| Interview der Woche

Joshua Abuaku: "Das war noch nicht das Maximum"

Mit einer Steigerung auf 48,45 Sekunden ist Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) im Finale der Deutschen Meisterschaften in Kassel zu seinem ersten deutschen Meistertitel über 400 Meter Hürden gestürmt und hat sich auf Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste geschoben. Im Interview der Woche erzählt der 27-Jährige, was er sich für die anstehenden Weltmeisterschaften vorgenommen hat, welche Nachwirkungen die EM in München noch hat und was familiäre Unterstützung für ihn ausmacht.
Birte Grote

Joshua Abuaku, herzlichen Glückwunsch. Was bedeutet es Ihnen, nun Ihren ersten Meistertitel gewonnen zu haben?

Joshua Abuaku: 
Das bedeutet mir sehr, sehr viel. Ich bin ja jetzt schon viele Jahre mit dabei und es hat oftmals auch sehr knapp nicht geklappt, obwohl ich schon oft gute Meldeleistungen stehen hatte. Dieses Jahr wusste ich, dass ich in einer guten Verfassung bin, und jetzt hat es endlich geklappt. 

Sie sind das Rennen sehr offensiv angegangen. War das der Plan, weil Sie wussten, dass Constantin Preis hinten heraus sehr stark ist? 

Joshua Abuaku:
Ja, auf jeden Fall. Ich wusste, dass ich meine Stärke nutzen muss, um zu gewinnen. Constantin und ich laufen sehr unterschiedlich. Ich bin eher jemand, der vorne schneller angeht, dafür kommt Constantin hinten heraus immer noch mal sehr stark auf. Deswegen habe ich einen gewissen Puffer gebraucht, um standhalten zu können. 

Sie sind in 48,45 Sekunden auf Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste gestürmt. Welchen Stellenwert hat diese Zeit für Sie?

Joshua Abuaku:
Ich bin mit der Zeit zufrieden, aber das war noch nicht das Maximum. Es gibt noch einige Dinge, die im Rennen verbessert werden können. Ich möchte zum Ende der Saison auf jeden Fall eine 47-er Zeit stehen haben. Ich glaube, das ist kein Ding der Unmöglichkeit. 

Letztes Jahr sind Sie in einer auch sehr engen Entscheidung Fünfter bei den Europameisterschaften in München geworden. Hat dieses Erlebnis vor dem Heimpublikum noch einmal so richtig Aufschwung für die neue Saison gegeben? 

Joshua Abuaku:
Ja, definitiv. Das ein riesiges Erlebnis, zuhause vor so vielen Menschen und einer so tollen Kulisse zu laufen. Das hat mich enorm motiviert. Es war sehr knapp, aber es mir hat auch gezeigt, dass eine internationale Medaille in Reichweite ist. Das war eine wichtige Erkenntnis. 

Die Weltmeisterschaften sind eine noch einmal größere Dimension. Was haben Sie sich für Budapest vorgenommen? 

Joshua Abuaku:
Bei der WM möchte ich auf jeden Fall ins Finale kommen. Ich habe gerade schon mit Constantin darüber geredet. Wir hoffen ganz stark, dass wir zu zweit, vielleicht sogar zu dritt ins Finale kommen. 

Die Weltspitze ist extrem stark … 

Joshua Abuaku:
Ja, das stimmt. Karsten Warholm sticht natürlich heraus, aber in Europa sind wir schon echt gut mit dabei. Mit einem guten Rennen kann man bestimmt auch ein WM-Finale erreichen. Aber ich denke, wir haben heute gezeigt, dass wir noch mehr geben können. Von der Konkurrenzsituation in Deutschland profitieren wir auf jeden Fall alle. 

Bei den Team-Europameisterschaften mussten Sie ihr Rennen nach dem Start abbrechen. Haben Sie davon noch etwas gemerkt? 

Joshua Abuaku:
Ich hatte zwei, drei Wochen etwas Oberschenkel-Probleme. Da habe ich auch im Training etwas rausnehmen müssen. Heute hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich wieder 100 Prozent geben konnte. Ich hoffe, dass es so Stück für Stück weiter nach vorne geht. 

Was sind Ihre Stärken, die Sie für die 400 Meter Hürden mitbringen? 

Joshua Abuaku:
Ich glaube, ich habe eine gewisse Konstanz. Mein Rhythmus passt eigentlich immer. Darauf kann ich gut aufbauen. 

Wie haben Sie die Stimmung heute hier in Kassel wahrgenommen? 

Joshua Abuaku:
Das war super. Es hat einfach so viel Spaß gemacht, gestern auch schon. So etwas wie heute braucht die Leichtathletik, dass das Stadion voll ist und eine geile Stimmung herrscht. Leichtathletik ist so eine geile Sportart. Ich hoffe, dass das heute auch viele neue Fans mitbekommen haben. 

Sie sind im April Vater geworden. Können Sie im Moment überhaupt immer gut durchschlafen?

Joshua Abuaku:
Die ersten zwei Wochen waren auf jeden Fall anstrengend und alles war neu für uns. Aber es ist auch unbeschreiblich schön. Jedes Mal, wenn ich vom Training nach Hause komme, freue ich mich auf meine Familie. Für mich ist das eine riesige Motivation. Ich werde immer unterstützt, wo es nur geht. 

Mussten Sie Ihren Alltag dann erst einmal neu abstimmen, um ausreichend Zeit für Familie und Training zu haben? 

Joshua Abuaku:
Ich versuche natürlich so viel zuhause zu machen, wie es geht. Aber na klar, es gibt auch Wochenenden, an denen ich auf Wettkämpfen unterwegs bin. Da übernimmt meine Frau alles. Anders würde das alles mit dem Sport natürlich nicht gehen. Da bin ich ihr sehr dankbar. 

Ihre Tochter war sogar als Glücksbringer mit im Stadion und jetzt werden Sie direkt Deutscher Meister. 

Joshua Abuaku:
Ja, das stimmt. Das war schön. Sie hat davon zwar nichts mitbekommen, weil sie gerade geschlafen hat, aber in ein paar Jahren kann sie sich das Video noch einmal anschauen [lacht]. 

Mehr: 
Platz zwei in ewiger DLV-Bestenliste – Joshua Abuaku im Tausendstel-Krimi vor Constantin Preis

DM 2023 Kassel

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