| EM-Marathon 2014

Daunay bezwingt Straneo - Mocki muss aussteigen

40 Kilometer liefen sie gemeinsam, dann folgte die Attacke von Christelle Daunay: Die Französin rannte der Vize-Weltmeisterin Valeria Straneo (Italien) davon und holte in 2:25:14 Stunden Marathon-Gold. Sabrina Mockenhaupt kam vier Tage nach ihrem sechsten Platz über 10.000 Meter nicht ins Ziel: Eine Verletzung am Fußgelenk erwies sich als zu schmerzhaft.
Silke Morrissey

Es wurde das schnellste EM-Marathonrennen der Geschichte, und das auf einer schwierigen, weil welligen Strecke. Aufs Tempo drückte zum Rennende ein Duo aus Frankreich und Italien, das sich nach Kilometer 25 abgesetzt hatte. Die 39 Jahre alte Christelle Daunay, Frankreichs Landesrekordlerin mit Bestzeit von 2:24:22 Stunden, hatte sich die meisten Körner gespart und erzielte mit EM-Gold den größten Erfolg ihrer Karriere.

Für Valeria Straneo (2:25:27 h) gab es nach WM-Silber mit EM-Silber das nächste internationale Edelmetall. Bronze ging nach Portugal an Jessica Augusto (2:25:41 h). Alle drei  Erstplatzierten blieben unter dem Meisterschaftsrekord von 2:26:05 Stunden. Für Titelverteidigerin Anna Incerti (Italien; 2:29:58 h) blieb Rang sechs in der Einzelwertung und Gold mit dem italienischen Team, das Nadia Ejjafini (2:32:34 h) vervollständigte.

Sabrina Mockenhaupt versucht alles

Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), mit einer Bestzeit von 2:26:21 Stunde beste Marathonläuferin eines DLV-Trios, wollte für die Teamwertung vier Tage nach ihrem 10.000-Meter-Auftritt noch einmal alles geben. Aber es kam anders. Schmerzen im rechten Fußgelenk, zugezogen bei einem Schubser in den Innenraum beim Bahnrennen, machten ein Rennen über die 42,195 Kilometer lange Marathondistanz unmöglich.

Vier Tage lange war die kleine Siegerländerin behandelt worden, damit das DLV-Team vollständig an der Startlinie stehen konnte. Für die Mannschaft biss sie die Zähne zusammen, nahm nach Runde zwei noch einmal die Beine in die Hand, nachdem sie schon gegangen war - aber der Körper spielte nicht mit. Tieftraurig brach Sabrina Mockenhaupt bald nach der Halbmarathon-Marke zum ersten Mal in ihrer Karriere einen Marathon ab.

Freudentränen bei Mona Stockhecke

Die weiteren deutschen Starterinnen Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg) und Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) kämpften sich bei kühlen Temperaturen und nasser Strecke bis zum Ende durch.

Mit einem strahlenden Lächeln überquerte Mona Stockhecke in ihrer Wahlheimat bei ihrem EM-Debüt nach 2:35:44 Stunden die Ziellinie, Platz 22, nur rund anderthalb Minuten über Bestzeit. Noch Minuten später glitzerten Freudentränen in ihren Augenwinkeln – viele Freunde und Bekannte hatten sie in Zürich auf der Strecke angefeuert und ihre Premiere im Nationaldress zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht.

Katharina Heinig belegte in 2:40,11 Minuten einen achtbaren 28. Rang in einem Feld von insgesamt 53 Teilnehmerinnen. Das Rennen lief nicht hundertprozentig rund für die zweite EM-Debütantin im DLV-Marathon-Team, zweimal musste sie kurz austreten und führte das auf ihre Nervosität zurück. Zwischendurch ging der Rennrythmus ein wenig verloren, gegen Ende konnte sie aber noch einmal aufdrehen und einige Läuferinnen einkassieren.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg):

Ich wollte wirklich durchlaufen! Aber mein rechter Knöchel hat nicht mitgespielt. Da hatte ich irgendwie eine Prellung. Es tut mir unendlich leid für die Mannschaft. Wer jetzt denkt, der Ausstieg war zu erwarten gewesen: Das war er nicht! Die Irin Fionnuala Britton hat gezeigt, dass ein Doppelstart möglich ist. Wir haben vier Tage lang alles dafür gegeben, dass ich hier starten kann. Ich bin noch nie bei einem Marathon ausgestiegen. Die Strecke war nicht so schlimm, die Stimmung war gut. Aber ich habe von Anfang gemerkt, dass ich keinen richtigen Schritt ziehen kann. Ich bin immer langsamer geworden, es ging nichts mehr. Ich bin enttäuscht, ich hatte mir viel mehr erwartet. Ich wäre hier auch als Letzte durchs Ziel gelaufen!

Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg):

Ich bin noch vollkommen überwältigt. Alles ist aufgegangen, das war perfekt. An der Strecke haben mich Freunde mit ihrer Anfeuerung den Hang hochgetragen, überall habe ich „Go Mona“ gehört, auf den Hang war sogar ein Schriftzug aufgesprüht. Ich bin wegen der Liebe in Zürich gelandet, dann habe ich hier studiert und meine Dissertation geschrieben, jetzt bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ETH Zürich im Bereich Klimageologie. Ich kenne hier jeden Meter der Strecke. Unser Ziel als Team war schon eine Medaille, schade, dass uns die dritte Läuferin abhanden gekommen ist. Ich bin schon in der ersten Runde auf Sabrina aufgelaufen und da wusste ich, dass irgendwas nicht stimmt, aber ich habe versucht, das auszublenden.

Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt):

Am Anfang hat es Spaß gemacht, dann war es vor allem harte Arbeit. Ich war sehr nervös, musste auch zweimal in die Büsche und habe dadurch meinen Laufthythmus verloren. Am Ende konnte ich noch ein paar Athletinnen einkassieren, die Menschenmassen am Streckenrand haben für den harten Kampf entschädigt. Die Siegerin ist 15 Jahre älter als ich. 15 Jahre, 15 Minuten Vorsprung (lacht).

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