| DM Bahngehen

Titelgewinn für Jonathan Hilbert und Kylie Garreis auf der Bahn

© Eitel
Auf ungewohntem Terrain hat sich am Samstag Straßengeher Jonathan Hilbert in Hildesheim bei den Deutschen Meisterschaften im Bahngehen durchgesetzt. Über 10.000 Meter gewann er vor Leo Köpp. DM-Gold bei den Frauen ging an Nachwuchsathletin Kylie Garreis.
Jane Sichting

Bei Sommerwetter zeigte sich der Mai am Samstag noch einmal von seiner besten Seite, machte es den Teilnehmenden der Deutschen Meisterschaften im Bahngehen jedoch nicht leicht. „Normalerweise brauche ich immer so ein bis zwei Monate, um mich an die Sommerhitze zu gewöhnen“, sagte etwa Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) nach seinem Sieg über 10.000 Meter in 40:38,45 Minuten.

Nur zwei Wochen nach der Team-EM im tschechischen Podebrady, bei der er mit Bestzeit über 35 Kilometer auf Rang 15 ging und mit der Mannschaft Bronze gewann, bestritt der Thüringer das Rennen am Samstag aus dem vollen Training heraus. „Entsprechend habe ich schon etwa 115 Kilometer in den Beinen gehabt. Zwar war der Wettkampf an sich zufriedenstellend, aber die Zeit ist nicht das, was ich meine draufzuhaben, wenn ich erholt und optimal vorbereitet in so einen Wettkampf reingehe“, zog Jonathan Hilbert Resümee.

Zugleich ist er glücklich, dass es nach zwei mental sehr heraufordernden „Seuchenjahren“, wie er 2023 und 2024 beschreibt, Stück für Stück wieder vorangeht und er bereits erste Erfolge wie jetzt DM-Gold auf der Bahn oder auch die vorbehaltliche WM-Nominierung für Tokio feiern darf.

Neustart in Leipzig führt zum Erfolg

Als Erfolgsfaktor nennt der Olympia-Zweite von 2021 vor allem die psychische Stabilität, die er neu gewonnen hat: „Ich habe mich im November letzten Jahres komplett neu aufgestellt – mit neuem Trainer, neuem Trainingssystem und einem neuen Lebensmittelpunkt in Leipzig. Gefühlt habe ich noch mal ganz von vorne angefangen mit Sport und mein Leben komplett umgekrempelt“, sagt er.

„Nachdem ich zwei Jahre nicht langfristig zyklisch trainieren konnte, war für dieses Jahr zunächst geplant, den Körper wieder an regelmäßige Trainingsbelastungen zu gewöhnen und eine gewisse Trainingskonstanz herzustellen. Wir haben alles auf 2028 ausgerichtet, das ist mein absoluter Hauptfokus. Da will ich dann wieder in der Form von Tokio sein und an den Erfolg von damals anknüpfen“, fährt der 30-Jährige fort. Zunächst steht für ihn in der kommenden Woche noch ein Wettkampf über 20 Kilometer im spanischen La Coruña an.

Platz zwei in Hildesheim sicherte sich Olympia-Teilnehmer Leo Köpp (LG Nord Berlin; 41:26,33 min), der das Feld die ersten fünf bis sechs Kilometer angeführt hatte. Damit zeigte auch der 27-Jährige, der bei der Team-EM seinen Hausrekord über 20 Kilometer auf 1:20:34 Stunden verbessert hatte, einen erfolgreichen Abstecher auf die Unterdistanz auf der Bahn. Das Treppchen komplettierte Nick Joel Richardt (43:08,12 min) vor U23-Athlet Jassam Abu EL Wafa (beide SV Halle; 43:25,98 min).

Kylie Garreis ungefährdet auf Platz eins

Neue Deutsche Meisterin über 10.000 Meter ist die Deutsche U20-Rekordlerin Kylie Garreis (LG Vogtland). Nachdem sie ihre Straßen-Bestmarke über 10 Kilometer bereits im Vorprogramm der Team-EM im Wettbewerb der weiblichen U23 auf 46:50 Minuten gesteigert hatte, ließ sie am Samstag 47:38,87 Minuten auf der Bahn folgen. Damit setzte sie sich klar vor U20-WM-Teilnehmerin Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt; 48:02,28 min) und Lena Sonntag (SC Potsdam; 48:49,98 min) durch.

„Ich denke, dass sich vor allem die ersten beiden Frauen von der Zeit her etwas mehr erhofft haben“, sagte Nachwuchs-Bundestrainer Olaf Möldner. „Sie wären gern in Richtung U23-Norm gegangen, das hat heute noch nicht funktioniert. Als Meisterschaftrennen war es aber dennoch eine gute Leistung, die vorn angeboten wurde, vor allem taktisch.“

Hitze wird zur Belastungsprobe

Als Grund, wieso es nicht ganz für die erhofften Top-Zeiten gereicht hat, nennt auch er die erschwerten Bedingungen aufgrund der Wärme: „Gerade den jungen Athletinnen, die noch nicht ganz so gefestigt sind, hat die Hitze heute schon so einige Probleme bereitet.“ Und das trotz der Wasserschwämme, die sich die Geherinnen und Geher entlang der Rundbahn jederzeit nehmen konnten.

Zum Rennverlauf sagte Möldner: „Kylie hat das Rennen zu jeder Zeit beherrscht. Persönlich glaube ich, dass sie an zwei, drei Stellen schon eher hätte losmarschieren können, da schien es so, als ob sie auf jemanden wartet.“ Ob es für die junge Athletin, die gerade erst ihr Abitur geschrieben hat, noch für einen internationalen Einsatz in diesem Sommer reicht, wird sich zeigen. Fest mit einem internationalen Start rechnen kann hingegen Tabea Kiefer, die sich für die World University Games qualifiziert hat.

Schnellste Geherin in der U18 war über 5.000 Meter Maria-Lena Carniel (Eisenacher LV; 25:23,27 min). In der männlichen U18 siegte über 5.000 Meter Jakob Kellen (Diezer TSK Oranien; 26:50,28 min) knapp vor Hennes Henze (ASV Erfurt; 26:50,48 min).

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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