Das i-Tüpfelchen auf eine Reihe starker Leistungen setzten bei den Paavo Nurmi Games aus deutscher Sicht die Hindernisläufer. Im ersten Hindernisrennen nach seinem deutschen Rekord wurde Frederik Ruppert am Dienstag der Favoritenrolle vollauf gerecht. Er siegte vor Karl Bebendorf, der seine Bestzeit nur zwei Tage nach dem Sieg in Stockholm noch einmal steigerte.
Im Rennen über 3.000 Meter Hindernis waren die Augen bei den Paavo Nurmi Games in Turku (Finnland; WA Continental Tour Gold) vor allem auf Frederik Ruppert gerichtet. Mit seinem deutschen Rekord vom Diamond-League-Meeting in Rabat (Marokko) stand der Tübinger am Dienstagabend als klarer Favorit an der Startlinie. Und er enttäuschte nicht. Gemeinsam mit Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) sortierte sich der Deutsche Meister auf dem ersten Kilometer knapp hinter Tempomacher Wesley Langat (Kenia) und den führenden Läufern ein.
Bevor der zweite Kilometer vollendet war, stieg der Pacemaker aus, und die verbliebenen Läufer fochten den Sieg unter sich aus. Unter anderem der Luxemburger Ruben Querinjean und Salaheddine Ben Yazide aus Marokko mischten vorne mit. Zwei Runden vor Schluss schob sich jedoch Karl Bebendorf an die Spitze. Stets an seinen Fersen: Frederik Ruppert, der am vorletzten Wassergraben erstmals die Führung übernahm, dann beim letzten Rundengong den Turbo zündete und seine Konkurrenten stehen ließ.
Zwar kam Karl Bebendorf nach dem letzten Wassergraben, den er deutlich besser bewältigte als sein Nationalmannschaftskollege, noch einmal stark auf. Dem Sieger konnte er jedoch nicht mehr gefährlich werden: In 8:10,39 Minuten, der zweitbesten Zeit seiner Karriere, sicherte sich Ruppert den Sieg. Bebendorf folgte in 8:11,52 Minuten, damit schraubte er seine erst zwei Tage alte Bestzeit vom Diamond-League-Meeting in Stockholm (Schweden) noch einmal um 29 Hundertstel nach unten. Für Frederik Ruppert war es im sechsten Duell über 3.000 Meter Hindernis der erste Sieg gegen Karl Bebendorf.
Hindernisläuferinnen überzeugen ebenfalls
Über 3.000 Meter Hindernis der Frauen waren aus deutscher Sicht eine ehemalige U20- und amtierende U23-Europameisterin sowie eine frühere U18-Europameisterin am Start. Nach noch nicht optimalem Saison-Auftakt kam Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier) in Turku wieder besser ins Rollen. Beim Sieg der Tunesierin Marwa Bouzayani (9:19,46 min) rannte sie in 9:26,63 Minuten auf Platz fünf. Damit war sie sechseinhalb Sekunden schneller als bei ihrer bisherigen Saison-Bestzeit und unterbot erstmals in diesem Jahr die Leistungsbestätigungsnorm für die WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September).
Ein gelungenes Debüt feierte Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg). Die 20-Jährige, die über 2.000 Meter Hindernis die U18-Weltbestzeit hält, wagte sich erstmals nach zwei Jahren und neun Monaten auf die Hindernis-Distanz – und zum ersten Mal überhaupt auf die vollen 3.000 Meter Hindernis. Dabei bewies die U20-WM-Dritte über 1.500 Meter, dass sie ihre frühere Paradedisziplin nicht verlernt hat. Vor allem auf den ersten 2.000 Metern konnte sie gut mithalten und kam letztlich in 9:37,47 Minuten als Siebte ins Ziel.
Damit reihte sie sich in der noch recht jungen Disziplin (2001 wurden die ersten Leistungen über 3.000 Meter Hindernis der Frauen in den nationalen Listen verzeichnet) auf Anhieb auf Rang neun in der ewigen deutschen Bestenliste ein. Bei der U23-EM in Bergen (Norwegen; 17. bis 20. Juli) plant Jolanda Kallabis mit einem 1.500-Meter-Start, bewies aber in Turku eindrucksvoll, dass sie auch über die Hindernisstrecke als nunmehr Vierte der europäischen Bestenliste ihrer Altersklasse im kontinentalen Vergleich konkurrenzfähig wäre.
Saisonbestzeiten für Bremm und Mordi
Ebenfalls mit doppelter deutscher Beteiligung fanden die 5.000 Meter statt. Besonders überzeugend präsentierte sich auf dieser Strecke der Deutsche Meister Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch), der seine Saisonbestzeit auf 13:15,49 Minuten steigern konnte, damit wurde er Sechster. Nur eine halbe Sekunde fehlte zur Bestätigungsnorm. Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd beendete sein erstes komplettes 5.000-Meter-Rennen in diesem Jahr mit 13:22,34 Minuten auf Rang zehn. Es siegte der Belgier John Heymans (13:03,87 min).
Gleich zweimal Saisonbestzeit sprintete Manuel Mordi (Hamburger SV). Der Hürdensprinter qualifizierte sich im Vorlauf mit 13,60 Sekunden fürs Finale, in dem er noch eine Hundertstel schneller unterwegs war. Zuvor hatte seine Jahres-Bestmarke bei 13,75 Sekunden gestanden. Den deutlichen Sieg bejubelte mit 13,16 Sekunden der US-Amerikaner Dylan Beard.
Drei "70er" im Diskuswurf
Im Diskuswurf stieg ein "Kampf der Giganten". Denn gleich drei Athleten übertrafen die 70-Meter-Marke. Mit 70,61 Metern triumphierte Europameister Kristjan Ceh (Slowenien) hauchdünn vor dem Olympia-Dritten Matthew Denny (Australien; 70,52 m). Der schwedische Weltmeister Daniel Ståhl (70,19 m) komplettierte das 70-Meter-Trio. Mit einer soliden Serie von fünf gültigen Würfen, von denen der kürzeste mit 62,77 Metern gemessen wurde, und einer Tagesbestweite von 65,50 Metern belegte Clemens Prüfer (OSC Potsdam) Rang fünf.
Solide Leistungen zeigten auch zwei weitere DLV-Starterinnen. Imke Onnen (Cologne Athletics) landete im Hochsprung mit 1,88 Metern auf dem geteilten dritten Platz. Eine Etage höher sprangen Morgan Lake (Großbritannien) und Lamara Distin (Jamaika), die beide 1,91 Meter meisterten. Für Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) gingen über 800 Meter 2:01,40 Minuten und Rang acht in die Ergebnisliste ein, sie war damit nicht weit weg von ihrer Saisonbestmarke (2:00,95 min). Unter vier Athletinnen, die unter zwei Minuten blieben, setzte sich das Schweizer Supertalent Audrey Werro (1:59,39 min) durch.
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