Es sollte der Abend der deutschen Männerstaffel über 4x100 Meter werden. Mit deutschem Rekord in der Quali träumten sie von Gold im Finale. Zerplatzt war dieser bereits nach dem ersten Wechsel. Disqualifiziert! Zu Gold mit Meisterschaftsrekord sprintete indes das Quartett aus Großbritannien.
Auf Bahn fünf waren die Ausgangsbedingungen für die deutsche 4x100 Meter-Staffel nahezu ideal. Mit neuem deutschen Rekord (37,97 sec) die schnellste Zeit beider Vorläufe auf die Bahn gebracht, galt es diese im Finale noch einmal zu toppen. Schließlich war die Konkurrenz nicht weniger schnell einzuschätzen, allen voran die Titelverteidiger aus Großbritannien.
Der Startschuss fiel, das Stadion tobte. Und dann der große Schock! Gut unterwegs kam Startläufer Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) auf 200 Meter-Spezialist Joshua Hartmann (ASV Köln) zugestürmt. Doch der Stab sollte bei diesem nicht ankommen. Die Wechselzone war überlaufen und der Stab noch immer in der Hand von Kranz. Das Aus für Deutschland!
Gold und Meisterschaftsrekord für Großbritannien
Sowohl Owen Ansah als auch Schlussläufer Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV) kamen beide nicht mehr zum Einsatz und auch nicht mehr in den Genuss, sich vom lautstarken Münchener Publikum über die Bahn tragen zu lassen. Bereits 2018 in Berlin hatte die deutsche Männerstaffel Pech und schied nach einem üblen Sturz im Vorlauf über 4x100 Meter aus. Damals passierte das Unglück kurz nach dem letzten Wechsel von Julian Reus auf Lucas Jakubczyk eingangs der Zielgerade.
So groß das Drama für das deutsche Quartett war, so spannend und schnell ging es für die restlichen Staffeln weiter. Mit Meisterschaftsrekord (37,67 sec) ihren Titel erfolgreich verteidigen konnte dabei das Quartett aus Großbritannien. Auf dem Silberrang mit Saisonbestleistung dahinter kam das Team aus Frankreich (37,94 sec) ins Ziel. Zu Bronze und einem neuen Landesrekord lief die polnische Staffel (38,15 sec). Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Landesrekord für die Schweiz, die in 38,36 Sekunden auf den fünften Platz sprinteten.
Stimmen zum Wettbewerb
Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar):
„Keine Ahnung, was los war. Können wir nicht sagen. Müssen wir gleich mit dem Trainer besprechen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Es tut uns sehr leid, dass Owen [Ansah] und Lucas [Ansah-Peprah] nicht laufen konnten und das Ganze nur von hinten betrachten konnten. Von daher ist die Stimmung gerade nicht allzu gut.“
Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV):
„Sie haben gerade gesehen, wie die anderen drei drauf sind. Auch ich bin mächtig enttäuscht. Wir wollten hier um Gold mitlaufen. Wir wollten den Zuschauern zeigen, was wir draufhaben. Dass wir von der älteren Generation etwas beerben können. Es ist einfach schrecklich, dass es nicht geklappt hat. Es hatte alles geklappt: die Vorbereitung hat geklappt, die Abläufe, alles Drum und Dran. Und jetzt das. Ich wiederhole mich nur: es ist die Hölle. Im Moment kann man einfach nicht wieder zurückgehen. Es ist München, es ist in Deutschland. Ich weiß nicht, wann die nächste Heim-EM ist. Die nächste ist in Rom. Da kann man die Italiener ärgern. Aber dieses Gefühl, zu Hause zu laufen, vor den ganzen Zuschauern, die leichtathletikbegeistert sind, das kriegt man nicht so einfach.“