Jonathan Hilbert, der 34. wurde. „Es war ein Satz mit X. Nach einem ruhigen Anfangstempo bekam ich bei langsamer Steigerung Magenprobleme. Es gibt nichts schönzureden. Es gibt in Richtung Sommer noch viel zu tun“, schrieb der 26-Jährige in seiner Instagram-Story. Bereits vor der Team-WM hatte Hilbert auf leichtathletik.de angekündigt, noch nicht bei 100 Prozent seines Leistungsniveaus zu stehen.

An der Spitze des Männerrennens feierte dagegen der Schwede Perseus Karlström (2:36:14 h), WM-Dritter über 20 Kilometer Gehen, den Sieg. Auf den letzten Kilometern zog er dem Spanier Alvaro Martin (2:36:54 h) davon, der sich schließlich über den zweiten Rang freuen durfte. Dritter wurde sein Landsmann Miguel Angel Lopez in 2:37:27 Stunden. In der Team-Wertung musste sich Deutschland lediglich Spanien und China geschlagen geben. Zuletzt gewann die deutsche Mannschaft 1999 im französischen Mezidon-Canon eine Team-Medaille. Auf der 50 Kilometer-Strecke belegten die Männer auch damals den Bronze-Rang. Zuletzt gab es 2012 eine DLV-Medaille bei dieser Meisterschaft, als Christopher Linke über 50 Kilometer Dritter wurde.

Ecuador jubelt über Triumph im Frauenrennen

Bei den Frauen wurde unterdessen ein chinesischer Hattrick verhindert. Nachdem am Freitag U20-Athletin Yunyan Jiang über 10 Kilometer und Zhenxia Ma über 20 Kilometer triumphiert hatten, sah es auch über die längere Distanz lange Zeit nach einem Sieg einer chinesischen Athletin aus.

Maocuo Li, Vize-Weltmeisterin über 50 Kilometer, übernahm nach rund 16 Kilometern die Führung von Priyanka Goswami (Indien) und konnte diese zunächst ausbauen. Doch die frischesten Beine sollte an diesem Tag die Ecuadorianerin Glenda Morejon haben. Die 21-Jährige konnte den Rückstand auf Li nach und nach verringern, nach 24 Kilometern gar vollständig aufschließen und sich nach einigen weiteren hundert Metern einen komfortablen Vorsprung herausarbeiten.

Nach 2:48:33 Stunden lief die U18-Weltmeisterin des Jahres 2017 vor Maocuo Li (2:50:26 h) und Katarzyna Zdzieblo (Polen; 2:51:48 h) über die Ziellinie. Neben dem Gewinn im Einzelwettbewerb konnte Ecuador durch die Plätze fünf und sieben von Paola Perez und Magaly Bonilla auch den Sieg in der Teamwertung bejubeln.

Rekorde werden ab 2023 eingeführt

„Wir hatten nicht viel Zeit zur Vorbereitung. Tatsächlich haben wir für die 35 Kilometer nur drei Wochen trainiert. Zusammen mit meinem Coach und unserem Präsidenten haben wir uns dazu entschieden, hier an den 35 Kilometern teilzunehmen. Und ehrlich: Es ist verrückt. Ich kann noch gar nicht fassen, was geschehen ist“, zeigte sich Glenda Morejon nach ihrem Triumph gegenüber World Athletics ungläubig.

Erstmals wurde die 35-Kilometer-Distanz in das Programm der Team-Weltmeisterschaften aufgenommen. Wenngleich die Strecke seit 2022 zum offiziellen Wettkampf-Programm zählt, werden nationale und internationale Rekorde erst ab dem 1. Januar 2023 eingeführt. Rückwirkend werden dann die besten Leistungen berücksichtigt, die unterhalb eines vorher definierten Schwellenwerts liegen und den Kriterien zur Anerkennung offizieller Rekorde genügen.

Für die 35 Kilometer der Männer liegt dieser Schwellenwert für den deutschen Rekord bei einer Zeit von 2:38 Stunden, für die Frauen gilt es, 2:58 Stunden zu unterbieten. Aufgrund der anspruchsvollen, steigungsreichen Strecke und der erschwerten klimatischen Bedingungen war bereits vor dem Rennen im Oman klar, dass dort keine potentiellen Rekorde angegangen werden können.

Team-WM der Geher

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