| Jugend-Hallen-DM 2024

Dortmund Tag 2 | Die Entscheidungen der weiblichen Jugend

© Dirk Gantenberg
In acht Wettbewerben wurden am Sonntag in der Helmut-Körnig-Halle von Dortmund die neuen Deutsche Jugend-Hallenmeisterinnen des Jahres 2024 gekürt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wer sich im Kampf um die Medaillen durchsetzen konnte.
Silke Bernhart

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Dortmund Tag 2 | Die Entscheidungen der männlichen Jugend


200 Meter


Johanna Martin nicht zu stoppen

Johanna Martin (1. LAV Rostock) ist im Flow. Nachdem sie bei der Hallen-DM der Aktiven am zurückliegenden Wochenende Gold über 400 Meter geholt hatte, steht bei der Jugend-Hallen-DM die Mission "Doppel-Gold" über 200 und 400 Meter im Fokus. Teil 1 erfüllte die 17-Jährige über 200 Meter mit Bravour – auch wenn's mit einem Stolperer losging: Mit etwas zu viel Vorlage geriet Johanna Martin im dritten Schritt außer Tritt und musste erst wieder Schwung aufnehmen, um die Konkurrenz nicht ziehen zu lassen. Aber nach dem zweiten Antritt war kein Halten mehr: Trotz des Faux Pas am Start stürmte die Rostockerin mit neuer Bestzeit von 23,86 Sekunden zum Hallentitel.

Vielleicht hatte auch eine junge Mainzerin Anteil an ihrem Sturmlauf, denn vor der Siegerin war auf der Außenbahn sechs auch Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz), ebenfalls noch im ersten U20-Jahr, schnell wie nie unterwegs. Zwar konnte sie am Ende nicht mit Johanna Martin mithalten, doch auch für sie wurde in 24,19 Sekunden ein neuer Hausrekord gestoppt. Bronze holte sich in 24,30 Sekunden die Karlsruherin Celine Böer. Bestzeiten für die Top Vier gab es im B-Endlauf, wo sich die Inhaberin der deutschen U18-Bestleistung im Siebenkampf Emma Kaul (USC Mainz) als Dritte über eine Steigerung auf 24,86 Sekunden freuen konnte, erzielt auf der schwierigen Innenbahn.


400 Meter


Johanna Martin macht das Doppel-Gold perfekt

Was über 200 Meter die Kür war, war über 400 Meter Pflicht: Mit ihren 52,55 Sekunden aus dem Vorlauf der Hallen-DM – nur 2/100 über der deutschen U20-Hallen-Bestleistung – war Johanna Martin auf den zwei Hallenrunden die große Favoritin. Mehr als drei Sekunden betrug ihr Vorsprung auf die weiteren Medaillenkandidatinnen vor dem Rennen.

Und die 17 Jahre junge Rostockerin enttäuschte nicht. Nur 55 Minuten nach dem 200-Meter-Finale und keine zweieinhalb Stunden nach dem 200-Meter-Vorlauf war Johanna Martin auch im 400-Meter-Finale in 53,20 Sekunden eine Klasse für sich. Silber ging an Luna Fischer (VfL Eintracht Hannover; 55,77 sec), die damit bis auf acht Hundertstel an ihre Bestzeit heranlief, Bronze holte sich mit Bestleistung Lilith Belau (Neuköllner SF; 56,32 sec).

„Ja, jetzt bin ich schon ein bisschen kaputt“, gestand Johanna Martin, nachdem sie die Schuhe ausgezogen und die Glückwünsche von Trainer Birger Voigt entgegen genommen hatte. „Zwischen den Finals habe ich mich noch ein bisschen hingelegt, aber da kann man nicht viel machen, wenn die Beine fest sind.“ Das Highlight des Wochenendes? Der 200-Meter-Sieg, denn dort war sie nur auf eine gute Zeit aus – am Ende wurde es die erste 24 Sekunden. Nach ihrem Doppelschlag verabschiedet sich Johanna Martin nun zwei Wochen in die Trainingspause. Zeit, um die zurückliegenden Wochen Revue passieren zu lassen. „Leipzig habe ich noch gar nicht so richtig verarbeitet", gesteht sie.


800 Meter


Jana Becker läuft sich frei

Spätestens nach dem Zieleinlauf des Finales war das Lächeln von Jana Becker (Königsteiner LV) zurück. Noch in der Vorwoche hatte das ganz anders ausgesehen: Als deutsche Nummer eins des Jahres mit neuer Bestzeit von 2:03,56 Minuten war sie bei der Hallen-DM in Leipzig mit Platz sieben deutlich unter den eigenen Erwartungen geblieben. „Das lief ganz anders als erwartet und erhofft. Da mussten meine Familie und Freunde in der letzten Woche viel Aufbauarbeit leisten“, berichtet sie.

