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Das Jahr 2015 im Rückspiegel (II)

Medaillen, Rekorde, Schicksale. Das Leichtathletik-Jahr 2015 hat davon eine Menge zu bieten gehabt. leichtathletik.de hat die wichtigsten Schlagzeilen im großen Jahresrückblick zusammengestellt.
Jan-Henner Reitze

Mai

Mit Fate Tola Geleto (LG Braunschweig; 33:30,22 min) und Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth; 29:18,14 min) holen sich zwei gebürtige Äthiopier die DM-Titel über 10.000 Meter in Ohrdruf.

Zweimal Bronze für den DLV bei der Staffel-WM in Nassau (Bahamas) jeweils über 4x200 Meter für Frauen und Männer. Das Sprintquartett der Männer über 4x100 Meter macht mit Rang acht vorzeitig die Olympia-Quali klar. Insgesamt dominieren die USA, die sieben von zehn Titeln holen.

Ein ganz großer Athlet tritt ab: Haile Gebrselassie (Äthiopien) erklärt seine Karriere für beendet.

Mit Siegen und jeweils Bestleistung (67,53 m/ 67,93 m) in Wiesbaden und Hallen macht Diskuswerfer Christoph Harting (SCC Berlin) Schlagzeilen. Ganz kommt er an diese Weiten im weiteren Verlauf des Sommers nicht mehr heran, schafft aber dennoch den Schritt in die internationale Spitze und wird WM-Achter.

Es ist sein erster Streich des Jahres: Niklas Kaul (USC Mainz) schickt den 700-Gramm-Speer in Halle auf 83,94 Meter - deutsche U18-Bestleistung.

Nächstes Ausrufezeichen der DLV-Geher: Christopher Linke (1:22:06 h), Hagen Pohle (beide SC Potsdam; 1:23:07 h) und Carl Dohmann (SC Heel Baden-Baden; 1:23:16 h) gewinnen im spanischen Murcia den Europacup über 20 Kilometer.

Im Winter stand die Karriere nach einer Knie-OP noch auf der Kippe. Jetzt ist Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) so stark wie nie: 20,77 Meter in Peking (China). Was für ein WM-Generalprobe!

Mit 6.145 Punkten legt Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Ulm nach Baby- und Verletzungspause ein starkes Siebenkampf-Comeback hin.

Die ukrainische Hindernisläuferin Svitlana Shmidt verliert wegen Dopings ihr EM-Silber von 2012, Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) rückt auf Rang zwei vor, Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) wird nachträglich zur Bronze-Medaillen-Gewinnerin erklärt.

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und Michael Schrader (SC Hessen Dreieich) landen im Mehrkampf-Mekka Götzis (Österreich) einen Doppelsieg für den DLV. Rico Freimuth (SV Halle; 8.380) wird Vierter. Bei den Frauen endet der Siebenkampf für Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) mit Bestleistung (6.547 Punkte) und auf Platz zwei.

Juni

Alexej Mikhailov (Hannover 96) schickt den Sechs-Kilo-Hammer dicht an die 80 Meter, 79,96 Meter sind deutscher U20-Rekord.

Doping-Anschuldigungen gegen seinen Trainer Alberto Salazar werfen Mo Farah (Großbritannien) aus der Bahn, er sagt Rennen ab. Bei der WM wird der Langstreckler mit Gold über 5.000 und 10.000 Meter wieder einer der gefeierten Stars sein.

Weltrekord über 20 Kilometer Gehen: Die Chinesin Liu Hong legt die Strecke in La Coruna (Spanien) in 1:24:38 Stunden zurück.

Hartnäckige Fuß-Probleme zwingen Viertelmeilerin Esther Cremer (TV Wattenscheid 01) zum Verzicht auf die Saison.

Bei der Team-EM in Cheboksary erreicht der DLV Rang zwei hinter Gastgeber Russland. Einzelsiege gab es für Christina Schwanitz (19,82 m) und David Storl (SC DHfK Leipzig; 21,20 m) im Kugelstoßen, Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause (9:46,49 min), Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg; 61,69 m), Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4,75 m) und Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen; 8:34,35 min) über 3.000 Meter.

Saison-Aus auch für Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regenburg), der Mittelstrecklerin reißt die Achillessehne.

Michael Schrader gewinnt mit 8.419 Punkten den Zehnkampf von Ratingen. Im Siebenkampf setzt sich die Niederländerin Anouk Vetter (6.387 Punkte) durch. Dahinter löst Jennifer Oeser mit 6.306 Punkten das WM-Ticket.

