Anja Scherl hat am Sonntag auch bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) ihre Rolle als derzeit stärkste deutsche Marathonläuferin unterstrichen. Die Regensburgerin arbeitete sich bei einer klugen Renneinteilung immer weiter nach vorne und kam nach 2:37:23 Stunden auf Platz 44 an. Der Titel ging unter praller brasilianischer Sonne an die Kenianerin Jemima Jelagat Sumgong (2:24:04 h).
Bereits nach den ersten fünf Kilometern zeichnete sich im deutschen Lager eine klare Hackordnung ab. Anja Scherl, die bereits bei der Halbmarathon-EM in Amsterdam die schnellste Deutsche gewesen war, hatte sich unter den insgesamt 154 Läuferinnen mit einer Zwischenzeit von 18:06 Minuten auf Platz 85 eingereiht. Anna Hahner (18:13 min) folgte auf Rang 91 und das 22 Sekunden vor der verhalten anlaufenden Zwillingsschwester Lisa (beide run2sky.com; Rang 98).
Zur 15 Kilometer-Marke kam es zu einer kurzzeitigen Fusion: Es fanden die Hahner-Twins zusammen. Sie waren mit zehn anderen Läuferinnen in einer Gruppe um die Position 100 unterwegs, die diese Marke nach 56:33 Minuten passierte. Anja Scherl hingegen hatte sich im schwarz-rot-goldenen Vergleich mit Rang 78 (54:52 min) bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich abgesetzt.
Anja Scherl arbeitet sich nach vorne - Hahner-Twins Hand in Hand
Die Halbmarathonmarke passierte die Oberpfälzerin nach 1:17:06 Stunden (Platz 65), die Hahners mussten dahinter wieder getrennte Wege gehen und konnten in dieser Phase keine gemeinsame Sache mehr machen: Lisa Hahner lag auf Rang 95 (1:19:57 h). Anna Hahner, die flotter angegangen war, fiel dagegen zurück (Platz 106; 1:20:28 h).
Auf der zweiten Hälfte war es vor allem Anja Scherl, die noch reichlich Reserven hatte und sich immer weiter nach vorne arbeitete. Am Ende wurde sie in dem großen Feld von mehr als 150 Starterinnen nach 2:37:23 Stunden mit Platz 44 belohnt.
Anna Hahner konnte den Rückstand zu ihrer Schwester Lisa nicht nur noch einmal verkürzen, sondern bis zur Ziellinie sogar aufschließen. Dort demonstrierten sie auf den Plätzen 81 und 82 dann Hand in Hand ihren „Sister Act von Rio“, bei dem Anna (2:45:32 h) vor Lisa (2:45:33 h) gewertet wurde.
Jemima Jelagat Sumgong entscheidet Drei-Länder-Kampf
Im Kampf um die Medaillen zeigten sich vor allem die Läuferinnen aus Äthiopien, Kenia und Bahrain an der Spitze. Paroli geboten bekamen die Athletinnen, deren Wurzeln alle in Ostafrika liegen, von der Weißrussin Volha Mazuronak, die das Feld zur Halbmarathon-Marke (1:12:56 h) anführte, und der US-Amerikanerin Shalane Flanagan.
In der Schlussphase konnten diese beiden aber nicht mehr mithalten. Auf den letzten Kilometern entbrannte dann tatsächlich ein Drei-Länder-Kampf mit Weltmeisterin Mare Dibaba (Äthiopien), Jemima Jelagat Sumgong (Kenia) und Eunice Jepkirui Kirwa (Bahrain). Die WM-Vierte Jemima Jelagat Sumgong war es schließlich, die sich entscheidend absetzen und in 2:24:04 Stunden Olympiagold gewinnen konnte. Zweite wurde Eunice Jepkirui Kirwa (Bahrain; 2:24:13 h) vor Mare Dibaba (Äthiopien; 2:24:30 h).
Sumgong holte im Marathon der Frauen die erste Goldmedaille für das Läuferland Kenia überhaupt. Zuvor hatte es auf dieser vielbeachteten Strecke lediglich dreimal Silber und einmal Bronze für die Ostafrikanerinnen gegeben. Ebenfalls bemerkenswert: Neben Shalane Flanagan (6.; 2:25:26 h) schafften es mit Desirée Linden (7.; 2:26:08 h) und Amy Cragg (9.; 2:28:25 h) zwei weitere US-Läuferinnen in die Top Ten.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF
Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg)
Bis Kilometer 30 habe ich mich gut gefühlt, dann ist es schwer geworden. Ich musste total kämpfen. Es war hinten raus eine sehr gute Stimmung. Hier einzulaufen, war richtig klasse. Ich freue mich, dass ich so durchgekommen bin. Ich hatte mir kein Bild gemacht, welcher Platz realistisch ist. Ich bin froh, dass es so gut lief. Jetzt lege ich erst einmal die Füße hoch.
Anna Hahner (run2sky.com)
Bei Olympia ging es nicht ums Business. Es war ein krasses Gefühl, beim größten Sportereignis der Welt zusammen laufen zu dürfen, auch wenn es richtig, richtig hart war. Es war eine Ehre, diesen Marathon laufen zu dürfen.
Lisa Hahner (run2sky.com)
Anna ist schneller angegangen. Dann musste sie auf Toilette und wir waren in einer Gruppe. Dann hatte Anna aber gesagt: Geh du vor. Es war traumhaft gemeinsam über die Ziellinie zu gehen.
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