In Dortmund aber wurde die 17-Jährige ihrer Favoritenrolle voll und ganz gerecht. Mit einer Tempoverschärfung nach 400 Metern zog sie dem Feld davon und war nach 2:11,18 Minuten die alte und neue Deutsche U20-Hallenmeisterin. „Ich bin froh, dass ich noch diese Jugend-DM hatte, mit der ich die Hallensaison positiv abschließen konnte. Ich hatte Respekt vor Paula [Terhorst], aber ich habe auch eine um sechs Sekunden stärkere Bestzeit, und ich wusste, wenn ich mental voll da bin, dann bin ich unschlagbar. Ich habe all meine Wut und Aggression in das Rennen gepackt.“

Tatsächlich war es die besagte Paula Terhorst (VfL Löningen; 2:12,09 min), die am längsten mit der Favoritin mithalten konnte, sich aber schließlich auch recht deutlich geschlagen geben musste. Auf den dritten Platz lief Leni Hanselmann (MTV 1881 Ingolstadt; 2:15,17 min). Damit waren Silber und Bronze in der Hand von Athletinnen, die noch der U18-Altersklasse angehören.


1.500 Meter


Lera Miller bietet Vanessa Mikitenko Paroli

Die ersten 900 Meter und die letzten 50 des Finals über 1.500 Meter gehörten Lera Miller: Die U18-Läuferin vom VfL Löningen, die erst im März 17 Jahre alt wird, spannte sich vor das Feld und bestimmte nach dem Startschuss das Tempo. An ihrer Schulter recht bald: Favoritin Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach). Die Fünfte der letztjährigen U20-EM über 3.000 Meter kontrollierte das Feld, setzte sich drei Runden vor Ziel an die Spitze und zog das Tempo an.

Wer jedoch gedacht hätte, sie könne ihre Verfolgerinnern mühelos abschütteln, der irrte: Die erste Lücke hatten Lera Miller und an ihren Fersen auch Jule Lindner (LG Bamberg) nach einer Runde wieder zugelaufen. Die zweite Lücke, die nach der nächsten Tempoverschärfung von Vanessa Mikitenko gerissen war, wurde auf den letzten 75 Metern kleiner und kleiner – bis Lera Miller auf der Zielgeraden wieder an Vanessa Mikitenkos Seite war. Dann der Schreck: Beide Läuferinnen berühren sich, Vanessa Mikitenko gerät ins Straucheln, Lera Miller zieht davon. Und auch Jule Lindner zieht noch an der Hessin vorbei.

Was zunächst nach einer Behinderung der bis dahin Führenden aussah und auch vorläufig eine Disqualifikation von Lera Miller mit sich brachte, war nach einem genaueren Blick jedoch den schwindenden Kräften von Vanessa Mikitenko geschuldet, bei der schlicht auf der Zielgerade der Tank leer war. So blieb die Reihenfolge bei der Siegerehrung die Reihenfolge des Zieleinlaufs: Gold für Lera Miller (4:34,50 min), Silber für Jule Lindner (4:35,33 min), Bronze für Vanessa Mikitenko (4:35,84 min).

"Ich habe gedacht, dass der Titel nicht unmöglich ist. Aber meine Hallensaison lief nicht perfekt, ich war krank und konnte gar nicht einschätzen, wo ich stehe", berichtete Lera Miller im Anschluss. "Dann wurde es relativ früh im Rennen sehr schnell und ich dachte mir: Bleib einfach dran, auf den letzten 100 Metern geht immer noch was."


3.000 Meter


Adia Budde zieht an Emily Junginger vorbei

Für ein hohes Tempo sorgte im 3.000-Meter-Finale nur eine: Emily Juninger (VfL Sindelfingen). Die Cross-EM-Teilnehmerin des Vorjahres, die in dieser Hallensaison zuvor nur 1.500-Meter-Rennen bestritten hatte, setzte sich früh an die Spitze des Feldes und sorgte dafür, dass sich rasch eine dreiköpfige Gruppe deutlich vom Feld absetzen konnte. An ihren Fersen: Adia Budde (TSV Altenholz), mit ihrer Bestzeit von 9:27,62 Minuten die Nummer eins des Jahres in der U20, sowie Sarah Köcher (Königsteiner LV).

Das Trio spulte an der Spitze seine Runden ab und recht bald war klar, dass die drei Medaillen vergeben waren. Die Frage war nur: Wer holt sich welche? Sarah Köcher musste einige Runden vor Schluss abreißen lassen, durfte sich aber in 9:45,59 Minuten über ihre erste Medaille bei Deutschen Meisterschaften freuen – Bronze! Adia Budde schaltete auf den letzten 200 Metern einen Gang rauf. Nachdem in der Kurve eine Überrundung erfolgreich gemeistert war, setzte sich sie erst neben die noch ein Jahr jüngere Emily Junginger und zog dann Schritt um Schritt eindrucksvoll davon. 9:38,36 Minuten bedeuteten die Goldmedaille, für 9:43,11 Minuten gab’s Silber für die Sindelfingerin.

