Deutschlands "Sportlerin des Jahres" Christina Schwanitz hat Innenminister Thomas de Maizière für seine Medaillenforderungen kritisiert und die Bedingungen für den Leistungssport bemängelt.
"Der Bundesinnenminister hat uns im Sommer im Leistungszentrum in Kienbaum besucht und gesagt: ‚Was haben denn die Sportler? Die haben doch super Bedingungen’", sagte Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) in einem Interview der "Welt am Sonntag". "Klar, wenn nicht dort, wo dann? Aber bei mir zu Hause in Chemnitz war er noch nie, um sich zu erkundigen. Bei uns wird im Winter die Halle geschlossen wegen Einsturzgefahr durch Schnee. Ich bin trotzdem Weltmeisterin geworden."
Die 30-Jährige meinte weiter: "Warum kann man das denn nicht den jüngeren Sportlern einfacher machen und sagen: Wir bieten euch super Bedingungen, damit ihr auch super viel rausholen könnt." Woran es in Deutschland nach Ansicht von Schwanitz vor allem kranke: "Von unten kommt zu wenig nach. Unser Sportsystem gibt einfach nicht mehr her."
Empörung nach hohen Medaillenforderungen
De Maizière hatte im Sommer im Lager der Sportler für Empörung gesorgt, als der CDU-Politiker meinte, die deutschen Spitzensportler müssten bei Olympia "mindestens ein Drittel mehr Medaillen bekommen" - ohne Aufstockung der staatlichen Unterstützung. Nach den gescheiterten Olympia-Plänen Hamburgs hatte er zudem von Konsequenzen für den Sport gesprochen.
"Inzwischen wurde ja ein bisschen zurückgerudert. Der Shitstorm war wohl doch etwas zu heftig", sagte Ringer-Weltmeister Frank Stäbler der "Welt am Sonntag". "Aber man sieht ja allein an dieser Aussage, wie weit manch einer vom wahren Hochleistungssport weg ist."
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)