Besserer Gesundheitszustand. Weniger Sorgen, Stress oder Ermüdung. Und eine größere Zufriedenheit mit dem eigenen Leben: Wie eine im Rahmen der Gesundheitskampagne "MOVE FOR HEALTH" durchgeführte Studie jetzt belegt, trägt das Sporttreiben maßgeblich zu einem gesunden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen bei.
Die Deutsche Sportjugend (dsj) hat die Forschungsergebnisse des MOVE FOR HEALTH-Forschungsprojekts (2023), welches im Rahmen der MOVE Kampagne durchgeführt wurde, vorgestellt. Die Ergebnisse zu mentaler Gesundheit im Kinder- und Jugendsport sind richtungsweisend für den organisierten Sport und gesellschaftspolitisch relevant, denn sie liefern bereits seit Jahren überfällige Erkenntnisse für den Beitrag und das Potenzial von Sportvereinen sowie Bewegung, Spiel und Sport für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Die letzte repräsentative Kinder- und Jugendsportstudie (MediKuS) wurde vor fast zwölf Jahren umgesetzt, somit lagen keine aktuellen Daten mehr vor.
„Die Studie unterstreicht, was wir in der Praxis des Kinder- und Jugendsports schon lange wissen”, sagt Stefan Raid, 1. Vorsitzender der dsj. „Eine logische Folge aus den Ergebnissen ist, mehr und weiter in die Kinder- und Jugendarbeit im Sport zu investieren. Schließlich zeigen die Wissenschaftler*innen des Verbundes in ihren Forschungsprojekten ‘wie wertvoll` die Arbeit des Kinder- und Jugendsports ist. Eine intensivere Förderung des Kinder- und Jugendsports in Vereinen bedeutet somit auch, das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen noch mehr zu unterstützen."
Insgesamt stellt die erste Studie von MOVE FOR HEALTH nur einen Auftakt für weiterführende, notwendige Forschung dar. „Die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen psycho-sozialer Gesundheit und körperlicher Aktivität bei Kindern und Jugendlichen zeigen das große Potential von Bewegung, Spiel und Sport auf, darauf muss man nun aufbauen.“, fasst PD Dr. Dennis Dreiskämper, Leiter des Forschungsprojektes am Institut für Sportwissenschaft an der Universität Münster, zusammen. „Regelmäßige, längsschnittliche Untersuchungen sind notwendig, um zu verstehen, wie mehr Kinder und Jugendliche von diesen Potenzialen langfristig profitieren können. Deswegen freuen wir uns, dass wir die Untersuchungen auch 2024 fortsetzen werden können.“
Sportlich aktivere Jugendliche seltener belastet
Jugendliche, die sportlich aktiver sind, weisen seltener einen schlechten Gesundheitszustand auf, sie leiden grundsätzlich seltener unter Sorgen, Stress oder Ermüdung als Nichtaktive. Zudem sind körperlich aktivere Kinder und Jugendliche häufiger mit ihrem Leben zufrieden als Nichtaktive. Die Merkmale zur Gesundheit der Jugendlichen wurden dabei sowohl in Abhängigkeit zur regelmäßigen körperlichen Aktivität und der Sportvereinszugehörigkeit als auch zur finanziellen Situation der Familie in Bezug gesetzt.
Auch eine Mitgliedschaft im Sportverein ist positiv assoziiert mit dem Gesundheitszustand der jungen Menschen. Es zeigt sich, dass unter den Vereinsmitgliedern Stress, Ermüdungs- oder Sorgengefühle seltener erlebt werden und eine höhere Lebenszufriedenheit besteht als bei Nichtmitgliedern. Darüber hinaus wurde nach den Motiven zum Sporttreiben gefragt. Das wichtigste Motiv für Jugendliche, Sport zu treiben ist, “Spaß haben”, direkt gefolgt von “Fit bleiben” und “Ausgleich und Erholung”.
Soziale Ungleichheit mitentscheidend für ein sportliches Engagement
Rund die Hälfte der befragten Eltern von nicht körperlich aktiven Kindern gaben an, dass sie für ihre Kinder kein Angebot in ihrer Umgebung gefunden hätten, das dazu geeignet wäre, das Interesse ihrer Kinder zu wecken. Dies deutet darauf hin, dass es weitere und zusätzliche Mittel braucht, um sportliche Aktivität in der Lebensumgebung von Kindern und Jugendlichen zu verankern.
Nur 43 Prozent der Jugendlichen aus Familien mit sozialen Unterstützungsleistungen sind körperlich aktiv, während 63 Prozent der Jugendlichen aus stabilen finanziellen Verhältnissen sich regelmäßig bewegen. 14 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass in ihrem Haushalt kein Geld für die Aufnahme eines Sportangebotes zur Verfügung stünde. Armut und die sozialen Lebensverhältnisse sind entscheidende Faktoren in Bezug auf die tägliche Bewegung und die Teilhabe im Sportverein.
Hintergrund
Das Bundesministerium für Familie, Soziales, Frauen, und Jugend (BMFSFJ) hat die Gesamtkampagne der dsj „MOVE FOR HEALTH“ über das Programm „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ bis Ende 2023 mit 2,5 Millionen Euro gefördert. Das Forschungsvorhaben war eines von drei Kampagnenmodulen, das durch den dsj-Forschungsverbund, u. a. mit Unterstützung der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Dr. Burrmann), der Leuphana- Universität Lüneburg (Prof. Dr. Süßenbach), der Deutschen Sporthochschule Köln (Prof. Dr. Rulofs, Dr. Bartsch), der Universität Paderborn (Prof. Dr. Kehne), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (Prof. Dr. Voigts) unter der Projektleitung von Dr. Dennis Dreiskämper, Institut für Sportwissenschaft an der Universität Münster, umgesetzt wurde. Bestehend aus fünf Teilprojekten wurde ein Verbundprojekt mit sechs Hochschulen konzipiert, das folgende Themenbereiche behandelte:
- Psycho-Soziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und das Potenzial von Bewegung, Spiel und Sport
- Der Sportverein als attraktive Lebenswelt im Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen
- Sozial benachteiligte und sportferne Gruppen: Herausforderungen und Gelingensbedingungen für den Sport
Die drei Themenfelder wurden dabei sowohl quantitativ (in Form einer repräsentativen deutschlandweiten Befragung) als auch qualitativ (durch Vertiefungsstudien in spezifischen Bereichen) bearbeitet. Die Befragung fand im Juli und August 2023 in über 4.000 Haushalten statt, wobei Eltern von 2.112 Kindern zwischen 5 und 12 Jahren, Eltern von 1.978 Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren und die Jugendlichen selbst befragt wurden. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Expert*innen-Hearings „(Mental) Fit durch Bewegung, Spiel und Sport. Mehr MOVE im Leben junger Menschen“ am 22. und 23. Februar 2024 in Berlin veröffentlicht und Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis vorgestellt. Alle Informationen zur MOVE Kampagne gibt es auf www.move-sport.de.