Außenseiterchancen genutzt: Arthur Abele hat sich am Wochenende beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen das dritte Ticket für die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) geschnappt und Europameister Pascal Behrenbruch in Schach gehalten. Trainingsleistungen von über fünf Meter im Stabhochsprung haben den Ulmer im Vorfeld große Sprüche klopfen lassen – den Worten hat der Rückkehrer Taten folgen lassen.
Sein erster Tag in Ratingen war brillant – so gut, dass er über Nacht auf Bestleistungskurs Richtung 8.400 Punkte lag. Lange musste Arthur Abele darauf warten, ehe er zeigen durfte, was er drauf hat. Zwischen 2009 und 2012 hatte er verletzungsbedingt keinen Zehnkampf vollendet.
In der siebten Disziplin, dem Stabhochsprung, kam er nach einem Stabwechsel nicht zurecht. Folge: 4,60 Meter dreimal gerissen. Lediglich die Einstiegshöhe von 4,40 Meter konnte er überspringen. Damit brachte Abele Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt; 4,90 Meter) zwischenzeitlich zurück ins Spiel um die EM-Qualifikation.
Im Training sei er weitaus höher gesprungen, habe „easy“ Häuser über fünf Meter gebaut, sagte Abele später im Interview. Kein Wunder, dass er von seinem Auftreten in dieser Disziplin enttäuscht war. „Ich kann da deutlich mehr.“ Der Tiefpunkt des zweiten Tages, ein Grund neben dem Wetter, der seinen hohen Punkte-Kurs drosselte.
Prickelnde Bedingungen sehen anders aus
Doch im Speerwerfen und spätestens im 1.500-Meter-Lauf machte Abele alles klar. In der Endabrechnung stehen 8.139 Punkte und Rang drei vor Pascal Behrenbruch. 2008 war er schon mal Sieger in Ratingen gewesen, mit Bestleistung 8.372 Punkten. Damals hat er den Meeting-Rekord auf der Mittelstrecke aufgestellt (4:15,35 min).
„Megahappy“ und „superzufrieden mit allem“ war der Olympia-Teilnehmer von Peking (China) 2008. Er darf zu seinen ersten Europameisterschaften fahren. Dort fehlt der aktuell vielleicht stärkste Konkurrent der Welt, weil er aus den USA kommt. Trey Hardee erzielte bei den Meisterschaften in Sacramento 8.588 Punkte.
Seine selbstbewusste Kampfansage im Vorfeld des Zehnkampf-Showdowns in Ratingen hat Arthur Abele nicht unter Druck gesetzt, er war sich seiner sensationellen Form sicher. Er hatte viel mehr Punkte im Visier gehabt, „einen coolen Plan“. Aber: „Das Wetter war nicht so prickelnd und der erste Tag hat mich mehr geschlaucht, als ich gedacht habe.“ Doch er sagte sich: „Egal, ob es regnet oder schneit, du musst das Ding rocken.“
Ein junges Gespann
Das haben sie. Arthur Abele und sein Trainer Christopher Hallmann, vor nicht allzu langer Zeit selber noch 8.000-Punkte-Athlet, das passt perfekt. „Ich sehe mich selbst noch mit ihm im Wettkampf“, sagt Hallmann. „Das macht es aus“, meint auch Abele. „Er hat selber das Know-How, das Feeling für die Abläufe und kann mir das dementsprechend gut zeigen und vormachen.“
Seitdem Abele seit Oktober in der Sportfördergruppe der Bundeswehr ist, haben sich auch seine die Trainingsmöglichkeiten verbessert. Das zahlte sich aus. Mit der Kugel stieß er mit 15,08 Meter weit wie nie und auch über 100 Meter lief Arthur Abele in Ratingen Bestzeit (10,67 sec). Nicht zu vergessen die 13,66 Sekunden, die er in Neuwied über die Hürden rannte, nur zwölf Hundertstel unter der EM-Norm. Angesagt ist aber Mehrkampf: Bei der EM geht es für ihn um die vorderen Plätze. Das Ziel ist klar Bestleistung.
Ist er in Ratingen die 1.500 Meter noch entspannt nach Hause gelaufen, um die letzten Meter zu genießen, greift Abele in der Schweiz an. „In Zürich geht es dann richtig zur Sache. Vollgas. Da gibt es dann keine Gnade mehr. Und auch keine Faxen mehr wie beim Stabhochsprung“, sagte der 27-Jährige hoch motiviert. In Topform will der Deutsche Meister in Zürich an den Flow des ersten Tages anknüpfen. Einmal mehr Wettkampferfahrung in Ratingen hat er gesammelt.
Video-Interview:
<link video:10101>Arthur Abele: "Hatte noch nie so Spaß beim Laufen"