Er gilt als der einflussreichste Koordinator in der deutschen Straßenlauf-Szene. Am Mittwoch feiert Christoph Kopp seinen 75. Geburtstag.
Christoph Kopp, der im internationalen Elite-Straßenlauf sicherlich einflussreichste und erfahrenste Funktionär und Manager im deutschsprachigen Bereich, feiert am Mittwoch (14. Dezember) seinen 75. Geburtstag. Den Berlin-Marathon hat er als Koordinator des Elitefeldes ebenso zu den hochklassigsten Rennen der Welt geführt wie später den Frankfurt-Marathon oder auch das Berliner 25-Kilometer-Rennen. Zudem betreut Christoph Kopp zahlreiche der deutschen Top-Marathon- und Straßenläufer als Manager mit seinem Team vom International Sport Service (ISS).
In Berlin geboren, wuchs Christoph Kopp in Schwenningen auf und kam dort zur Leichtathletik. Als Sprinter, im seltenen Fall auch als Zehnkämpfer, war er in der Jugend aktiv für die Turngemeinde Schwenningen und machte 1965 seinen Übungsleiter-Schein. Drei Jahre später kam er nach Berlin zurück, wurde Cheftrainer der Leichtathleten bei der Berliner Turnerschaft und wechselte 1974 in dieser Funktion zum SCC Berlin.
Der Industriekaufmann, der bis heute in der Hauptstadt auch weiterhin seine Kabelfirma leitet, wurde 1979 Sportwart und Abteilungsvorsitzender beim SC Charlottenburg – eine Position, die er bis 1997 innehatte. Zwischen 1999 und 2004 war Christoph Kopp Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) und dabei stark involviert in die letztlich erfolgreiche Berliner Bewerbung um die Leichtathletik-Weltmeisterschaften.
Partynacht vor dem Rennen
Als Anfang der 80er-Jahre die ersten Marathonrennen in die europäischen Innenstädte zogen, wurde Christoph Kopp sportlicher Leiter des Berlin-Marathons sowie auch Geschäftsführer. Er baute im Elite-Bereich die Verbindungen auf – von denen das Rennen teilweise heute noch profitiert – und entwickelte den Lauf zu einem der hochklassigsten weltweit. Als 1992 der erwartete Geburtstermin seines Sohnes Philipp just auf das Berliner Marathon-Wochenende fiel, schwammen Horst Milde, der Christoph Kopp einst zum SCC geholt hatte, die Felle weg. „Was Christoph macht, kann kein anderer. Das Rennen ist ohne ihn nicht vorstellbar“, sagte der Begründer des Berlin-Marathons damals. Philipp hatte ein Einsehen, er kam kurz nach dem Rennen zur Welt.
Christoph Kopp war praktisch rund um die Uhr immer erreichbar in Sachen Marathon. Er besaß schon Mitte der 80er-Jahre ein Mobiltelefon, das mit dem damals nötigen Zubehör noch die Dimensionen eines Aktenkoffers hatte. Mit seiner stets verbindlichen Art und seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit erreichte er viel für den Berlin-Marathon und sorgte zudem für ein ausgezeichnetes Arbeitsklima. Das ging sogar so weit, dass der Elite-Koordinator Mitte der 90er-Jahre am Vorabend des Rennens bis weit in die Nacht hinein eine Party auf dem Dachboden seines Berliner Hauses feierte.
Der New Yorker Leichtathletik-Fotograf Victah Sailer, der weltweit bei Straßenrennen im Einsatz ist und den Christoph Kopp nach Berlin geholt hatte, konnte es nicht glauben und erinnert sich: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Der Race-Direktor eines Weltklasserennens macht in der Nacht zuvor eine Party mit 100 Gästen – das gibt es bei keinem anderen Rennen auf der Welt!“
Erfolge auch in Frankfurt
1997 nahm die „Party“ ein jähes Ende. Der Grund: Christoph Kopp war beim Berlin-Marathon zu erfolgreich! Mit neun Läufern unter 2:10 Stunden hatte das Rennen für damalige Verhältnisse unglaubliche Ergebnisse produziert. Zudem stellte die irische Debütantin Catherina McKiernan einen Streckenrekord und inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Die damit verbundenen Prämienzahlungen brachten den Veranstalter-Klub SC Charlottenburg aber in wirtschaftliche Bedrängnis. Damals wurden eingeschränkte Zeit-Prämiensysteme – bei denen zum Beispiel nur die ersten drei Athleten Gelder bekommen, sofern sie unter einer bestimmten Zeit laufen – noch nicht eingesetzt.
Der SCC Berlin trennte sich nach dem Marathon 1997 von Christoph Kopp, was zum Glücksfall für andere Veranstalter wurde. Denn der Berliner übernahm nach und nach bei immer mehr bedeutenden deutschen, aber auch ausländischen Rennen die Rolle des Elite-Koordinators. Erfolge hatte er vor allem beim Frankfurt-Marathon. Renndirektor Jo Schindler baut in Frankfurt seit 2003 auf Christoph Kopp, unter dessen Regie zunächst über viele Jahre hinweg der Männer-Streckenrekord immer weiter und weiter gesteigert wurde – bis zum Fast-Weltrekord von Wilson Kipsang 2011. Damals fehlten dem Kenianer nur vier Sekunden zur globalen Bestzeit.
Weiterhin in Berlin aktiv
Neben Frankfurt ist Christoph Kopp mit seinem ISS-Team, zu dem neben Sandra Wolter auch sein Sohn Philipp gehört, zurzeit unter anderem bei den Marathonläufen in Hannover und München sowie bei zahlreichen weiteren Straßenrennen im Einsatz. Zusammen mit dem früheren ISTAF-Chef Gerhard Janetzky veranstaltete Christoph Kopp einige Jahre auch den traditionellen Berliner 25-Kilometer-Lauf. Dabei wurden 2010 erstmals überhaupt bei einem internationalen Straßenrennen gleich beide Weltrekorde gebrochen. 2020 und 2021 war das ISS-Team während der Corona-Lockdowns in fast alle bedeutenden deutschen Eliterennen entscheidend involviert.
Trotz der Trennung vor 25 Jahren kooperiert Christoph Kopp auch weiterhin mit dem Berlin-Marathon und mit dem heutigen Renndirektor Mark Milde. Wenn es zum Beispiel um mitunter komplizierte Einladungen von Athleten geht, ist der Berliner, der auch exzellente Verbindungen nach Ost-Europa hat, ein gefragter Partner.
Der Aufstieg des deutschen Männer-Marathons, an dem er einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat, ist Christoph Kopp eine Freude und Verpflichtung zugleich: Als Manager ist er für rund 50 Athleten tätig, darunter Deutschlands Marathon-Rekordler Amanal Petros (TV Wattenscheid 01).