| Buchvorstellung

Biografie Christina Schwanitz: „Es ist doch nur Kugelstoßen…“

Einen treffenderen Titel hätte Christina Schwanitz für ihre Biografie nicht wählen können. Am 15. Dezember ist das 216 Seiten starke Buch "Es ist doch nur Kugelstoßen..." im NOEL-Verlag erschienen und nicht nur für Leichtathletik-Fans ein Lese-Tipp für die Weihnachtszeit. Die Welt- und Europameisterin schrieb die vergangenen zwei Jahre ganz authentisch über ihr aufregendes Sportlerleben.
Jane Sichting

Wer die Welt- und Europameisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) mit ihrem herzlichen Humor und den flotten Sprüchen kennt, kann über die provokative Anspielung im Titel ihrer Biografie gewiss schmunzeln. Die Idee zum Buch kam ihr vor zwei Jahren in der Weihnachtszeit im Kreise der Familie: „Wir haben festgestellt, dass mein Leben in den letzten 15 Jahren sehr aufregend war und dass man das eigentlich mal verfassen sollte. Gerade weil nicht alles geradlinig verlaufen ist, wollte ich zeigen, dass es trotzdem möglich ist, erfolgreich zu sein und seine Ziele zu erreichen.“

Und wie es der Zufall wollte, stand wenige Wochen später die Co-Autorin Marion Selbmann vor ihrer Tür und fragte Christina Schwanitz, was sie von der Idee halte, eine Biografie zu schreiben. „Das war der Punkt, an dem aus der Grundidee ein ernsthaftes Vorhaben wurde“, erinnert sich die 30-Jährige, die zwei Jahre lang an ihrem Buch schrieb. „Immer dann, wenn im Trainingslager oder an freien Tagen mal etwas Zeit und Ruhe war. Ein bisschen Sport musste ich ja nebenher auch noch machen“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern und lacht laut auf. Es ist ihr wichtig, dass sie ihre Biografie selbst geschrieben hat. „Als Kugelstoßerin bin ich ja eher ein Laie im Schreiben, darum hat mich Marion als Lektorin für den Feinschliff unterstützt.“

Kein Fußball, kein Tennis, kein Sprint – nein, Kugelstoßen!

Doch was steht nun eigentlich drin im Buch? „Es geht vor allem um meine Erfahrungen im Leistungssport. Und um den gesellschaftlichen Stellenwert des Leistungssports in Deutschland“, fasst Christina Schwanitz grob zusammen. Es ärgert sie, welche Entwicklungen sich in den vergangenen Jahren abzeichneten. So scheint es ihr etwa mit Blick auf die gegenwärtige Politik, dass sich die Etablierung des Leistungssports eher rückwärts bewegt. „Sport ist doch das erste, was in der Schule gestrichen wird“, bemängelt der Schützling von Bundestrainer Sven Lang.

„Zwar ist auch zu erkennen, dass sich immer mehr Kinder und Jugendliche mit der Leichtathletik identifizieren können und mich auch erkennen und einordnen können, was positiv ist. Aber gleichzeitig werden die Kinder dazu erzogen, nur noch zu Hause vor dem PC in die Tasten zu kloppen, anstatt sich im sportlichen Wettkampf zu duellieren." Die Folge: Ein Großteil der Zuschauer seien Rentner.

Christina Schwanitz selbst ist erst im Alter von 15 Jahren zum Sport gekommen. Als sie die Kugel in der neunten Klasse beim Sportunterricht plötzlich weiter als die Jungs stieß, machte sich ein gewisses Talent bemerkbar. Gern sagt sie rückblickend: „Die Sportart hat mich ausgesucht, nicht ich mir die Sportart.“ Und so entwickelte sie fortan eine wahre Leidenschaft für das Kugelstoßen, nahm ein ernsthaftes und strukturiertes Training auf und konnte bereits früh erste Erfolge feiern.

Erfolge und Rückschläge

Doch dass Erfolg kein Dauerzustand ist und ein Spitzensportler auch mit Enttäuschungen und Verletzungspech konfrontiert ist, musste sie ebenso erfahren. „Meinen Weg konnte ich nur so gehen, weil ich den absoluten Rückhalt von meiner Familie und meinen Freunden habe. Ohne sie hätte ich es vielleicht gar nicht so weit gebracht im Leistungssport“, zeigt sich Christina Schwanitz dankbar. Und weiter: „Der Leistungssport hat mir unheimlich dabei geholfen, mein Selbstwertgefühl zu stärken und mit geradem Rücken und stolzer Brust durchs Leben zu gehen. Ob im Kraftraum oder im Kugelring, meine Erfolge und Leistungen soll man erst einmal nachmachen, bevor man sich abschätzig über mich und meine Sportart lustig macht“, gibt sie sich selbstbewusst.

