Bestzeiten am Fließband und historische Rennen lieferte der erste Tag der Sparkassen-Gala in Regensburg. So verpasste Lucas Ansah-Peprah mit der WM-Norm von 10,00 Sekunden den deutschen 100-Meter-Rekord nur um eine Hundertstel, während eine U20-Sprinterin so schnell lief wie keine andere Deutsche in diesem Jahrtausend und ein Quartett die 13-Sekunden-Marke über 100 Meter Hürden unterbot.
Sommerliche Temperaturen, leistungsfördernder Rückenwind durch die geänderte Sprint-Richtung und starke Konkurrenz: Allen voran Deutschlands Top-Sprinter nutzten am Samstag bei der Sparkassen-Gala in Regensburg die optimalen Bedingungen. Schon im 100-Meter-Vorlauf zog Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) voll durch und stellte mit exakt 10,00 Sekunden (+1,2 m/sec) seine Bestzeit ein. Gleichzeitig lief er damit genau die WM-Norm für Tokio. Den deutschen Rekord seines Trainingspartners Owen Ansah (Hamburger SV) verpasste der 25-Jährige nur um eine Hundertstelsekunde.
Auf das Finale knapp zwei Stunden später verzichtete der Hamburger. Genauso wie Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar), der im Vorlauf seine Bestzeit um 13 Hundertstel auf 10,15 Sekunden gesteigert hatte. Anders Yannick Wolf: Der Sprinter von Cologne Athletics blies nach einem durchwachsenen Start zur Aufholjagd und schnappte sich mit 10,15 Sekunden noch den Finalsieg vor Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar: 10,18 sec). Beide hatten in den Vorläufen bei noch besseren Bedingungen mit 10,05 bzw. 10,13 Sekunden neue Bestzeiten erzielt. Yannick Wolf schob sich damit auf Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste nach vorn.
Vier auf einen Streich: Quartett bleibt unter 13 Sekunden
Gleich das erste Sprint-Finale der Frauen entpuppte sich als Bestleistungs-Show: Angeführt von der Deutschen 100-Meter-Hürden-Meisterin Ricarda Lobe (MTG Mannheim) in 12,91 Sekunden blieben auch Hawa Jalloh (Wiesbadener LV; 12,92 sec), Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 12,94 sec) und Amira Never (LAC Erdgas Chemnitz; 12,97 sec) im Finale unter der 13-Sekunden-Marke.
Für das Trio auf den Plätzen zwei bis vier waren die Zeiten bei 1,4 Metern pro Sekunde Rückenwind gleichbedeutend mit neuen Hausrekorden. Die Top drei hakten außerdem die WM-Bestätigungsnorm für Tokio ab. Erstmals seit elf Jahren – damals bei der DM in Ulm mit Nadine Hildebrand (12,71 sec), Cindy Roleder (12,80 sec), Franziska Hofmann (12,87 sec) und Pamela Dutkiewicz (12,95 sec) – blieb damit ein DLV-Quartett in einem Rennen unter der 13-Sekunden-Marke.
Amira Never sprintet in die deutsche Spitze
Speziell die 20-jährige Chemnitzerin setzt damit ihre Traumsaison fort. Binnen eines Jahres steigerte sich Amira Never um 64 Hundertstelsekunden – umgerechnet eine ganze Sprintwelt. „Es war krass, was abgegangen ist. Die 13 Sekunden waren ein Traum, nun ist er wahr“, jubelte Amira Never. Trotz ihres Siegs war Ricarda Lobe nicht ganz zufrieden: „Klar ist es schön, unter 13 Sekunden zu laufen. Aber ich hatte ein paar technische Fehler im Rennen.“
Wie Amira Never blieb auch Franziska Schuster erstmals unter 13 Sekunden: „Ich bim megahappy, dass es endlich geklappt hat.“ Hawa Jalloh feierte ihre „Sub-13-Premiere“ mit 12,99 Sekunden schon im Vorlauf und steigerte sich im Finale nochmals um sieben Hundertstel. „Ich habe mich supergut gefühlt. Darum wusste ich, dass es mein Tag werden kann“, sagte die Wiesbadenerin.
