Walter Oberste, einstiger 400-Meter-Sprinter und Coach der Sprintstaffel bei den Olympischen Spielen von München, vollendet am ersten Weihnachtsfeiertag das 90. Lebensjahr.
Walter Oberste feiert am 25. Dezember seinen 90. Geburtstag. Der frühere 400-Meter-Läufer des OSV Hörde kann sportlich und beruflich auf ein erfülltes Leben zurückblicken. So war der Dortmunder Langsprinter Mitglied der legendären Hörder 4x400-Meter-Staffel, die am 31. Juli 1957 in Köln in der Besetzung Kurt Heise, Walter Oberste, Albert Radusch und Walter Poerschke mit 3:08,9 Minuten einen neuen Weltrekord für Vereinsstaffeln aufstellte. Mit der deutschen 4x400-Meter-Staffel belegte er bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne (Australien) auf Position zwei laufend zusammen Jürgen Kühl, Manfred Poerschke und Karl-Friedrich Hass in 3:08,27 Minuten den vierten Platz.
Nach seiner aktiven Zeit engagierte sich der promovierte Wissenschaftler und langjährige Akademische Oberrat der westfälischen Wilhelms-Universität Münster als DLV-Trainer für die 4x100-Meter-Staffel, die bei den Olympischen Spielen 1972 in München in der Besetzung Jobst Hirscht, Karl-Heinz Klotz, Gerhard Wucherer und Klaus Ehl in 38,79 Sekunden die Bronzemedaille gewann.
Feier mit Familie und Freunden
Dass Walter Oberste zu Weihnachten gleichzeitig Geburtstag hat, ist für ihn kein Problem. Auch als Kind arrangierte er sich damit. „Ich bin während des Krieges groß geworden. Da waren wir alle ganz bescheiden. Meine Großeltern haben Schafswolle gesponnen und mir daraus Unterwäsche hergestellt. Die bekam ich dann immer zu Weihnachten geschenkt. Im Winter habe ich die gerne getragen, doch als es dann später wärmer wurde, juckte die wie der Teufel. Als dann der Krieg vorbei war, haben meine Eltern immer am Heiligabend die Bescherung durchgeführt, und am ersten Weihnachtstag gab es für mich dann noch etwas dazu“, erinnert sich der frühere Langsprinter mit einer Bestzeit von 47,2 Sekunden.
Zu seinem 90. Geburtstag hat Walter Oberste keine materiellen Wünsche mehr. Für ihn ist es das größte Geschenk, wenn er mit seiner Frau sowie mit seinen vier Kindern und sechs Enkelkindern am 25. Dezember seinen Ehrentag feiern kann. Seine jüngste Tochter kommt mit ihren beiden Kindern sogar extra aus Kapstadt angereist. Einen Tag später wollen dann 50 Freunde den Geburtstagsjubilar noch einmal hochleben lassen. „Wenn wir uns dann alle gesund wiedersehen werden und uns in die Arme schließen können, ist das für mich das schönste Weihnachtsgeschenk“, betont der Jubilar.
Walter Oberste, der bis ins fortgeschrittene Alter noch Tennis spielte und regelmäßig ins Fitness-Studio ging, weiß, was Gesundheit bedeutet. Im vergangenen Jahr laborierte er an einer Gürtelrose, die ihm sehr zu schaffen machte. Inzwischen hat er diese schwierige Phase überstanden und ist für sein Alter geistig und körperlich topfit.
Staffel-Weltrekord als größter Erfolg
Bei einem Rückblick anlässlich seines bevorstehenden Geburtstags stufte der renommierte Sportwissenschaftler den Staffel-Weltrekord für Vereinsstaffeln 1957 in Köln als seinen größten sportlichen Erfolg ein – noch höher als seinen vierten Rang mit der 4x400-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen in Melbourne. Bei den Spielen 1956 hätten die deutschen Viertelmeiler von der Papierform eine Medaille gewinnen können, doch da sie im Vorfeld mit Spikes auf einer knüppelharten Aschenbahn trainieren mussten, konnten sie verletzungsbedingt im entscheidenden Moment ihr Leistungsoptimum nicht mehr abrufen.
Viele sehen in dem Geburtstagsjubilar nicht nur einen anerkannten Sportwissenschaftler und einen erfolgreichen Sportler, sondern auch einen lieben Freund, den eine große Herzlichkeit und jede Menge Humor auszeichnet. Noch heute trifft er sich regelmäßig mit ehemaligen Sportlerinnen und Sportler sowie Studierenden der westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Diese Freundschaften will er auch in Zukunft weiterhin pflegen, denn, so Walter Oberste, „nicht nur der Sport, sondern auch die vielen sozialen Kontakte und Freundschaften halten einen bis ins hohe Alter fit.“