Christina Schwanitz betreibt ihren Sport nicht nur als ambitionierte Athletin, nein, sie lebt ihren Sport mit voller Leidenschaft. Dem Klischee der Kuchenesser, die ja nur so ein rundes Ding von A nach B stoßen müssen, begegnet sie mittlerweile gewohnt humorvoll. „Von nichts kommt nichts“, sagt sie. „Die Grundvoraussetzung für jeden, der Leistungssport betreibt, ist Disziplin und Eigeninitiative“, zeigt sich die Kaderathletin ehrgeizig. „Selbst Inhalte, die ich persönlich vielleicht weniger mag, gehe ich motiviert an. Mein Trainer plant das Training ja nicht bewusst so, dass er mich ärgern kann, sondern konzipiert die Pläne im Hinblick auf eine mögliche Leistungssteigerung.“

Wie aus der schüchternen Christina Schwanitz ein etabliertes Aushängeschild der deutschen Leichtathletik geworden ist, zeigt nicht zuletzt die Aufnahme ihrer Disziplin in das Programm beim IAAF World Indoor-Meeting in Karlsruhe (4. Februar 2017). „Es ist unheimlich toll, dass die Veranstalter auf meine Leistungen und Außenwirkung reagieren und das Kugelstoßen der Frauen als eine Randdisziplin in den Mittelpunkt des Meetings rücken. Wegen einer Kugelstoßerin, das ist echt eine riesige Ehre für mich.“

Kleine Kugel, große Karriere – ein bewegtes Sportlerleben

Längst gehört die Sächsin mit einer Bestweite von 20,77 Metern zu den Persönlichkeiten des deutschen Sports und hat sich nicht nur durch ihre Europa- und Weltmeisterschaftstitel einen Namen gemacht, sondern auch dank ihrer herzlichen und sympathischen Art. Trotz internationaler Erfolge bleibt die Sportlerin des Jahres 2015 bodenständig und scheut sich nicht davor, offen mit Rückschlägen, wie dem für sie enttäuschenden sechsten Platz bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, umzugehen. Genau dieses Wechselspiel zwischen Erfolg und Rückschlägen greift sie auch in ihrer Biografie auf.

Hinter großen Sportlerkarrieren steckt immer mehr als bloßes Talent und die Glanzmomente auf dem Siegertreppchen. Was die Zuschauer sehen, ob live an der Wettkampfstätte oder vermittelt über die Medien, sind immer nur die Auftritte der Athleten im Rahmen von Wettbewerben und Meisterschaften. Anhand der erbrachten Leistung erfolgt die Zuordnung in Sieger und Verlierer, die Freude an Rekorden oder die große Enttäuschung, wenn die Athleten die in sie gesetzten Erwartungen nicht bestätigen. Eine Sportlerkarriere bemisst sich von außen betrachtet anhand von Titeln, Zahlen und Platzierungen.

Doch was steckt hinter all den Fakten, Daten und Bewertungen? Was passiert mit den Athleten emotional? Wie viel Arbeit steckt hinter all den Leistungen und wieso läuft es manchmal einfach nicht so, wie gewollt? Worin besteht das Geheimnis, auf den Punkt seine Leistungen abrufen zu können? Und wie fühlt es sich an, den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden? Über all diese Dinge erfahren die Zuschauer nur wenig. „Mit meiner Biografie will ich den Menschen zeigen, was es heißt, Leistungssportler in einer Randsportart zu sein", erklärt die Sportsoldatin, die ein gutes Zeitmanagement braucht, um das Training während der Bundeswehrlehrgänge aufrechterhalten zu können.

Buchempfehlung für den Winter

Obwohl Christina Schwanitz am 24. Dezember erst ihren 31. Geburtstag feiert, hat die gebürtige Dresdnerin bereits viel erlebt und zu erzählen. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere blickt sie auf ihren manchmal steinigen Weg zurück in die Weltspitze und gibt Einblick in das Leben einer Leistungssportlerin, die nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Sportart aus dem Schatten in das Licht der Öffentlichkeit bringt. Es ist Christina Schwanitz als Vorbild ein Anliegen „zu zeigen, dass es sich lohnt, für seine Ziele zu kämpfen, Herausforderungen anzunehmen und auch aus Rückschlägen gestärkt hervorzugehen und neu anzugreifen“.

Passend zur Weihnachtszeit ist das Buch "Es ist doch nur Kugelstoßen..." nun sowohl im Einzelhandel als auch <link https: www.amazon.de dp ref="sr_1_2?ie=UTF8&amp;qid=1481878919&amp;sr=8-2&amp;keywords=christina+schwanitz" _blank>online erhältlich. Besonders in den kalten Wintermonaten bietet die interessante Lektüre für Groß und Klein Gelegenheit, in die persönliche Welt von Christina Schwanitz einzutauchen und das Kugelstoßen sowie die Welt des Sports abseits des medialen Großspektakels ein wenig mehr lieben zu lernen. Die Chance, sich das Buch signieren zu lassen, gibt es voraussichtlich im Januar und Februar des neuen Jahres, wenn Christina Schwanitz eigene Lesungen abhalten wird. Alle näheren Informationen dazu werden auf ihrer <link https: www.facebook.com schwanitzchristina _blank>Facebook-Seite veröffentlicht.

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