„Das sah vielleicht leicht aus, aber was war schon ein anstrengendes Rennen“, sagte Adia Budde im Anschluss. „Ich bin dankbar, dass Emily ein hohes Tempo angeschlagen hat, und ich dachte, das ist vielleicht gar nicht so schlecht für mich. Aber man darf sich nie zu sicher sein.“ Im Sommer soll dann für die U20-Vize-Europameisterin wieder die Lieblingsstrecke in den Fokus rücken: die 3.000 Meter Hindernis.


Hochsprung


Joana Herrmann findet den Fokus

Schon bei 1,75 Metern hätte der Wettkampf für Mitfavoritin Joana Herrmann (LG Eckental) zu Ende sein können. Die Bronzemedaillen-Gewinnerin der letztjährigen U20-EM, die mit einer Saison-Bestleistung von 1,82 Metern angereist war, benötigte bei dieser Höhe drei Versuche. „Ich war ganz schön nervös“, gestand sie, „dann bin ich noch mal in mich gegangen, ich bete dann immer, und versuche, den Fokus wieder zu finden und Spaß zu haben. Dann läuft es am besten!“

Gesagt, getan: Die 18-Jährige fand besser in den Wettkampf, meisterte zunächst 1,78 Meter im ersten und dann auch 1,81 Meter im zweiten Versuch. Damit stand sie als Siegerin fest, denn die Konkurrenz tat sich schwer: Schon nach 1,72 Metern musste sich die drittplatzierte Ella Obeta (LG Eckental), Siegerin des EYOF 2023, aus dem Wettbewerb verabschieden. Mehrkämpferin Anna-Elisabeth Ehlers (TSV Bayer 04 Leverkusen), die im Januar im Rahmen der Hallen-Mehrkampf-DM gar über 1,84 Meter geflogen war, holte mit 1,78 Metern Silber.


Weitsprung


Pia Meßings zweiter Streich

Am Samstag konnte sie die Spezialistinnen über die Hürden ärgern und ihre erste Goldmedaille des Wochenendes feiern. Am Sonntag stand die U20-Vize-Europameisterin im Siebenkampf Pia Meßing (TV Gladbeck) im Weitsprung wieder am Anlauf. Und auch hier konnte sie an diesem Tag niemand übertrumpfen.

Dabei ging es gleich im ersten Versuch hoch her: Pia Meßing landete bei 6,19 Metern, einen Zentimeter weiter als bisher in dieser Saison und nur zwei Zentimeter unter Freiluft-Bestleistung. Das motivierte kurz darauf auch Nelly Sohn (LG Staufen), Deutschlands Jahresbeste der U20 mit einer Bestmarke von 6,27 Metern. Die 17-Jährige flog bis auf 6,13 Meter. Der Kampf um die Medaillen war spätestens eröffnet, als Dreisprung-Siegerin Josie Krone (TSG Bergedorf) sich in Runde zwei mit 5,96 Metern zu Wort meldete.

Tatsächlich sollten dies jedoch schon die besten gültigen Sprünge des Tages gewesen sein, denn von den Top Vier – zu denen auch die Frankfurterin Carmen Nowicka (5,86 m) zählte – konnte sich in der Folge ab Runde drei niemand mehr steigern. Damit war der zweite DM-Titel des Wochenendes für Pia Meßing perfekt.


4x200 Meter Staffel


USC Mainz jubelt über die schnellste Zeit

Die Jahresschnellsten nahmen sich im ersten Vorlauf leider schon selbst aus dem Rennen: Der Hamburger SV, angereist mit Lena Anochili, Ida Carlotta Schröder, Melanie Verboom und Louisa Asuagbor, verpatzte einen Wechsel – und Aus war der Traum von einer DM-Medaille. 1:38,52 Minuten war die Zeit gewesen, mit der das Quartett nach Dortmund gereist war. In 1:38,03 Sekunden ging schließlich die Goldmedaille weg.

Und die schnellste U20-Staffel stellte am Sonntag in Dortmund durchaus überraschend der USC Mainz. Mit einem blitzsauberen Rennen, in dem die Deutsche Hallen-Vizemeisterin der U20 Judith Bilepo Mokobe an Emma Kaul übergab, die wiederum Mia Louisa Schmitz mit einem großen Vorsprung ins Rennen schickte, den neben der dritten Läuferin auch Mara Sophie Schmitz noch deutlich ausbauen konnte. Das i-Tüpfelchen für die Vier: Da sie im letzten von sechs Zeit-Endläufen unterwegs waren, wussten sie schon direkt nach der Zeiteinblendung, dass sie soeben Gold errungen hatten.

Silber ging an den SC DHfK Leipzig (1:38,69 min) mit der Deutschen Meisterin über 60 Meter Sherin Kimuanga als Startläuferin. Bronze holte sich der Dresdner SC 1898 (1:40,01 min), vielleicht ein Trostpflaster für Schlussläuferin Helene Hoffmann, die am Samstag im Hürdenfinale nach einem Fehlstart ausgeschieden war.


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