Auf Bestzeit folgt Finalsieg für Lisa Mayer
Bei diesen pfeilschnellen Vorlagen ließen sich die Sprinterinnen ohne Hürden im Anschluss nicht lange bitten. Schon in den Vorläufen über 100 Meter steigerte Lisa Mayer ihre vier Jahre Bestzeit um zwei Hundertstel auf 11,10 Sekunden (+0,9 m/sec), ihre Vereinskollegin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) dominierte einen anderen Vorlauf mit 11,16 Sekunden (+0,6 m/sec).
Im Finale (+0,8 m/sec) wurde es nicht ganz so schnell: Quasi auf dem Zielstrich schnappte sich Lisa Mayer mit 11,25 Sekunden den Sieg vor Sophia Junk (LG Rhein-Wied; 11,26 sec), Rebekka Hasse (11,27 sec) und Alexandra Burghardt (Cologne Athletics; 11,30 sec). „Speziell im Vorlauf waren es optimale Sprint-Bedingungen“, sagte Lisa Mayer nach ihrer Bestzeit.
Philina Schwartz schneller als Lückenkemper und Kadiri
Besonders groß war die Freude bei Philina Schwartz (SC Berlin). Die 18-Jährige steigerte ihre Bestzeit im Vorlauf auf 11,24 Sekunden (+1,2 m/sec) und war damit vier Zehntel schneller als noch 2024. Damit ist sie die schnellste deutsche U20-Sprinterin in diesem Jahrtausend. „Mein Trainer hat schon vorher gesagt, dass ich heute 11,24 Sekunden laufe. Denn das Training hat zuletzt einfach super geklappt“, verriet Philina Schwartz nach ihrem Sprint-Coup.
Denn sowohl Weltklassesprinterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 2015 für LAZ Soest) und Chelsea Kadiri (2023; SC Magdeburg) waren jeweils eine Hundertstel langsamer. Auf das Finale verzichtete die Berlinerin. Bei der männlichen U20 setzte sich Jakob Kemminer (LAC Quelle Fürth) im Finale mit neuer Bestzeit von 10,34 Sekunden durch.
Wieder Bestzeit für Johanna Martin
Auf der Stadionrunde machte die Jüngste (mal wieder) das Rennen. Ihre erst zwei Wochen alte Bestzeit vom „Goldenen Oval“ steigerte die 19-jährige Johanna Martin (1. LAV Rostock) noch einmal um elf Hundertstel auf 51,66 Sekunden. Dahinter folgte überraschend als Siegerin des dritten Zeitlaufs Irina Gorr (TSV Gräfelfing). Die 27-Jährig steigerte sich um mehr als eine Sekunde auf 51,94 Sekunden. Rang drei ging an Lokalmatadorin Jana Lakner (LG Telis Finanz Regensburg; 52,00 sec).
Bei den Männern hatte Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg) auf der Zielgeraden die meisten Reserven und sicherte sich mit 45,16 Sekunden (WM-Bestätigungsnorm erfüllt) den Sieg. Auf Platz zwei folgte Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01), der das Rennen sehr schnell anging, mit 45,43 Sekunden. In der U20 überzeugte Philip Steinmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit einer starken neuen Bestzeit von 46,55 Sekunden.
Eileen Demes Zweite, Steigerung für Anouk Krause-Jentsch
Über 400 Meter Hürden musste sich Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) als Zweite mit 55,58 Sekunden nur knapp der Britin Emily Newnham (55,48 sec) geschlagen geben. Erstmals unter 57 Sekunden blieb die 19-jährige Anouk Krause-Jentsch (SCC Berlin; 56,89 sec). Elena Kelety (Frankfurt Athletics) hatte auf einen Start in Regensburg verzichtet, sie konnte kurzfristig einen Platz im Diamond-League-Feld am Sonntag in Stockholm ergattern.
Bei den Männern machte der Niederländer Nick Smidt mit 48,78 Sekunden vor Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV) mit neuer Bestzeit von 49,00 Sekunden und Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 49,10 sec) das Rennen. Das DLV-Duo blieb damit unter der WM-Bestätigungsnorm von 49,30 Sekunden.
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