Die frühere Sprinterin und Mehrkämpferin Silke Keller arbeitet als Diplomsportlehrerin am Institut für Sportwissenschaft der Stiftung Universität Hildesheim. Dort promovierte sie im Herbst 2014 mit der Arbeit "Motive und Einstellungen zum Seniorenleistungssport". Nachfolgend stellt Prof. Dr. Kuhlmann, seit 2004 Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover und Leiter des Arbeitsbereichs "Sport und Erziehung", ihre Dissertationsarbeit, die kürzlich in Buchform erschienen ist, als Lesetipp vor.
Dem Seniorensport gehört die Zukunft. Der Senioren-Leistungssport ist darin eingeschlossen.
Einige Sportarten eignen sich für Senioren mehr, andere vielleicht eher weniger. Einige Verbände haben deshalb längst ihr Wettkampfsystem für ältere Menschen national und sogar international ausgeweitet, andere denken darüber nach bzw. werden zukunftsfähige Entscheidungen diesbezüglich treffen müssen. Das vorhandene Angebot regelt schließlich die Nachfrage.
Die Diplom-Sportlehrerin Silke Keller hat nun eine "empirische Pionierstudie" vorgelegt, bei der sie Teilnehmer bei den Senioren-Europameisterschaften in der Leichtathletik bezüglich "Motive und Einstellungen" befragt hat.
Was treibt Senioren zum regelmäßigen intensiven Training? Wie kommen sie zum Sport und was erhoffen sie sich von den hohen physischen Anstrengungen? Geht es ihnen um den Sport an sich oder beispielsweise auch um Gesundheit sowie soziale Anerkennung? Das sind in etwa die erkenntnisleitenden Fragestellungen, die die Autorin mit der Untersuchungsgruppe anhand eines Fragebogens zu klären versucht hat.
Kombination aus Zufriedenheit im Sport und Lebensalltag
Im Ergebnis zeigt sich, dass es zu einer Vermischung der Motive und Einstellungen kommt: Die im Leistungssport aktiven Senioren suchen die Herausforderung im Wettkampf bzw. den Leistungsvergleich mit anderen, stellen ihre Aktivitäten aber auch als eine willkommene Möglichkeit dar, fit zu bleiben bzw. etwas für die Gesundheit zu tun.
Gleichsam sind sie am Erleben von Gemeinschaft interessiert: "Insgesamt stellen die wettkämpfenden Seniorenathleten mit ihrem unbändigen Willen sowie körperlicher und geistiger Frische eine positiv-beeindruckende Fraktion von ,best-agern' im Alterssport dar. Sie repräsentieren eine ideale Kombination aus Zufriedenheit im Sport und Zufriedenheit im Lebensalltag".
Fazit zur Studie
Ganz am Ende widmet sich die Autorin auch dem Thema Doping, das längst im Seniorenleistungssport Verbreitung gefunden hat, wobei sich die Kontrollen derzeit nur auf Urinproben beschränken. Die Befragten lehnten mehrheitlich Doping ab, gaben aber an, dass in ihren Reihen zu unerlaubten Mitteln gegriffen wird.
Ein kurzes Fazit zur Studie generell: Für die Sportart Leichtathletik bedeutet der Senioren-Leistungssport ein enormes Potenzial vor allem, wenn es noch besser gelingt, "Barrieren im Sport für Neu- bzw. Wiedereinsteiger zu überwinden und auf diese Weise wirkungsvoll dem all-gemeinen Mitgliederrückgang in Vereinen entgegenzusteuern". Das betrifft dann jedoch möglicherweise auch viele andere Sportarten, die dieses Potenzial ebenso für sich nutzen. Dem Senioren-Leistungssport gehört die Zukunft so oder so.
Buch-Informationen:
Silke Keller: Seniorenleistungssport. Motive und Einstellungen.
Hildesheim 2015: arete. 230 Seiten; 19,95 Euro