| DLV-Pressekonferenz

Deutsche Mannschaft lässt „zwei besondere Tage“ Revue passieren

Fünf Medaillen, davon zwei aus Gold, krönten am Dienstag aus deutscher Sicht den zweiten EM-Tag in München. Unter anderem die frischgebackenen Europameister Gina Lückenkemper und Niklas Kaul schwärmten am Mittwoch im Rahmen der DLV-Pressekonferenz von der außergewöhnlichen Stimmung im Olympiastadion.
Svenja Sapper

„Die Kollegen und ich erinnern uns nicht an so einen Tag in unserer Trainerkarriere“, sagte Chef-Bundestrainerin Annett Stein am Mittwoch auf der DLV-Pressekonferenz und fasste „zwei besondere Tage“ noch einmal in wenigen Worten zusammen: „Leistung, Emotion und Geschichten, die Menschen ausmachen – in geballter Form.“

Unter dem Jubel des gefüllten Münchner Olympiastadions hatten sich am Dienstag Gina Lückenkemper (SCC Berlin) über 100 Meter und Niklas Kaul (USC Mainz) im Zehnkampf die europäische Krone aufgesetzt. Dazu kamen Silber durch Geher Christopher Linke und Diskuswerferin Kristin Pudenz (beide SC Potsdam) sowie Bronze für deren Disziplinkollegin Claudine Vita (SC Neubrandenburg). Nach zwei Wettkampftagen steht das deutsche Team nunmehr bei acht Medaillen.

Acht Medaillen und zwölf weitere Top-Acht-Ergebnisse

Zusätzlich wollte Annett Stein noch die Leistungen einiger anderer Athletinnen und Athleten hervorheben, so nannte sie etwa Langstrecklerin Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), Geher Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) und Kugelstoßerin Sara Gambetta (SV Halle), die alle erst wenige Wochen vor der EM von Infekten ausgebremst worden waren und dennoch in München starke vierte und fünfte Plätze belegt hatten.

„Mit Silber für Christopher Linke, Platz fünf für Jonathan Hilbert und dem achten Rang für Carl Dohmann fällt die Bilanz der Geher sehr, sehr positiv aus“, sagte DLV-Teamleiter Lauf/Gehen Werner Klein. Nach Corona-Infektionen im Vorfeld sei die Erwartungshaltung auf der 35-Kilometer-Strecke nicht ganz so groß gewesen, aber: „Man hat gestern gemerkt, dass die Zuschauer getragen haben. Wir sind stolz und froh, dass wir aus dem Bereich Lauf/Gehen wesentlich zu dem erfolgreichen Start beigetragen haben.“ Er hoffe, dass diese Resultate auch den Geherinnen und Gehern über 20 Kilometer für ihre Wettkämpfe am Samstag Mut machen.

„Wirklich realisiert, dass ich gewonnen habe, habe ich erst, als es laut wurde im Stadion und ich auf der Anzeigetafel gesehen habe, dass neben der Eins die Deutschlandfahne aufploppt“, berichtete Gina Lückenkemper. „Man kann definitiv sagen: Ich wollte das Ding!“

Stimmung im Stadion pusht DLV-Stars zu Höchstleistungen

Für die 25-Jährige endete der denkwürdige Abend in der Notaufnahme, sie hatte sich beim Sturz über die Ziellinie eine Wunde am Knie zugezogen: „Ich bin auch noch nie im Krankenwagen gefahren oder war in der Notaufnahme, daher war das sehr aufregend für mich. Wenn ich schon mal einen EM-Titel gewinne, hätte ich das gerne anders zelebrieren wollen“, meinte sie. Auf den Staffelvorlauf am Freitag wird die Europameisterin verzichten, da die Naht noch zu frisch sei. Jedoch sei sie in enger Abstimmung mit dem medizinischen Team des DLV und guter Dinge, im Staffelfinale wieder auf der Bahn stehen zu können.

Zur Stimmung im Stadion sagte sie: „Ich bin ein Mensch, der von Emotionen lebt. Mir war klar, wenn das Stadion so tobt, passiert gerade etwas Geiles für unser Team.“ „Es musste nur eine deutsche Fahne irgendwo auf einer Leinwand aufpoppen und die Leute haben angefangen zu klatschen“, erinnerte sich Zehnkampf-König Niklas Kaul. „So schnell werde ich das nicht vergessen. Das ist vergleichbar mit der EM in Berlin, aber ich hatte das Gefühl, München hat noch eine Schippe draufgelegt.“

Den Weg zum Sieg ebnete dem 24-Jährigen unter anderem sein Speerwurf auf 76,05 Meter: „In dem Moment, als der Speer meine Hand verlassen hat, habe ich gemerkt, das wird ein richtig guter – und dann hat das Publikum das auch gemerkt.“ – „Es war der größte Wettkampf, den ich je gemacht hatte“, fand Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), der den Zehnkampf als Achter beendet hatte.

Emotionaler Abschied für Arthur Abele

Der letzte Wettkampf seiner Karriere wurde es für Arthur Abele: Emotional ließ der Ulmer den letzten Zehnkampftag seiner Laufbahn Revue passieren. „Es ist der beste Abgang, den ich mir hätte vorstellen können. Das sind Emotionen, die man sein Leben lang nicht vergisst, die einen tagtäglich begleiten werden“, sagte er.

Nur knapp an Gold vorbeigeschrammt war am Dienstag Diskuswerferin Kristin Pudenz: „Der erste Versuch war ein Sicherheitswurf und dann wusste ich, dass ein bisschen was drin ist. Ich habe für Sandra [Perkovic] gut einen vorgelegt. Sie hat ein bisschen gewackelt, leider hat es im Endeffekt nicht ganz gereicht“, sagte sie. Disziplinkollegin Claudine Vita stimmte zu: „Der erste Versuch saß schon, da war mir bewusst: Es ist definitiv was drin. Es war unglaublich in dem Stadion zu werfen, das Publikum war bei jedem Wurf mit dabei. Man wollte das unglaubliche Feeling mitnehmen und was draus machen.“

Seinen Wettkampf noch vor sich hat Speerwerfer Julian Weber (USC Mainz), der die Emotionen im Stadion am Dienstag als Zuschauer miterlebt hatte. „Das war Gänsehaut pur. Ich habe mich direkt hinter den Speerwurf gehockt und Niklas angefeuert und mich schon ein bisschen reinfühlen können, wie das ablaufen wird“, sagte er. Sein Ziel bleibe die Medaille, doch der Speerwerfer betonte auch: „Ich mache mir nicht so viel Druck wie vor der WM und will die Atmosphäre auch genießen und das Beste rausholen.“

EM 2022 München

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