Hochspringer Eike Onnen (LG Hannover) ist wieder da. Der WM-Siebte von 2007 fliegt in Bühl über 2,32 Meter.

Juli

Weitspringer Sebastian Bayer (Hamburger SV) beendet die Saison.

Auch Hindernis-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt muss bekannt geben, dass die WM ohne sie stattfindet. Eine Fuß-OP ist unausweichlich.

Die DLV-Athleten räumen bei der Universiade im koreanischen Gwangju ab. Martin Grau (LSC Höchstadt-Aisch; 8:31,55 min), Siebenkämpferin Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5.965 Punkte) und Kugelstoßerin Lena Urbaniak (LG Filstal; 18,00 m) gewinnen Gold. Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 1:59,54 min) bleibt als Dritte über 800 Meter erstmals unter zwei Minuten.

2014 war Mittelstreckler Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald) der Shooting-Star. 2015 muss er seine Saison wegen einer Oberschenkelverletzung vorzeitig beenden.

Die 22 Meter sind geknackt: David Storl wuchtet die Kugel in Lausanne (Schweiz) auf 22,20 Meter.

Bei der U23-EM in Tallinn (Estland) glänzt Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) mit Dreifach-Gold über 100 Meter (11,47 sec), 200 Meter (23,16 sec) und mit der Sprintstaffel (43,47 sec). Über Gold jubeln auch Speerwerferin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 65,60 m) und die Weitspringer Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,73 m) und Fabian Heinle (LG Stadtwerke Tübingen; 8,14 m). Shanice Craft (MTG Mannheim; 63,83 m) führt im Diskus-Wurf einen DLV-Sweep an. Mit siebenmal Gold, viermal Silber und sechsmal Bronze liegt der DLV in Medaillenspiegel und Nationenwertung vorn.

Noch ein Athlet muss die Saison beenden, 1.500-Meter-Spezialist Homiyu Tesfaye wird von Knieproblemen ausgebremst.

In der Halle noch zu EM-Silber über 60 Meter, den Sommer muss Sprinter Christian Blum (TV Wattenscheid 01) mit einem Teilriss der Achillessehne beenden.

Die U18-WM in Cali (Kolumbien) krönt Niklas Kaul mit dem Sieg im Zehnkampf und 8.002 Punkten. In einem Wettbewerb mit 700-Gramm-Speer und Fünf-Kilo-Kugel hat noch kein U18-Athlet in der Geschichte die 8.000 Punkte übertroffen. Dazu holt er noch Silber im Speerwurf (78,05 m). Gold gewinnt ebenfalls Kugelstoßerin Julia Ritter (SuS Oberaden; 18,53 m).

Bei diesen Mittelstrecken-Zeiten beim Diamond League-Meeting in Monacco (Monte Carlo) kann man sich nur ungläubig die Augen reiben. Die Äthiopierin Genzebe Dibaba steigert den Fabel-Weltrekord über 1.500 Meter auf 3:50,07 Minuten.

Viermal Gold und insgesamt 17mal Edelmetall. Das DLV-Team landet in der Nationenwertung der U20-EM in Eskilstuna auf Rang zwei. Zweimal ganz oben steht Alina Reh (TSV Erbach) über 3.000 Meter (9:12,29 min) und 5.000 Meter (16:02,01 min), Gold holen auch Gina Lückenkemper (LAZ Soest) mit windunterstützten 22,41 Sekunden über 200 Meter und Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 57,47 m) im Diskuswurf.

Auf dem Nürnberger Hauptmarkt machen die DLV-Weitspringer erfolgreich Werbung für die Stadion-Leichtathletik. Beim ausgelagerten DM-Wettbewerb triumphieren Lena Malkus (SC Preußen Münster; 6,74 m) und Fabian Heinle (8,03 m).

Im Regen von London (Großbritannien) meldet sich Usain Bolt über 100 Meter (9,87 sec) zurück.

Die stimmungsvollen Stadion-Wettbewerbe der DM in Nürnberg krönen Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,94 m) mit Bestleistung, Alina Reh als jüngste Titelträgerin des Jahrtausends und deutschem U20-Rekord über 5.000 Meter (15:51,48 min) sowie starke Felder in den Diskus- und Speer-Wettbewerben. Ein weiterer Gänsehaut-Moment ist der Abschied von Hammerwerfer Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen).

Der DLV nominiert 66 Athleten für die WM in Peking (China).

Schockmoment für die Stabhochsprung-Szene. Österreichs Rekordhalterin Kira Grünberg stürzt im Training schwer, bricht sich die Halswirbel. Diagnose: Querschnittslähmung.

