Bei hochsommerlichem Leichtathletikwetter war Jessica-Bianca Wessolly am Sonntag bei den Süddeutschen Meisterschaften in St. Wendel wie schon am Freitag in der Nähe von Paris die Schnellste über 200 Meter. Über 400 Meter konnte sich Sonja Keil über eine Bestleistung und einen W40-Weltrekord freuen.
Am Freitagabend siegte Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) in Montgeron (Frankreich) in 23,11 Sekunden über 200 Meter. Nach viereinhalb Stunden auf der Autobahn machte sie samstags auf dem Heimweg Zwischenhalt im saarländischen St. Wendel, um dort am Sonntag bei den Süddeutschen Meisterschaften erneut ihre Paradestrecke in Angriff zu nehmen und in 23,09 Sekunden bei fast optimalem Rückenwind (+1,8 m/sec) den Titel zu holen.
„Ich hatte zu Hause noch etwas Probleme mit der Hitze. Vorne war ich daher heute etwas zu vorsichtig. Die Läufe haben aber ein konstantes Niveau“, lautete ihr Fazit. „Im Rennen bekomme ich es noch nicht ganz zusammen. Entweder es passt vorne oder eher im hinteren Teil.“ Ihren nächsten Wettkampf plant sie nach einer Trainingsphase beim „Fast Arms Fast Legs“ Meeting in Wetzlar am 18. Juli. Dort soll es dann Richtung Bestätigungsnorm (22,85 sec) für die Weltmeisterschaften in Tokio (Japan, 13. bis 21. September) gehen.
W40-Weltrekord über 400 Meter
Auf der vollen Stadionrunde krönte Masters-Athletin Sonja Keil (LG Augsburg) ihr Wochenende mit einem W40-Weltrekord. Als Siegerin steigerte sie sich auf 53,52 Sekunden und schickte direkt hinter der Ziellinie einen lauten Jubelschrei durchs Stadion. Die alte Rekordmarke aus dem Jahr 1994 verbesserte sie um 16 Hundertstelsekunden. „Das war eine PB für mich. Und jetzt mit 40 auch noch Weltrekord. Deswegen habe ich mich so gefreut“, verriet sie anschließend. Am ersten Wettkampftag hatte sie sich bereits in 58,98 Sekunden den Titel über 400 Meter Hürden gesichert.
Für das Top-Resultat der Veranstaltung sorgte Claudio Romero (Chile), der aktuell in Mannheim trainiert und außer Wertung im Diskuswurf startete. Der ehemalige U18-Weltmeister und amtierende Südamerikameister verbesserte mit 66,56 Metern in St. Wendel den Stadionrekord von Robert Harting um zwölf Zentimeter.
Bei den Frauen sicherte sich Leia Braunagel (Eintracht Frankfurt) mit 58,45 Metern überlegen den Sieg und deutete Potential für noch deutlich größere Weiten an. Ihr fünfter Versuch landete bei etwa 62 Metern knapp neben dem Sektor. „Da habe ich leider etwas zu sehr am Diskus gerissen, so dass er rechts raus ist. Bei der Hitze bin ich aber trotzdem zufrieden mit mehreren Würfen über 58 Meter“, bilanzierte sie.
Fred Isaac Fleurisson unter 14 Sekunden
Über 110 m Hürden der Männer sicherte sich Fred Isaac Fleurisson (Eintracht Frankfurt) in Saisonbestzeit von 13,96 Sekunden den Sieg. Die eine Woche Regenerationszeit nach seinem ersten 8.000-Punkte-Zehnkampf war aber zu wenig für 100 Prozent. „Nach dem Lauf habe ich direkt Laktat in den Beinen gehabt. Da habe ich den Zehnkampf schon noch gemerkt“, gestand er. „Dafür bin ich ganz zufrieden mit der Zeit. Die war ja immerhin unter 14.“ Eigentlich hatte er sogar auf 13,95 Sekunden gehofft, die Norm für die U23-Europameisterschaften in Bergen (Norwegen, 17. bis 20. Juli). Das ist nun das Ziel für die U23-DM in Ulm (4. bis 6. Juli), wo er erneut die 110 Meter Hürden in Angriff nehmen wird.
Dort hat auch Stabhochspringerin Tamineh Steinmeier (LAZ Zweibrücken) die letzte Chance auf die Norm. Mit 4,10 Metern siegte sie in St. Wendel, scheiterte anschließend aber an den geforderten 4,25 Metern. „Die Höhe ist echt drin“, haderte sie, dass ihr mit ihrer Saisonbestleistung von 4,20 Metern immer noch fünf Zentimeter fehlen. „Hoffentlich klappt es mit etwas mehr Druck bei der letzten Chance in Ulm.“ Mit Eva Marie Weisbrodt (MTG Mannheim) sicherte sich eine W15-Athletin den U18-Titel und konnte mit 3,90 Metern ihre persönliche Bestleistung einstellen.
Daryl Ndasi glänzt
Stark war auch die Siegerzeit über 100 Meter Hürden der weiblichen Jugend U18. Hier verbesserte Daryl Ndasi (LG Stadtwerke München) ihre eigene DLV-Jahresbestzeit auf 13,25 Sekunden und war damit „sehr zufrieden“. Ihre deutsche U18-Bestleistung aus dem Vorjahr verpasste die bereits fürs EYOF in Skopje (Nordmazedonien, 20. bis 26. Juli) nominierte Athletin bei leichtem Gegenwind (-0,9 m/sec) nur um eine Hundertstelsekunde.
Von den weiteren EYOF-Nominierten reichten Hochspringerin Eva Kalb (LG Forchheim) 1,76 Meter zum Sieg und Kugelstoßerin Antonia Heberle (TV Rottenburg) 15,73 Meter. In der letzten Entscheidung des Tages wurde Hammerwerfer Kai Hurych (KSV Fürth 09) seiner Favoritenrolle gerecht und holte mit 67,87 Metern den Titel. Nachdem er unter der Woche in Eppstein mit 71,08 Metern Bestleistung geworfen hatte, fand er die Weite in St. Wendel „voll okay“.
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