Mit einem Sieg in Stockholm (Schweden) macht Christina Schwanitz den Gesamtsieg in der Diamond League vorzeitig klar.

August


Als erste Frau übertrifft Anita Wlodarczyk (Polen) bei einem offiziellen Wettbewerb im polnischen Cetniewo mit dem Hammer die 80-Meter-Marke. 81,08 Meter. Weltrekord.

Jena erlebt eine spannende Jugend-DM. Sprinterin Lisa Mayer (LG Langgöns-Oberkleen) ist mit Gold über 100 Meter (11,39 sec) und 200 Meter (23,29 sec) eine der herausragenden Athletinnen. Bitter: Tom Meier (LC Jena) gewinnt zwar das Speerwerfen der U20 (68,32 m), zieht sich aber einen Kreuzbandriss zu.

Eine weitere ARD-Dokumentation sorgt vor der WM für Wirbel. Der Weltverband IAAF weist Vorwürfe zurück, dass aus einer Datenbank mit zahlreichen verdächtigen Blutwerten von Top-Athleten keine Konsequenzen gezogen wurden. Neben Russland rückt auch Kenia zunehmend in den Fokus der Doping-Vorwürfe.

Nach einer Ellenbenbogen-OP hat Kugelstoß-Olympiasiegerin Valerie Adams (Neuseeland) ihre alte Stärke noch nicht zurückgefunden. Sie verzichtet auf einen WM-Start.

Als Einzel-Sieger beim Thorpe Cup in Bernhausen legt Jan Felix Knobel (Königsteiner LV; 8.045 Punkte) ein gelungenes Zehnkampf-Comeback hin.

Die WM kommt für Titelverteidiger Robert Harting (SCC Berlin) zu früh. Der Diskus-Olympiasieger sagt einen Start nach seinem Kreuzbandriss im Herbst 2014 ab.

Asli Cakir Alptekin wird wegen Dopings bis zum Jahr 2021 gesperrt. Die Türkin verliert außerdem Olympia-Gold von London über 1.500 Meter.

Der Brite Sebastian Coe wird zum neuen Präsidenten des Weltverbandes IAAF gewählt. Er setzt sich gegen Sergey Bubka (Ukraine) durch und löst den Senegalesen Lamine Diack nach fast 16 Jahren im Amt ab.

Raúl Spank (LG Nord Berlin) gibt bekannt, dass er sich in Zukunft auf den Dreisprung konzentriert.

Goldener Auftakt in Peking! WM-Gold für Kugelstoßerin Christina Schwanitz mit 20,37 Metern.

Usain Bolt (9,79 sec) gewinnt das zum "Gut gegen Böse" hochstilisierte 100-Meter-Duell gegen Justin Gatlin (USA; 9,80 sec). Im Kugelstoßen muss sich Titelverteidiger David Storl (21,74 m) diesmal mit Silber hinter US-Boy Joe Kovacs (21,93 m) zufrieden geben.

Raphael Holzdeppe behält die Nerven und springt mit seiner letzten Chance über 5,90 Meter und zu WM-Silber im Stabhochsprung. Gold geht an Shawn Barber (Kanada; 5,90 m) und wieder nicht an den Franzosen Renaud Lavillenie.

Die DLV-Diskuswerferinnen sind bärenstark. Nadine Müller (SC DHfK Leipzig; 65,53 m) unterstreicht das mit WM-Bronze. Julia Fischer (SCC Berlin; 63,88 m) und Shanice Craft (63,10 m) landen auf den Plätzen fünf und sieben.

Unerwarteter Medaillen-Coup I: Gesa Felicitas Krause läuft in Bestzeit (9:19,25 min) zu WM-Bronze über die Hindernisse und spurtet sogar um Gold mit.

Unerwarteter Medaillen-Coup II: Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) geht im Hürden-Finale ab wie eine Rakete und stürmt zu Silber in 12,59 Sekunden.

Rico Freimuth erfüllt sich seinen Medaillen-Traum: WM-Dritter im Zehnkampf mit 8.561 Punkten.

Der letzte Akt des DLV in Peking ist ein goldener: Speerwerferin Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) steigert sich im letzten Durchgang auf 67,59 Meter und darf ganz oben aufs Treppchen. Der perfekte Schlusspunkt einer starken WM, die so viele Nationenpunkte bringt wie seit 1999 nicht mehr.

<link news:44808>Das Jahr im Rückspiegel (I)

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